einmal eingesetzt und wurde fünf Tage lang gefeuert. Das Besetzen der Kiste geschah wie in Newcastle. Auch hier verwendete man nur schwedisches Eisen zur Stahlbereitung, und kannte man kein anderes Eisen, was dafür zu gebrauchen war. Der Blasenstahl kam in Raffinierwerke, wo er unter leichten, schnellgehenden Hämmern gereinigt und ausgeschmiedet wurde. Das Ausheizen des Stahls ge- schah mit Steinkohlen. Dazu bemerkt Jars: "Ich habe beobachtet, dass der Stahl in diesen Hütten mit solchen Steinkohlen ausgewärmt wurde, die beinahe alle ihr Harz verloren hatten. Denn da auf dem Herde beständig ein grosses Feuer unterhalten wird, so legt man sehr sorgfältig die frischen Kohlen oben auf, so dass, ehe sie auf den Stahl kommen, sie schon ihr Harz verloren haben und der Arbeiter nimmt sich deshalb auch sehr in acht, dass, wenn er das Feuer auf- bricht, keine frische Kohlen nahe vor das Feuer fallen. Man lässt den Stahl nur hell braunrot werden, weil er, wenn man ihm zu viel Hitze gebe, leicht springen würde; deshalb schlagen auch die Hämmer sehr schnell, damit der Stahl, ohne zwei Hitzen zu erhalten, bei diesem Wärmegrade ausgereckt werden könne. Der Stahl wird so in vier- eckige Stäbe von 4 bis 5 Linien Dicke ausgeschmiedet, aber nicht in Wasser gelöscht, sondern in diesem Zustande zur Verfertigung kleiner Waren verbraucht und verkauft."
Eine bessere Reinigung geschah durch die Schmelzung, wie oben beschrieben.
Jars suchte die auf seiner Reise gewonnene Kenntnis des Stahl- brennens nach seiner Rückkehr in Frankreich zu verwerten. Zu diesem Zweck erbaute er einen Versuchsofen zu Paris in der Vor- stadt St. Antoine, in welchem er mit glücklichem Erfolg Stahl brannte.
Während die Cementieröfen in England mit Steinkohlen geheizt wurden, wurden sie auf dem Kontinent, namentlich in Deutschland und Schweden, mit Holz oder Holzkohle gefeuert.
Englands Stahlindustrie hatte durch die ausgedehnte Cement- stahlfabrikation bereits einen grossen Umfang und eine grosse Be- deutung erlangt und die Engländer suchten dieselbe in jeder Weise zu erhalten und zu befördern. Sie war durchaus auf künstlichem Grund aufgebaut, denn sie beruhte auf der Verwendung des vorzüglichen skandinavischen Eisens, welches auf einem weiten Wege über See herbeigeschafft werden musste. Von der Sicherheit dieses Bezugs war also diese ganze Industrie abhängig und die Engländer thaten alles, was in ihrer Macht stand, sich diesen Bezug zu erhalten. Das wichtigste Mittel war natürlich, dass sie denjenigen Werken, welche
Die Cementstahlfabrikation in England.
einmal eingesetzt und wurde fünf Tage lang gefeuert. Das Besetzen der Kiste geschah wie in Newcastle. Auch hier verwendete man nur schwedisches Eisen zur Stahlbereitung, und kannte man kein anderes Eisen, was dafür zu gebrauchen war. Der Blasenstahl kam in Raffinierwerke, wo er unter leichten, schnellgehenden Hämmern gereinigt und ausgeschmiedet wurde. Das Ausheizen des Stahls ge- schah mit Steinkohlen. Dazu bemerkt Jars: „Ich habe beobachtet, daſs der Stahl in diesen Hütten mit solchen Steinkohlen ausgewärmt wurde, die beinahe alle ihr Harz verloren hatten. Denn da auf dem Herde beständig ein groſses Feuer unterhalten wird, so legt man sehr sorgfältig die frischen Kohlen oben auf, so daſs, ehe sie auf den Stahl kommen, sie schon ihr Harz verloren haben und der Arbeiter nimmt sich deshalb auch sehr in acht, daſs, wenn er das Feuer auf- bricht, keine frische Kohlen nahe vor das Feuer fallen. Man läſst den Stahl nur hell braunrot werden, weil er, wenn man ihm zu viel Hitze gebe, leicht springen würde; deshalb schlagen auch die Hämmer sehr schnell, damit der Stahl, ohne zwei Hitzen zu erhalten, bei diesem Wärmegrade ausgereckt werden könne. Der Stahl wird so in vier- eckige Stäbe von 4 bis 5 Linien Dicke ausgeschmiedet, aber nicht in Wasser gelöscht, sondern in diesem Zustande zur Verfertigung kleiner Waren verbraucht und verkauft.“
Eine bessere Reinigung geschah durch die Schmelzung, wie oben beschrieben.
