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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
die aus Thon. Man kann auch Walzen in Sand giessen, wobei
es aber mehr auf Glück als auf Kunst ankommt. Denn es ist immer
schwer, völlig runde Walzen zu erhalten, und wenn hierin das Ge-
ringste fehlt, so werden die Bleche im Walzen ungleich und zum Ge-
brauch undienlich.

Schmiedeeiserne Walzen kann man durch Einsatzhärtung in
folgender Weise härten. Man macht von starkem Blech eine Hülse
um die Walze von derselben Höhe, aber zwei Zoll weiter im Durch-
messer als diese. Den Zwischenraum füllt man mit einem Pulver
von Horn, welches auf die Art verfertigt wird, dass man das Horn so
stark in einem Backofen trocknet, dass es spröde wird, es dann klein
stösst und siebt, hierauf aber mit Salzlake anmacht, trocknet und es
dann zur Umgebung der Walze benutzt. Obendrauf legt man einen
eisernen Deckel, den man mit einem Gemenge von Lehm und Kuh-
mist oder besser Ochsenblut verklebt. Wenn die Hülse mit Lehm über-
strichen ist, setzt man sie in einen Haufen kalter Kohlen, welche sie
von allen Seiten bedecken müssen. Alsdann zündet man den Kohlen-
haufen an, der ganz in Flammen gerät. Nach einer Stunde oder
mehr legt man die nunmehr rotglühende Walze auf Eisen in einen
Trog und lässt Wasser hineinlaufen, so lange, bis es die Walze be-
deckt. Die so gehärtete Walze schleift man erst mit Schmirgel und
Öl, sodann mit Zinnasche und zuletzt mit Blutstein, wodurch sie
spiegelblank wird. Solche Walzen dienten z. B. für die Zinnfolien."

Aus Polhems wichtigen Mitteilungen über Walzen und Walz-
werke geht hervor, dass Polhem deren Benutzung zum Walzen
von Eisen, unabhängig von den eigentlichen Eisenschneidwerken,
durchaus bekannt war und er sie als etwas Bekanntes voraussetzt.
Wenn er auch selbst Walzwerke konstruiert und erbaut und Ver-
besserungen angebracht hat, so stellt er sich durchaus nicht als den
Erfinder des Eisenwalzens hin, erwähnt dies auch nicht als eine neue
Erfindung. Wir dürfen also wohl annehmen, dass das Walzen des
Eisens unabhängig von Eisenschneidwerken schon lange Zeit vor
1746 in Ausübung war, und dass es wohl schon, ehe Polhem die
Fabriken zu Stiernsund zu Anfang des 18. Jahrhunderts gründete,
bekannt war. -- Ein Beweis dafür lässt sich allerdings nicht erbringen,
da bestimmte Nachrichten aus andern Ländern fehlen. Die ersten
Angaben aus England finde ich in dem Patent von John Payne
(Nr. 505) vom 21. November 1728; darin heisst es: "die Eisenstäbe,
nachdem sie in einem langen, gewölbten Glühofen erhitzt sind, sollen
zwischen zwei grossen metallenen Walzen (welche geeignete Kerben

Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
die aus Thon. Man kann auch Walzen in Sand gieſsen, wobei
es aber mehr auf Glück als auf Kunst ankommt. Denn es ist immer
schwer, völlig runde Walzen zu erhalten, und wenn hierin das Ge-
ringste fehlt, so werden die Bleche im Walzen ungleich und zum Ge-
brauch undienlich.

Schmiedeeiserne Walzen kann man durch Einsatzhärtung in
folgender Weise härten. Man macht von starkem Blech eine Hülse
um die Walze von derselben Höhe, aber zwei Zoll weiter im Durch-
messer als diese. Den Zwischenraum füllt man mit einem Pulver
von Horn, welches auf die Art verfertigt wird, daſs man das Horn so
stark in einem Backofen trocknet, daſs es spröde wird, es dann klein
stöſst und siebt, hierauf aber mit Salzlake anmacht, trocknet und es
dann zur Umgebung der Walze benutzt. Obendrauf legt man einen
eisernen Deckel, den man mit einem Gemenge von Lehm und Kuh-
mist oder besser Ochsenblut verklebt. Wenn die Hülse mit Lehm über-
strichen ist, setzt man sie in einen Haufen kalter Kohlen, welche sie
von allen Seiten bedecken müssen. Alsdann zündet man den Kohlen-
haufen an, der ganz in Flammen gerät. Nach einer Stunde oder
mehr legt man die nunmehr rotglühende Walze auf Eisen in einen
Trog und läſst Wasser hineinlaufen, so lange, bis es die Walze be-
deckt. Die so gehärtete Walze schleift man erst mit Schmirgel und
Öl, sodann mit Zinnasche und zuletzt mit Blutstein, wodurch sie
spiegelblank wird. Solche Walzen dienten z. B. für die Zinnfolien.“

