die Waren ebenso gut aus weissem Roheisen giessen, wodurch die- selben zugleich den Vorzug einer schönen Silberfarbe erhielten, wäh- rend die aus grauem Eisen gegossenen Stücke immer missfarbig und matt blieben. Dass aber das graue Eisen nur ein verunreinigtes weisses Eisen sei, schloss Reaumur, der von gebundenem und un- gebundenem Kohlenstoff noch keine Ahnung hatte, daraus, dass graues Eisen bei der Reinigung durch Umschmelzen (dem Feinen) weiss werde, so dass "Feinen" und "Weissen" gleichbedeutend seien. Je schwärzer das Roheisen, je öfter müsse man es umschmelzen, um es zu weissen. Beim Anblasen eines Hochofens fiele immer zuerst graues Eisen, wenn die Erze auch ihrer Natur nach, wie dies in der Folge geschähe, weisses Eisen gäben, weil das erste Eisen noch nicht so flüssig sei, dass sich die Unreinigkeiten aus demselben genügend abscheiden könnten. -- Giesse man Roheisen dünn aus, so werde es ebenfalls weisser, als wie wenn dasselbe Eisen dick gegossen würde, was daher komme, dass sich bei der grösseren Oberfläche des dünn gegossenen Eisens die Unreinigkeiten leichter abscheiden könnten. Deshalb solle man für die zu aduzierenden Gusswaren das reinere weisse Roheisen wählen.
Die zweite Denkschrift beschäftigt sich mit der Herstellung der Gusswaren und haben wir das meiste davon bereits an einer anderen Stelle (S. 165) mitgeteilt.
Das weisse Eisen lässt sich nicht gut durch Rinnen den Formen zuführen, weil es zu rasch erstarrt. Wenn man sich eiserner Giess- kellen bedient, so muss man diese sehr gut vorwärmen. Flussmittel sind bei dem Eisen für schmiedbaren Guss durchaus zu vermeiden. Dagegen ist es wichtig, dass die Formen sorgfältig getrocknet und dass sie womöglich vorgewärmt sind. Es ist sogar gut, sie in einer Art von Backofen vor dem Giessen zu erhitzen, namentlich wenn man Gussstücke von ungleicher Dicke aus dem weissen, spröden Eisen giessen will. Man öffnet die Formen, wenn das Gussstück noch rot- glühend ist und schiebt es in den Wärmofen, wo es ganz allmählich erkaltet. Reaumur warnt sehr davor, viele Gegenstände in dem- selben Formkasten einzuformen, dieselben durch Laufrinnen zu ver- binden und nur einen Einguss zu machen, weil dies viel Bruch gebe. Die Einlaufstellen müssen so dünn wie nur möglich sein.
Nachdem Reaumur das Wichtigste über den Guss für diese Fabrikation mitgeteilt hat, wendet er sich in seiner dritten Memoire zur Untersuchung der Mittel und Stoffe, der Glühpulver, durch welche die Erweichung der Gusswaren herbeigeführt werde. Hierüber hatte er
Schmiedbarer Guſs.
die Waren ebenso gut aus weiſsem Roheisen gieſsen, wodurch die- selben zugleich den Vorzug einer schönen Silberfarbe erhielten, wäh- rend die aus grauem Eisen gegossenen Stücke immer miſsfarbig und matt blieben. Daſs aber das graue Eisen nur ein verunreinigtes weiſses Eisen sei, schloſs Reaumur, der von gebundenem und un- gebundenem Kohlenstoff noch keine Ahnung hatte, daraus, daſs graues Eisen bei der Reinigung durch Umschmelzen (dem Feinen) weiſs werde, so daſs „Feinen“ und „Weiſsen“ gleichbedeutend seien. Je schwärzer das Roheisen, je öfter müsse man es umschmelzen, um es zu weiſsen. Beim Anblasen eines Hochofens fiele immer zuerst graues Eisen, wenn die Erze auch ihrer Natur nach, wie dies in der Folge geschähe, weiſses Eisen gäben, weil das erste Eisen noch nicht so flüssig sei, daſs sich die Unreinigkeiten aus demselben genügend abscheiden könnten. — Gieſse man Roheisen dünn aus, so werde es ebenfalls weiſser, als wie wenn dasselbe Eisen dick gegossen würde, was daher komme, daſs sich bei der gröſseren Oberfläche des dünn gegossenen Eisens die Unreinigkeiten leichter abscheiden könnten. Deshalb solle man für die zu aduzierenden Guſswaren das reinere weiſse Roheisen wählen.
Die zweite Denkschrift beschäftigt sich mit der Herstellung der Guſswaren und haben wir das meiste davon bereits an einer anderen Stelle (S. 165) mitgeteilt.
