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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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schliesslich mit der Hand gemacht und gezogen. Die Deutschen
führten damals in dem Forest of Dean und in andern Gegenden die
Kunst, ihn mittels Wasserkraft zu ziehen (of drawing it by mill), ein.
Besonders genannt wird Christoph Schultz aus Annaberg in
Sachsen, welcher nach England gekommen war wegen der Freiheit,
für Fremde nach Erzen zu schürfen1). Der grösste Teil des Eisen-
drahtes und fertig gemachter Wollkratzen waren bis dahin eingeführt
worden. Auch die Eisen- und Drahtwerke von Abbey Tintern
waren von Deutschen errichtet worden. Um diese Zeit liess sich auch
eine Kolonie von deutschen Stahlschmieden am Derventfluss, einige
Meilen von der gleichnamigen Stadt in Durham, nieder. Sie machten
sich bekannt durch ihre Schwerter und Schmiedwerkzeuge und wur-
den die Begründer der berühmten Stahlfabrikation in Durham und
Northumberland2). Im Hinblick auf den Holzmangel heisst es in den
"Erwägungen für das Parlament im Jahre 1559", dass Eisenhämmer
(iron mills) aus dem Reiche verbannt werden möchten (!), denn wo
vormals das Holz auf dem Haufen kaum etwas gekostet habe, da koste
es jetzt infolge der Eisenwerke zwei Schillinge die Last. Vordem wurde
spanisches Eisen für fünf Mark die Tonne verkauft, jetzt, seitdem es
Eisenhütten hier giebt, wird englisches Eisen für neun verkauft. In
Sussex nahm die Eisenindustrie um jene Zeit einen grossartigen Auf-
schwung. Elisabeth hatte den aus Frankreich und den Niederlanden
vertriebenen Protestanten eine Freistatt eröffnet. Viele fremde Eisen-
arbeiter, Flamländer, Deutsche und Franzosen kamen nach Sussex,
und da bei der neuen Industrie viel Geld gewonnen wurde, so warfen
sich die adligen Grundbesitzer mit Eifer darauf und brachten ihre
alten Hochwaldungen zum Opfer. Die Nevilles, Howards, Percys,
Stanleys, Montagues, Pelhams, Ashburnhams, Sidneys, Sackvilles,
Dacres und Finshes betrieben damals das Eisengewerbe mit dem-
selben Eifer, wie heute die Grossindustriellen zu Wolverhampton,
Birmingham u. s. w. Die Holznot nahm aber dadurch immer
mehr zu.

Ein weiteres Gesetz zur Verhinderung der Zerstörung des Bau-
holzes wurde deshalb 1581 erlassen, welches hervorhob, dass durch
die Errichtung verschiedener neuer Eisenhämmer (iron mills) in
letzterer Zeit an verschiedenen Plätzen des Reiches in geringer Ent-
fernung von London und dessen Vorstädten, oder von den Dünen

1) Siehe Lardner, a. a. O., Bd. II. S. 329.
2) Siehe Mining and Smelting Magazine, Vol. IV, No. 23, Nov. 1863.

England.
schlieſslich mit der Hand gemacht und gezogen. Die Deutschen
führten damals in dem Forest of Dean und in andern Gegenden die
Kunst, ihn mittels Wasserkraft zu ziehen (of drawing it by mill), ein.
Besonders genannt wird Christoph Schultz aus Annaberg in
Sachsen, welcher nach England gekommen war wegen der Freiheit,
für Fremde nach Erzen zu schürfen1). Der gröſste Teil des Eisen-
drahtes und fertig gemachter Wollkratzen waren bis dahin eingeführt
worden. Auch die Eisen- und Drahtwerke von Abbey Tintern
waren von Deutschen errichtet worden. Um diese Zeit lieſs sich auch
eine Kolonie von deutschen Stahlschmieden am Derventfluſs, einige
Meilen von der gleichnamigen Stadt in Durham, nieder. Sie machten
sich bekannt durch ihre Schwerter und Schmiedwerkzeuge und wur-
den die Begründer der berühmten Stahlfabrikation in Durham und
Northumberland2). Im Hinblick auf den Holzmangel heiſst es in den
„Erwägungen für das Parlament im Jahre 1559“, daſs Eisenhämmer
(iron mills) aus dem Reiche verbannt werden möchten (!), denn wo
vormals das Holz auf dem Haufen kaum etwas gekostet habe, da koste
es jetzt infolge der Eisenwerke zwei Schillinge die Last. Vordem wurde
spanisches Eisen für fünf Mark die Tonne verkauft, jetzt, seitdem es
Eisenhütten hier giebt, wird englisches Eisen für neun verkauft. In
Sussex nahm die Eisenindustrie um jene Zeit einen groſsartigen Auf-
schwung. Elisabeth hatte den aus Frankreich und den Niederlanden
vertriebenen Protestanten eine Freistatt eröffnet. Viele fremde Eisen-
arbeiter, Flamländer, Deutsche und Franzosen kamen nach Sussex,
und da bei der neuen Industrie viel Geld gewonnen wurde, so warfen
sich die adligen Grundbesitzer mit Eifer darauf und brachten ihre
alten Hochwaldungen zum Opfer. Die Nevilles, Howards, Percys,
Stanleys, Montagues, Pelhams, Ashburnhams, Sidneys, Sackvilles,
Dacres und Finshes betrieben damals das Eisengewerbe mit dem-
selben Eifer, wie heute die Groſsindustriellen zu Wolverhampton,
Birmingham u. s. w. Die Holznot nahm aber dadurch immer
mehr zu.

