Grund darin, dass das richtige Ausmass der Kräfte fehlte, was nicht zu verwundern ist, in einer Zeit, wo man von der Festigkeitslehre noch so gut wie nichts wusste und die Tragfähigkeit der Konstruktions- materialien noch ganz unbekannt war; oft wird es also nur eine zu schwache Schraube oder Klammer gewesen sein, welche ein Unglück wie das obige veranlasste 1).
Papin liess sich nicht entmutigen, er verbesserte seinen Apparat, gab ihm die zweckmässigere Form eines Fasses und der Versuch ge- lang sehr gut.
Auch auf anderen Gebieten bewährte sich sein Erfindungstalent. Für den Grafen von Sayn-Wittgenstein konstruierte er einen ver- besserten Heizofen. Da er erkannte, dass die Luftzufuhr die Haupt- sache sei, so bewirkte er diese künstlich durch einen Zentrifugal- ventilator. Hier haben wir also bereits die Feuerung mit Unter-
[Abbildung]
Fig. 201.
[Abbildung]
konzentrisch
[Abbildung]
exzentrisch
wind. Ebenso erkannte er die Wichtigkeit des Vorwärmens der Luft und wendete dieselbe bei einem Glasschmelzofen an 2). Ebenso machte er dem Grafen von Zinzendorf in Böhmen einen Vorschlag für eine Wasserhebmaschine. Auch hier war die Idee richtig, die Ausführung scheiterte aber an der Mangelhaftigkeit der Technik jener Zeit. -- Zentrifugalpumpen und Ventilatoren (Fig. 201) konstruierte Papin bereits, mit Unrecht aber hat man ihm die erste Erfindung derselben zugeschrieben. Ventilatoren waren schon zu Agricolas Zeit in den Bergwerken in Anwendung und den Zentri-
1)Smiles sagt sehr richtig: Papin, obgleich fruchtbar an Ideen, arbeitete unter dem grossen Nachteil, dass er kein Mechaniker war. Bei neuen, noch un- erprobten Maschinen kann man sich nicht auf die Augen und Hände anderer ver- lassen. Augen und Hände, die nicht in kunstfertiger Arbeit durch Erfahrung geübt und vom richtigen Verständnis geleitet werden, sind nur von verhältnis- mässig geringem Wert. Die Chancen des Erfolges sind weit grösser, wenn Ver- stand, Augen und Hände derselben Person angehören.
2) Siehe Gerland, a. a. O., S. 68.
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
Grund darin, daſs das richtige Ausmaſs der Kräfte fehlte, was nicht zu verwundern ist, in einer Zeit, wo man von der Festigkeitslehre noch so gut wie nichts wuſste und die Tragfähigkeit der Konstruktions- materialien noch ganz unbekannt war; oft wird es also nur eine zu schwache Schraube oder Klammer gewesen sein, welche ein Unglück wie das obige veranlaſste 1).
Papin lieſs sich nicht entmutigen, er verbesserte seinen Apparat, gab ihm die zweckmäſsigere Form eines Fasses und der Versuch ge- lang sehr gut.
Auch auf anderen Gebieten bewährte sich sein Erfindungstalent. Für den Grafen von Sayn-Wittgenstein konstruierte er einen ver- besserten Heizofen. Da er erkannte, daſs die Luftzufuhr die Haupt- sache sei, so bewirkte er diese künstlich durch einen Zentrifugal- ventilator. Hier haben wir also bereits die Feuerung mit Unter-
[Abbildung]
Fig. 201.
[Abbildung]
konzentrisch
[Abbildung]
exzentrisch
wind. Ebenso erkannte er die Wichtigkeit des Vorwärmens der Luft und wendete dieselbe bei einem Glasschmelzofen an 2). Ebenso machte er dem Grafen von Zinzendorf in Böhmen einen Vorschlag für eine Wasserhebmaschine. Auch hier war die Idee richtig, die Ausführung scheiterte aber an der Mangelhaftigkeit der Technik jener Zeit. — Zentrifugalpumpen und Ventilatoren (Fig. 201) konstruierte Papin bereits, mit Unrecht aber hat man ihm die erste Erfindung derselben zugeschrieben. Ventilatoren waren schon zu Agricolas Zeit in den Bergwerken in Anwendung und den Zentri-
1)Smiles sagt sehr richtig: Papin, obgleich fruchtbar an Ideen, arbeitete unter dem groſsen Nachteil, daſs er kein Mechaniker war. Bei neuen, noch un- erprobten Maschinen kann man sich nicht auf die Augen und Hände anderer ver- lassen. Augen und Hände, die nicht in kunstfertiger Arbeit durch Erfahrung geübt und vom richtigen Verständnis geleitet werden, sind nur von verhältnis- mäſsig geringem Wert. Die Chancen des Erfolges sind weit gröſser, wenn Ver- stand, Augen und Hände derselben Person angehören.
