Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

England.
gezogen. Die Gicht selbst ist 20 bis 22 Zoll quadratisch. Das Gestell
ist oben 18 Zoll breit und 2 Fuss 4 Zoll lang, unten am Bodenstein
17 Zoll zu 2 Fuss. Das Gestell bis zur Rast ist 5 Fuss hoch. Das
Innere wird aus Ziegelsteinen oder anderen feuerfesten Steinen, das
Äussere aus Bruchsteinen hergestellt. Das Gestell besteht aus vier
grossen Steinen, von denen jeder 1 bis 11/2 Tonnen wiegt. Der grösste
derselben bildet den Bodenstein, die drei übrigen die drei Seiten. Ein
fünfter wird über dem Abstich angebracht. Es kommt vor, dass die
Steinwände soweit wegschmelzen, dass der ursprünglich 17 Zoll weite
Herd sich bis auf 3 Fuss erweitert. Die Blaseöffnung ist von Stein; ihre
untere Fläche wird durch eine Eisenplatte geschützt, auf welcher die
Düsen der Blasebälge aufliegen. Die Bälge sind zum Teil von Holz,
an einigen Orten aber auch noch von Leder. Die Lederbälge sind
18 Fuss lang, 4 Fuss 2 Zoll breit. Die Düsen haben 1 Fuss 4 Zoll
Länge. Die Holzbälge sind ebenfalls 18 Fuss lang, 4 Fuss und mehr
breit. Die Saugklappe ist 17 auf 16 Zoll. Die Düsen haben eine
Länge von 41/2 Fuss und ragen 31/2 Fuss aus dem Balghaupt. Sie
sind 2 Zoll weit an der Mündung. Die Bälge sind bis 7 Fuss von
den Düsen mit Zinn ausgeschlagen; man glaubt, dass dadurch der
Wind besser ausströme und die Bälge sich nicht so leicht durch ein-
gesaugte Funken oder Schlacke entzünden."

Das Wasserrad hatte 22 Fuss Durchmesser, seine Welle war
2 Fuss 9 Zoll dick und 24 Fuss lang. -- Die Röstung der Erze
geschah in offenen Haufen, indem man Kohlen und Erz lagenweise
aufschichtete. Dann wurden sie von unten angezündet und brannte
eine Woche oder länger. Man gattierte dann die zwei Erzsorten,
eine ärmere (Iron-stone) und eine reichere (Iron-ore). Zum Schmelzen
verwendete man mittelgrosse Eichenkohlen, indem man die grossen
für die Frischfeuer zurückbehielt. Auf 1 Schiffspfund Eisen wurde
nur 1/2 Last Kohlen verbraucht.

In Lancashire mischte man der Holzkohle Torf bei, was aber
ein durch Schwefel brüchiges Eisen gab. An mehreren Orten versuchte
man es mit Steinkohlen, die zu Koks (cinders) gebrannt waren; aber
man erhielt damit weniger Eisen als mit den Holzkohlen. Mit unge-
mischter Holzkohle schmolz man in einer Woche 15 bis 16 Tonnen
Eisen, bei Zusatz von Koks dagegen nur 5 bis 6 Tonnen, ganz
abgesehen davon, dass das Eisen rotbrüchig und so schlecht wurde,
dass es kaum zu irgend welchen Geräten verwendet werden konnte.

"Der Ofen wird zuerst mit Kohlen gefüllt; sind diese um 5 Fuss
niedergegangen, so werden wieder drei Körbe Kohlen und auf diese

England.
gezogen. Die Gicht selbst ist 20 bis 22 Zoll quadratisch. Das Gestell
ist oben 18 Zoll breit und 2 Fuſs 4 Zoll lang, unten am Bodenstein
17 Zoll zu 2 Fuſs. Das Gestell bis zur Rast ist 5 Fuſs hoch. Das
Innere wird aus Ziegelsteinen oder anderen feuerfesten Steinen, das
Äuſsere aus Bruchsteinen hergestellt. Das Gestell besteht aus vier
groſsen Steinen, von denen jeder 1 bis 1½ Tonnen wiegt. Der gröſste
derselben bildet den Bodenstein, die drei übrigen die drei Seiten. Ein
fünfter wird über dem Abstich angebracht. Es kommt vor, daſs die
Steinwände soweit wegschmelzen, daſs der ursprünglich 17 Zoll weite
Herd sich bis auf 3 Fuſs erweitert. Die Blaseöffnung ist von Stein; ihre
untere Fläche wird durch eine Eisenplatte geschützt, auf welcher die
Düsen der Blasebälge aufliegen. Die Bälge sind zum Teil von Holz,
an einigen Orten aber auch noch von Leder. Die Lederbälge sind
18 Fuſs lang, 4 Fuſs 2 Zoll breit. Die Düsen haben 1 Fuſs 4 Zoll
Länge. Die Holzbälge sind ebenfalls 18 Fuſs lang, 4 Fuſs und mehr
breit. Die Saugklappe ist 17 auf 16 Zoll. Die Düsen haben eine
Länge von 4½ Fuſs und ragen 3½ Fuſs aus dem Balghaupt. Sie
sind 2 Zoll weit an der Mündung. Die Bälge sind bis 7 Fuſs von
den Düsen mit Zinn ausgeschlagen; man glaubt, daſs dadurch der
Wind besser ausströme und die Bälge sich nicht so leicht durch ein-
gesaugte Funken oder Schlacke entzünden.“

