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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen bis 1734.
der in Metallurgie und Chemie sehr erfahren war, dem flüssigen
Eisen verschiedene Stoffe zuzusetzen, um das rasche Rosten der
Kanonen, namentlich der Seele und des Zündloches, zu verhindern.
Dies soll ihm auch bis zu einem gewissen Grade gelungen sein, so
dass solche Geschütze sieben bis neun Jahre rostfrei blieben. Des-
gleichen versuchte er leichtere Geschütze von gleicher Widerstands-
fähigkeit zu giessen.

Der Hochofen zu Edswald in Norwegen war 7,128 m hoch,
Durchmesser der Gicht 1,485 m, des Kohlensacks 2,079 m, das Gestell
war nach wallonischer Art (wie in Dannemora) zugestellt. Die täg-
liche Produktion betrug nur 800 kg.

Der Ofen zu Rotenthal in Sachsen war, wie die böhmischen
Hochöfen, viereckig zugestellt und 7,20 m hoch 1). Der Herd war
55 cm lang, 30 cm breit und 30 cm hoch. Das Gestell war 1,05 m
hoch; der Kohlensack 1,80 m im Quadrat, die Gicht 0,75 m im Quadrat.

Das Ofengestell war aus sorgfältig zugehauenen Sandsteinen auf-
geführt. Man verschmolz ungeröstete böhmische Eisenerze mit 1/4 Kalk-
stein. Die Tagesproduktion betrug meist etwa 1500 kg, stieg aber
ausnahmsweise bis auf 3000 kg. Die Form war von Kupfer und
konisch.

Ein anderer Ofen war 5,40 m hoch, im Gestell 45 cm breit, 75 cm
lang und 75 cm hoch, und produzierte 1200 kg.

Die Harzer Hochöfen waren nach Swedenborg 6,60 bis
7,20 m hoch, teils mit rundem, teils mit viereckigem Schacht. Der
dritte Teil des oberen Ofens war aus Ziegel-, das Übrige aus feuer-
festen Bruchsteinen erbaut. Die Form lag 0,90 m über dem Boden-
stein. Der Herd war 1,05 m lang. Aus 480 Gewichtsteilen Erz erhielt
man 100 Teile Eisen oder an 21 Proz.; die Produktion betrug bei
manchen Öfen 1400, bei manchen 1700 kg im Tage.

Auch über die Flossöfen in den österreichischen Alpenländern
macht Swedenborg einige Mitteilungen, die wir hier nachtragen
wollen.

Die Hochöfen mit geschlossener Brust, welche in Kärnten und
Krain betrieben wurden, waren einschliesslich der aufgebauten Esse
7,20 m hoch. Der Tiegel war am Boden 0,66 m lang und 0,60 m
breit. Die Form lag 0,36 m über der Sohle. Das Gestell erweiterte
sich nach oben, so dass es etwa 1 m von der Sohle 0,90 m im Quadrat

1) Bei den deutschen und österreichischen Hochöfen ist der Fuss zu 0,3 m,
der Zoll zu 0,025 m umgerechnet.

Hochöfen bis 1734.
der in Metallurgie und Chemie sehr erfahren war, dem flüssigen
Eisen verschiedene Stoffe zuzusetzen, um das rasche Rosten der
Kanonen, namentlich der Seele und des Zündloches, zu verhindern.
Dies soll ihm auch bis zu einem gewissen Grade gelungen sein, so
daſs solche Geschütze sieben bis neun Jahre rostfrei blieben. Des-
gleichen versuchte er leichtere Geschütze von gleicher Widerstands-
fähigkeit zu gieſsen.

Der Hochofen zu Edswald in Norwegen war 7,128 m hoch,
Durchmesser der Gicht 1,485 m, des Kohlensacks 2,079 m, das Gestell
war nach wallonischer Art (wie in Dannemora) zugestellt. Die täg-
liche Produktion betrug nur 800 kg.

Der Ofen zu Rotenthal in Sachsen war, wie die böhmischen
Hochöfen, viereckig zugestellt und 7,20 m hoch 1). Der Herd war
55 cm lang, 30 cm breit und 30 cm hoch. Das Gestell war 1,05 m
hoch; der Kohlensack 1,80 m im Quadrat, die Gicht 0,75 m im Quadrat.

Das Ofengestell war aus sorgfältig zugehauenen Sandsteinen auf-
geführt. Man verschmolz ungeröstete böhmische Eisenerze mit ¼ Kalk-
stein. Die Tagesproduktion betrug meist etwa 1500 kg, stieg aber
ausnahmsweise bis auf 3000 kg. Die Form war von Kupfer und
konisch.

