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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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für Stabeisen und Bleche, Schneidwerke und grosse mechanische Werk-
stätten umfasste. Bei vollem Betriebe wurden 200 Tonnen Blech-,
Band-, Stabeisen und Nagelzaine in einer Woche gemacht. Letztere
wurden am Orte verkauft und von Nagelschmieden mit der Hand
zu Nägeln verarbeitet.

Das Walzen geschah hier auf die eigene, von Wilkinson erfun-
dene Weise. Das durch eine Dampfmaschine getriebene Walzwerk
bestand aus zwei 5 Fuss starken und 6 Fuss langen Walzen, wovon
jede 8 bis 10 Tonnen Gewicht hatte. Auf einem Ende dieses Walz-
werks waren, wie gewöhnlich, vertiefte Rinnen, auf dem anderen eine
glatte Bahn. In dem Mittelpunkt der oberen Walze war ein 3 Fuss
langer Krummzapfen, welcher durch den Balancier einer Dampfmaschine
hin und her bewegt wurde. Die Kurbel drehte sich nicht um, sondern lief
in einem Winkel von 90° oder etwas mehr vor- und rückwärts, ebenso
auch die Walzen, die also nur mit 1/4 ihrer Peripherie wirkten, statt
wie sonst ganz umzulaufen. Von der oberen Walze, welche bloss mit
ihrer Schwere wirkte, ging kein Vorgelege nach der unteren, sondern
diese wurde nur durch die Reibung bewegt. Wenn das zuerst unter-
gesteckte Eisen vier- bis fünfmal vor- und rückwärts gegangen war,
so brachte man es unter die glatte Bahn, und in der Zwischenzeit
wurde ein frisches unter das andere Ende des Walzenpaares gebracht,
so dass zwei Schmelzstücke jederzeit auf einmal gereckt wurden.
Wilkinson hatte hierdurch viel an Zeit zu sparen geglaubt, weil
seine Walzen nie leer, sondern immer doppelt besetzt liefen; auch
konnte er wirklich für dieses Walzenpaar mehr Puddelöfen benutzen,
als für ein gewöhnliches; aber die hohen Anlagekosten, der Kraft-
aufwand und andere Anforderungen waren Veranlassung, dass diese
eigenartigen Walzen auf anderen Werken keine Anwendung fanden.
Die hier gewalzten Stäbe waren rauh, ungleich und im ganzen schlecht
gearbeitet. Um sie zu Blech- und Stabeisen zu verwenden, mussten
sie noch einem Prozess unterworfen werden.

Das Blechwerk bestand aus zwei bis drei Blechglühöfen und
zwei Paar Walzen. Diese hatten 10 bis 12 Zoll Durchmesser, 3 bis
4 Fuss Länge und waren abgedreht und poliert. Nachdem das Blech-
eisen durch die Walzen eine gewisse Dünne erhalten hatte, wurden
zwei und zwei und zuletzt vier und mehrere Tafeln zusammengelegt.
Man walzte hier manchmal ungewöhnlich grosse Platten.

Wilkinson hatte seine Pramen (Lastschiffe für die Kanäle) von
20 Tonnen ganz von Eisenplatten gebaut. Sie waren leichter und
besser zu bewegen als gleich grosse hölzerne, kosteten aber drei- bis

England.
für Stabeisen und Bleche, Schneidwerke und groſse mechanische Werk-
stätten umfaſste. Bei vollem Betriebe wurden 200 Tonnen Blech-,
Band-, Stabeisen und Nagelzaine in einer Woche gemacht. Letztere
wurden am Orte verkauft und von Nagelschmieden mit der Hand
zu Nägeln verarbeitet.

Das Walzen geschah hier auf die eigene, von Wilkinson erfun-
dene Weise. Das durch eine Dampfmaschine getriebene Walzwerk
bestand aus zwei 5 Fuſs starken und 6 Fuſs langen Walzen, wovon
jede 8 bis 10 Tonnen Gewicht hatte. Auf einem Ende dieses Walz-
werks waren, wie gewöhnlich, vertiefte Rinnen, auf dem anderen eine
glatte Bahn. In dem Mittelpunkt der oberen Walze war ein 3 Fuſs
langer Krummzapfen, welcher durch den Balancier einer Dampfmaschine
hin und her bewegt wurde. Die Kurbel drehte sich nicht um, sondern lief
in einem Winkel von 90° oder etwas mehr vor- und rückwärts, ebenso
auch die Walzen, die also nur mit ¼ ihrer Peripherie wirkten, statt
wie sonst ganz umzulaufen. Von der oberen Walze, welche bloſs mit
ihrer Schwere wirkte, ging kein Vorgelege nach der unteren, sondern
diese wurde nur durch die Reibung bewegt. Wenn das zuerst unter-
gesteckte Eisen vier- bis fünfmal vor- und rückwärts gegangen war,
so brachte man es unter die glatte Bahn, und in der Zwischenzeit
wurde ein frisches unter das andere Ende des Walzenpaares gebracht,
so daſs zwei Schmelzstücke jederzeit auf einmal gereckt wurden.
Wilkinson hatte hierdurch viel an Zeit zu sparen geglaubt, weil
seine Walzen nie leer, sondern immer doppelt besetzt liefen; auch
konnte er wirklich für dieses Walzenpaar mehr Puddelöfen benutzen,
als für ein gewöhnliches; aber die hohen Anlagekosten, der Kraft-
aufwand und andere Anforderungen waren Veranlassung, daſs diese
eigenartigen Walzen auf anderen Werken keine Anwendung fanden.
Die hier gewalzten Stäbe waren rauh, ungleich und im ganzen schlecht
gearbeitet. Um sie zu Blech- und Stabeisen zu verwenden, muſsten
sie noch einem Prozeſs unterworfen werden.