Das weiſse Eisen läſst sich nicht gut durch Rinnen den Formen zuführen, weil es zu rasch erstarrt. Wenn man sich eiserner Gieſs- kellen bedient, so muſs man diese sehr gut vorwärmen. Fluſsmittel sind bei dem Eisen für schmiedbaren Guſs durchaus zu vermeiden. Dagegen ist es wichtig, daſs die Formen sorgfältig getrocknet und daſs sie womöglich vorgewärmt sind. Es ist sogar gut, sie in einer Art von Backofen vor dem Gieſsen zu erhitzen, namentlich wenn man Guſsstücke von ungleicher Dicke aus dem weiſsen, spröden Eisen gieſsen will. Man öffnet die Formen, wenn das Guſsstück noch rot- glühend ist und schiebt es in den Wärmofen, wo es ganz allmählich erkaltet. Reaumur warnt sehr davor, viele Gegenstände in dem- selben Formkasten einzuformen, dieselben durch Laufrinnen zu ver- binden und nur einen Einguſs zu machen, weil dies viel Bruch gebe. Die Einlaufstellen müssen so dünn wie nur möglich sein.
Nachdem Reaumur das Wichtigste über den Guſs für diese Fabrikation mitgeteilt hat, wendet er sich in seiner dritten Memoire zur Untersuchung der Mittel und Stoffe, der Glühpulver, durch welche die Erweichung der Guſswaren herbeigeführt werde. Hierüber hatte er
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Schmiedbarer Guſs.
die Waren ebenso gut aus weiſsem Roheisen gieſsen, wodurch die-
selben zugleich den Vorzug einer schönen Silberfarbe erhielten, wäh-
rend die aus grauem Eisen gegossenen Stücke immer miſsfarbig und
matt blieben. Daſs aber das graue Eisen nur ein verunreinigtes
weiſses Eisen sei, schloſs Reaumur, der von gebundenem und un-
gebundenem Kohlenstoff noch keine Ahnung hatte, daraus, daſs
graues Eisen bei der Reinigung durch Umschmelzen (dem Feinen)
weiſs werde, so daſs „Feinen“ und „Weiſsen“ gleichbedeutend seien.
Je schwärzer das Roheisen, je öfter müsse man es umschmelzen, um
es zu weiſsen. Beim Anblasen eines Hochofens fiele immer zuerst
graues Eisen, wenn die Erze auch ihrer Natur nach, wie dies in der
Folge geschähe, weiſses Eisen gäben, weil das erste Eisen noch nicht
so flüssig sei, daſs sich die Unreinigkeiten aus demselben genügend
abscheiden könnten. — Gieſse man Roheisen dünn aus, so werde es
ebenfalls weiſser, als wie wenn dasselbe Eisen dick gegossen würde,
was daher komme, daſs sich bei der gröſseren Oberfläche des dünn
gegossenen Eisens die Unreinigkeiten leichter abscheiden könnten.
Deshalb solle man für die zu aduzierenden Guſswaren das reinere
weiſse Roheisen wählen.
Die zweite Denkschrift beschäftigt sich mit der Herstellung der
Guſswaren und haben wir das meiste davon bereits an einer anderen
Stelle (S. 165) mitgeteilt.
Das weiſse Eisen läſst sich nicht gut durch Rinnen den Formen
zuführen, weil es zu rasch erstarrt. Wenn man sich eiserner Gieſs-
kellen bedient, so muſs man diese sehr gut vorwärmen. Fluſsmittel
sind bei dem Eisen für schmiedbaren Guſs durchaus zu vermeiden.
Dagegen ist es wichtig, daſs die Formen sorgfältig getrocknet und
daſs sie womöglich vorgewärmt sind. Es ist sogar gut, sie in einer
Art von Backofen vor dem Gieſsen zu erhitzen, namentlich wenn man
Guſsstücke von ungleicher Dicke aus dem weiſsen, spröden Eisen
gieſsen will. Man öffnet die Formen, wenn das Guſsstück noch rot-
glühend ist und schiebt es in den Wärmofen, wo es ganz allmählich
erkaltet. Reaumur warnt sehr davor, viele Gegenstände in dem-
selben Formkasten einzuformen, dieselben durch Laufrinnen zu ver-
binden und nur einen Einguſs zu machen, weil dies viel Bruch gebe.
Die Einlaufstellen müssen so dünn wie nur möglich sein.
Nachdem Reaumur das Wichtigste über den Guſs für diese
Fabrikation mitgeteilt hat, wendet er sich in seiner dritten Memoire
zur Untersuchung der Mittel und Stoffe, der Glühpulver, durch welche
die Erweichung der Guſswaren herbeigeführt werde. Hierüber hatte er
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/243>, abgerufen am 27.11.2024.
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