Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert. experimentell geprüft durch Versuche, die Papin 1674 in Gegenwartdes Ministers Colbert angestellt hatte. Papins Pulvermaschine (Fig. 200) zeigt bereits grosse Ähnlichkeit mit der atmosphärischen Dampfmaschine und erinnert an unsere Gas- und Petroleummaschinen, welche ja auch durch Explosion wirken. Die Wirkung auf den Kolben war natürlich nur einseitig, derselbe wurde durch die Pulver- gase von unten in die Höhe getrieben und sank durch sein Eigen- gewicht. Die Pulvermaschine arbeitete unsicher und gefährlich. Da [Abbildung]
Fig. 200. kam Papin auf die Idee, ge-spannten Wasserdampf in ähn- licher Weise auf einen Kolben wirken zu lassen. Diesen Grund- gedanken unserer Dampfmaschine veröffentlichte Papin in seiner Abhandlung: Nova methodus ad vires motrices validissimas levi pretio comparandas, welche im August 1690 in den actis erudi- torum erschien. In seiner Er- klärung geht er von der Pul- vermaschine aus, welche aber mangelhaft sei, weil die Pulver- gase nur einen unvollkommen luftleeren Raum erzeugen. Er schlägt statt dessen Wasser vor, dessen Dampf den Kolben in die Höhe treibt; dieser aber abge- kühlt, wird wieder Wasser, wodurch ein luftleerer Raum entsteht, in welchen der äussere Luftdruck den Kolben niederpresst. Der luftleere Raum war für Papin die Hauptbedingung für die Wirkung seiner Maschine. Denselben verwendete er für die mannigfaltigsten Zwecke. 1692 arbeitete er an einem Taucherschiff für den Landgrafen, welches im Prinzip mit unseren heutigen Caissons bei Bauten unter Wasser übereinstimmte. Dieses Taucherschiff, in Gestalt eines viereckigen Kastens, sollte mit Kanonen armiert werden, welche unter Wasser schiessen sollten. Als das kunstvolle Werk vollendet war und ins Wasser gelassen werden sollte, brach der Krahnen, es stürzte in die Fulda und ging entzwei. Dieses Unglück wurde von Papins Feinden ausgebeutet und wurde verhängnisvoll für seinen Ruhm. Ähnliche Missgeschicke verfolgten Papin noch öfter; sie hatten meistens ihren Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert. experimentell geprüft durch Versuche, die Papin 1674 in Gegenwartdes Ministers Colbert angestellt hatte. Papins Pulvermaschine (Fig. 200) zeigt bereits groſse Ähnlichkeit mit der atmosphärischen Dampfmaschine und erinnert an unsere Gas- und Petroleummaschinen, welche ja auch durch Explosion wirken. Die Wirkung auf den Kolben war natürlich nur einseitig, derselbe wurde durch die Pulver- gase von unten in die Höhe getrieben und sank durch sein Eigen- gewicht. Die Pulvermaschine arbeitete unsicher und gefährlich. Da [Abbildung]
Fig. 200. kam Papin auf die Idee, ge-spannten Wasserdampf in ähn- licher Weise auf einen Kolben wirken zu lassen. Diesen Grund- gedanken unserer Dampfmaschine veröffentlichte Papin in seiner Abhandlung: Nova methodus ad vires motrices validissimas levi pretio comparandas, welche im August 1690 in den actis erudi- torum erschien. In seiner Er- klärung geht er von der Pul- vermaschine aus, welche aber mangelhaft sei, weil die Pulver- gase nur einen unvollkommen luftleeren Raum erzeugen. Er schlägt statt dessen Wasser vor, dessen Dampf den Kolben in die Höhe treibt; dieser aber abge- kühlt, wird wieder Wasser, wodurch ein luftleerer Raum entsteht, in welchen der äuſsere Luftdruck den Kolben niederpreſst. Der luftleere Raum war für Papin die Hauptbedingung für die Wirkung seiner Maschine. Denselben verwendete er für die mannigfaltigsten Zwecke. 1692 arbeitete er an einem Taucherschiff für den Landgrafen, welches im Prinzip mit unseren heutigen Caissons bei Bauten unter Wasser übereinstimmte. Dieses Taucherschiff, in Gestalt eines viereckigen Kastens, sollte mit Kanonen armiert werden, welche unter Wasser schieſsen sollten. Als das kunstvolle Werk vollendet war und ins Wasser gelassen werden sollte, brach der Krahnen, es stürzte in die Fulda und ging entzwei. Dieses Unglück wurde von Papins Feinden ausgebeutet und wurde verhängnisvoll für seinen Ruhm. Ähnliche Miſsgeschicke verfolgten Papin noch öfter; sie hatten meistens ihren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0949" n="927"/><fw place="top" type="header">Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.