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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Eisen- und Stahlfrischen.
von weichem Eisen, welche man abhob und für sich verschmiedete.
Alsdann nahm man die Stahlluppe heraus und teilte sie in vier Stücke,
die man ablöschte und dann wieder in den Herd einsetzte und von
neuem niederschmolz. Dies wiederholte man drei- bis viermal. War
dann alles Eisen in Stahl verwandelt, so schmiedete man diesen in
Stäbe von 3 Fuss Länge aus, die man in Lehmwasser ablöschte und
sodann in Fässer packte. Aus dem Einsatz eines "Flosses" von
41/2 Ctr. erhielt man 1/2 Ctr. Schmiedeeisen, das übrige war Stahl.
Aus 10 Ctr. erhielt man 7 Ctr. Stahl. Ein Meister machte in einer
Woche mit einem Gesellen und einem Jungen 10 Ctr. Stahl. Der
Hammer hatte ein Gewicht von 10 Ctr.

Der Schwede Polhem hat in seinem patriotischen Testament
(1746) noch einige allgemeine Regeln für das Stahlfrischen mitgeteilt 1),
welche wir hier ebenfalls anführen wollen. Man wähle bestes, reinstes
Roheisen. Solches, das zu Rotbruch und Kaltbruch neige, sei am
besten zu verwerfen, doch liesse sich für manche Zwecke noch Stahl
daraus machen. Aus rotbrüchigem Eisen erhalte man einen Stahl,
der gut zu feilen wäre, so lange er nicht gehärtet sei: gehärtet eigene
er sich für polierte Arbeiten, als Knöpfe, Schnallen, Degengefässe u. s. w.
Der kaltbrüchige Stahl habe eine noch weissere Farbe, sei aber un-
tauglich zu Draht, Saiten, Nadeln und Scheideeisen, da er keine
Zähigkeit besitze.

Beim Abstechen des Roheisens aus dem Hochofen solle man es
für Eisen in tiefe Sandformen, zum Stahlfrischen in flache Formen
laufen lassen. Ersteres bliebe, wie es wäre, in Klumpen in der Schlacke,
letzteres aber müsse zart fliessen, was bei dünneren Stücken leichter
geschähe. Auch erfordere dies stärkere Hitze, welche man entweder
durch stärker angelassenes Gebläse oder durch kleineren Herd bei
auf 30 Grad geneigter Form erhielte.

Beim Stahlschmelzen müsse man die Schlacke fleissig ablassen
und die Luppe im Herd drei- bis viermal wenden. Hierauf folge
das Durchschmieden und Gärben, welches den Stahl zäh und geschmeidig
mache. Je öfter man ihn schweisse, zusammenlege und ausschmiede,
je zäher und je geeigneter für Federn, Degenklingen und dergleichen
werde er. -- Für Schneidzeuge brauche der Stahl nicht so oft gegärbt
zu werden. Gute Kohlen von Laubholz und alten Fichten seien am besten,
Kohlen von Tannen- oder jungem Holze machten den Stahl weicher,
als er war; Kohlen von hartem und altem Holze machten ihn härter.


1) Siehe Schreber, a. a. O., S. 358.

Eisen- und Stahlfrischen.
von weichem Eisen, welche man abhob und für sich verschmiedete.
Alsdann nahm man die Stahlluppe heraus und teilte sie in vier Stücke,
die man ablöschte und dann wieder in den Herd einsetzte und von
neuem niederschmolz. Dies wiederholte man drei- bis viermal. War
dann alles Eisen in Stahl verwandelt, so schmiedete man diesen in
Stäbe von 3 Fuſs Länge aus, die man in Lehmwasser ablöschte und
sodann in Fässer packte. Aus dem Einsatz eines „Flosses“ von
4½ Ctr. erhielt man ½ Ctr. Schmiedeeisen, das übrige war Stahl.
Aus 10 Ctr. erhielt man 7 Ctr. Stahl. Ein Meister machte in einer
Woche mit einem Gesellen und einem Jungen 10 Ctr. Stahl. Der
Hammer hatte ein Gewicht von 10 Ctr.

Der Schwede Polhem hat in seinem patriotischen Testament
(1746) noch einige allgemeine Regeln für das Stahlfrischen mitgeteilt 1),
welche wir hier ebenfalls anführen wollen. Man wähle bestes, reinstes
Roheisen. Solches, das zu Rotbruch und Kaltbruch neige, sei am
besten zu verwerfen, doch lieſse sich für manche Zwecke noch Stahl
daraus machen. Aus rotbrüchigem Eisen erhalte man einen Stahl,
der gut zu feilen wäre, so lange er nicht gehärtet sei: gehärtet eigene
er sich für polierte Arbeiten, als Knöpfe, Schnallen, Degengefäſse u. s. w.
Der kaltbrüchige Stahl habe eine noch weiſsere Farbe, sei aber un-
tauglich zu Draht, Saiten, Nadeln und Scheideeisen, da er keine
Zähigkeit besitze.

