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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen bis 1734.
Wind in die Mitte des Ofens blase, weiche er davon ab, so gehe die
Schmelzung mehr auf einer Seite vor sich, die Wände würden dort
sehr angegriffen, während andere Teile des Gestells sich erkälteten.
Bei kalkigen, leichtflüssigen Erzen blase man zuweilen ausser der
Mittellinie, aber die Nachteile seien immer grösser als die Vorteile.
Die Form solle nicht höher liegen als der Mittelstein des Herdes an
der Formseite, auch nicht näher der Hinterseite als höchstens 3/4 Fuss.

Von der Hitze oder zu heftigem Blasen platzten die Bälge zu-
weilen, was Stillstände von sechs bis acht Stunden veranlasste.
Man musste dann die Form zustopfen. Der Stillstand bewirkte
meist ein Stürzen der Gichten. Bei längeren Stillständen habe
man auch die Gicht geschlossen und in einzelnen Fällen den Ofen
dadurch lange Zeit, sieben und acht Tage, gehalten. War der Hoch-
ofen fertig zugestellt, so begann man mit dem Wärmen und Füllen.
Zu diesem Zwecke unterhielt man erst mehrere Tage ein Holzfeuer
in dem Herd. War das Innere trocken, so füllte man mit Kohlen.
Ein Ofen fasste 12 bis 18 Lasten zu 12 Tonnen. Früher liess man
diese mehrere Tage bei offener Gicht brennen. Jetzt aber schliesst
man nach dem Anzünden alle Öffnungen und bedeckt die Gicht mit
einem Deckel. So lässt man die Kohlen 8 bis 14 Tage glimmen.
Hierbei kann man auch Holz statt Holzkohlen aufgeben. Nach unge-
fähr zwölf Tagen ist die Kohle im Schacht 6 bis 7 Fuss gesunken.
Durch dieses langsame Anwärmen dringt die Hitze mehr in die Wände
ein und man hat den Vorteil, dass man gleich von vornherein grössere
Gichten setzen kann, denn während man früher anfangs nur zwei
Tröge Erz auf einmal aufgab, kann man jetzt fünf bis sieben Tröge
aufgeben. Öffnet man die Gicht nach dem Anwärmen, so sind die
Kohlen dunkel und es tritt keine Flamme aus der Gicht, aber schon
nach kurzer Zeit werden die Kohlen hell und nach 1/4 Stunde ent-
strömt der Gicht eine helle Flamme. Swedenborg erkennt wohl,
dass die Berührung mit der Luft die Ursache davon ist (alimenta
praebet calori), aber eine Erklärung dafür findet er nicht.

Mit dem Aufgeben (schwedisch: oppsettning) der Erzgichten
nimmt der Schmelzbetrieb seinen Anfang. Man lässt das Wasserrad
langsam umlaufen und steigert den Wind in den ersten 10 bis 14 Tagen
nur ganz allmählich. Die Kohlen wurden in Körben zu vier Tonnen
aufgegeben, und zwar drei bis vier Körbe auf die Gicht. 12 Tonnen
waren gleich 1 Last. Das Erz wurde in Trögen (Fourg oder Fat),
welche 40 bis 50 Pfund Erz fassten, aufgeschüttet. Am ersten Tage
setzte man nur 4 bis 5 Tröge, am zweiten schon 7 bis 8, am dritten

Beck, Geschichte des Eisens. 10

Hochöfen bis 1734.
Wind in die Mitte des Ofens blase, weiche er davon ab, so gehe die
Schmelzung mehr auf einer Seite vor sich, die Wände würden dort
sehr angegriffen, während andere Teile des Gestells sich erkälteten.
Bei kalkigen, leichtflüssigen Erzen blase man zuweilen auſser der
Mittellinie, aber die Nachteile seien immer gröſser als die Vorteile.
Die Form solle nicht höher liegen als der Mittelstein des Herdes an
der Formseite, auch nicht näher der Hinterseite als höchstens ¾ Fuſs.

Von der Hitze oder zu heftigem Blasen platzten die Bälge zu-
weilen, was Stillstände von sechs bis acht Stunden veranlaſste.
Man muſste dann die Form zustopfen. Der Stillstand bewirkte
meist ein Stürzen der Gichten. Bei längeren Stillständen habe
man auch die Gicht geschlossen und in einzelnen Fällen den Ofen
dadurch lange Zeit, sieben und acht Tage, gehalten. War der Hoch-
ofen fertig zugestellt, so begann man mit dem Wärmen und Füllen.
Zu diesem Zwecke unterhielt man erst mehrere Tage ein Holzfeuer
in dem Herd. War das Innere trocken, so füllte man mit Kohlen.
Ein Ofen faſste 12 bis 18 Lasten zu 12 Tonnen. Früher lieſs man
diese mehrere Tage bei offener Gicht brennen. Jetzt aber schlieſst
man nach dem Anzünden alle Öffnungen und bedeckt die Gicht mit
einem Deckel. So läſst man die Kohlen 8 bis 14 Tage glimmen.
Hierbei kann man auch Holz statt Holzkohlen aufgeben. Nach unge-
fähr zwölf Tagen ist die Kohle im Schacht 6 bis 7 Fuſs gesunken.
Durch dieses langsame Anwärmen dringt die Hitze mehr in die Wände
ein und man hat den Vorteil, daſs man gleich von vornherein gröſsere
Gichten setzen kann, denn während man früher anfangs nur zwei
Tröge Erz auf einmal aufgab, kann man jetzt fünf bis sieben Tröge
aufgeben. Öffnet man die Gicht nach dem Anwärmen, so sind die
Kohlen dunkel und es tritt keine Flamme aus der Gicht, aber schon
nach kurzer Zeit werden die Kohlen hell und nach ¼ Stunde ent-
strömt der Gicht eine helle Flamme. Swedenborg erkennt wohl,
daſs die Berührung mit der Luft die Ursache davon ist (alimenta
praebet calori), aber eine Erklärung dafür findet er nicht.

