man, um z. B. Blech von 1/16 zu bekommen, vier Bleche von 1/4 Zoll zusammenlegt und diese bis auf 1/4 Zoll ausschmiedet.
Um Schlösser zu machen, muss die Arbeitsteilung noch weiter durchgeführt werden. Für jeden Schlossteil muss ein besonderer Schmied sein. Ein jeder hat seine besonderen Gesenke. Polhem beschäftigte sich viel mit der Verbesserung der Schlösser und be- schreibt in seinem Testament ein von ihm erfundenes neues Sicher- heitsschloss, von dem er eine allgemeine Verwendung hofft.
Man schlägt, wie schon erwähnt, alle einzelnen Teile in Ge- senke, auch die Schlüssel, welche, wie bei den englischen und fran- zösischen Schlössern, aus dem Ganzen geschmiedet und ohne Lötungen sein mussten. "Wenn es hiermit aber recht geschwind gehen soll, so macht man ein Paar Stahlwalzen, in welche man der Länge nach die Schlüssel von verschiedener Form und Grösse eingräbt. Diese Walzen müssen an einem Ende ein doppeltes Zahngetriebe haben, damit die Schlüsselformen recht genau aufeinander passen. Wenn man walzen will, was am besten durch ein Wasserrad geschieht, müssen die Platten die Breite und Länge der Schlüssel haben und über 30 bis 45 cm lang, auch ungefähr 8 bis 10 cm dick sein; man macht sie der grössten Weichheit wegen weissglühend. Je geschwinder sie bei einem kräftigen Wasserbetrieb umlaufen, desto besser und genauer drückt sich die Form aus, so dass, wenn man die Walzen ganz dicht zusammenschraubt, das Blech zwischen jedem Schlüssel so dünn wie Papier wird, welches man mit Meisseln weghaut und sie überall mit feinen Feilen zum Polieren und Härten abfeilt."
Hier giebt also Polhem eine andere Art der Verwendung der Walzen an, nämlich zur Prägung an Stelle des Schmiedens im Ge- senke, ein Verfahren, welches erst in neuerer Zeit wieder zu allge- meinerer Verwendung gelangt ist.
Das Eisen zu dieser Fabrikation stellt man am besten so dar, dass man drei Stäbe zusammenschweisst, einen weichen in der Mitte und zwei harte (kaltbrüchige) zu beiden Seiten, diese reckt man, nachdem sie geschweisst sind, unter dem Reckhammer zu so breiten Platten aus, als es zwei, drei bis vier Schlüssel in der Breite er- fordern und schneidet sie mit einer groben Wasserschere in solche Stücken, wie es die Auswalzung in der beschriebenen Weise er- fordert.
"Durch diese Einrichtung kann man gute und schöne Schlösser viel billiger (zu 2 Dal. Kupf. Münze, welche sonst einige Reichsthaler
Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
man, um z. B. Blech von 1/16 zu bekommen, vier Bleche von ¼ Zoll zusammenlegt und diese bis auf ¼ Zoll ausschmiedet.
Um Schlösser zu machen, muſs die Arbeitsteilung noch weiter durchgeführt werden. Für jeden Schloſsteil muſs ein besonderer Schmied sein. Ein jeder hat seine besonderen Gesenke. Polhem beschäftigte sich viel mit der Verbesserung der Schlösser und be- schreibt in seinem Testament ein von ihm erfundenes neues Sicher- heitsschloſs, von dem er eine allgemeine Verwendung hofft.