Beim Abstechen des Roheisens aus dem Hochofen solle man es
für Eisen in tiefe Sandformen, zum Stahlfrischen in flache Formen
laufen lassen. Ersteres bliebe, wie es wäre, in Klumpen in der Schlacke,
letzteres aber müsse zart flieſsen, was bei dünneren Stücken leichter
geschähe. Auch erfordere dies stärkere Hitze, welche man entweder
durch stärker angelassenes Gebläse oder durch kleineren Herd bei
auf 30 Grad geneigter Form erhielte.

Beim Stahlschmelzen müsse man die Schlacke fleiſsig ablassen
und die Luppe im Herd drei- bis viermal wenden. Hierauf folge
das Durchschmieden und Gärben, welches den Stahl zäh und geschmeidig
mache. Je öfter man ihn schweiſse, zusammenlege und ausschmiede,
je zäher und je geeigneter für Federn, Degenklingen und dergleichen
werde er. — Für Schneidzeuge brauche der Stahl nicht so oft gegärbt
zu werden. Gute Kohlen von Laubholz und alten Fichten seien am besten,
Kohlen von Tannen- oder jungem Holze machten den Stahl weicher,
als er war; Kohlen von hartem und altem Holze machten ihn härter.


1) Siehe Schreber, a. a. O., S. 358.
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[200/0214] Eisen- und Stahlfrischen. von weichem Eisen, welche man abhob und für sich verschmiedete. Alsdann nahm man die Stahlluppe heraus und teilte sie in vier Stücke, die man ablöschte und dann wieder in den Herd einsetzte und von neuem niederschmolz. Dies wiederholte man drei- bis viermal. War dann alles Eisen in Stahl verwandelt, so schmiedete man diesen in Stäbe von 3 Fuſs Länge aus, die man in Lehmwasser ablöschte und sodann in Fässer packte. Aus dem Einsatz eines „Flosses“ von 4½ Ctr. erhielt man ½ Ctr. Schmiedeeisen, das übrige war Stahl. Aus 10 Ctr. erhielt man 7 Ctr. Stahl. Ein Meister machte in einer Woche mit einem Gesellen und einem Jungen 10 Ctr. Stahl. Der Hammer hatte ein Gewicht von 10 Ctr. Der Schwede Polhem hat in seinem patriotischen Testament (1746) noch einige allgemeine Regeln für das Stahlfrischen mitgeteilt 1), welche wir hier ebenfalls anführen wollen. Man wähle bestes, reinstes Roheisen. Solches, das zu Rotbruch und Kaltbruch neige, sei am besten zu verwerfen, doch lieſse sich für manche Zwecke noch Stahl daraus machen. Aus rotbrüchigem Eisen erhalte man einen Stahl, der gut zu feilen wäre, so lange er nicht gehärtet sei: gehärtet eigene er sich für polierte Arbeiten, als Knöpfe, Schnallen, Degengefäſse u. s. w. Der kaltbrüchige Stahl habe eine noch weiſsere Farbe, sei aber un- tauglich zu Draht, Saiten, Nadeln und Scheideeisen, da er keine Zähigkeit besitze. Beim Abstechen des Roheisens aus dem Hochofen solle man es für Eisen in tiefe Sandformen, zum Stahlfrischen in flache Formen laufen lassen. Ersteres bliebe, wie es wäre, in Klumpen in der Schlacke, letzteres aber müsse zart flieſsen, was bei dünneren Stücken leichter geschähe. Auch erfordere dies stärkere Hitze, welche man entweder durch stärker angelassenes Gebläse oder durch kleineren Herd bei auf 30 Grad geneigter Form erhielte. Beim Stahlschmelzen müsse man die Schlacke fleiſsig ablassen und die Luppe im Herd drei- bis viermal wenden. Hierauf folge das Durchschmieden und Gärben, welches den Stahl zäh und geschmeidig mache. Je öfter man ihn schweiſse, zusammenlege und ausschmiede, je zäher und je geeigneter für Federn, Degenklingen und dergleichen werde er. — Für Schneidzeuge brauche der Stahl nicht so oft gegärbt zu werden. Gute Kohlen von Laubholz und alten Fichten seien am besten, Kohlen von Tannen- oder jungem Holze machten den Stahl weicher, als er war; Kohlen von hartem und altem Holze machten ihn härter. 1) Siehe Schreber, a. a. O., S. 358.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/214>, abgerufen am 24.11.2024.