stellten, sie zum Teil verbergen und sie nur erraten liessen, stehlen dem Leser seine gute Zeit. Die Menschheit solle die gar nicht zu- lassen, die nur danach strebten, bewundert zu sein, statt sich nützlich zu machen.
"Was den zweiten Teil des Vorwurfs betrifft, dass ich meine Er- findungen Frankreich allein hätte erhalten sollen, so verlangen sie, dass ich darin das unrühmliche Beispiel einiger unserer Nachbarn nachahme. Wohl sind wir zunächst unserem Vaterlande verpflichtet, aber wir sind auch der übrigen Welt verpflichtet: diejenigen, welche an der Vervollkommnung der Wissenschaften und Künste arbeiten, müssen sich als Bürger der ganzen Welt betrachten.
Wollte man die Ausbeutung der Erfindungen so einschränken, so müsse dies durch Privilegien geschehen. Privilegien haben aber stets den Nachteil, dass sie den Fortschritt verlang- samen und den Preis des Produktes verteuern. Das Beste für die Menschheit ist Öffentlichkeit und freie Konkurrenz."
Trotzdem ist der Verfasser bei seiner Arbeit und der Fürst bei der Erteilung der Belohnung dafür wesentlich von dem Gedanken geleitet worden, dass dadurch ihrem Vaterlande, Frankreich, ein be- sonderer Nutzen geboten werde. In Frankreich war man bis dahin nicht imstande gewesen, bessere Stahlsorten zu erzeugen, fast aller Stahl musste aus dem Auslande bezogen werden. Der Verfasser hoffte, dass seine Vorschläge die Mittel an die Hand geben würden, in Frank- reich selbst eine umfangreiche Industrie für bessere Stahlsorten zu begründen; nicht weniger erhoffte er von der Ausbeutung der Idee des hämmerbaren Gusses, welcher nach seiner Idee hauptsächlich für dekorative Zwecke geeignet sei. Da aber Frankreich auf diesem Ge- biete, in Bezug auf alles, was Geschmack und schöne Formen anlange, schon jetzt das anerkannt erste Volk der Welt sei, so werde ihm auch der grösste Teil des Nutzens aus dieser Erfindung zufliessen. Von so hohen wissenschaftlichen und patriotischen Gedanken war Reaumur bei Abfassung seiner Memoiren erfüllt. Seine beiden Abhandlungen bauen sich auf einer grossen Reihe praktischer Versuche, welche er mit Fleiss, Umsicht, Geduld und grossen Opfern an Zeit und Geld angestellt hatte, auf.
Die Wichtigkeit des Inhalts und der Methode lassen es zweck- mässig erscheinen, dem Gedankengang des Verfassers möglichst zu folgen und einen gedrängten Auszug der umfangreichen Schriften zu geben.
Alle Eisenerze sind aus Eisen-, Erd-, Schwefel- und Salzteilen
Die Cementstahlfabrikation.
stellten, sie zum Teil verbergen und sie nur erraten lieſsen, stehlen dem Leser seine gute Zeit. Die Menschheit solle die gar nicht zu- lassen, die nur danach strebten, bewundert zu sein, statt sich nützlich zu machen.
„Was den zweiten Teil des Vorwurfs betrifft, daſs ich meine Er- findungen Frankreich allein hätte erhalten sollen, so verlangen sie, daſs ich darin das unrühmliche Beispiel einiger unserer Nachbarn nachahme. Wohl sind wir zunächst unserem Vaterlande verpflichtet, aber wir sind auch der übrigen Welt verpflichtet: diejenigen, welche an der Vervollkommnung der Wissenschaften und Künste arbeiten, müssen sich als Bürger der ganzen Welt betrachten.
