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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England.
um 1512 unter diesem Ausdruck verstand. Die 2000 vollständigen
Harnische, genannt "Almayne ryvettes", sollten dem Muster ent-
sprechen, welches John Dauncy in Händen hatte, und stets be-
stehen aus einer Haube (salet), einem Halsberge (gorget), einem
Brust- und einem Rückenpanzer.

Der Preis war in wenigen Jahren bedeutend gestiegen, denn 1509
waren nur 8 Schillinge und 1511 11 Schillinge für eine Rüstung be-
zahlt worden. Ebenso wurden grosse Quantitäten von Kanonen aus
Gusseisen, Schmiedeeisen und Bronze von Hans Popenruyter
zu Mecheln auf königliche Rechnung bezogen.

Ausser fertigen Waffen wurde auch Material für Waffen bezogen.
Im Mai 1516 erscheint eine Zahlung an John Hurdy von der Fisch-
händlerzunft für vier Gebund Isebroke Stahl zur Waffenbereitung mit
8 Pfd. Sterl. 6 Sh. 8 P. Isebroke steht für Innsbruck, und unter Inns-
brucker Stahl ist guter steirischer oder kärntner Stahl gemeint, ähn-
lich wie ungarisches (Hungere) Eisen für steirisches Eisen gebraucht
wird.

1520 veranlasste Heinrich VIII. zwei Waffenschmiede, Rauffe
Brand
und Richard Pelland, nach Flandern und Deutschland zu
gehen, um Waffen, namentlich Turnierwaffen, zu kaufen. Um diese
Zeit kamen nicht nur Waffen, Kanonen und Kanonenkugeln vom Aus-
lande, sondern König Heinrich veranlasste auch deutsche Steinkugel-
macher nach England zu kommen. Seine Büchsenmeister waren fast
alle Ausländer, namentlich Deutsche, teilweise auch die Musketiere.
1535 wurde Mores mit Dethick, einem geborenen Deutschen
(dutchman), welcher ein Waffenschmied des Königs in Greenwich war,
nach Lübeck "und Deutschland" geschickt, von wo sie nach mehreren
Monaten mit einigen Hundert Musketieren und alten Soldaten zurück-
kehrten.

Daneben aber war Heinrich VIII. eifrig bemüht, eine Waffen-
fabrikation in England selbst zu gründen und zu fördern.

Einzelne Waffenschmiedemeister waren ja auch schon vordem im
Solde der Könige gewesen. Zu Heinrich VII. Zeit werden genannt:
die englischen Waffenschmiede John Smythe und Robert Litton,
die französischen Philipp de Vigne und Ralph de Pontew,
Panzerer des Königs (maker of brigantines to the king) und ferner
Vincent Tutellar (auch als Tenteler und Tutalez angeführt), ver-
mutlich ein Spanier, welcher einen Jahresgehalt von 20 Pfd. Sterl.
bezog. Weit grösser war die Zahl der namentlich bekannten Waffen-
schmiede Heinrichs VIII.; darunter die Engländer William Gurre

England.
um 1512 unter diesem Ausdruck verstand. Die 2000 vollständigen
Harnische, genannt „Almayne ryvettes“, sollten dem Muster ent-
sprechen, welches John Dauncy in Händen hatte, und stets be-
stehen aus einer Haube (salet), einem Halsberge (gorget), einem
Brust- und einem Rückenpanzer.

Der Preis war in wenigen Jahren bedeutend gestiegen, denn 1509
waren nur 8 Schillinge und 1511 11 Schillinge für eine Rüstung be-
zahlt worden. Ebenso wurden groſse Quantitäten von Kanonen aus
Guſseisen, Schmiedeeisen und Bronze von Hans Popenruyter
zu Mecheln auf königliche Rechnung bezogen.

Auſser fertigen Waffen wurde auch Material für Waffen bezogen.
Im Mai 1516 erscheint eine Zahlung an John Hurdy von der Fisch-
händlerzunft für vier Gebund Isebroke Stahl zur Waffenbereitung mit
8 Pfd. Sterl. 6 Sh. 8 P. Isebroke steht für Innsbruck, und unter Inns-
brucker Stahl ist guter steirischer oder kärntner Stahl gemeint, ähn-
lich wie ungarisches (Hungere) Eisen für steirisches Eisen gebraucht
wird.

