Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
gab Papin die wichtige Idee, den Dampfkessel von der Maschine zu
trennen. Papin verbesserte dagegen die Saverysche Erfindung
wesentlich dadurch, dass er den Dampf nicht direkt auf die Wasser-
fläche, sondern auf einen diese abschliessenden Kolben wirken liess.

So entstand Papins Dampfmaschine vom Jahre 1706,
die wir jetzt etwas näher betrachten wollen; dieselbe ist in der Ars
nova in nebenstehender Weise (Fig. 203) abgebildet 1).

[Abbildung] Fig. 203.

A ist der Dampfkessel aus Kupferblech, D D der ebenfalls aus Kupfer
hergestellte Dampfcylinder, das Rohr B B verbindet beide in der Weise,
dass der Dampf über dem Kolben eintritt. Um die Gefahr zu hoher Dampf-
spannung zu vermeiden, ist an dem Cylinderdeckel ein Sicherheitsventil,
ebenfalls eine Erfindung Papins, angebracht 2). Der Kessel hatte 20 Zoll
Breite und 26 Zoll Höhe, der Cylinder 20 Zoll Durchmesser und 15 Zoll
Höhe. Der Hahn E regulierte die Dampfzufuhr. Der Dampf drückte den
Kolben oder Schwimmer J J, ein aus Blech hergestelltes Hohlgefäss in Ge-
stalt eines Hutes, nieder und presste das Wasser, das den unteren Cylinder-
raum füllte, aus. Der Schwimmer hatte deshalb den hutförmigen Ansatz,
um in diesen durch die Öffnung des Sicherheitsventils ein Stück glühendes
Eisen eintragen zu können. Der Schwimmerkolben wurde durch eine
Wassersäule in H und dem kommunizierenden Gefäss G G, das durch ein nach

1) Siehe Gerland, a. a. O., S. 99. Die punktierten Linien Z Z W n beziehen
sich auf einen Verbesserungsvorschlag von Leibniz.
2) Der Verschluss ist in der Zeichnung weggelassen.

Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
gab Papin die wichtige Idee, den Dampfkessel von der Maschine zu
trennen. Papin verbesserte dagegen die Saverysche Erfindung
wesentlich dadurch, daſs er den Dampf nicht direkt auf die Wasser-
fläche, sondern auf einen diese abschlieſsenden Kolben wirken lieſs.

So entstand Papins Dampfmaschine vom Jahre 1706,
die wir jetzt etwas näher betrachten wollen; dieselbe ist in der Ars
nova in nebenstehender Weise (Fig. 203) abgebildet 1).

[Abbildung] Fig. 203.

A ist der Dampfkessel aus Kupferblech, D D der ebenfalls aus Kupfer
hergestellte Dampfcylinder, das Rohr B B verbindet beide in der Weise,
daſs der Dampf über dem Kolben eintritt. Um die Gefahr zu hoher Dampf-
spannung zu vermeiden, ist an dem Cylinderdeckel ein Sicherheitsventil,
ebenfalls eine Erfindung Papins, angebracht 2). Der Kessel hatte 20 Zoll
Breite und 26 Zoll Höhe, der Cylinder 20 Zoll Durchmesser und 15 Zoll
Höhe. Der Hahn E regulierte die Dampfzufuhr. Der Dampf drückte den
Kolben oder Schwimmer J J, ein aus Blech hergestelltes Hohlgefäſs in Ge-
stalt eines Hutes, nieder und preſste das Wasser, das den unteren Cylinder-
raum füllte, aus. Der Schwimmer hatte deshalb den hutförmigen Ansatz,
um in diesen durch die Öffnung des Sicherheitsventils ein Stück glühendes
Eisen eintragen zu können. Der Schwimmerkolben wurde durch eine
Wassersäule in H und dem kommunizierenden Gefäſs G G, das durch ein nach

