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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Spanien.
bohrmaschinen aufgestellt, um die Kanonen aus dem Vollen zu
bohren. Diese Kanonen waren viel haltbarer wie vordem und sollten
1200 Schüsse aushalten können.

In Biscaya, dem Hauptsitze der Eisengewinnung, gab es auch
viele Eisen- und Stahlfabriken für gewöhnliche Waren. Ihre Zahl
belief sich an 300. In regnerischen Jahren, denn nur in solchen
hatten die Flüsse genügendes Wasser, um die Hämmer zu treiben,
wurden 80000 Ctr. (zu 155 Pfd. kastilisches Gewicht) verarbeitet. Nach
genauerer Angabe zählte man im Distrikte Bilbao zur Zeit der grössten
Blüte im 18. Jahrhundert 245 Ferrerieras (Rennfeuer, Katalanschmiede).
1780 betrug aber ihre Zahl nur 154 mit einer Produktion von 7300 Tonnen
Eisen. 1785 gab es in Guipuzcoa 18 Ankerschmieden, welche nicht
nur für den Bedarf Spaniens ausreichten, sondern auch noch nach
Frankreich und England exportierten.

Rinman giebt in seinem Bergwerkslexikon 1794 die Ausfuhr an
Eisen der drei Provinzen Biscaya, Guipuzcoa und Navarra zu
92000 Schiffspfund = 14720 Tonnen an. Es ging viel unverarbeitetes
Eisen ins Ausland, besonders nach Amerika. -- Eine Weissblechfabrik
war bei der Sierra de Gaucin in Granada errichtet worden und eine
sehr vorteilhaft eingerichtete Drahtzieherei für Eisen- und Kupfer-
draht hatte Miguel Bayot erbaut. Im allgemeinen wurden aber
viel feinere Eisensorten und Eisenwaren importiert. Alten Ruhm
hatten die spanischen Metallarbeiter im Vergolden.

Zu Anfang des Jahrhunderts beherrschten noch die Holländer den
spanischen Handel, mussten ihn aber mehr und mehr an die Engländer
abtreten. Diese lieferten namentlich Eisen- und Stahlwaren, als Messer,
Scheren, Rasiermesser, Gabeln, Schlösser, Knöpfe, Leuchter u. s. w.
Doch kamen auch viele Waren aus Frankreich und Deutschland. Nürnberg
lieferte 1780 Steck- und Packnadeln, Blechbüchsen, Vorhängeschlösser,
Hirschfänger, Fingerhüte, Lichtputzen, schwarze Degen, Hämmer für
Hufschmiede, Schermesser u. s. w. Bandeisen lieferte Schweden, Deutsch-
land und Holland; Stahl besonders die österreichischen Alpenländer
und die westfälische Mark; Stahlwaren Solingen und Remscheid.

Eisen im rohen Zustande spielte eine wichtige Rolle bei der Aus-
fuhr Spaniens. Unter den besten Sorten von Bilbao wurden aufge-
führt Fer Tiradera und Fer Zearrola, die nach Quintal-Macho zu
155 Pfd. verkauft wurden. -- Gebr. Laurangin & Co. waren damals
die grössten Eisenkommissionäre in Bilbao.

Versuche, den Hochofenbetrieb an Stelle der Katalanschmieden
einzuführen, hatten nur schlechten Erfolg.


Spanien.
bohrmaschinen aufgestellt, um die Kanonen aus dem Vollen zu
bohren. Diese Kanonen waren viel haltbarer wie vordem und sollten
1200 Schüsse aushalten können.

In Biscaya, dem Hauptsitze der Eisengewinnung, gab es auch
viele Eisen- und Stahlfabriken für gewöhnliche Waren. Ihre Zahl
belief sich an 300. In regnerischen Jahren, denn nur in solchen
hatten die Flüsse genügendes Wasser, um die Hämmer zu treiben,
wurden 80000 Ctr. (zu 155 Pfd. kastilisches Gewicht) verarbeitet. Nach
genauerer Angabe zählte man im Distrikte Bilbao zur Zeit der gröſsten
Blüte im 18. Jahrhundert 245 Ferrerieras (Rennfeuer, Katalanschmiede).
1780 betrug aber ihre Zahl nur 154 mit einer Produktion von 7300 Tonnen
Eisen. 1785 gab es in Guipuzcoa 18 Ankerschmieden, welche nicht
nur für den Bedarf Spaniens ausreichten, sondern auch noch nach
Frankreich und England exportierten.

Rinman giebt in seinem Bergwerkslexikon 1794 die Ausfuhr an
Eisen der drei Provinzen Biscaya, Guipuzcoa und Navarra zu
92000 Schiffspfund = 14720 Tonnen an. Es ging viel unverarbeitetes
Eisen ins Ausland, besonders nach Amerika. — Eine Weiſsblechfabrik
war bei der Sierra de Gaucin in Granada errichtet worden und eine
sehr vorteilhaft eingerichtete Drahtzieherei für Eisen- und Kupfer-
draht hatte Miguel Bayot erbaut. Im allgemeinen wurden aber
viel feinere Eisensorten und Eisenwaren importiert. Alten Ruhm
hatten die spanischen Metallarbeiter im Vergolden.

