von genügender Stärke hergestellt. Kurzum, die Maschine ist so einfach und solid konstruiert, dass Jemand von ganz geringer, gewöhnlicher Ge- schicklichkeit Jahrelang ohne Nachteil damit arbeiten kann, wenn dies nicht böswilliger Weise geschieht. Ist die Maschine erst einmal richtig aufge- stellt und in Gang gesetzt, so kann ich bei aller Bescheidenheit versichern, dass der Unternehmer oder der Beamte aller Sorge, Mühe und Kosten, welche die fortwährenden Reparaturen aller anderen Maschinen, welche gegenwärtig zum Wasserheben in den Bergwerken in Anwendung sind, los sein wird."
Savery setzt weiterhin auseinander, zu welchen Zwecken seine Maschine anwendbar sei:
1. Für Mühlwerke, freilich nur in der Weise, dass die Maschine das Wasser hebt, welches dann auf ein Mühlrad geleitet wird.
2. Für Schlösser und Edelsitze zur Wasserversorgung der Ge- bäude von einem hochgestellten Reservoir aus.
3. Zur Wasserversorgung der Städte.
4. Zum Trockenlegen von Sumpf- und Marschland u. s. w.
5. Glaubt er, dass sie auch für Schiffe anwendbar sei, will aber hierauf nicht näher eingehen, sondern dies den Leuten von Fach überlassen.
6. Zur Wasserhaltung in Bergwerken und Kohlengruben, und hierauf legt er besonderen Wert und erblickt darin die Zu- kunft seiner Maschine.
Zu diesem Zweck hat er eine Schrift verfasst: "Der Bergmanns- freund" (The miners friend), in welcher er seine Maschine beschreibt und deren Anwendbarkeit und Vorzüge zum Schluss noch in einem Gespräch des Erfinders mit einem Bergmann in das beste Licht setzt.
Aus der eben mitgeteilten Beschreibung Saverys geht deutlich hervor, dass seine Maschine mit dem, was wir unter einer Dampf- maschine verstehen, nichts gemein hat, eher erinnert sie an einen Pulsometer.
Trotz ihrer verständigen und einfachen Konstruktion blieben ihre Leistungen doch hinter den Erwartungen zurück, so dass sie eigentlich nur für Wasserkünste in Gärten und zur Wasserversorgung von Gebäuden verwendet wurde; zur Verwendung in Bergwerken, worauf Savery seine grösste Hoffnung gesetzt hatte, erwies sie sich unbrauchbar. Ihr Hauptfehler bestand darin, dass der Dampf un- mittelbar auf das kalte Wasser drückte, wodurch ein grosser Teil desselben kondensiert wurde und nicht zur Wirkung kam. Dennoch ist Saverys Maschine eins der wichtigsten Glieder in der Kette, welche zur Konstruktion der modernen Dampfmaschine führte. Sie
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
von genügender Stärke hergestellt. Kurzum, die Maschine ist so einfach und solid konstruiert, daſs Jemand von ganz geringer, gewöhnlicher Ge- schicklichkeit Jahrelang ohne Nachteil damit arbeiten kann, wenn dies nicht böswilliger Weise geschieht. Ist die Maschine erst einmal richtig aufge- stellt und in Gang gesetzt, so kann ich bei aller Bescheidenheit versichern, daſs der Unternehmer oder der Beamte aller Sorge, Mühe und Kosten, welche die fortwährenden Reparaturen aller anderen Maschinen, welche gegenwärtig zum Wasserheben in den Bergwerken in Anwendung sind, los sein wird.“
Savery setzt weiterhin auseinander, zu welchen Zwecken seine Maschine anwendbar sei:
1. Für Mühlwerke, freilich nur in der Weise, daſs die Maschine das Wasser hebt, welches dann auf ein Mühlrad geleitet wird.
2. Für Schlösser und Edelsitze zur Wasserversorgung der Ge- bäude von einem hochgestellten Reservoir aus.
3. Zur Wasserversorgung der Städte.
4. Zum Trockenlegen von Sumpf- und Marschland u. s. w.
5. Glaubt er, daſs sie auch für Schiffe anwendbar sei, will aber hierauf nicht näher eingehen, sondern dies den Leuten von Fach überlassen.