</fw><lb/> experimentell geprüft durch Versuche, die <hi rendition="#g">Papin</hi> 1674 in Gegenwart<lb/> des Ministers <hi rendition="#g">Colbert</hi> angestellt hatte. <hi rendition="#g">Papins</hi> Pulvermaschine<lb/> (Fig. 200) zeigt bereits groſse Ähnlichkeit mit der atmosphärischen<lb/> Dampfmaschine und erinnert an unsere Gas- und Petroleummaschinen,<lb/> welche ja auch durch Explosion wirken. Die Wirkung auf den<lb/> Kolben war natürlich nur einseitig, derselbe wurde durch die Pulver-<lb/> gase von unten in die Höhe getrieben und sank durch sein Eigen-<lb/> gewicht. Die Pulvermaschine arbeitete unsicher und gefährlich. Da<lb/><figure><head>Fig. 200.</head></figure><lb/> kam <hi rendition="#g">Papin</hi> auf die Idee, ge-<lb/> spannten Wasserdampf in ähn-<lb/> licher Weise auf einen Kolben<lb/> wirken zu lassen. Diesen Grund-<lb/> gedanken unserer Dampfmaschine<lb/> veröffentlichte <hi rendition="#g">Papin</hi> in seiner<lb/> Abhandlung: Nova methodus ad<lb/> vires motrices validissimas levi<lb/> pretio comparandas, welche im<lb/> August 1690 in den actis erudi-<lb/> torum erschien. In seiner Er-<lb/> klärung geht er von der Pul-<lb/> vermaschine aus, welche aber<lb/> mangelhaft sei, weil die Pulver-<lb/> gase nur einen unvollkommen<lb/> luftleeren Raum erzeugen. Er<lb/> schlägt statt dessen Wasser vor,<lb/> dessen Dampf den Kolben in die<lb/> Höhe treibt; dieser aber abge-<lb/> kühlt, wird wieder Wasser, wodurch ein luftleerer Raum entsteht, in<lb/> welchen der äuſsere Luftdruck den Kolben niederpreſst. Der luftleere<lb/> Raum war für <hi rendition="#g">Papin</hi> die Hauptbedingung für die Wirkung seiner<lb/> Maschine. Denselben verwendete er für die mannigfaltigsten Zwecke.<lb/> 1692 arbeitete er an einem Taucherschiff für den Landgrafen, welches<lb/> im Prinzip mit unseren heutigen Caissons bei Bauten unter Wasser<lb/> übereinstimmte. Dieses Taucherschiff, in Gestalt eines viereckigen<lb/> Kastens, sollte mit Kanonen armiert werden, welche unter Wasser<lb/> schieſsen sollten. Als das kunstvolle Werk vollendet war und ins<lb/> Wasser gelassen werden sollte, brach der Krahnen, es stürzte in die<lb/> Fulda und ging entzwei. Dieses Unglück wurde von <hi rendition="#g">Papins</hi> Feinden<lb/> ausgebeutet und wurde verhängnisvoll für seinen Ruhm. Ähnliche<lb/> Miſsgeschicke verfolgten <hi rendition="#g">Papin</hi> noch öfter; sie hatten meistens ihren<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [927/0949]
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
experimentell geprüft durch Versuche, die Papin 1674 in Gegenwart
des Ministers Colbert angestellt hatte. Papins Pulvermaschine
(Fig. 200) zeigt bereits groſse Ähnlichkeit mit der atmosphärischen
Dampfmaschine und erinnert an unsere Gas- und Petroleummaschinen,
welche ja auch durch Explosion wirken. Die Wirkung auf den
Kolben war natürlich nur einseitig, derselbe wurde durch die Pulver-
gase von unten in die Höhe getrieben und sank durch sein Eigen-
gewicht. Die Pulvermaschine arbeitete unsicher und gefährlich. Da
[Abbildung Fig. 200.]
kam Papin auf die Idee, ge-
spannten Wasserdampf in ähn-
licher Weise auf einen Kolben
wirken zu lassen. Diesen Grund-
gedanken unserer Dampfmaschine
veröffentlichte Papin in seiner
Abhandlung: Nova methodus ad
vires motrices validissimas levi
pretio comparandas, welche im
August 1690 in den actis erudi-
torum erschien. In seiner Er-
klärung geht er von der Pul-
vermaschine aus, welche aber
mangelhaft sei, weil die Pulver-
gase nur einen unvollkommen
luftleeren Raum erzeugen. Er
schlägt statt dessen Wasser vor,
dessen Dampf den Kolben in die
Höhe treibt; dieser aber abge-
kühlt, wird wieder Wasser, wodurch ein luftleerer Raum entsteht, in
welchen der äuſsere Luftdruck den Kolben niederpreſst. Der luftleere
Raum war für Papin die Hauptbedingung für die Wirkung seiner
Maschine. Denselben verwendete er für die mannigfaltigsten Zwecke.
1692 arbeitete er an einem Taucherschiff für den Landgrafen, welches
im Prinzip mit unseren heutigen Caissons bei Bauten unter Wasser
übereinstimmte. Dieses Taucherschiff, in Gestalt eines viereckigen
Kastens, sollte mit Kanonen armiert werden, welche unter Wasser
schieſsen sollten. Als das kunstvolle Werk vollendet war und ins
Wasser gelassen werden sollte, brach der Krahnen, es stürzte in die
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