Ein anderer Ofen war 5,40 m hoch, im Gestell 45 cm breit, 75 cm
lang und 75 cm hoch, und produzierte 1200 kg.

Die Harzer Hochöfen waren nach Swedenborg 6,60 bis
7,20 m hoch, teils mit rundem, teils mit viereckigem Schacht. Der
dritte Teil des oberen Ofens war aus Ziegel-, das Übrige aus feuer-
festen Bruchsteinen erbaut. Die Form lag 0,90 m über dem Boden-
stein. Der Herd war 1,05 m lang. Aus 480 Gewichtsteilen Erz erhielt
man 100 Teile Eisen oder an 21 Proz.; die Produktion betrug bei
manchen Öfen 1400, bei manchen 1700 kg im Tage.

Auch über die Floſsöfen in den österreichischen Alpenländern
macht Swedenborg einige Mitteilungen, die wir hier nachtragen
wollen.

Die Hochöfen mit geschlossener Brust, welche in Kärnten und
Krain betrieben wurden, waren einschlieſslich der aufgebauten Esse
7,20 m hoch. Der Tiegel war am Boden 0,66 m lang und 0,60 m
breit. Die Form lag 0,36 m über der Sohle. Das Gestell erweiterte
sich nach oben, so daſs es etwa 1 m von der Sohle 0,90 m im Quadrat

1) Bei den deutschen und österreichischen Hochöfen ist der Fuſs zu 0,3 m,
der Zoll zu 0,025 m umgerechnet.
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[156/0170] Hochöfen bis 1734. der in Metallurgie und Chemie sehr erfahren war, dem flüssigen Eisen verschiedene Stoffe zuzusetzen, um das rasche Rosten der Kanonen, namentlich der Seele und des Zündloches, zu verhindern. Dies soll ihm auch bis zu einem gewissen Grade gelungen sein, so daſs solche Geschütze sieben bis neun Jahre rostfrei blieben. Des- gleichen versuchte er leichtere Geschütze von gleicher Widerstands- fähigkeit zu gieſsen. Der Hochofen zu Edswald in Norwegen war 7,128 m hoch, Durchmesser der Gicht 1,485 m, des Kohlensacks 2,079 m, das Gestell war nach wallonischer Art (wie in Dannemora) zugestellt. Die täg- liche Produktion betrug nur 800 kg. Der Ofen zu Rotenthal in Sachsen war, wie die böhmischen Hochöfen, viereckig zugestellt und 7,20 m hoch 1). Der Herd war 55 cm lang, 30 cm breit und 30 cm hoch. Das Gestell war 1,05 m hoch; der Kohlensack 1,80 m im Quadrat, die Gicht 0,75 m im Quadrat. Das Ofengestell war aus sorgfältig zugehauenen Sandsteinen auf- geführt. Man verschmolz ungeröstete böhmische Eisenerze mit ¼ Kalk- stein. Die Tagesproduktion betrug meist etwa 1500 kg, stieg aber ausnahmsweise bis auf 3000 kg. Die Form war von Kupfer und konisch. Ein anderer Ofen war 5,40 m hoch, im Gestell 45 cm breit, 75 cm lang und 75 cm hoch, und produzierte 1200 kg. Die Harzer Hochöfen waren nach Swedenborg 6,60 bis 7,20 m hoch, teils mit rundem, teils mit viereckigem Schacht. Der dritte Teil des oberen Ofens war aus Ziegel-, das Übrige aus feuer- festen Bruchsteinen erbaut. Die Form lag 0,90 m über dem Boden- stein. Der Herd war 1,05 m lang. Aus 480 Gewichtsteilen Erz erhielt man 100 Teile Eisen oder an 21 Proz.; die Produktion betrug bei manchen Öfen 1400, bei manchen 1700 kg im Tage. Auch über die Floſsöfen in den österreichischen Alpenländern macht Swedenborg einige Mitteilungen, die wir hier nachtragen wollen. Die Hochöfen mit geschlossener Brust, welche in Kärnten und Krain betrieben wurden, waren einschlieſslich der aufgebauten Esse 7,20 m hoch. Der Tiegel war am Boden 0,66 m lang und 0,60 m breit. Die Form lag 0,36 m über der Sohle. Das Gestell erweiterte sich nach oben, so daſs es etwa 1 m von der Sohle 0,90 m im Quadrat 1) Bei den deutschen und österreichischen Hochöfen ist der Fuſs zu 0,3 m, der Zoll zu 0,025 m umgerechnet.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/170>, abgerufen am 10.05.2024.