6. Zur Wasserhaltung in Bergwerken und Kohlengruben, und hierauf legt er besonderen Wert und erblickt darin die Zu- kunft seiner Maschine.
Zu diesem Zweck hat er eine Schrift verfaſst: „Der Bergmanns- freund“ (The miners friend), in welcher er seine Maschine beschreibt und deren Anwendbarkeit und Vorzüge zum Schluſs noch in einem Gespräch des Erfinders mit einem Bergmann in das beste Licht setzt.
Aus der eben mitgeteilten Beschreibung Saverys geht deutlich hervor, daſs seine Maschine mit dem, was wir unter einer Dampf- maschine verstehen, nichts gemein hat, eher erinnert sie an einen Pulsometer.
Trotz ihrer verständigen und einfachen Konstruktion blieben ihre Leistungen doch hinter den Erwartungen zurück, so daſs sie eigentlich nur für Wasserkünste in Gärten und zur Wasserversorgung von Gebäuden verwendet wurde; zur Verwendung in Bergwerken, worauf Savery seine gröſste Hoffnung gesetzt hatte, erwies sie sich unbrauchbar. Ihr Hauptfehler bestand darin, daſs der Dampf un- mittelbar auf das kalte Wasser drückte, wodurch ein groſser Teil desſelben kondensiert wurde und nicht zur Wirkung kam. Dennoch ist Saverys Maschine eins der wichtigsten Glieder in der Kette, welche zur Konstruktion der modernen Dampfmaschine führte. Sie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0957"n="935"/><fwplace="top"type="header">Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
von genügender Stärke hergestellt. Kurzum, die Maschine ist so einfach<lb/>
und solid konstruiert, daſs Jemand von ganz geringer, gewöhnlicher Ge-<lb/>
schicklichkeit Jahrelang ohne Nachteil damit arbeiten kann, wenn dies nicht<lb/>
böswilliger Weise geschieht. Ist die Maschine erst einmal richtig aufge-<lb/>
stellt und in Gang gesetzt, so kann ich bei aller Bescheidenheit versichern,<lb/>
daſs der Unternehmer oder der Beamte aller Sorge, Mühe und Kosten,<lb/>
welche die fortwährenden Reparaturen aller anderen Maschinen, welche<lb/>
gegenwärtig zum Wasserheben in den Bergwerken in Anwendung sind, los<lb/>
sein wird.“</p><lb/><p><hirendition="#g">Savery</hi> setzt weiterhin auseinander, zu welchen Zwecken seine<lb/>
Maschine anwendbar sei:</p><lb/><list><item>1. Für Mühlwerke, freilich nur in der Weise, daſs die Maschine<lb/>
das Wasser hebt, welches dann auf ein Mühlrad geleitet wird.</item><lb/><item>2. Für Schlösser und Edelsitze zur Wasserversorgung der Ge-<lb/>
bäude von einem hochgestellten Reservoir aus.</item><lb/><item>3. Zur Wasserversorgung der Städte.</item><lb/><item>4. Zum Trockenlegen von Sumpf- und Marschland u. s. w.</item><lb/><item>5. Glaubt er, daſs sie auch für Schiffe anwendbar sei, will aber<lb/>
hierauf nicht näher eingehen, sondern dies den Leuten von<lb/>
Fach überlassen.</item><lb/><item>6. Zur Wasserhaltung in Bergwerken und Kohlengruben, und<lb/>
hierauf legt er besonderen Wert und erblickt darin die Zu-<lb/>
kunft seiner Maschine.</item></list><lb/><p>Zu diesem Zweck hat er eine Schrift verfaſst: „Der Bergmanns-<lb/>
freund“ (The miners friend), in welcher er seine Maschine beschreibt<lb/>
und deren Anwendbarkeit und Vorzüge zum Schluſs noch in einem<lb/>
Gespräch des Erfinders mit einem Bergmann in das beste Licht setzt.</p><lb/><p>Aus der eben mitgeteilten Beschreibung <hirendition="#g">Saverys</hi> geht deutlich<lb/>
hervor, daſs seine Maschine mit dem, was wir unter einer Dampf-<lb/>
maschine verstehen, nichts gemein hat, eher erinnert sie an einen<lb/>