Man schlägt, wie schon erwähnt, alle einzelnen Teile in Ge- senke, auch die Schlüssel, welche, wie bei den englischen und fran- zösischen Schlössern, aus dem Ganzen geschmiedet und ohne Lötungen sein muſsten. „Wenn es hiermit aber recht geschwind gehen soll, so macht man ein Paar Stahlwalzen, in welche man der Länge nach die Schlüssel von verschiedener Form und Gröſse eingräbt. Diese Walzen müssen an einem Ende ein doppeltes Zahngetriebe haben, damit die Schlüsselformen recht genau aufeinander passen. Wenn man walzen will, was am besten durch ein Wasserrad geschieht, müssen die Platten die Breite und Länge der Schlüssel haben und über 30 bis 45 cm lang, auch ungefähr 8 bis 10 cm dick sein; man macht sie der gröſsten Weichheit wegen weiſsglühend. Je geschwinder sie bei einem kräftigen Wasserbetrieb umlaufen, desto besser und genauer drückt sich die Form aus, so daſs, wenn man die Walzen ganz dicht zusammenschraubt, das Blech zwischen jedem Schlüssel so dünn wie Papier wird, welches man mit Meiſseln weghaut und sie überall mit feinen Feilen zum Polieren und Härten abfeilt.“
Hier giebt also Polhem eine andere Art der Verwendung der Walzen an, nämlich zur Prägung an Stelle des Schmiedens im Ge- senke, ein Verfahren, welches erst in neuerer Zeit wieder zu allge- meinerer Verwendung gelangt ist.
Das Eisen zu dieser Fabrikation stellt man am besten so dar, daſs man drei Stäbe zusammenschweiſst, einen weichen in der Mitte und zwei harte (kaltbrüchige) zu beiden Seiten, diese reckt man, nachdem sie geschweiſst sind, unter dem Reckhammer zu so breiten Platten aus, als es zwei, drei bis vier Schlüssel in der Breite er- fordern und schneidet sie mit einer groben Wasserschere in solche Stücken, wie es die Auswalzung in der beschriebenen Weise er- fordert.
„Durch diese Einrichtung kann man gute und schöne Schlösser viel billiger (zu 2 Dal. Kupf. Münze, welche sonst einige Reichsthaler
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0268"n="254"/><fwplace="top"type="header">Die mechanische Bearbeitung des Eisens.</fw><lb/>
man, um z. B. Blech von 1/16 zu bekommen, vier Bleche von ¼ Zoll<lb/>
zusammenlegt und diese bis auf ¼ Zoll ausschmiedet.</p><lb/><p>Um Schlösser zu machen, muſs die Arbeitsteilung noch weiter<lb/>
durchgeführt werden. Für jeden Schloſsteil muſs ein besonderer<lb/>
Schmied sein. Ein jeder hat seine besonderen Gesenke. <hirendition="#g">Polhem</hi><lb/>
beschäftigte sich viel mit der Verbesserung der Schlösser und be-<lb/>
schreibt in seinem Testament ein von ihm erfundenes neues Sicher-<lb/>
heitsschloſs, von dem er eine allgemeine Verwendung hofft.</p><lb/><p>Man schlägt, wie schon erwähnt, alle einzelnen Teile in Ge-<lb/>
senke, auch die Schlüssel, welche, wie bei den englischen und fran-<lb/>
zösischen Schlössern, aus dem Ganzen geschmiedet und ohne Lötungen<lb/>
sein muſsten. „Wenn es hiermit aber recht geschwind gehen soll,<lb/>
so macht man ein Paar <hirendition="#g">Stahlwalzen, in welche man der<lb/>
Länge nach die Schlüssel von verschiedener Form und<lb/>
Gröſse eingräbt</hi>. Diese Walzen müssen an einem Ende ein<lb/>
doppeltes Zahngetriebe haben, damit die Schlüsselformen recht genau<lb/>
aufeinander passen. Wenn man walzen will, was am besten durch<lb/>
ein Wasserrad geschieht, müssen die Platten die Breite und Länge<lb/>
der Schlüssel haben und über 30 bis 45 cm lang, auch ungefähr<lb/>
8 bis 10 cm dick sein; man macht sie der gröſsten Weichheit wegen<lb/>
weiſsglühend. Je geschwinder sie bei einem kräftigen Wasserbetrieb<lb/>
umlaufen, desto besser und genauer drückt sich die Form aus, so<lb/>
daſs, wenn man die Walzen ganz dicht zusammenschraubt, das Blech<lb/>
