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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Frankreich.

Grignon hatte auch Versuche gemacht, Kanonen aus Schmiede-
eisen herzustellen, und dieses Problem kam damals wieder eine Zeit-
lang auf die Tagesordnung. Auf einem Hammerwerk zu Guerigny
im Depart. de la Nievre wurden Kanonen geschmiedet, die auch gut,
aber, ebenso wie die auf dem Eisenhammer zu Calvodo in Neu Casti-
lien geschmiedeten, zu teuer waren. Als Kuriosum tragen wir bei
dieser Gelegenheit nur nach, dass schon 1745 St. Remy den Vor-
schlag gemacht hatte, schmiedeeiserne Kanonen durch Zusammen-
schrauben aus einzelnen Stücken herzustellen.

Einen grossartigen Impuls erhielten gewisse Zweige der Eisen-
industrie durch die französische Revolution. Die neugeschaffene
Republik musste ihre Existenz gegen das alte Europa verteidigen,
und da sie isoliert und von den früheren Bezugsquellen Frankreichs
abgeschnitten war, sah sie sich gezwungen, das kriegerische Rüstzeug
sich selbst und aus einheimischem Material zu beschaffen. In erster
Linie waren es die Waffenfabrikation und der Geschützguss, welche
dadurch einen grossartigen Aufschwung nahmen. Die besten Männer
stellten sich an die Spitze der nationalen Verteidigung, und besonders
war es der berühmte Mathematiker und Naturforscher Monge, der
den Geschützguss leitete. Er schrieb ein vortreffliches Werk über
diesen Gegenstand, welches den Stempel seiner revolutionären Ent-
stehung auch darin zeigt, dass in demselben besonders empfohlen wird,
Kirchen in Geschützgiessereien und Bohrwerkstätten umzuwandeln, und
auf verschiedenen Tafeln genaue Entwürfe und Zeichnungen mitgeteilt
sind, wie dies am praktischsten auszuführen sei. Damals wurden die
Dampfmaschinen eingeführt und die Kanonenbohranstalten sehr ver-
bessert. Chaillot bei Paris war die erste Kanonengiesserei, deren
Werkstätte mit einer Wattschen Dampfmaschine betrieben wurde.

Die Einführung der Dampfmaschine in Frankreich war ein
wichtiges Ereignis. Genssane erwähnt, dass es 1743 in Frankreich
drei Dampfmaschinen, d. h. atmosphärische Maschinen gab, welche für
Bergwerkszwecke dienten. Von diesen befanden sich aber zwei im jetzigen
Belgien. Eine war zu Fresne bei Conde, eine zu Sars bei Charleroy,
wo sie zur Wasserhaltung eines Kohlenbergwerkes verwendet wurde,
und eine bei Namur auf einer Bleigrube; alle drei waren in England
fabriziert.

Die erste Wattsche Dampfmaschine kam (nach Prony) 1780
durch Perrier nach Frankreich und wurde von diesem zu Chaillot
zum Betriebe eines Pumpwerkes verwendet. Es war dies noch eine
einfach wirkende Maschine. Nach demselben Modell baute Perrier

Frankreich.

Grignon hatte auch Versuche gemacht, Kanonen aus Schmiede-
eisen herzustellen, und dieses Problem kam damals wieder eine Zeit-
lang auf die Tagesordnung. Auf einem Hammerwerk zu Guerigny
im Depart. de la Nièvre wurden Kanonen geschmiedet, die auch gut,
aber, ebenso wie die auf dem Eisenhammer zu Calvodo in Neu Casti-
lien geschmiedeten, zu teuer waren. Als Kuriosum tragen wir bei
dieser Gelegenheit nur nach, daſs schon 1745 St. Remy den Vor-
schlag gemacht hatte, schmiedeeiserne Kanonen durch Zusammen-
schrauben aus einzelnen Stücken herzustellen.

Einen groſsartigen Impuls erhielten gewisse Zweige der Eisen-
industrie durch die französische Revolution. Die neugeschaffene
Republik muſste ihre Existenz gegen das alte Europa verteidigen,
und da sie isoliert und von den früheren Bezugsquellen Frankreichs
abgeschnitten war, sah sie sich gezwungen, das kriegerische Rüstzeug
sich selbst und aus einheimischem Material zu beschaffen. In erster
Linie waren es die Waffenfabrikation und der Geschützguſs, welche
dadurch einen groſsartigen Aufschwung nahmen. Die besten Männer
stellten sich an die Spitze der nationalen Verteidigung, und besonders
war es der berühmte Mathematiker und Naturforscher Monge, der
den Geschützguſs leitete. Er schrieb ein vortreffliches Werk über
diesen Gegenstand, welches den Stempel seiner revolutionären Ent-
stehung auch darin zeigt, daſs in demselben besonders empfohlen wird,
Kirchen in Geschützgieſsereien und Bohrwerkstätten umzuwandeln, und
auf verschiedenen Tafeln genaue Entwürfe und Zeichnungen mitgeteilt
sind, wie dies am praktischsten auszuführen sei. Damals wurden die
Dampfmaschinen eingeführt und die Kanonenbohranstalten sehr ver-
bessert. Chaillot bei Paris war die erste Kanonengieſserei, deren
Werkstätte mit einer Wattschen Dampfmaschine betrieben wurde.