1) Siehe Gerland, a. a. O., S. 99. Die punktierten Linien Z Z W n beziehen
sich auf einen Verbesserungsvorschlag von Leibniz.
2) Der Verschluſs ist in der Zeichnung weggelassen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0958" n="936"/><fw place="top" type="header">Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
gab <hi rendition="#g">Papin</hi> die wichtige Idee, den Dampfkessel von der Maschine zu<lb/>
trennen. <hi rendition="#g">Papin</hi> verbesserte dagegen die <hi rendition="#g">Saverys</hi>che Erfindung<lb/>
wesentlich dadurch, da&#x017F;s er den Dampf nicht direkt auf die Wasser-<lb/>
fläche, sondern auf einen diese abschlie&#x017F;senden Kolben wirken lie&#x017F;s.</p><lb/>
            <p>So entstand <hi rendition="#g">Papins Dampfmaschine vom Jahre</hi> 1706,<lb/>
die wir jetzt etwas näher betrachten wollen; dieselbe ist in der Ars<lb/>
nova in nebenstehender Weise (Fig. 203) abgebildet <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Gerland</hi>, a. a. O., S. 99. Die punktierten Linien <hi rendition="#i">Z Z W n</hi> beziehen<lb/>
sich auf einen Verbesserungsvorschlag von <hi rendition="#g">Leibniz</hi>.</note>.</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 203.</head>
            </figure><lb/>
            <p><hi rendition="#i">A</hi> ist der Dampfkessel aus Kupferblech, <hi rendition="#i">D D</hi> der ebenfalls aus Kupfer<lb/>
hergestellte Dampfcylinder, das Rohr <hi rendition="#i">B B</hi> verbindet beide in der Weise,<lb/>
da&#x017F;s der Dampf über dem Kolben eintritt. Um die Gefahr zu hoher Dampf-<lb/>
spannung zu vermeiden, ist an dem Cylinderdeckel ein Sicherheitsventil,<lb/>
ebenfalls eine Erfindung <hi rendition="#g">Papins</hi>, angebracht <note place="foot" n="2)">Der Verschlu&#x017F;s ist in der Zeichnung weggelassen.</note>. Der Kessel hatte 20 Zoll<lb/>
Breite und 26 Zoll Höhe, der Cylinder 20 Zoll Durchmesser und 15 Zoll<lb/>
Höhe. Der Hahn <hi rendition="#i">E</hi> regulierte die Dampfzufuhr. Der Dampf drückte den<lb/>
Kolben oder Schwimmer <hi rendition="#i">J J</hi>, ein aus Blech hergestelltes Hohlgefä&#x017F;s in Ge-<lb/>
stalt eines Hutes, nieder und pre&#x017F;ste das Wasser, das den unteren Cylinder-<lb/>
raum füllte, aus. Der Schwimmer hatte deshalb den hutförmigen Ansatz,<lb/>
um in diesen durch die Öffnung des Sicherheitsventils ein Stück glühendes<lb/>
Eisen eintragen zu können. Der Schwimmerkolben wurde durch eine<lb/>
Wassersäule in <hi rendition="#i">H</hi> und dem kommunizierenden Gefä&#x017F;s <hi rendition="#i">G G</hi>, das durch ein nach<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[936/0958] Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert. gab Papin die wichtige Idee, den Dampfkessel von der Maschine zu trennen. Papin verbesserte dagegen die Saverysche Erfindung wesentlich dadurch, daſs er den Dampf nicht direkt auf die Wasser- fläche, sondern auf einen diese abschlieſsenden Kolben wirken lieſs. So entstand Papins Dampfmaschine vom Jahre 1706, die wir jetzt etwas näher betrachten wollen; dieselbe ist in der Ars nova in nebenstehender Weise (Fig. 203) abgebildet 1). [Abbildung Fig. 203.] A ist der Dampfkessel aus Kupferblech, D D der ebenfalls aus Kupfer hergestellte Dampfcylinder, das Rohr B B verbindet beide in der Weise, daſs der Dampf über dem Kolben eintritt. Um die Gefahr zu hoher Dampf- spannung zu vermeiden, ist an dem Cylinderdeckel ein Sicherheitsventil, ebenfalls eine Erfindung Papins, angebracht 2). Der Kessel hatte 20 Zoll Breite und 26 Zoll Höhe, der Cylinder 20 Zoll Durchmesser und 15 Zoll Höhe. Der Hahn E regulierte die Dampfzufuhr. Der Dampf drückte den Kolben oder Schwimmer J J, ein aus Blech hergestelltes Hohlgefäſs in Ge- stalt eines Hutes, nieder und preſste das Wasser, das den unteren Cylinder- raum füllte, aus. Der Schwimmer hatte deshalb den hutförmigen Ansatz, um in diesen durch die Öffnung des Sicherheitsventils ein Stück glühendes Eisen eintragen zu können. Der Schwimmerkolben wurde durch eine Wassersäule in H und dem kommunizierenden Gefäſs G G, das durch ein nach 1) Siehe Gerland, a. a. O., S. 99. Die punktierten Linien Z Z W n beziehen sich auf einen Verbesserungsvorschlag von Leibniz. 2) Der Verschluſs ist in der Zeichnung weggelassen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/958
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 936. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/958>, abgerufen am 01.07.2024.