Jars suchte die auf seiner Reise gewonnene Kenntnis des Stahl- brennens nach seiner Rückkehr in Frankreich zu verwerten. Zu diesem Zweck erbaute er einen Versuchsofen zu Paris in der Vor- stadt St. Antoine, in welchem er mit glücklichem Erfolg Stahl brannte.
Während die Cementieröfen in England mit Steinkohlen geheizt wurden, wurden sie auf dem Kontinent, namentlich in Deutschland und Schweden, mit Holz oder Holzkohle gefeuert.
Englands Stahlindustrie hatte durch die ausgedehnte Cement- stahlfabrikation bereits einen groſsen Umfang und eine groſse Be- deutung erlangt und die Engländer suchten dieselbe in jeder Weise zu erhalten und zu befördern. Sie war durchaus auf künstlichem Grund aufgebaut, denn sie beruhte auf der Verwendung des vorzüglichen skandinavischen Eisens, welches auf einem weiten Wege über See herbeigeschafft werden muſste. Von der Sicherheit dieses Bezugs war also diese ganze Industrie abhängig und die Engländer thaten alles, was in ihrer Macht stand, sich diesen Bezug zu erhalten. Das wichtigste Mittel war natürlich, daſs sie denjenigen Werken, welche
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[288/0302]
Die Cementstahlfabrikation in England.
einmal eingesetzt und wurde fünf Tage lang gefeuert. Das Besetzen
der Kiste geschah wie in Newcastle. Auch hier verwendete man nur
schwedisches Eisen zur Stahlbereitung, und kannte man kein anderes
Eisen, was dafür zu gebrauchen war. Der Blasenstahl kam in
Raffinierwerke, wo er unter leichten, schnellgehenden Hämmern
gereinigt und ausgeschmiedet wurde. Das Ausheizen des Stahls ge-
schah mit Steinkohlen. Dazu bemerkt Jars: „Ich habe beobachtet,
daſs der Stahl in diesen Hütten mit solchen Steinkohlen ausgewärmt
wurde, die beinahe alle ihr Harz verloren hatten. Denn da auf dem
Herde beständig ein groſses Feuer unterhalten wird, so legt man
sehr sorgfältig die frischen Kohlen oben auf, so daſs, ehe sie auf den
Stahl kommen, sie schon ihr Harz verloren haben und der Arbeiter
nimmt sich deshalb auch sehr in acht, daſs, wenn er das Feuer auf-
bricht, keine frische Kohlen nahe vor das Feuer fallen. Man läſst den
Stahl nur hell braunrot werden, weil er, wenn man ihm zu viel Hitze
gebe, leicht springen würde; deshalb schlagen auch die Hämmer sehr
schnell, damit der Stahl, ohne zwei Hitzen zu erhalten, bei diesem
Wärmegrade ausgereckt werden könne. Der Stahl wird so in vier-
eckige Stäbe von 4 bis 5 Linien Dicke ausgeschmiedet, aber nicht in
Wasser gelöscht, sondern in diesem Zustande zur Verfertigung kleiner
Waren verbraucht und verkauft.“
Eine bessere Reinigung geschah durch die Schmelzung, wie oben
beschrieben.
Jars suchte die auf seiner Reise gewonnene Kenntnis des Stahl-
brennens nach seiner Rückkehr in Frankreich zu verwerten. Zu
diesem Zweck erbaute er einen Versuchsofen zu Paris in der Vor-
stadt St. Antoine, in welchem er mit glücklichem Erfolg Stahl brannte.
Während die Cementieröfen in England mit Steinkohlen geheizt
wurden, wurden sie auf dem Kontinent, namentlich in Deutschland
und Schweden, mit Holz oder Holzkohle gefeuert.
Englands Stahlindustrie hatte durch die ausgedehnte Cement-
stahlfabrikation bereits einen groſsen Umfang und eine groſse Be-
deutung erlangt und die Engländer suchten dieselbe in jeder Weise
zu erhalten und zu befördern. Sie war durchaus auf künstlichem
Grund aufgebaut, denn sie beruhte auf der Verwendung des vorzüglichen
skandinavischen Eisens, welches auf einem weiten Wege über See
herbeigeschafft werden muſste. Von der Sicherheit dieses Bezugs
war also diese ganze Industrie abhängig und die Engländer thaten
alles, was in ihrer Macht stand, sich diesen Bezug zu erhalten. Das
wichtigste Mittel war natürlich, daſs sie denjenigen Werken, welche
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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