Zu Anfang des Jahrhunderts beherrschten noch die Holländer den
spanischen Handel, muſsten ihn aber mehr und mehr an die Engländer
abtreten. Diese lieferten namentlich Eisen- und Stahlwaren, als Messer,
Scheren, Rasiermesser, Gabeln, Schlösser, Knöpfe, Leuchter u. s. w.
Doch kamen auch viele Waren aus Frankreich und Deutschland. Nürnberg
lieferte 1780 Steck- und Packnadeln, Blechbüchsen, Vorhängeschlösser,
Hirschfänger, Fingerhüte, Lichtputzen, schwarze Degen, Hämmer für
Hufschmiede, Schermesser u. s. w. Bandeisen lieferte Schweden, Deutsch-
land und Holland; Stahl besonders die österreichischen Alpenländer
und die westfälische Mark; Stahlwaren Solingen und Remscheid.

Eisen im rohen Zustande spielte eine wichtige Rolle bei der Aus-
fuhr Spaniens. Unter den besten Sorten von Bilbao wurden aufge-
führt Fer Tiradera und Fer Zearrola, die nach Quintal-Macho zu
155 Pfd. verkauft wurden. — Gebr. Laurangin & Co. waren damals
die gröſsten Eisenkommissionäre in Bilbao.

Versuche, den Hochofenbetrieb an Stelle der Katalanschmieden
einzuführen, hatten nur schlechten Erfolg.


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[1061/1075] Spanien. bohrmaschinen aufgestellt, um die Kanonen aus dem Vollen zu bohren. Diese Kanonen waren viel haltbarer wie vordem und sollten 1200 Schüsse aushalten können. In Biscaya, dem Hauptsitze der Eisengewinnung, gab es auch viele Eisen- und Stahlfabriken für gewöhnliche Waren. Ihre Zahl belief sich an 300. In regnerischen Jahren, denn nur in solchen hatten die Flüsse genügendes Wasser, um die Hämmer zu treiben, wurden 80000 Ctr. (zu 155 Pfd. kastilisches Gewicht) verarbeitet. Nach genauerer Angabe zählte man im Distrikte Bilbao zur Zeit der gröſsten Blüte im 18. Jahrhundert 245 Ferrerieras (Rennfeuer, Katalanschmiede). 1780 betrug aber ihre Zahl nur 154 mit einer Produktion von 7300 Tonnen Eisen. 1785 gab es in Guipuzcoa 18 Ankerschmieden, welche nicht nur für den Bedarf Spaniens ausreichten, sondern auch noch nach Frankreich und England exportierten. Rinman giebt in seinem Bergwerkslexikon 1794 die Ausfuhr an Eisen der drei Provinzen Biscaya, Guipuzcoa und Navarra zu 92000 Schiffspfund = 14720 Tonnen an. Es ging viel unverarbeitetes Eisen ins Ausland, besonders nach Amerika. — Eine Weiſsblechfabrik war bei der Sierra de Gaucin in Granada errichtet worden und eine sehr vorteilhaft eingerichtete Drahtzieherei für Eisen- und Kupfer- draht hatte Miguel Bayot erbaut. Im allgemeinen wurden aber viel feinere Eisensorten und Eisenwaren importiert. Alten Ruhm hatten die spanischen Metallarbeiter im Vergolden. Zu Anfang des Jahrhunderts beherrschten noch die Holländer den spanischen Handel, muſsten ihn aber mehr und mehr an die Engländer abtreten. Diese lieferten namentlich Eisen- und Stahlwaren, als Messer, Scheren, Rasiermesser, Gabeln, Schlösser, Knöpfe, Leuchter u. s. w. Doch kamen auch viele Waren aus Frankreich und Deutschland. Nürnberg lieferte 1780 Steck- und Packnadeln, Blechbüchsen, Vorhängeschlösser, Hirschfänger, Fingerhüte, Lichtputzen, schwarze Degen, Hämmer für Hufschmiede, Schermesser u. s. w. Bandeisen lieferte Schweden, Deutsch- land und Holland; Stahl besonders die österreichischen Alpenländer und die westfälische Mark; Stahlwaren Solingen und Remscheid. Eisen im rohen Zustande spielte eine wichtige Rolle bei der Aus- fuhr Spaniens. Unter den besten Sorten von Bilbao wurden aufge- führt Fer Tiradera und Fer Zearrola, die nach Quintal-Macho zu 155 Pfd. verkauft wurden. — Gebr. Laurangin & Co. waren damals die gröſsten Eisenkommissionäre in Bilbao. Versuche, den Hochofenbetrieb an Stelle der Katalanschmieden einzuführen, hatten nur schlechten Erfolg.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1061. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1075>, abgerufen am 21.11.2024.