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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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ofen auch nur 7 Monate im Jahre gehen konnte. Das Wasserrad
hatte 20 Fuss Durchmesser. Die erblasenen 6000 Ctr. Gusseisen
gingen nach dem Hammer von Orval in Luxemburg. Die Erze kamen
von Concy und St. Pancraz, die 400 Wagen Holzkohlen meistens aus
dem Klosterwalde.

In dem Amtsbezirk Villers-la-Montagne lagen die reichen
Eisensteinbergwerke von St. Pancraz, welche das sogen. "Trüffel-
erz", Geoden von Brauneisenstein im Thon, lieferten. Die Erzlager
erstreckten sich in das luxemburgische Gebiet. Der Abbau war höchst
primitiv und unvollkommen. Hauptgewerke war Madame Hardy,
sodann M. Petit und M. Wendel de Longlaville.

Von den Eisenhütten des Bezirks von Villerupt und Ottange
gehörte die sehr alte von Villerupt dem Marquis von Gerbweiler.
Sie bestand aus 1 Hochofen, 1 grossen Hammer mit 2 Frischfeuern,
1 kleinen Hammer mit 1 Frischfeuer, 1 Reckfeuer mit Schwanzhammer,
doch war das Werk seit lange schlecht im Gange. Es konnte 10000 Ctr.
Roheisen und 7000 Ctr. Schmiedeeisen machen. Holz bezog es aus
den Wäldern des Grafen von Gerbweiler.

Die Hütte von Ottange an der Grenze von Luxemburg war
ebenfalls alt; sie gehörte den Grafen von Hunolstein. Vor
150 Jahren, also um 1635, wurde ein Eisenhammer zu Remmelingen
zu Gunsten der älteren Rechte von Ottange unterdrückt. Das Werk
war an Herrn Pierron verpachtet, der jährlich 3500 Liv. für das
Wasserrecht und ausserdem 4 Liv. für das Klafter Holz zahlte. Es
bestand aus 1 Hochofen, 1 Hammer mit 2 Frischfeuern, 1 Schweiss-
feuer und 1 Blechhammer. Ein zweiter Hammer, la basse forge, um-
fasste 2 Frisch- und 1 Schweissfeuer. Der Hochofen lieferte 10000 Ctr.
Guss aus 25920 Ctr. Erz und 3240 Ctr. Minette, so dass das Aus-
bringen an Eisen 35 Proz. betrug. Die Hälfte der Erze wurde ge-
röstet. Der Holzkohlenverbrauch betrug 840 Wagen, entsprechend
5040 Klftr. Aus dem Roheisen frischte man 7000 Ctr. Schmiede-
eisen mit 585 Wagen Holzkohlen, entsprechend 3500 Klftr. Holz. Der
gesamte Holzverbrauch, mit dem für Röstung und Heizung, betrug
8750 Klftr., der durch Ankauf im Luxemburgischen gedeckt wurde.
Der Eisenverkauf erbrachte 100000 Liv.

In dem früheren Herzogtume Bar war eine alte und eigen-
artige Eisenindustrie heimisch. Der Betrieb war dem der öster-
reichischen Alpenländer ähnlich, indem man durch Hartzerrennen
erst ein weisses Feineisen -- fer maze -- herstellte und dieses dann
zu Qualitätseisen, Zaineisen (carillon) oder Stahl verfrischte.


Frankreich.
ofen auch nur 7 Monate im Jahre gehen konnte. Das Wasserrad
hatte 20 Fuſs Durchmesser. Die erblasenen 6000 Ctr. Guſseisen
gingen nach dem Hammer von Orval in Luxemburg. Die Erze kamen
von Concy und St. Pancraz, die 400 Wagen Holzkohlen meistens aus
dem Klosterwalde.

In dem Amtsbezirk Villers-la-Montagne lagen die reichen
Eisensteinbergwerke von St. Pancraz, welche das sogen. „Trüffel-
erz“, Geoden von Brauneisenstein im Thon, lieferten. Die Erzlager
erstreckten sich in das luxemburgische Gebiet. Der Abbau war höchst
primitiv und unvollkommen. Hauptgewerke war Madame Hardy,
sodann M. Petit und M. Wendel de Longlaville.

Von den Eisenhütten des Bezirks von Villerupt und Ottange
gehörte die sehr alte von Villerupt dem Marquis von Gerbweiler.
Sie bestand aus 1 Hochofen, 1 groſsen Hammer mit 2 Frischfeuern,
1 kleinen Hammer mit 1 Frischfeuer, 1 Reckfeuer mit Schwanzhammer,
doch war das Werk seit lange schlecht im Gange. Es konnte 10000 Ctr.
Roheisen und 7000 Ctr. Schmiedeeisen machen. Holz bezog es aus
den Wäldern des Grafen von Gerbweiler.

