fällens und Kohlenbrennens bestimmte eine kaiserliche Verordnung vom 21. Mai 17791).
Die drei Hauptbedingungen für vorteilhaften Hüttenbetrieb, Erz, Holz und Wasserkraft fanden sich am Ural meistens vereinigt; alle drei waren reichlich vorhanden2).
Es war sehr gewöhnlich, zwei Hochöfen nebeneinander in ein gemeinschaftliches Rauhgemäuer -- in einen Korpus, wie man sich ausdrückte -- zu bauen. Dieser Korpus war erst auf einem Pfahl- werk von eingerammten Pfosten errichtet. Die Hauptabzucht war ein hoher und breiter viereckiger Kanal von 3 Arschinen Höhe, der über dem Fundament der Länge nach durchlief, über demselben bil- deten gegossene, eiserne Röhren die Kreuzabzüchte. Der Herd war aus genau zusammengefügten Gestellsteinen hergestellt und erweiterte sich nach oben im Verhältnis von 4 zu 6. Er war viereckig, während die Rast und der Schacht rund waren. Die zwei Öfen von Nischne- serginsk, welche Hermann näher beschrieben hat, waren 22 Arschinen hoch und hatten im Kohlensack 5, an der Gicht 21/2 Arschinen Durchmesser3).
Von der Kante der Herdstellung bis ungefähr 5 Arschinen über dem Sack war der Schacht aus feuerfesten Ofensteinen, höher hinauf aber nur mit Ziegeln ausgefüttert. Zwischen dem 3/4 Arschinen starken Ofenfutter und dem äusseren Mauerwerk des Ofenstocks war ein 1/4 bis 1/2 Arschine breiter Raum, der mit Schlacken, Thon, Sand u. s. w. ausgefüllt wurde. Das Rauhgemäuer bestand ganz aus Ziegeln. Die Gicht war mit einem eisernen Dach überbaut, in dem sich über jeder der beiden Ofengichten ein trichterförmiger Hut befand, der bis 11/2 Arschinen über die Ofenmündung herab- ragte und als Schornstein diente. Die Form und die Balgdüsen waren von Gusseisen. Trotz der Grösse hatten diese Hochöfen nur eine Form. Die Holzbälge waren 8 Arschinen lang. Die Wasserräder der Bälge waren 7 Arschinen hoch.
Die Höhe der sibirischen Hochöfen schwankt von 10 bis 22 Ar- schinen (7,10 bis 15,62 m), doch waren die ältesten Hochöfen alle niedrig, meist 10 bis 12 Arschinen. Die später gebauten waren meist höher, von 15 bis 18 Arschinen.
Die Erze wurden weder gewaschen noch zerklopft, sondern wie
1) Siehe Hermann, a. a. O., II., S. 229.
2) Siehe Hermann, a. a. O., I., S. 412.
3) Ausführlichere Nachrichten über die Zustellung russischer Hochöfen vergl. Norberg, a. a. O., Beilage Nr. 1.
Ruſsland.
fällens und Kohlenbrennens bestimmte eine kaiserliche Verordnung vom 21. Mai 17791).
Die drei Hauptbedingungen für vorteilhaften Hüttenbetrieb, Erz, Holz und Wasserkraft fanden sich am Ural meistens vereinigt; alle drei waren reichlich vorhanden2).
Es war sehr gewöhnlich, zwei Hochöfen nebeneinander in ein gemeinschaftliches Rauhgemäuer — in einen Korpus, wie man sich ausdrückte — zu bauen. Dieser Korpus war erst auf einem Pfahl- werk von eingerammten Pfosten errichtet. Die Hauptabzucht war ein hoher und breiter viereckiger Kanal von 3 Arschinen Höhe, der über dem Fundament der Länge nach durchlief, über demselben bil- deten gegossene, eiserne Röhren die Kreuzabzüchte. Der Herd war aus genau zusammengefügten Gestellsteinen hergestellt und erweiterte sich nach oben im Verhältnis von 4 zu 6. Er war viereckig, während die Rast und der Schacht rund waren. Die zwei Öfen von Nischne- serginsk, welche Hermann näher beschrieben hat, waren 22 Arschinen hoch und hatten im Kohlensack 5, an der Gicht 2½ Arschinen Durchmesser3).