Das Blechwerk bestand aus zwei bis drei Blechglühöfen und
zwei Paar Walzen. Diese hatten 10 bis 12 Zoll Durchmesser, 3 bis
4 Fuſs Länge und waren abgedreht und poliert. Nachdem das Blech-
eisen durch die Walzen eine gewisse Dünne erhalten hatte, wurden
zwei und zwei und zuletzt vier und mehrere Tafeln zusammengelegt.
Man walzte hier manchmal ungewöhnlich groſse Platten.

Wilkinson hatte seine Pramen (Lastschiffe für die Kanäle) von
20 Tonnen ganz von Eisenplatten gebaut. Sie waren leichter und
besser zu bewegen als gleich groſse hölzerne, kosteten aber drei- bis

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[1093/1107] England. für Stabeisen und Bleche, Schneidwerke und groſse mechanische Werk- stätten umfaſste. Bei vollem Betriebe wurden 200 Tonnen Blech-, Band-, Stabeisen und Nagelzaine in einer Woche gemacht. Letztere wurden am Orte verkauft und von Nagelschmieden mit der Hand zu Nägeln verarbeitet. Das Walzen geschah hier auf die eigene, von Wilkinson erfun- dene Weise. Das durch eine Dampfmaschine getriebene Walzwerk bestand aus zwei 5 Fuſs starken und 6 Fuſs langen Walzen, wovon jede 8 bis 10 Tonnen Gewicht hatte. Auf einem Ende dieses Walz- werks waren, wie gewöhnlich, vertiefte Rinnen, auf dem anderen eine glatte Bahn. In dem Mittelpunkt der oberen Walze war ein 3 Fuſs langer Krummzapfen, welcher durch den Balancier einer Dampfmaschine hin und her bewegt wurde. Die Kurbel drehte sich nicht um, sondern lief in einem Winkel von 90° oder etwas mehr vor- und rückwärts, ebenso auch die Walzen, die also nur mit ¼ ihrer Peripherie wirkten, statt wie sonst ganz umzulaufen. Von der oberen Walze, welche bloſs mit ihrer Schwere wirkte, ging kein Vorgelege nach der unteren, sondern diese wurde nur durch die Reibung bewegt. Wenn das zuerst unter- gesteckte Eisen vier- bis fünfmal vor- und rückwärts gegangen war, so brachte man es unter die glatte Bahn, und in der Zwischenzeit wurde ein frisches unter das andere Ende des Walzenpaares gebracht, so daſs zwei Schmelzstücke jederzeit auf einmal gereckt wurden. Wilkinson hatte hierdurch viel an Zeit zu sparen geglaubt, weil seine Walzen nie leer, sondern immer doppelt besetzt liefen; auch konnte er wirklich für dieses Walzenpaar mehr Puddelöfen benutzen, als für ein gewöhnliches; aber die hohen Anlagekosten, der Kraft- aufwand und andere Anforderungen waren Veranlassung, daſs diese eigenartigen Walzen auf anderen Werken keine Anwendung fanden. Die hier gewalzten Stäbe waren rauh, ungleich und im ganzen schlecht gearbeitet. Um sie zu Blech- und Stabeisen zu verwenden, muſsten sie noch einem Prozeſs unterworfen werden. Das Blechwerk bestand aus zwei bis drei Blechglühöfen und zwei Paar Walzen. Diese hatten 10 bis 12 Zoll Durchmesser, 3 bis 4 Fuſs Länge und waren abgedreht und poliert. Nachdem das Blech- eisen durch die Walzen eine gewisse Dünne erhalten hatte, wurden zwei und zwei und zuletzt vier und mehrere Tafeln zusammengelegt. Man walzte hier manchmal ungewöhnlich groſse Platten. Wilkinson hatte seine Pramen (Lastschiffe für die Kanäle) von 20 Tonnen ganz von Eisenplatten gebaut. Sie waren leichter und besser zu bewegen als gleich groſse hölzerne, kosteten aber drei- bis

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1093. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1107>, abgerufen am 21.11.2024.