Wollte man die Ausbeutung der Erfindungen so einschränken, so müsse dies durch Privilegien geschehen. Privilegien haben aber stets den Nachteil, daſs sie den Fortschritt verlang- samen und den Preis des Produktes verteuern. Das Beste für die Menschheit ist Öffentlichkeit und freie Konkurrenz.“
Trotzdem ist der Verfasser bei seiner Arbeit und der Fürst bei der Erteilung der Belohnung dafür wesentlich von dem Gedanken geleitet worden, daſs dadurch ihrem Vaterlande, Frankreich, ein be- sonderer Nutzen geboten werde. In Frankreich war man bis dahin nicht imstande gewesen, bessere Stahlsorten zu erzeugen, fast aller Stahl muſste aus dem Auslande bezogen werden. Der Verfasser hoffte, daſs seine Vorschläge die Mittel an die Hand geben würden, in Frank- reich selbst eine umfangreiche Industrie für bessere Stahlsorten zu begründen; nicht weniger erhoffte er von der Ausbeutung der Idee des hämmerbaren Gusses, welcher nach seiner Idee hauptsächlich für dekorative Zwecke geeignet sei. Da aber Frankreich auf diesem Ge- biete, in Bezug auf alles, was Geschmack und schöne Formen anlange, schon jetzt das anerkannt erste Volk der Welt sei, so werde ihm auch der gröſste Teil des Nutzens aus dieser Erfindung zuflieſsen. Von so hohen wissenschaftlichen und patriotischen Gedanken war Reaumur bei Abfassung seiner Memoiren erfüllt. Seine beiden Abhandlungen bauen sich auf einer groſsen Reihe praktischer Versuche, welche er mit Fleiſs, Umsicht, Geduld und groſsen Opfern an Zeit und Geld angestellt hatte, auf.
Die Wichtigkeit des Inhalts und der Methode lassen es zweck- mäſsig erscheinen, dem Gedankengang des Verfassers möglichst zu folgen und einen gedrängten Auszug der umfangreichen Schriften zu geben.
Alle Eisenerze sind aus Eisen-, Erd-, Schwefel- und Salzteilen
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[203/0217]
Die Cementstahlfabrikation.
stellten, sie zum Teil verbergen und sie nur erraten lieſsen, stehlen
dem Leser seine gute Zeit. Die Menschheit solle die gar nicht zu-
lassen, die nur danach strebten, bewundert zu sein, statt sich nützlich
zu machen.
„Was den zweiten Teil des Vorwurfs betrifft, daſs ich meine Er-
findungen Frankreich allein hätte erhalten sollen, so verlangen sie,
daſs ich darin das unrühmliche Beispiel einiger unserer Nachbarn
nachahme. Wohl sind wir zunächst unserem Vaterlande verpflichtet,
aber wir sind auch der übrigen Welt verpflichtet: diejenigen, welche
an der Vervollkommnung der Wissenschaften und Künste arbeiten,
müssen sich als Bürger der ganzen Welt betrachten.
Wollte man die Ausbeutung der Erfindungen so einschränken,
so müsse dies durch Privilegien geschehen. Privilegien haben
aber stets den Nachteil, daſs sie den Fortschritt verlang-
samen und den Preis des Produktes verteuern. Das Beste für
die Menschheit ist Öffentlichkeit und freie Konkurrenz.“
Trotzdem ist der Verfasser bei seiner Arbeit und der Fürst bei
der Erteilung der Belohnung dafür wesentlich von dem Gedanken
geleitet worden, daſs dadurch ihrem Vaterlande, Frankreich, ein be-
sonderer Nutzen geboten werde. In Frankreich war man bis dahin
nicht imstande gewesen, bessere Stahlsorten zu erzeugen, fast aller
Stahl muſste aus dem Auslande bezogen werden. Der Verfasser hoffte,
daſs seine Vorschläge die Mittel an die Hand geben würden, in Frank-
reich selbst eine umfangreiche Industrie für bessere Stahlsorten zu
begründen; nicht weniger erhoffte er von der Ausbeutung der Idee des
hämmerbaren Gusses, welcher nach seiner Idee hauptsächlich für
dekorative Zwecke geeignet sei. Da aber Frankreich auf diesem Ge-
biete, in Bezug auf alles, was Geschmack und schöne Formen anlange,
schon jetzt das anerkannt erste Volk der Welt sei, so werde ihm
auch der gröſste Teil des Nutzens aus dieser Erfindung zuflieſsen.
Von so hohen wissenschaftlichen und patriotischen Gedanken war
Reaumur bei Abfassung seiner Memoiren erfüllt. Seine beiden
Abhandlungen bauen sich auf einer groſsen Reihe praktischer Versuche,
welche er mit Fleiſs, Umsicht, Geduld und groſsen Opfern an Zeit
und Geld angestellt hatte, auf.
Die Wichtigkeit des Inhalts und der Methode lassen es zweck-
mäſsig erscheinen, dem Gedankengang des Verfassers möglichst zu
folgen und einen gedrängten Auszug der umfangreichen Schriften zu
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/217>, abgerufen am 25.11.2024.
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