Aus Polhems wichtigen Mitteilungen über Walzen und Walz-
werke geht hervor, daſs Polhem deren Benutzung zum Walzen
von Eisen, unabhängig von den eigentlichen Eisenschneidwerken,
durchaus bekannt war und er sie als etwas Bekanntes voraussetzt.
Wenn er auch selbst Walzwerke konstruiert und erbaut und Ver-
besserungen angebracht hat, so stellt er sich durchaus nicht als den
Erfinder des Eisenwalzens hin, erwähnt dies auch nicht als eine neue
Erfindung. Wir dürfen also wohl annehmen, daſs das Walzen des
Eisens unabhängig von Eisenschneidwerken schon lange Zeit vor
1746 in Ausübung war, und daſs es wohl schon, ehe Polhem die
Fabriken zu Stiernsund zu Anfang des 18. Jahrhunderts gründete,
bekannt war. — Ein Beweis dafür läſst sich allerdings nicht erbringen,
da bestimmte Nachrichten aus andern Ländern fehlen. Die ersten
Angaben aus England finde ich in dem Patent von John Payne
(Nr. 505) vom 21. November 1728; darin heiſst es: „die Eisenstäbe,
nachdem sie in einem langen, gewölbten Glühofen erhitzt sind, sollen
zwischen zwei groſsen metallenen Walzen (welche geeignete Kerben

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[250/0264] Die mechanische Bearbeitung des Eisens. die aus Thon. Man kann auch Walzen in Sand gieſsen, wobei es aber mehr auf Glück als auf Kunst ankommt. Denn es ist immer schwer, völlig runde Walzen zu erhalten, und wenn hierin das Ge- ringste fehlt, so werden die Bleche im Walzen ungleich und zum Ge- brauch undienlich. Schmiedeeiserne Walzen kann man durch Einsatzhärtung in folgender Weise härten. Man macht von starkem Blech eine Hülse um die Walze von derselben Höhe, aber zwei Zoll weiter im Durch- messer als diese. Den Zwischenraum füllt man mit einem Pulver von Horn, welches auf die Art verfertigt wird, daſs man das Horn so stark in einem Backofen trocknet, daſs es spröde wird, es dann klein stöſst und siebt, hierauf aber mit Salzlake anmacht, trocknet und es dann zur Umgebung der Walze benutzt. Obendrauf legt man einen eisernen Deckel, den man mit einem Gemenge von Lehm und Kuh- mist oder besser Ochsenblut verklebt. Wenn die Hülse mit Lehm über- strichen ist, setzt man sie in einen Haufen kalter Kohlen, welche sie von allen Seiten bedecken müssen. Alsdann zündet man den Kohlen- haufen an, der ganz in Flammen gerät. Nach einer Stunde oder mehr legt man die nunmehr rotglühende Walze auf Eisen in einen Trog und läſst Wasser hineinlaufen, so lange, bis es die Walze be- deckt. Die so gehärtete Walze schleift man erst mit Schmirgel und Öl, sodann mit Zinnasche und zuletzt mit Blutstein, wodurch sie spiegelblank wird. Solche Walzen dienten z. B. für die Zinnfolien.“ Aus Polhems wichtigen Mitteilungen über Walzen und Walz- werke geht hervor, daſs Polhem deren Benutzung zum Walzen von Eisen, unabhängig von den eigentlichen Eisenschneidwerken, durchaus bekannt war und er sie als etwas Bekanntes voraussetzt. Wenn er auch selbst Walzwerke konstruiert und erbaut und Ver- besserungen angebracht hat, so stellt er sich durchaus nicht als den Erfinder des Eisenwalzens hin, erwähnt dies auch nicht als eine neue Erfindung. Wir dürfen also wohl annehmen, daſs das Walzen des Eisens unabhängig von Eisenschneidwerken schon lange Zeit vor 1746 in Ausübung war, und daſs es wohl schon, ehe Polhem die Fabriken zu Stiernsund zu Anfang des 18. Jahrhunderts gründete, bekannt war. — Ein Beweis dafür läſst sich allerdings nicht erbringen, da bestimmte Nachrichten aus andern Ländern fehlen. Die ersten Angaben aus England finde ich in dem Patent von John Payne (Nr. 505) vom 21. November 1728; darin heiſst es: „die Eisenstäbe, nachdem sie in einem langen, gewölbten Glühofen erhitzt sind, sollen zwischen zwei groſsen metallenen Walzen (welche geeignete Kerben

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/264>, abgerufen am 22.11.2024.