Reaumur sonst noch in Bezug auf Formen und Giessen macht, gehören in das Kapitel der Giesserei, werden aber am besten in den trefflichen Memoiren des Verfassers selbst nachgelesen.
Wir haben erwähnt, dass Reaumurs Erfindung des schmiedbaren Gusses keinen grossen Erfolg hatte. Dass daran nicht er, sondern diejenigen, welche die Sache auszubeuten versuchten, Schuld waren, geht aus den von den Metallurgen des 18. Jahrhunderts erhobenen Einwendungen gegen das Verfahren hervor.
Der Engländer Horne hat 1773 eine Abhandlung über Eisen und Stahl veröffentlicht, in der er behauptet, es lohne sich nicht, sich bei dem Glühfrischprozess aufzuhalten, da derselbe nicht den Erwartungen, welche Reaumur darauf gesetzt habe, entspräche. Glühe man die Gusswaren mit Beinasche allein, so verbrennten sie, glühe man sie in einem Gemisch von 2 Tln. Beinasche mit 1 Tl. Holzkohle, so ent- stehe ein so löcheriges Produkt, dass es nicht möglich sei, dasselbe zu polieren. Er selbst habe, bestochen von der Schönheit und Nütz- lichkeit der Erfindung, eine Reihe von Versuchen gemacht. Er habe mehrere Eingüsse von 3/4 Zoll Dicke in einen Tiegel mit obigem Pulver längere Zeit geglüht und dann zum Schluss einer scharfen Hitze ausgesetzt, das Ergebnis sei gewesen, dass der innere Teil ge- schmolzen und ausgelaufen sei. Obgleich diese Versuche genau das er- gaben, was Reaumur angegeben und erklärt hatte, indem er zugleich vor der zu grossen Steigerung der Hitze, wenn man nicht obiges Re- sultat mit Absicht herbeiführen wolle, gewarnt hatte, so führt dennoch Horne diese ungeschickten Versuche mit grosser Selbstgefälligkeit als Beweise gegen den Wert von Reaumurs Entdeckungen an.
Viel gründlicher hat der schwedische Metallurg Swen Rinman (1782) diese Frage geprüft und viele neue und wichtige Versuche darüber gemacht. Dennoch, obgleich er den Glühfrischprozess genau kannte, glaubte auch er nicht an die praktische Verwertbarkeit desselben, in der von Reaumur vorgeschlagenen Weise. Er sagt 1): die Kenntnis des Aduzierens des Roheisens kann zwar für den Künstler in manchen Fällen sehr nützlich und vorteilhaft sein; bei grossen Giessereien, deren Fabrikate durch Aduzieren und Ciselieren mehr Vollkommen- heit erhalten sollen, würde man aber in der Ausübung zu keinen Vorteilen gelangen, wie die von Reaumur in Vorschlag gebrachte und mit einem grossen Kostenaufwand in Frankreich zu stande ge-
1)Swen Rinman, Geschichte des Eisens, §. 295, deutsch von Karsten, II, S. 731.
Beck, Geschichte des Eisens. 16
Schmiedbarer Guſs.
Reaumur sonst noch in Bezug auf Formen und Gieſsen macht, gehören in das Kapitel der Gieſserei, werden aber am besten in den trefflichen Memoiren des Verfassers selbst nachgelesen.
Wir haben erwähnt, daſs Reaumurs Erfindung des schmiedbaren Gusses keinen groſsen Erfolg hatte. Daſs daran nicht er, sondern diejenigen, welche die Sache auszubeuten versuchten, Schuld waren, geht aus den von den Metallurgen des 18. Jahrhunderts erhobenen Einwendungen gegen das Verfahren hervor.
Der Engländer Horne hat 1773 eine Abhandlung über Eisen und Stahl veröffentlicht, in der er behauptet, es lohne sich nicht, sich bei dem Glühfrischprozeſs aufzuhalten, da derselbe nicht den Erwartungen, welche Reaumur darauf gesetzt habe, entspräche. Glühe man die Guſswaren mit Beinasche allein, so verbrennten sie, glühe man sie in einem Gemisch von 2 Tln. Beinasche mit 1 Tl. Holzkohle, so ent- stehe ein so löcheriges Produkt, daſs es nicht möglich sei, dasselbe zu polieren. Er selbst habe, bestochen von der Schönheit und Nütz- lichkeit der Erfindung, eine Reihe von Versuchen gemacht. Er habe mehrere Eingüsse von ¾ Zoll Dicke in einen Tiegel mit obigem Pulver längere Zeit geglüht und dann zum Schluſs einer scharfen Hitze ausgesetzt, das Ergebnis sei gewesen, daſs der innere Teil ge- schmolzen und ausgelaufen sei. Obgleich diese Versuche genau das er- gaben, was Reaumur angegeben und erklärt hatte, indem er zugleich vor der zu groſsen Steigerung der Hitze, wenn man nicht obiges Re- sultat mit Absicht herbeiführen wolle, gewarnt hatte, so führt dennoch Horne diese ungeschickten Versuche mit groſser Selbstgefälligkeit als Beweise gegen den Wert von Reaumurs Entdeckungen an.
