Herd nur 4 Fuss (1,220 m) lang, 18 Zoll (0,408 m) breit und 10 bis 12 Zoll (0,254 bis 0,305 m) tief. -- Bei den grossen Öfen liess man das Eisen direkt in die Gussformen laufen, bei den kleinen wurde es in einem Vorherd gesammelt und von da vergossen. Die grösste Produktion, von der Swedenborg berichtet, berechnet sich auf etwa 1600 kg in 24 Stunden. Bei den Hochöfen, welche für den Guss von Kanonen dienten, deren es viele in den Provinzen Kent und Sussex gab, hatte man in früherer Zeit auch zuweilen Doppelöfen, wie in Schweden, angewendet, doch war man davon abgekommen und wendete
[Abbildung]
Fig. 20.
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Fig. 21.
statt der Doppelöfen einfache Öfen von grösseren Dimensionen an. Man pflegte nur im Winter Kanonen zu giessen, im Sommer aber Roheisen zu machen. Die Öfen in Sussex waren etwas grösser als die in Kent. Zu Turnbridge in Kent konnten jede 16. Stunde zwei Geschütze gegossen werden, deren jedes an 750 kg wog. Die Formen wurden aus Lehm gemacht und in einer tiefen Dammgrube in aufrechter Stellung eingestampft. Prinz Ruppert hatte zahlreiche Versuche gemacht, die Schmelzung mit Steinkohlen vorzunehmen, es gelang aber nicht, weil sich das Gestell des Ofens verschlackte und das Eisen zu schwefelhaltig wurde. Auch pflegte Prinz Ruppert,
Hochöfen bis 1734.
Herd nur 4 Fuſs (1,220 m) lang, 18 Zoll (0,408 m) breit und 10 bis 12 Zoll (0,254 bis 0,305 m) tief. — Bei den groſsen Öfen lieſs man das Eisen direkt in die Guſsformen laufen, bei den kleinen wurde es in einem Vorherd gesammelt und von da vergossen. Die gröſste Produktion, von der Swedenborg berichtet, berechnet sich auf etwa 1600 kg in 24 Stunden. Bei den Hochöfen, welche für den Guſs von Kanonen dienten, deren es viele in den Provinzen Kent und Sussex gab, hatte man in früherer Zeit auch zuweilen Doppelöfen, wie in Schweden, angewendet, doch war man davon abgekommen und wendete
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Fig. 20.
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Fig. 21.
statt der Doppelöfen einfache Öfen von gröſseren Dimensionen an. Man pflegte nur im Winter Kanonen zu gieſsen, im Sommer aber Roheisen zu machen. Die Öfen in Sussex waren etwas gröſser als die in Kent. Zu Turnbridge in Kent konnten jede 16. Stunde zwei Geschütze gegossen werden, deren jedes an 750 kg wog. Die Formen wurden aus Lehm gemacht und in einer tiefen Dammgrube in aufrechter Stellung eingestampft. Prinz Ruppert hatte zahlreiche Versuche gemacht, die Schmelzung mit Steinkohlen vorzunehmen, es gelang aber nicht, weil sich das Gestell des Ofens verschlackte und das Eisen zu schwefelhaltig wurde. Auch pflegte Prinz Ruppert,
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Hochöfen bis 1734.
Herd nur 4 Fuſs (1,220 m) lang, 18 Zoll (0,408 m) breit und 10 bis
12 Zoll (0,254 bis 0,305 m) tief. — Bei den groſsen Öfen lieſs man
das Eisen direkt in die Guſsformen laufen, bei den kleinen wurde es
in einem Vorherd gesammelt und von da vergossen. Die gröſste
Produktion, von der Swedenborg berichtet, berechnet sich auf etwa
1600 kg in 24 Stunden. Bei den Hochöfen, welche für den Guſs von
Kanonen dienten, deren es viele in den Provinzen Kent und Sussex
gab, hatte man in früherer Zeit auch zuweilen Doppelöfen, wie in
Schweden, angewendet, doch war man davon abgekommen und wendete
[Abbildung Fig. 20.]
[Abbildung Fig. 21.]
statt der Doppelöfen einfache Öfen von gröſseren Dimensionen an.
Man pflegte nur im Winter Kanonen zu gieſsen, im Sommer aber
Roheisen zu machen. Die Öfen in Sussex waren etwas gröſser als
die in Kent. Zu Turnbridge in Kent konnten jede 16. Stunde
zwei Geschütze gegossen werden, deren jedes an 750 kg wog. Die
Formen wurden aus Lehm gemacht und in einer tiefen Dammgrube in
aufrechter Stellung eingestampft. Prinz Ruppert hatte zahlreiche
Versuche gemacht, die Schmelzung mit Steinkohlen vorzunehmen, es
gelang aber nicht, weil sich das Gestell des Ofens verschlackte und
das Eisen zu schwefelhaltig wurde. Auch pflegte Prinz Ruppert,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/169>, abgerufen am 23.11.2024.
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