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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Frankreich.
dem Hüttenherrn von Chauvency, dessen Hütte auf französischem
Gebiete lag, der Erzbezug verboten wurde. Dieses Vorrecht genossen
die beiden Hütten Longuyon und Lopigneux aber nur 12 Jahre lang.
Bereits am 15. April 1759 erhielten die Klosterbrüder von Orval eben-
falls das Recht, Erze von Saint-Pancre für ihre Hochöfen bei
Villancy zu beziehen.

Obgleich nun 1766 die Herrschaft ganz an Frankreich kam und
französischer Geist Gesetzgebung und Verwaltung leitete, so erhielten
sich bei den Berg- und Hüttenleuten doch deutsche Sitten, Gewohn-
heiten und die deutsche Bergmannstracht bis zu der alles nivel-
lierenden Revolution 1789.



Frankreich.

In Frankreich liess sich die Regierung die Entwickelung des
Eisenhüttenwesens im 18. Jahrhundert besonders angelegen sein. Hervor-
ragende Naturforscher und Gelehrte beschäftigten sich mit diesem Zweige
der Metallurgie. Wir haben schon erwähnt, dass die moderne Eisen-
hüttenkunde wesentlich auf den vortrefflichen Arbeiten Reaumurs
aufgebaut ist. Auf dem Wege theoretischer Behandlung suchte man
die Eisenindustrie des Landes zu fördern. Diese Untersuchungen
sind von grossem Wert gewesen und kamen der ganzen Welt zu gut.
Aber die einseitig entwickelte Theorie eilte vielfach der Praxis vor-
aus, und die praktische Bethätigung der durch die Theorie gewonnenen
Resultate entsprach in vielen Fällen nicht den Erwartungen. So
geschah es beispielsweise mit den vorzüglichsten Arbeiten Reaumurs
über die Cementstahlfabrikation und den schmiedbaren Guss; in beiden
Richtungen führten die praktischen Ausführungen nur zu Misserfolgen,
Enttäuschungen und Geldverlusten. Hieran war ausser der Uner-
fahrenheit und Ungeschicklichkeit der Praktiker noch der Umstand
schuld, dass man aus einem falschen Patriotismus nur einheimische
Eisensorten, die meistens wenig dafür geeignet waren, verwenden
wollte. Dieser patriotische Dogmatismus, der den Franzosen eigen ist,
hat die Entwickelung ihrer Eisenindustrie im 18. Jahrhundert wesent-
lich beeinflusst; er hat viel Gutes hervorgebracht, aber auch viel
Gutes verhindert. Wie er die Entwickelung der Stahlindustrie nach-
teilig beeinflusst hat, werden wir noch näher kennen lernen. Er

Frankreich.
dem Hüttenherrn von Chauvency, dessen Hütte auf französischem
Gebiete lag, der Erzbezug verboten wurde. Dieses Vorrecht genossen
die beiden Hütten Longuyon und Lopigneux aber nur 12 Jahre lang.
Bereits am 15. April 1759 erhielten die Klosterbrüder von Orval eben-
falls das Recht, Erze von Saint-Pancré für ihre Hochöfen bei
Villancy zu beziehen.

Obgleich nun 1766 die Herrschaft ganz an Frankreich kam und
französischer Geist Gesetzgebung und Verwaltung leitete, so erhielten
sich bei den Berg- und Hüttenleuten doch deutsche Sitten, Gewohn-
heiten und die deutsche Bergmannstracht bis zu der alles nivel-
lierenden Revolution 1789.



Frankreich.