Viel gründlicher hat der schwedische Metallurg Swen Rinman (1782) diese Frage geprüft und viele neue und wichtige Versuche darüber gemacht. Dennoch, obgleich er den Glühfrischprozeſs genau kannte, glaubte auch er nicht an die praktische Verwertbarkeit desselben, in der von Reaumur vorgeschlagenen Weise. Er sagt 1): die Kenntnis des Aduzierens des Roheisens kann zwar für den Künstler in manchen Fällen sehr nützlich und vorteilhaft sein; bei groſsen Gieſsereien, deren Fabrikate durch Aduzieren und Ciselieren mehr Vollkommen- heit erhalten sollen, würde man aber in der Ausübung zu keinen Vorteilen gelangen, wie die von Reaumur in Vorschlag gebrachte und mit einem groſsen Kostenaufwand in Frankreich zu stande ge-
1)Swen Rinman, Geschichte des Eisens, §. 295, deutsch von Karsten, II, S. 731.
Beck, Geschichte des Eisens. 16
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Schmiedbarer Guſs.
Reaumur sonst noch in Bezug auf Formen und Gieſsen macht,
gehören in das Kapitel der Gieſserei, werden aber am besten in den
trefflichen Memoiren des Verfassers selbst nachgelesen.
Wir haben erwähnt, daſs Reaumurs Erfindung des schmiedbaren
Gusses keinen groſsen Erfolg hatte. Daſs daran nicht er, sondern
diejenigen, welche die Sache auszubeuten versuchten, Schuld waren,
geht aus den von den Metallurgen des 18. Jahrhunderts erhobenen
Einwendungen gegen das Verfahren hervor.
Der Engländer Horne hat 1773 eine Abhandlung über Eisen und
Stahl veröffentlicht, in der er behauptet, es lohne sich nicht, sich bei
dem Glühfrischprozeſs aufzuhalten, da derselbe nicht den Erwartungen,
welche Reaumur darauf gesetzt habe, entspräche. Glühe man die
Guſswaren mit Beinasche allein, so verbrennten sie, glühe man sie
in einem Gemisch von 2 Tln. Beinasche mit 1 Tl. Holzkohle, so ent-
stehe ein so löcheriges Produkt, daſs es nicht möglich sei, dasselbe
zu polieren. Er selbst habe, bestochen von der Schönheit und Nütz-
lichkeit der Erfindung, eine Reihe von Versuchen gemacht. Er habe
mehrere Eingüsse von ¾ Zoll Dicke in einen Tiegel mit obigem
Pulver längere Zeit geglüht und dann zum Schluſs einer scharfen
Hitze ausgesetzt, das Ergebnis sei gewesen, daſs der innere Teil ge-
schmolzen und ausgelaufen sei. Obgleich diese Versuche genau das er-
gaben, was Reaumur angegeben und erklärt hatte, indem er zugleich
vor der zu groſsen Steigerung der Hitze, wenn man nicht obiges Re-
sultat mit Absicht herbeiführen wolle, gewarnt hatte, so führt dennoch
Horne diese ungeschickten Versuche mit groſser Selbstgefälligkeit
als Beweise gegen den Wert von Reaumurs Entdeckungen an.
Viel gründlicher hat der schwedische Metallurg Swen Rinman
(1782) diese Frage geprüft und viele neue und wichtige Versuche
darüber gemacht. Dennoch, obgleich er den Glühfrischprozeſs genau
kannte, glaubte auch er nicht an die praktische Verwertbarkeit desselben,
in der von Reaumur vorgeschlagenen Weise. Er sagt 1): die Kenntnis
des Aduzierens des Roheisens kann zwar für den Künstler in manchen
Fällen sehr nützlich und vorteilhaft sein; bei groſsen Gieſsereien,
deren Fabrikate durch Aduzieren und Ciselieren mehr Vollkommen-
heit erhalten sollen, würde man aber in der Ausübung zu keinen
Vorteilen gelangen, wie die von Reaumur in Vorschlag gebrachte
und mit einem groſsen Kostenaufwand in Frankreich zu stande ge-
1) Swen Rinman, Geschichte des Eisens, §. 295, deutsch von Karsten,
II, S. 731.
Beck, Geschichte des Eisens. 16
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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