2) Siehe Gerland, a. a. O., S. 68.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0950"n="928"/><fwplace="top"type="header">Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
Grund darin, daſs das richtige Ausmaſs der Kräfte fehlte, was nicht<lb/>
zu verwundern ist, in einer Zeit, wo man von der Festigkeitslehre<lb/>
noch so gut wie nichts wuſste und die Tragfähigkeit der Konstruktions-<lb/>
materialien noch ganz unbekannt war; oft wird es also nur eine zu<lb/>
schwache Schraube oder Klammer gewesen sein, welche ein Unglück<lb/>
wie das obige veranlaſste <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#g">Smiles</hi> sagt sehr richtig: <hirendition="#g">Papin</hi>, obgleich fruchtbar an Ideen, arbeitete<lb/>
unter dem groſsen Nachteil, daſs er kein Mechaniker war. Bei neuen, noch un-<lb/>
erprobten Maschinen kann man sich nicht auf die Augen und Hände anderer ver-<lb/>
lassen. Augen und Hände, die nicht in kunstfertiger Arbeit durch Erfahrung<lb/>
geübt und vom richtigen Verständnis geleitet werden, sind nur von verhältnis-<lb/>
mäſsig geringem Wert. Die Chancen des Erfolges sind weit gröſser, wenn Ver-<lb/>
stand, Augen und Hände derselben Person angehören.</note>.</p><lb/><p><hirendition="#g">Papin</hi> lieſs sich nicht entmutigen, er verbesserte seinen Apparat,<lb/>
gab ihm die zweckmäſsigere Form eines Fasses und der Versuch ge-<lb/>
lang sehr gut.</p><lb/><p>Auch auf anderen Gebieten bewährte sich sein Erfindungstalent.<lb/>
Für den Grafen <hirendition="#g">von Sayn-Wittgenstein</hi> konstruierte er einen ver-<lb/>
besserten Heizofen. Da er erkannte, daſs die Luftzufuhr die Haupt-<lb/>
sache sei, so bewirkte er diese künstlich durch einen <hirendition="#g">Zentrifugal-<lb/>
ventilator</hi>. Hier haben wir also bereits die <hirendition="#g">Feuerung mit Unter-</hi><lb/><figure><head>Fig. 201.</head></figure><lb/><figure><p>konzentrisch</p></figure><lb/><figure><p>exzentrisch</p></figure><lb/><hirendition="#g">wind</hi>. Ebenso erkannte er die Wichtigkeit des <hirendition="#g">Vorwärmens der<lb/>
Luft</hi> und wendete dieselbe bei einem <hirendition="#g">Glasschmelzofen</hi> an <noteplace="foot"n="2)">Siehe <hirendition="#g">Gerland</hi>, a. a. O., S. 68.</note>.<lb/>
Ebenso machte er dem Grafen <hirendition="#g">von Zinzendorf</hi> in Böhmen einen<lb/>
Vorschlag für eine Wasserhebmaschine. Auch hier war die Idee<lb/>
richtig, die Ausführung scheiterte aber an der Mangelhaftigkeit der<lb/>
Technik jener Zeit. — Zentrifugalpumpen und <hirendition="#g">Ventilatoren</hi> (Fig. 201)<lb/>
konstruierte <hirendition="#g">Papin</hi> bereits, mit Unrecht aber hat man ihm die erste<lb/>
Erfindung derselben zugeschrieben. Ventilatoren waren schon zu<lb/><hirendition="#g">Agricolas</hi> Zeit in den Bergwerken in Anwendung und den Zentri-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[928/0950]
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
Grund darin, daſs das richtige Ausmaſs der Kräfte fehlte, was nicht
zu verwundern ist, in einer Zeit, wo man von der Festigkeitslehre
noch so gut wie nichts wuſste und die Tragfähigkeit der Konstruktions-
materialien noch ganz unbekannt war; oft wird es also nur eine zu
schwache Schraube oder Klammer gewesen sein, welche ein Unglück
wie das obige veranlaſste 1).
Papin lieſs sich nicht entmutigen, er verbesserte seinen Apparat,
gab ihm die zweckmäſsigere Form eines Fasses und der Versuch ge-
lang sehr gut.
Auch auf anderen Gebieten bewährte sich sein Erfindungstalent.
Für den Grafen von Sayn-Wittgenstein konstruierte er einen ver-
besserten Heizofen. Da er erkannte, daſs die Luftzufuhr die Haupt-
sache sei, so bewirkte er diese künstlich durch einen Zentrifugal-
ventilator. Hier haben wir also bereits die Feuerung mit Unter-
[Abbildung Fig. 201.]
[Abbildung konzentrisch]
[Abbildung exzentrisch]
wind. Ebenso erkannte er die Wichtigkeit des Vorwärmens der
Luft und wendete dieselbe bei einem Glasschmelzofen an 2).
Ebenso machte er dem Grafen von Zinzendorf in Böhmen einen
Vorschlag für eine Wasserhebmaschine. Auch hier war die Idee
richtig, die Ausführung scheiterte aber an der Mangelhaftigkeit der
Technik jener Zeit. — Zentrifugalpumpen und Ventilatoren (Fig. 201)
konstruierte Papin bereits, mit Unrecht aber hat man ihm die erste
Erfindung derselben zugeschrieben. Ventilatoren waren schon zu
Agricolas Zeit in den Bergwerken in Anwendung und den Zentri-
1) Smiles sagt sehr richtig: Papin, obgleich fruchtbar an Ideen, arbeitete
unter dem groſsen Nachteil, daſs er kein Mechaniker war. Bei neuen, noch un-
erprobten Maschinen kann man sich nicht auf die Augen und Hände anderer ver-
lassen. Augen und Hände, die nicht in kunstfertiger Arbeit durch Erfahrung
geübt und vom richtigen Verständnis geleitet werden, sind nur von verhältnis-
mäſsig geringem Wert. Die Chancen des Erfolges sind weit gröſser, wenn Ver-
stand, Augen und Hände derselben Person angehören.
2) Siehe Gerland, a. a. O., S. 68.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/950>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.