Das Wasserrad hatte 22 Fuſs Durchmesser, seine Welle war
2 Fuſs 9 Zoll dick und 24 Fuſs lang. — Die Röstung der Erze
geschah in offenen Haufen, indem man Kohlen und Erz lagenweise
aufschichtete. Dann wurden sie von unten angezündet und brannte
eine Woche oder länger. Man gattierte dann die zwei Erzsorten,
eine ärmere (Iron-stone) und eine reichere (Iron-ore). Zum Schmelzen
verwendete man mittelgroſse Eichenkohlen, indem man die groſsen
für die Frischfeuer zurückbehielt. Auf 1 Schiffspfund Eisen wurde
nur ½ Last Kohlen verbraucht.

In Lancashire mischte man der Holzkohle Torf bei, was aber
ein durch Schwefel brüchiges Eisen gab. An mehreren Orten versuchte
man es mit Steinkohlen, die zu Koks (cinders) gebrannt waren; aber
man erhielt damit weniger Eisen als mit den Holzkohlen. Mit unge-
mischter Holzkohle schmolz man in einer Woche 15 bis 16 Tonnen
Eisen, bei Zusatz von Koks dagegen nur 5 bis 6 Tonnen, ganz
abgesehen davon, daſs das Eisen rotbrüchig und so schlecht wurde,
daſs es kaum zu irgend welchen Geräten verwendet werden konnte.

„Der Ofen wird zuerst mit Kohlen gefüllt; sind diese um 5 Fuſs
niedergegangen, so werden wieder drei Körbe Kohlen und auf diese