Mit dem Aufgeben (schwedisch: oppsettning) der Erzgichten
nimmt der Schmelzbetrieb seinen Anfang. Man läſst das Wasserrad
langsam umlaufen und steigert den Wind in den ersten 10 bis 14 Tagen
nur ganz allmählich. Die Kohlen wurden in Körben zu vier Tonnen
aufgegeben, und zwar drei bis vier Körbe auf die Gicht. 12 Tonnen
waren gleich 1 Last. Das Erz wurde in Trögen (Fourg oder Fat),
welche 40 bis 50 Pfund Erz faſsten, aufgeschüttet. Am ersten Tage
setzte man nur 4 bis 5 Tröge, am zweiten schon 7 bis 8, am dritten

Beck, Geschichte des Eisens. 10
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[145/0159] Hochöfen bis 1734. Wind in die Mitte des Ofens blase, weiche er davon ab, so gehe die Schmelzung mehr auf einer Seite vor sich, die Wände würden dort sehr angegriffen, während andere Teile des Gestells sich erkälteten. Bei kalkigen, leichtflüssigen Erzen blase man zuweilen auſser der Mittellinie, aber die Nachteile seien immer gröſser als die Vorteile. Die Form solle nicht höher liegen als der Mittelstein des Herdes an der Formseite, auch nicht näher der Hinterseite als höchstens ¾ Fuſs. Von der Hitze oder zu heftigem Blasen platzten die Bälge zu- weilen, was Stillstände von sechs bis acht Stunden veranlaſste. Man muſste dann die Form zustopfen. Der Stillstand bewirkte meist ein Stürzen der Gichten. Bei längeren Stillständen habe man auch die Gicht geschlossen und in einzelnen Fällen den Ofen dadurch lange Zeit, sieben und acht Tage, gehalten. War der Hoch- ofen fertig zugestellt, so begann man mit dem Wärmen und Füllen. Zu diesem Zwecke unterhielt man erst mehrere Tage ein Holzfeuer in dem Herd. War das Innere trocken, so füllte man mit Kohlen. Ein Ofen faſste 12 bis 18 Lasten zu 12 Tonnen. Früher lieſs man diese mehrere Tage bei offener Gicht brennen. Jetzt aber schlieſst man nach dem Anzünden alle Öffnungen und bedeckt die Gicht mit einem Deckel. So läſst man die Kohlen 8 bis 14 Tage glimmen. Hierbei kann man auch Holz statt Holzkohlen aufgeben. Nach unge- fähr zwölf Tagen ist die Kohle im Schacht 6 bis 7 Fuſs gesunken. Durch dieses langsame Anwärmen dringt die Hitze mehr in die Wände ein und man hat den Vorteil, daſs man gleich von vornherein gröſsere Gichten setzen kann, denn während man früher anfangs nur zwei Tröge Erz auf einmal aufgab, kann man jetzt fünf bis sieben Tröge aufgeben. Öffnet man die Gicht nach dem Anwärmen, so sind die Kohlen dunkel und es tritt keine Flamme aus der Gicht, aber schon nach kurzer Zeit werden die Kohlen hell und nach ¼ Stunde ent- strömt der Gicht eine helle Flamme. Swedenborg erkennt wohl, daſs die Berührung mit der Luft die Ursache davon ist (alimenta praebet calori), aber eine Erklärung dafür findet er nicht. Mit dem Aufgeben (schwedisch: oppsettning) der Erzgichten nimmt der Schmelzbetrieb seinen Anfang. Man läſst das Wasserrad langsam umlaufen und steigert den Wind in den ersten 10 bis 14 Tagen nur ganz allmählich. Die Kohlen wurden in Körben zu vier Tonnen aufgegeben, und zwar drei bis vier Körbe auf die Gicht. 12 Tonnen waren gleich 1 Last. Das Erz wurde in Trögen (Fourg oder Fat), welche 40 bis 50 Pfund Erz faſsten, aufgeschüttet. Am ersten Tage setzte man nur 4 bis 5 Tröge, am zweiten schon 7 bis 8, am dritten Beck, Geschichte des Eisens. 10

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/159>, abgerufen am 23.11.2024.