Die Einführung der Dampfmaschine in Frankreich war ein
wichtiges Ereignis. Genssane erwähnt, daſs es 1743 in Frankreich
drei Dampfmaschinen, d. h. atmosphärische Maschinen gab, welche für
Bergwerkszwecke dienten. Von diesen befanden sich aber zwei im jetzigen
Belgien. Eine war zu Fresne bei Condé, eine zu Sars bei Charleroy,
wo sie zur Wasserhaltung eines Kohlenbergwerkes verwendet wurde,
und eine bei Namur auf einer Bleigrube; alle drei waren in England
fabriziert.

Die erste Wattsche Dampfmaschine kam (nach Prony) 1780
durch Perrier nach Frankreich und wurde von diesem zu Chaillot
zum Betriebe eines Pumpwerkes verwendet. Es war dies noch eine
einfach wirkende Maschine. Nach demselben Modell baute Perrier

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[1039/1053] Frankreich. Grignon hatte auch Versuche gemacht, Kanonen aus Schmiede- eisen herzustellen, und dieses Problem kam damals wieder eine Zeit- lang auf die Tagesordnung. Auf einem Hammerwerk zu Guerigny im Depart. de la Nièvre wurden Kanonen geschmiedet, die auch gut, aber, ebenso wie die auf dem Eisenhammer zu Calvodo in Neu Casti- lien geschmiedeten, zu teuer waren. Als Kuriosum tragen wir bei dieser Gelegenheit nur nach, daſs schon 1745 St. Remy den Vor- schlag gemacht hatte, schmiedeeiserne Kanonen durch Zusammen- schrauben aus einzelnen Stücken herzustellen. Einen groſsartigen Impuls erhielten gewisse Zweige der Eisen- industrie durch die französische Revolution. Die neugeschaffene Republik muſste ihre Existenz gegen das alte Europa verteidigen, und da sie isoliert und von den früheren Bezugsquellen Frankreichs abgeschnitten war, sah sie sich gezwungen, das kriegerische Rüstzeug sich selbst und aus einheimischem Material zu beschaffen. In erster Linie waren es die Waffenfabrikation und der Geschützguſs, welche dadurch einen groſsartigen Aufschwung nahmen. Die besten Männer stellten sich an die Spitze der nationalen Verteidigung, und besonders war es der berühmte Mathematiker und Naturforscher Monge, der den Geschützguſs leitete. Er schrieb ein vortreffliches Werk über diesen Gegenstand, welches den Stempel seiner revolutionären Ent- stehung auch darin zeigt, daſs in demselben besonders empfohlen wird, Kirchen in Geschützgieſsereien und Bohrwerkstätten umzuwandeln, und auf verschiedenen Tafeln genaue Entwürfe und Zeichnungen mitgeteilt sind, wie dies am praktischsten auszuführen sei. Damals wurden die Dampfmaschinen eingeführt und die Kanonenbohranstalten sehr ver- bessert. Chaillot bei Paris war die erste Kanonengieſserei, deren Werkstätte mit einer Wattschen Dampfmaschine betrieben wurde. Die Einführung der Dampfmaschine in Frankreich war ein wichtiges Ereignis. Genssane erwähnt, daſs es 1743 in Frankreich drei Dampfmaschinen, d. h. atmosphärische Maschinen gab, welche für Bergwerkszwecke dienten. Von diesen befanden sich aber zwei im jetzigen Belgien. Eine war zu Fresne bei Condé, eine zu Sars bei Charleroy, wo sie zur Wasserhaltung eines Kohlenbergwerkes verwendet wurde, und eine bei Namur auf einer Bleigrube; alle drei waren in England fabriziert. Die erste Wattsche Dampfmaschine kam (nach Prony) 1780 durch Perrier nach Frankreich und wurde von diesem zu Chaillot zum Betriebe eines Pumpwerkes verwendet. Es war dies noch eine einfach wirkende Maschine. Nach demselben Modell baute Perrier

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1039. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1053>, abgerufen am 21.11.2024.