1520 veranlaſste Heinrich VIII. zwei Waffenschmiede, Rauffe
Brand
und Richard Pelland, nach Flandern und Deutschland zu
gehen, um Waffen, namentlich Turnierwaffen, zu kaufen. Um diese
Zeit kamen nicht nur Waffen, Kanonen und Kanonenkugeln vom Aus-
lande, sondern König Heinrich veranlaſste auch deutsche Steinkugel-
macher nach England zu kommen. Seine Büchsenmeister waren fast
alle Ausländer, namentlich Deutsche, teilweise auch die Musketiere.
1535 wurde Mores mit Dethick, einem geborenen Deutschen
(dutchman), welcher ein Waffenschmied des Königs in Greenwich war,
nach Lübeck „und Deutschland“ geschickt, von wo sie nach mehreren
Monaten mit einigen Hundert Musketieren und alten Soldaten zurück-
kehrten.

Daneben aber war Heinrich VIII. eifrig bemüht, eine Waffen-
fabrikation in England selbst zu gründen und zu fördern.

Einzelne Waffenschmiedemeister waren ja auch schon vordem im
Solde der Könige gewesen. Zu Heinrich VII. Zeit werden genannt:
die englischen Waffenschmiede John Smythe und Robert Litton,
die französischen Philipp de Vigne und Ralph de Pontew,
Panzerer des Königs (maker of brigantines to the king) und ferner
Vincent Tutellar (auch als Tenteler und Tutalez angeführt), ver-
mutlich ein Spanier, welcher einen Jahresgehalt von 20 Pfd. Sterl.
bezog. Weit gröſser war die Zahl der namentlich bekannten Waffen-
schmiede Heinrichs VIII.; darunter die Engländer William Gurre

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[884/0904] England. um 1512 unter diesem Ausdruck verstand. Die 2000 vollständigen Harnische, genannt „Almayne ryvettes“, sollten dem Muster ent- sprechen, welches John Dauncy in Händen hatte, und stets be- stehen aus einer Haube (salet), einem Halsberge (gorget), einem Brust- und einem Rückenpanzer. Der Preis war in wenigen Jahren bedeutend gestiegen, denn 1509 waren nur 8 Schillinge und 1511 11 Schillinge für eine Rüstung be- zahlt worden. Ebenso wurden groſse Quantitäten von Kanonen aus Guſseisen, Schmiedeeisen und Bronze von Hans Popenruyter zu Mecheln auf königliche Rechnung bezogen. Auſser fertigen Waffen wurde auch Material für Waffen bezogen. Im Mai 1516 erscheint eine Zahlung an John Hurdy von der Fisch- händlerzunft für vier Gebund Isebroke Stahl zur Waffenbereitung mit 8 Pfd. Sterl. 6 Sh. 8 P. Isebroke steht für Innsbruck, und unter Inns- brucker Stahl ist guter steirischer oder kärntner Stahl gemeint, ähn- lich wie ungarisches (Hungere) Eisen für steirisches Eisen gebraucht wird. 1520 veranlaſste Heinrich VIII. zwei Waffenschmiede, Rauffe Brand und Richard Pelland, nach Flandern und Deutschland zu gehen, um Waffen, namentlich Turnierwaffen, zu kaufen. Um diese Zeit kamen nicht nur Waffen, Kanonen und Kanonenkugeln vom Aus- lande, sondern König Heinrich veranlaſste auch deutsche Steinkugel- macher nach England zu kommen. Seine Büchsenmeister waren fast alle Ausländer, namentlich Deutsche, teilweise auch die Musketiere. 1535 wurde Mores mit Dethick, einem geborenen Deutschen (dutchman), welcher ein Waffenschmied des Königs in Greenwich war, nach Lübeck „und Deutschland“ geschickt, von wo sie nach mehreren Monaten mit einigen Hundert Musketieren und alten Soldaten zurück- kehrten. Daneben aber war Heinrich VIII. eifrig bemüht, eine Waffen- fabrikation in England selbst zu gründen und zu fördern. Einzelne Waffenschmiedemeister waren ja auch schon vordem im Solde der Könige gewesen. Zu Heinrich VII. Zeit werden genannt: die englischen Waffenschmiede John Smythe und Robert Litton, die französischen Philipp de Vigne und Ralph de Pontew, Panzerer des Königs (maker of brigantines to the king) und ferner Vincent Tutellar (auch als Tenteler und Tutalez angeführt), ver- mutlich ein Spanier, welcher einen Jahresgehalt von 20 Pfd. Sterl. bezog. Weit gröſser war die Zahl der namentlich bekannten Waffen- schmiede Heinrichs VIII.; darunter die Engländer William Gurre

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/904>, abgerufen am 22.11.2024.