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1080" n="1066"/><fw place="top" type="header">England.</fw><lb/>
gezogen. Die Gicht selbst ist 20 bis 22 Zoll quadratisch. Das Gestell<lb/>
ist oben 18 Zoll breit und 2 Fu&#x017F;s 4 Zoll lang, unten am Bodenstein<lb/>
17 Zoll zu 2 Fu&#x017F;s. Das Gestell bis zur Rast ist 5 Fu&#x017F;s hoch. Das<lb/>
Innere wird aus Ziegelsteinen oder anderen feuerfesten Steinen, das<lb/>
Äu&#x017F;sere aus Bruchsteinen hergestellt. Das Gestell besteht aus vier<lb/>
gro&#x017F;sen Steinen, von denen jeder 1 bis 1½ Tonnen wiegt. Der grö&#x017F;ste<lb/>
derselben bildet den Bodenstein, die drei übrigen die drei Seiten. Ein<lb/>
fünfter wird über dem Abstich angebracht. Es kommt vor, da&#x017F;s die<lb/>
Steinwände soweit wegschmelzen, da&#x017F;s der ursprünglich 17 Zoll weite<lb/>
Herd sich bis auf 3 Fu&#x017F;s erweitert. Die Blaseöffnung ist von Stein; ihre<lb/>
untere Fläche wird durch eine Eisenplatte geschützt, auf welcher die<lb/>
Düsen der Blasebälge aufliegen. Die Bälge sind zum Teil von Holz,<lb/>
an einigen Orten aber auch noch von Leder. Die Lederbälge sind<lb/>
18 Fu&#x017F;s lang, 4 Fu&#x017F;s 2 Zoll breit. Die Düsen haben 1 Fu&#x017F;s 4 Zoll<lb/>
Länge. Die Holzbälge sind ebenfalls 18 Fu&#x017F;s lang, 4 Fu&#x017F;s und mehr<lb/>
breit. Die Saugklappe ist 17 auf 16 Zoll. Die Düsen haben eine<lb/>
Länge von 4½ Fu&#x017F;s und ragen 3½ Fu&#x017F;s aus dem Balghaupt. Sie<lb/>
sind 2 Zoll weit an der Mündung. Die Bälge sind bis 7 Fu&#x017F;s von<lb/>
den Düsen mit Zinn ausgeschlagen; man glaubt, da&#x017F;s dadurch der<lb/>
Wind besser ausströme und die Bälge sich nicht so leicht durch ein-<lb/>
gesaugte Funken oder Schlacke entzünden.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Das Wasserrad hatte 22 Fu&#x017F;s Durchmesser, seine Welle war<lb/>
2 Fu&#x017F;s 9 Zoll dick und 24 Fu&#x017F;s lang. &#x2014; Die Röstung der Erze<lb/>
geschah in offenen Haufen, indem man Kohlen und Erz lagenweise<lb/>
aufschichtete. Dann wurden sie von unten angezündet und brannte<lb/>
eine Woche oder länger. Man gattierte dann die zwei Erzsorten,<lb/>
eine ärmere (Iron-stone) und eine reichere (Iron-ore). Zum Schmelzen<lb/>
verwendete man mittelgro&#x017F;se Eichenkohlen, indem man die gro&#x017F;sen<lb/>
für die Frischfeuer zurückbehielt. Auf 1 Schiffspfund Eisen wurde<lb/>
nur ½ Last Kohlen verbraucht.</p><lb/>
            <p>In Lancashire mischte man der Holzkohle Torf bei, was aber<lb/>
ein durch Schwefel brüchiges Eisen gab. An mehreren Orten versuchte<lb/>
man es mit Steinkohlen, die zu Koks (cinders) gebrannt waren; aber<lb/>
man erhielt damit weniger Eisen als mit den Holzkohlen. Mit unge-<lb/>
mischter Holzkohle schmolz man in einer Woche 15 bis 16 Tonnen<lb/>
Eisen, bei Zusatz von Koks dagegen nur 5 bis 6 Tonnen, ganz<lb/>
abgesehen davon, da&#x017F;s das Eisen rotbrüchig und so schlecht wurde,<lb/>
da&#x017F;s es kaum zu irgend welchen Geräten verwendet werden konnte.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Der Ofen wird zuerst mit Kohlen gefüllt; sind diese um 5 Fu&#x017F;s<lb/>
niedergegangen, so werden wieder drei Körbe Kohlen und auf diese<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1066/1080] England. gezogen. Die Gicht selbst ist 20 bis 22 Zoll quadratisch. Das Gestell ist oben 18 Zoll breit und 2 Fuſs 4 Zoll lang, unten am Bodenstein 17 Zoll zu 2 Fuſs. Das Gestell bis zur Rast ist 5 Fuſs hoch. Das Innere wird aus Ziegelsteinen oder anderen feuerfesten Steinen, das Äuſsere aus Bruchsteinen hergestellt. Das Gestell besteht aus vier groſsen Steinen, von denen jeder 1 bis 1½ Tonnen wiegt. Der gröſste derselben bildet den Bodenstein, die drei übrigen die drei Seiten. Ein fünfter wird über dem Abstich angebracht. Es kommt vor, daſs die Steinwände soweit wegschmelzen, daſs der ursprünglich 17 Zoll weite Herd sich bis auf 3 Fuſs erweitert. Die Blaseöffnung ist von Stein; ihre untere Fläche wird durch eine Eisenplatte geschützt, auf welcher die Düsen der Blasebälge aufliegen. Die Bälge sind zum Teil von Holz, an einigen Orten aber auch noch von Leder. Die Lederbälge sind 18 Fuſs lang, 4 Fuſs 2 Zoll breit. Die Düsen haben 1 Fuſs 4 Zoll Länge. Die Holzbälge sind ebenfalls 18 Fuſs lang, 4 Fuſs und mehr breit. Die Saugklappe ist 17 auf 16 Zoll. Die Düsen haben eine Länge von 4½ Fuſs und ragen 3½ Fuſs aus dem Balghaupt. Sie sind 2 Zoll weit an der Mündung. Die Bälge sind bis 7 Fuſs von den Düsen mit Zinn ausgeschlagen; man glaubt, daſs dadurch der Wind besser ausströme und die Bälge sich nicht so leicht durch ein- gesaugte Funken oder Schlacke entzünden.“ Das Wasserrad hatte 22 Fuſs Durchmesser, seine Welle war 2 Fuſs 9 Zoll dick und 24 Fuſs lang. — Die Röstung der Erze geschah in offenen Haufen, indem man Kohlen und Erz lagenweise aufschichtete. Dann wurden sie von unten angezündet und brannte eine Woche oder länger. Man gattierte dann die zwei Erzsorten, eine ärmere (Iron-stone) und eine reichere (Iron-ore). Zum Schmelzen verwendete man mittelgroſse Eichenkohlen, indem man die groſsen für die Frischfeuer zurückbehielt. Auf 1 Schiffspfund Eisen wurde nur ½ Last Kohlen verbraucht. In Lancashire mischte man der Holzkohle Torf bei, was aber ein durch Schwefel brüchiges Eisen gab. An mehreren Orten versuchte man es mit Steinkohlen, die zu Koks (cinders) gebrannt waren; aber man erhielt damit weniger Eisen als mit den Holzkohlen. Mit unge- mischter Holzkohle schmolz man in einer Woche 15 bis 16 Tonnen Eisen, bei Zusatz von Koks dagegen nur 5 bis 6 Tonnen, ganz abgesehen davon, daſs das Eisen rotbrüchig und so schlecht wurde, daſs es kaum zu irgend welchen Geräten verwendet werden konnte. „Der Ofen wird zuerst mit Kohlen gefüllt; sind diese um 5 Fuſs niedergegangen, so werden wieder drei Körbe Kohlen und auf diese

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1080
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1066. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1080>, abgerufen am 21.11.2024.