Das Stahlfrischen im Salzburgischen beschreibt Swedenborg folgendermassen. Man liest das beste Brauneisenerz aus, röstet es und schmilzt es dann im Hochofen zu Stahleisen, welches man in Gänse von etwa 4 Ctr. absticht. Der Herd, der dem sächsischen Frisch- herd gleicht, ist nur darin abweichend, dass die Windform schiefer liegt. Jede Gans wird für sich eingeschmolzen, wobei das Stahleisen nicht dünnflüssig, sondern breiartig fliesst. Das erste Mal lässt man die so eingeschmolzene Masse zwölf Stunden im Herd, sticht die flüssige Schlacke ab und rührt und wendet das Eisen mit der Brech- stange. Alsdann nimmt man die Masse aus dem Herd, zerteilt sie unter dem Hammer in Stücke, und löscht jedes Stück in Wasser. Diese Stücke werden dann von neuem in denselben Herd eingesetzt und sechs Stunden lang beständiger Hitze ausgesetzt, wobei wieder die überschüssigen Schlacken abgestochen werden. Alsdann wird die Masse von neuem aus dem Herd genommen, unter dem Amboss in Stücke zerhauen, die in Wasser gelöscht werden. Die Masse ist zwar jetzt schon stahlartig und hart, aber um richtigen Stahl zu geben, müssen die Stücke noch ein drittesmal in denselben Herd eingesetzt und sechs Stunden lang in der Glut gehalten werden. Die Masse wird zerteilt, in dicke Klumpen geschmiedet, die in Wasser abgelöscht werden. Diese dicken Stangen werden zerbrochen und die Teile in dünne Stäbe von etwa 1/2 Zoll (1/2 digiti) Seite aus- geschmiedet, die noch glühend abgelöscht werden. Um das Wasser noch kälter zu machen, setzt man ihm Kochsalz zu. Die Stäbe werden zu "Buschen" von 1/4 Centner Gewicht zusammengebunden. Aus 4 Ctr. Roheisen erhält man 21/2 Ctr. Stahl, der sehr geschätzt wird. 11/2 Ctr. gehen in die Schlacken. Die Holzkohlen mischt man aus 1/2 weichen und 1/2 harten. Es werden davon jedesmal sechs Säcke verbraucht. In einer Woche machen drei Arbeiter auf diese Weise 15 bis 16 Ctr. guten Stahl; nach diesem Verfahren macht man in Kärnten den meisten Stahl, der als steierischer verkauft wird.
Über das Stahlfrischen in Kärnten, Tirol, Steiermark macht Swedenborg ebenfalls Mitteilungen, die aber nicht sehr eingehend sind. Danach betrug der Einsatz in den Stahlzerrennherd 41/2 Ctr. Floss. Die Form sass tief mit etwas Neigung in dem Herd. Nachdem das Eisen eingeschmolzen war, liess man es drei bis vier Stunden ruhig stehen und in sich verkochen, ehe man darin rührte. Man warf Quarzsand auf, zur Abscheidung der Unreinigkeiten und weil man nicht viel Schlacken am Herd haben wollte. Nach dieser Zeit stach man Schlacke ab. Über dem Stahlkuchen blieb eine Masse
Eisen- und Stahlfrischen.
Das Stahlfrischen im Salzburgischen beschreibt Swedenborg folgendermaſsen. Man liest das beste Brauneisenerz aus, röstet es und schmilzt es dann im Hochofen zu Stahleisen, welches man in Gänse von etwa 4 Ctr. absticht. Der Herd, der dem sächsischen Frisch- herd gleicht, ist nur darin abweichend, daſs die Windform schiefer liegt. Jede Gans wird für sich eingeschmolzen, wobei das Stahleisen nicht dünnflüssig, sondern breiartig flieſst. Das erste Mal läſst man die so eingeschmolzene Masse zwölf Stunden im Herd, sticht die flüssige Schlacke ab und rührt und wendet das Eisen mit der Brech- stange. Alsdann nimmt man die Masse aus dem Herd, zerteilt sie unter dem Hammer in Stücke, und löscht jedes Stück in Wasser. Diese Stücke werden dann von neuem in denselben Herd eingesetzt und sechs Stunden lang beständiger Hitze ausgesetzt, wobei wieder die überschüssigen Schlacken abgestochen werden. Alsdann wird die Masse von neuem aus dem Herd genommen, unter dem Amboſs in Stücke zerhauen, die in Wasser gelöscht werden. Die Masse ist zwar jetzt schon stahlartig und hart, aber um richtigen Stahl zu geben, müssen die Stücke noch ein drittesmal in denselben Herd eingesetzt und sechs Stunden lang in der Glut gehalten werden. Die Masse wird zerteilt, in dicke Klumpen geschmiedet, die in Wasser abgelöscht werden. Diese dicken Stangen werden zerbrochen und die Teile in dünne Stäbe von etwa ½ Zoll (½ digiti) Seite aus- geschmiedet, die noch glühend abgelöscht werden. Um das Wasser noch kälter zu machen, setzt man ihm Kochsalz zu. Die Stäbe werden zu „Buschen“ von ¼ Centner Gewicht zusammengebunden. Aus 4 Ctr. Roheisen erhält man 2½ Ctr. Stahl, der sehr geschätzt wird. 1½ Ctr. gehen in die Schlacken. Die Holzkohlen mischt man aus ½ weichen und ½ harten. Es werden davon jedesmal sechs Säcke verbraucht. In einer Woche machen drei Arbeiter auf diese Weise 15 bis 16 Ctr. guten Stahl; nach diesem Verfahren macht man in Kärnten den meisten Stahl, der als steierischer verkauft wird.