Ein weiteres Gesetz zur Verhinderung der Zerstörung des Bau-
holzes wurde deshalb 1581 erlassen, welches hervorhob, daſs durch
die Errichtung verschiedener neuer Eisenhämmer (iron mills) in
letzterer Zeit an verschiedenen Plätzen des Reiches in geringer Ent-
fernung von London und dessen Vorstädten, oder von den Dünen

1) Siehe Lardner, a. a. O., Bd. II. S. 329.
2) Siehe Mining and Smelting Magazine, Vol. IV, No. 23, Nov. 1863.
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[892/0912] England. schlieſslich mit der Hand gemacht und gezogen. Die Deutschen führten damals in dem Forest of Dean und in andern Gegenden die Kunst, ihn mittels Wasserkraft zu ziehen (of drawing it by mill), ein. Besonders genannt wird Christoph Schultz aus Annaberg in Sachsen, welcher nach England gekommen war wegen der Freiheit, für Fremde nach Erzen zu schürfen 1). Der gröſste Teil des Eisen- drahtes und fertig gemachter Wollkratzen waren bis dahin eingeführt worden. Auch die Eisen- und Drahtwerke von Abbey Tintern waren von Deutschen errichtet worden. Um diese Zeit lieſs sich auch eine Kolonie von deutschen Stahlschmieden am Derventfluſs, einige Meilen von der gleichnamigen Stadt in Durham, nieder. Sie machten sich bekannt durch ihre Schwerter und Schmiedwerkzeuge und wur- den die Begründer der berühmten Stahlfabrikation in Durham und Northumberland 2). Im Hinblick auf den Holzmangel heiſst es in den „Erwägungen für das Parlament im Jahre 1559“, daſs Eisenhämmer (iron mills) aus dem Reiche verbannt werden möchten (!), denn wo vormals das Holz auf dem Haufen kaum etwas gekostet habe, da koste es jetzt infolge der Eisenwerke zwei Schillinge die Last. Vordem wurde spanisches Eisen für fünf Mark die Tonne verkauft, jetzt, seitdem es Eisenhütten hier giebt, wird englisches Eisen für neun verkauft. In Sussex nahm die Eisenindustrie um jene Zeit einen groſsartigen Auf- schwung. Elisabeth hatte den aus Frankreich und den Niederlanden vertriebenen Protestanten eine Freistatt eröffnet. Viele fremde Eisen- arbeiter, Flamländer, Deutsche und Franzosen kamen nach Sussex, und da bei der neuen Industrie viel Geld gewonnen wurde, so warfen sich die adligen Grundbesitzer mit Eifer darauf und brachten ihre alten Hochwaldungen zum Opfer. Die Nevilles, Howards, Percys, Stanleys, Montagues, Pelhams, Ashburnhams, Sidneys, Sackvilles, Dacres und Finshes betrieben damals das Eisengewerbe mit dem- selben Eifer, wie heute die Groſsindustriellen zu Wolverhampton, Birmingham u. s. w. Die Holznot nahm aber dadurch immer mehr zu. Ein weiteres Gesetz zur Verhinderung der Zerstörung des Bau- holzes wurde deshalb 1581 erlassen, welches hervorhob, daſs durch die Errichtung verschiedener neuer Eisenhämmer (iron mills) in letzterer Zeit an verschiedenen Plätzen des Reiches in geringer Ent- fernung von London und dessen Vorstädten, oder von den Dünen 1) Siehe Lardner, a. a. O., Bd. II. S. 329. 2) Siehe Mining and Smelting Magazine, Vol. IV, No. 23, Nov. 1863.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/912>, abgerufen am 22.11.2024.