Die Hütte von Ottange an der Grenze von Luxemburg war
ebenfalls alt; sie gehörte den Grafen von Hunolstein. Vor
150 Jahren, also um 1635, wurde ein Eisenhammer zu Remmelingen
zu Gunsten der älteren Rechte von Ottange unterdrückt. Das Werk
war an Herrn Pierron verpachtet, der jährlich 3500 Liv. für das
Wasserrecht und auſserdem 4 Liv. für das Klafter Holz zahlte. Es
bestand aus 1 Hochofen, 1 Hammer mit 2 Frischfeuern, 1 Schweiſs-
feuer und 1 Blechhammer. Ein zweiter Hammer, la basse forge, um-
faſste 2 Frisch- und 1 Schweiſsfeuer. Der Hochofen lieferte 10000 Ctr.
Guſs aus 25920 Ctr. Erz und 3240 Ctr. Minette, so daſs das Aus-
bringen an Eisen 35 Proz. betrug. Die Hälfte der Erze wurde ge-
röstet. Der Holzkohlenverbrauch betrug 840 Wagen, entsprechend
5040 Klftr. Aus dem Roheisen frischte man 7000 Ctr. Schmiede-
eisen mit 585 Wagen Holzkohlen, entsprechend 3500 Klftr. Holz. Der
gesamte Holzverbrauch, mit dem für Röstung und Heizung, betrug
8750 Klftr., der durch Ankauf im Luxemburgischen gedeckt wurde.
Der Eisenverkauf erbrachte 100000 Liv.

In dem früheren Herzogtume Bar war eine alte und eigen-
artige Eisenindustrie heimisch. Der Betrieb war dem der öster-
reichischen Alpenländer ähnlich, indem man durch Hartzerrennen
erst ein weiſses Feineisen — fer mazé — herstellte und dieses dann
zu Qualitätseisen, Zaineisen (carillon) oder Stahl verfrischte.


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[1021/1035] Frankreich. ofen auch nur 7 Monate im Jahre gehen konnte. Das Wasserrad hatte 20 Fuſs Durchmesser. Die erblasenen 6000 Ctr. Guſseisen gingen nach dem Hammer von Orval in Luxemburg. Die Erze kamen von Concy und St. Pancraz, die 400 Wagen Holzkohlen meistens aus dem Klosterwalde. In dem Amtsbezirk Villers-la-Montagne lagen die reichen Eisensteinbergwerke von St. Pancraz, welche das sogen. „Trüffel- erz“, Geoden von Brauneisenstein im Thon, lieferten. Die Erzlager erstreckten sich in das luxemburgische Gebiet. Der Abbau war höchst primitiv und unvollkommen. Hauptgewerke war Madame Hardy, sodann M. Petit und M. Wendel de Longlaville. Von den Eisenhütten des Bezirks von Villerupt und Ottange gehörte die sehr alte von Villerupt dem Marquis von Gerbweiler. Sie bestand aus 1 Hochofen, 1 groſsen Hammer mit 2 Frischfeuern, 1 kleinen Hammer mit 1 Frischfeuer, 1 Reckfeuer mit Schwanzhammer, doch war das Werk seit lange schlecht im Gange. Es konnte 10000 Ctr. Roheisen und 7000 Ctr. Schmiedeeisen machen. Holz bezog es aus den Wäldern des Grafen von Gerbweiler. Die Hütte von Ottange an der Grenze von Luxemburg war ebenfalls alt; sie gehörte den Grafen von Hunolstein. Vor 150 Jahren, also um 1635, wurde ein Eisenhammer zu Remmelingen zu Gunsten der älteren Rechte von Ottange unterdrückt. Das Werk war an Herrn Pierron verpachtet, der jährlich 3500 Liv. für das Wasserrecht und auſserdem 4 Liv. für das Klafter Holz zahlte. Es bestand aus 1 Hochofen, 1 Hammer mit 2 Frischfeuern, 1 Schweiſs- feuer und 1 Blechhammer. Ein zweiter Hammer, la basse forge, um- faſste 2 Frisch- und 1 Schweiſsfeuer. Der Hochofen lieferte 10000 Ctr. Guſs aus 25920 Ctr. Erz und 3240 Ctr. Minette, so daſs das Aus- bringen an Eisen 35 Proz. betrug. Die Hälfte der Erze wurde ge- röstet. Der Holzkohlenverbrauch betrug 840 Wagen, entsprechend 5040 Klftr. Aus dem Roheisen frischte man 7000 Ctr. Schmiede- eisen mit 585 Wagen Holzkohlen, entsprechend 3500 Klftr. Holz. Der gesamte Holzverbrauch, mit dem für Röstung und Heizung, betrug 8750 Klftr., der durch Ankauf im Luxemburgischen gedeckt wurde. Der Eisenverkauf erbrachte 100000 Liv. In dem früheren Herzogtume Bar war eine alte und eigen- artige Eisenindustrie heimisch. Der Betrieb war dem der öster- reichischen Alpenländer ähnlich, indem man durch Hartzerrennen erst ein weiſses Feineisen — fer mazé — herstellte und dieses dann zu Qualitätseisen, Zaineisen (carillon) oder Stahl verfrischte.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1021. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1035>, abgerufen am 20.05.2024.