Von der Kante der Herdstellung bis ungefähr 5 Arschinen über dem Sack war der Schacht aus feuerfesten Ofensteinen, höher hinauf aber nur mit Ziegeln ausgefüttert. Zwischen dem ¾ Arschinen starken Ofenfutter und dem äuſseren Mauerwerk des Ofenstocks war ein ¼ bis ½ Arschine breiter Raum, der mit Schlacken, Thon, Sand u. s. w. ausgefüllt wurde. Das Rauhgemäuer bestand ganz aus Ziegeln. Die Gicht war mit einem eisernen Dach überbaut, in dem sich über jeder der beiden Ofengichten ein trichterförmiger Hut befand, der bis 1½ Arschinen über die Ofenmündung herab- ragte und als Schornstein diente. Die Form und die Balgdüsen waren von Guſseisen. Trotz der Gröſse hatten diese Hochöfen nur eine Form. Die Holzbälge waren 8 Arschinen lang. Die Wasserräder der Bälge waren 7 Arschinen hoch.
Die Höhe der sibirischen Hochöfen schwankt von 10 bis 22 Ar- schinen (7,10 bis 15,62 m), doch waren die ältesten Hochöfen alle niedrig, meist 10 bis 12 Arschinen. Die später gebauten waren meist höher, von 15 bis 18 Arschinen.
Die Erze wurden weder gewaschen noch zerklopft, sondern wie
1) Siehe Hermann, a. a. O., II., S. 229.
2) Siehe Hermann, a. a. O., I., S. 412.
3) Ausführlichere Nachrichten über die Zustellung russischer Hochöfen vergl. Norberg, a. a. O., Beilage Nr. 1.
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Ruſsland.
fällens und Kohlenbrennens bestimmte eine kaiserliche Verordnung
vom 21. Mai 1779 1).
Die drei Hauptbedingungen für vorteilhaften Hüttenbetrieb, Erz,
Holz und Wasserkraft fanden sich am Ural meistens vereinigt; alle
drei waren reichlich vorhanden 2).
Es war sehr gewöhnlich, zwei Hochöfen nebeneinander in ein
gemeinschaftliches Rauhgemäuer — in einen Korpus, wie man sich
ausdrückte — zu bauen. Dieser Korpus war erst auf einem Pfahl-
werk von eingerammten Pfosten errichtet. Die Hauptabzucht war
ein hoher und breiter viereckiger Kanal von 3 Arschinen Höhe, der
über dem Fundament der Länge nach durchlief, über demselben bil-
deten gegossene, eiserne Röhren die Kreuzabzüchte. Der Herd war
aus genau zusammengefügten Gestellsteinen hergestellt und erweiterte
sich nach oben im Verhältnis von 4 zu 6. Er war viereckig, während
die Rast und der Schacht rund waren. Die zwei Öfen von Nischne-
serginsk, welche Hermann näher beschrieben hat, waren 22 Arschinen
hoch und hatten im Kohlensack 5, an der Gicht 2½ Arschinen
Durchmesser 3).
Von der Kante der Herdstellung bis ungefähr 5 Arschinen über
dem Sack war der Schacht aus feuerfesten Ofensteinen, höher hinauf
aber nur mit Ziegeln ausgefüttert. Zwischen dem ¾ Arschinen
starken Ofenfutter und dem äuſseren Mauerwerk des Ofenstocks war
ein ¼ bis ½ Arschine breiter Raum, der mit Schlacken, Thon,
Sand u. s. w. ausgefüllt wurde. Das Rauhgemäuer bestand ganz
aus Ziegeln. Die Gicht war mit einem eisernen Dach überbaut,
in dem sich über jeder der beiden Ofengichten ein trichterförmiger
Hut befand, der bis 1½ Arschinen über die Ofenmündung herab-
ragte und als Schornstein diente. Die Form und die Balgdüsen waren
von Guſseisen. Trotz der Gröſse hatten diese Hochöfen nur eine
Form. Die Holzbälge waren 8 Arschinen lang. Die Wasserräder der
Bälge waren 7 Arschinen hoch.
Die Höhe der sibirischen Hochöfen schwankt von 10 bis 22 Ar-
schinen (7,10 bis 15,62 m), doch waren die ältesten Hochöfen alle
niedrig, meist 10 bis 12 Arschinen. Die später gebauten waren meist
höher, von 15 bis 18 Arschinen.
Die Erze wurden weder gewaschen noch zerklopft, sondern wie
1) Siehe Hermann, a. a. O., II., S. 229.
2) Siehe Hermann, a. a. O., I., S. 412.
3) Ausführlichere Nachrichten über die Zustellung russischer Hochöfen vergl.
Norberg, a. a. O., Beilage Nr. 1.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1155>, abgerufen am 21.11.2024.
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