Pulsometer.</p><lb/><p>Trotz ihrer verständigen und einfachen Konstruktion blieben<lb/>
ihre Leistungen doch hinter den Erwartungen zurück, so daſs sie<lb/>
eigentlich nur für Wasserkünste in Gärten und zur Wasserversorgung<lb/>
von Gebäuden verwendet wurde; zur Verwendung in Bergwerken,<lb/>
worauf <hirendition="#g">Savery</hi> seine gröſste Hoffnung gesetzt hatte, erwies sie sich<lb/>
unbrauchbar. Ihr Hauptfehler bestand darin, daſs der Dampf un-<lb/>
mittelbar auf das kalte Wasser drückte, wodurch ein groſser Teil<lb/>
desſelben kondensiert wurde und nicht zur Wirkung kam. Dennoch<lb/>
ist <hirendition="#g">Saverys</hi> Maschine eins der wichtigsten Glieder in der Kette,<lb/>
welche zur Konstruktion der modernen Dampfmaschine führte. Sie<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[935/0957]
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
von genügender Stärke hergestellt. Kurzum, die Maschine ist so einfach
und solid konstruiert, daſs Jemand von ganz geringer, gewöhnlicher Ge-
schicklichkeit Jahrelang ohne Nachteil damit arbeiten kann, wenn dies nicht
böswilliger Weise geschieht. Ist die Maschine erst einmal richtig aufge-
stellt und in Gang gesetzt, so kann ich bei aller Bescheidenheit versichern,
daſs der Unternehmer oder der Beamte aller Sorge, Mühe und Kosten,
welche die fortwährenden Reparaturen aller anderen Maschinen, welche
gegenwärtig zum Wasserheben in den Bergwerken in Anwendung sind, los
sein wird.“
Savery setzt weiterhin auseinander, zu welchen Zwecken seine
Maschine anwendbar sei:
1. Für Mühlwerke, freilich nur in der Weise, daſs die Maschine
das Wasser hebt, welches dann auf ein Mühlrad geleitet wird.
2. Für Schlösser und Edelsitze zur Wasserversorgung der Ge-
bäude von einem hochgestellten Reservoir aus.
3. Zur Wasserversorgung der Städte.
4. Zum Trockenlegen von Sumpf- und Marschland u. s. w.
5. Glaubt er, daſs sie auch für Schiffe anwendbar sei, will aber
hierauf nicht näher eingehen, sondern dies den Leuten von
Fach überlassen.
6. Zur Wasserhaltung in Bergwerken und Kohlengruben, und
hierauf legt er besonderen Wert und erblickt darin die Zu-
kunft seiner Maschine.
Zu diesem Zweck hat er eine Schrift verfaſst: „Der Bergmanns-
freund“ (The miners friend), in welcher er seine Maschine beschreibt
und deren Anwendbarkeit und Vorzüge zum Schluſs noch in einem
Gespräch des Erfinders mit einem Bergmann in das beste Licht setzt.
Aus der eben mitgeteilten Beschreibung Saverys geht deutlich
hervor, daſs seine Maschine mit dem, was wir unter einer Dampf-
maschine verstehen, nichts gemein hat, eher erinnert sie an einen
Pulsometer.
Trotz ihrer verständigen und einfachen Konstruktion blieben
ihre Leistungen doch hinter den Erwartungen zurück, so daſs sie
eigentlich nur für Wasserkünste in Gärten und zur Wasserversorgung
von Gebäuden verwendet wurde; zur Verwendung in Bergwerken,
worauf Savery seine gröſste Hoffnung gesetzt hatte, erwies sie sich
unbrauchbar. Ihr Hauptfehler bestand darin, daſs der Dampf un-
mittelbar auf das kalte Wasser drückte, wodurch ein groſser Teil
desſelben kondensiert wurde und nicht zur Wirkung kam. Dennoch
ist Saverys Maschine eins der wichtigsten Glieder in der Kette,
welche zur Konstruktion der modernen Dampfmaschine führte. Sie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/957>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.