Über das Stahlfrischen in Kärnten, Tirol, Steiermark macht Swedenborg ebenfalls Mitteilungen, die aber nicht sehr eingehend sind. Danach betrug der Einsatz in den Stahlzerrennherd 4½ Ctr. Floſs. Die Form saſs tief mit etwas Neigung in dem Herd. Nachdem das Eisen eingeschmolzen war, lieſs man es drei bis vier Stunden ruhig stehen und in sich verkochen, ehe man darin rührte. Man warf Quarzsand auf, zur Abscheidung der Unreinigkeiten und weil man nicht viel Schlacken am Herd haben wollte. Nach dieser Zeit stach man Schlacke ab. Über dem Stahlkuchen blieb eine Masse
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[199/0213]
Eisen- und Stahlfrischen.
Das Stahlfrischen im Salzburgischen beschreibt Swedenborg
folgendermaſsen. Man liest das beste Brauneisenerz aus, röstet es
und schmilzt es dann im Hochofen zu Stahleisen, welches man in
Gänse von etwa 4 Ctr. absticht. Der Herd, der dem sächsischen Frisch-
herd gleicht, ist nur darin abweichend, daſs die Windform schiefer
liegt. Jede Gans wird für sich eingeschmolzen, wobei das Stahleisen
nicht dünnflüssig, sondern breiartig flieſst. Das erste Mal läſst man
die so eingeschmolzene Masse zwölf Stunden im Herd, sticht die
flüssige Schlacke ab und rührt und wendet das Eisen mit der Brech-
stange. Alsdann nimmt man die Masse aus dem Herd, zerteilt sie
unter dem Hammer in Stücke, und löscht jedes Stück in Wasser.
Diese Stücke werden dann von neuem in denselben Herd eingesetzt
und sechs Stunden lang beständiger Hitze ausgesetzt, wobei wieder
die überschüssigen Schlacken abgestochen werden. Alsdann wird die
Masse von neuem aus dem Herd genommen, unter dem Amboſs in
Stücke zerhauen, die in Wasser gelöscht werden. Die Masse ist
zwar jetzt schon stahlartig und hart, aber um richtigen Stahl zu
geben, müssen die Stücke noch ein drittesmal in denselben Herd
eingesetzt und sechs Stunden lang in der Glut gehalten werden. Die
Masse wird zerteilt, in dicke Klumpen geschmiedet, die in Wasser
abgelöscht werden. Diese dicken Stangen werden zerbrochen und
die Teile in dünne Stäbe von etwa ½ Zoll (½ digiti) Seite aus-
geschmiedet, die noch glühend abgelöscht werden. Um das Wasser
noch kälter zu machen, setzt man ihm Kochsalz zu. Die Stäbe werden
zu „Buschen“ von ¼ Centner Gewicht zusammengebunden. Aus
4 Ctr. Roheisen erhält man 2½ Ctr. Stahl, der sehr geschätzt wird.
1½ Ctr. gehen in die Schlacken. Die Holzkohlen mischt man aus
½ weichen und ½ harten. Es werden davon jedesmal sechs Säcke
verbraucht. In einer Woche machen drei Arbeiter auf diese Weise
15 bis 16 Ctr. guten Stahl; nach diesem Verfahren macht man in
Kärnten den meisten Stahl, der als steierischer verkauft wird.
Über das Stahlfrischen in Kärnten, Tirol, Steiermark macht
Swedenborg ebenfalls Mitteilungen, die aber nicht sehr eingehend
sind. Danach betrug der Einsatz in den Stahlzerrennherd 4½ Ctr.
Floſs. Die Form saſs tief mit etwas Neigung in dem Herd. Nachdem
das Eisen eingeschmolzen war, lieſs man es drei bis vier Stunden
ruhig stehen und in sich verkochen, ehe man darin rührte. Man
warf Quarzsand auf, zur Abscheidung der Unreinigkeiten und weil
man nicht viel Schlacken am Herd haben wollte. Nach dieser Zeit
stach man Schlacke ab. Über dem Stahlkuchen blieb eine Masse
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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