In Frankreich lieſs sich die Regierung die Entwickelung des
Eisenhüttenwesens im 18. Jahrhundert besonders angelegen sein. Hervor-
ragende Naturforscher und Gelehrte beschäftigten sich mit diesem Zweige
der Metallurgie. Wir haben schon erwähnt, daſs die moderne Eisen-
hüttenkunde wesentlich auf den vortrefflichen Arbeiten Reaumurs
aufgebaut ist. Auf dem Wege theoretischer Behandlung suchte man
die Eisenindustrie des Landes zu fördern. Diese Untersuchungen
sind von groſsem Wert gewesen und kamen der ganzen Welt zu gut.
Aber die einseitig entwickelte Theorie eilte vielfach der Praxis vor-
aus, und die praktische Bethätigung der durch die Theorie gewonnenen
Resultate entsprach in vielen Fällen nicht den Erwartungen. So
geschah es beispielsweise mit den vorzüglichsten Arbeiten Reaumurs
über die Cementstahlfabrikation und den schmiedbaren Guſs; in beiden
Richtungen führten die praktischen Ausführungen nur zu Miſserfolgen,
Enttäuschungen und Geldverlusten. Hieran war auſser der Uner-
fahrenheit und Ungeschicklichkeit der Praktiker noch der Umstand
schuld, daſs man aus einem falschen Patriotismus nur einheimische
Eisensorten, die meistens wenig dafür geeignet waren, verwenden
wollte. Dieser patriotische Dogmatismus, der den Franzosen eigen ist,
hat die Entwickelung ihrer Eisenindustrie im 18. Jahrhundert wesent-
lich beeinfluſst; er hat viel Gutes hervorgebracht, aber auch viel
Gutes verhindert. Wie er die Entwickelung der Stahlindustrie nach-
teilig beeinfluſst hat, werden wir noch näher kennen lernen. Er

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[997/1011] Frankreich. dem Hüttenherrn von Chauvency, dessen Hütte auf französischem Gebiete lag, der Erzbezug verboten wurde. Dieses Vorrecht genossen die beiden Hütten Longuyon und Lopigneux aber nur 12 Jahre lang. Bereits am 15. April 1759 erhielten die Klosterbrüder von Orval eben- falls das Recht, Erze von Saint-Pancré für ihre Hochöfen bei Villancy zu beziehen. Obgleich nun 1766 die Herrschaft ganz an Frankreich kam und französischer Geist Gesetzgebung und Verwaltung leitete, so erhielten sich bei den Berg- und Hüttenleuten doch deutsche Sitten, Gewohn- heiten und die deutsche Bergmannstracht bis zu der alles nivel- lierenden Revolution 1789. Frankreich. In Frankreich lieſs sich die Regierung die Entwickelung des Eisenhüttenwesens im 18. Jahrhundert besonders angelegen sein. Hervor- ragende Naturforscher und Gelehrte beschäftigten sich mit diesem Zweige der Metallurgie. Wir haben schon erwähnt, daſs die moderne Eisen- hüttenkunde wesentlich auf den vortrefflichen Arbeiten Reaumurs aufgebaut ist. Auf dem Wege theoretischer Behandlung suchte man die Eisenindustrie des Landes zu fördern. Diese Untersuchungen sind von groſsem Wert gewesen und kamen der ganzen Welt zu gut. Aber die einseitig entwickelte Theorie eilte vielfach der Praxis vor- aus, und die praktische Bethätigung der durch die Theorie gewonnenen Resultate entsprach in vielen Fällen nicht den Erwartungen. So geschah es beispielsweise mit den vorzüglichsten Arbeiten Reaumurs über die Cementstahlfabrikation und den schmiedbaren Guſs; in beiden Richtungen führten die praktischen Ausführungen nur zu Miſserfolgen, Enttäuschungen und Geldverlusten. Hieran war auſser der Uner- fahrenheit und Ungeschicklichkeit der Praktiker noch der Umstand schuld, daſs man aus einem falschen Patriotismus nur einheimische Eisensorten, die meistens wenig dafür geeignet waren, verwenden wollte. Dieser patriotische Dogmatismus, der den Franzosen eigen ist, hat die Entwickelung ihrer Eisenindustrie im 18. Jahrhundert wesent- lich beeinfluſst; er hat viel Gutes hervorgebracht, aber auch viel Gutes verhindert. Wie er die Entwickelung der Stahlindustrie nach- teilig beeinfluſst hat, werden wir noch näher kennen lernen. Er

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 997. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1011>, abgerufen am 21.11.2024.