zwischen jedem Schlüssel so dünn wie Papier wird, welches man mit<lb/>
Meiſseln weghaut und sie überall mit feinen Feilen zum Polieren und<lb/>
Härten abfeilt.“</p><lb/><p>Hier giebt also <hirendition="#g">Polhem</hi> eine andere Art der Verwendung der<lb/>
Walzen an, nämlich zur Prägung an Stelle des Schmiedens im Ge-<lb/>
senke, ein Verfahren, welches erst in neuerer Zeit wieder zu allge-<lb/>
meinerer Verwendung gelangt ist.</p><lb/><p>Das Eisen zu dieser Fabrikation stellt man am besten so dar,<lb/>
daſs man drei Stäbe zusammenschweiſst, einen weichen in der Mitte<lb/>
und zwei harte (kaltbrüchige) zu beiden Seiten, diese reckt man,<lb/>
nachdem sie geschweiſst sind, unter dem Reckhammer zu so breiten<lb/>
Platten aus, als es zwei, drei bis vier Schlüssel in der Breite er-<lb/>
fordern und schneidet sie mit einer groben Wasserschere in solche<lb/>
Stücken, wie es die Auswalzung in der beschriebenen Weise er-<lb/>
fordert.</p><lb/><p>„Durch diese Einrichtung kann man gute und schöne Schlösser<lb/>
viel billiger (zu 2 Dal. Kupf. Münze, welche sonst einige Reichsthaler<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[254/0268]
Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
man, um z. B. Blech von 1/16 zu bekommen, vier Bleche von ¼ Zoll
zusammenlegt und diese bis auf ¼ Zoll ausschmiedet.
Um Schlösser zu machen, muſs die Arbeitsteilung noch weiter
durchgeführt werden. Für jeden Schloſsteil muſs ein besonderer
Schmied sein. Ein jeder hat seine besonderen Gesenke. Polhem
beschäftigte sich viel mit der Verbesserung der Schlösser und be-
schreibt in seinem Testament ein von ihm erfundenes neues Sicher-
heitsschloſs, von dem er eine allgemeine Verwendung hofft.
Man schlägt, wie schon erwähnt, alle einzelnen Teile in Ge-
senke, auch die Schlüssel, welche, wie bei den englischen und fran-
zösischen Schlössern, aus dem Ganzen geschmiedet und ohne Lötungen
sein muſsten. „Wenn es hiermit aber recht geschwind gehen soll,
so macht man ein Paar Stahlwalzen, in welche man der
Länge nach die Schlüssel von verschiedener Form und
Gröſse eingräbt. Diese Walzen müssen an einem Ende ein
doppeltes Zahngetriebe haben, damit die Schlüsselformen recht genau
aufeinander passen. Wenn man walzen will, was am besten durch
ein Wasserrad geschieht, müssen die Platten die Breite und Länge
der Schlüssel haben und über 30 bis 45 cm lang, auch ungefähr
8 bis 10 cm dick sein; man macht sie der gröſsten Weichheit wegen
weiſsglühend. Je geschwinder sie bei einem kräftigen Wasserbetrieb
umlaufen, desto besser und genauer drückt sich die Form aus, so
daſs, wenn man die Walzen ganz dicht zusammenschraubt, das Blech
zwischen jedem Schlüssel so dünn wie Papier wird, welches man mit
Meiſseln weghaut und sie überall mit feinen Feilen zum Polieren und
Härten abfeilt.“
Hier giebt also Polhem eine andere Art der Verwendung der
Walzen an, nämlich zur Prägung an Stelle des Schmiedens im Ge-
senke, ein Verfahren, welches erst in neuerer Zeit wieder zu allge-
meinerer Verwendung gelangt ist.
Das Eisen zu dieser Fabrikation stellt man am besten so dar,
daſs man drei Stäbe zusammenschweiſst, einen weichen in der Mitte
und zwei harte (kaltbrüchige) zu beiden Seiten, diese reckt man,
nachdem sie geschweiſst sind, unter dem Reckhammer zu so breiten
Platten aus, als es zwei, drei bis vier Schlüssel in der Breite er-
fordern und schneidet sie mit einer groben Wasserschere in solche
Stücken, wie es die Auswalzung in der beschriebenen Weise er-
fordert.
„Durch diese Einrichtung kann man gute und schöne Schlösser
viel billiger (zu 2 Dal. Kupf. Münze, welche sonst einige Reichsthaler
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/268>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.