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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Litteratur im 18. Jahrhundert.
1718 sechs Bände erschienen. Wegen seiner vorzüglichen Kenntnisse
in der Mechanik ernannte ihn Karl XII., der sein Genie erkannte,
1716 zum Assessor des Bergkollegiums. Er half damals nicht nur
dem Ingenieur Polhem bei der Ausführung verschiedener Konstruk-
tionen, sondern er leistete dem König einen ausserordentlichen Dienst,
indem er den Transport der zur Belagerung von Friedrichshall er-
forderlichen schweren Geschütze und des ganzen Belagerungsmate-
rials über das Gebirge bewerkstelligte. Nach Karls XII. Tode in den
Laufgräben dieser Festung erhob ihn die Königin Ulrike Eleonore
zum Dank für seine Verdienste am 3. Mai 1719 in den Adelstand
unter dem Namen von Svedenborg. Er hat von seinem Adel nie
Gebrauch gemacht, sondern nannte sich einfach immer nur Assessor
Svedenborg. Obgleich ein eifriges Mitglied der Landesvertretung,
der gewissenhafteste Beamte und sowohl bei Hof als bei seinen
Kollegen in hohem Ansehen, strebte er nie nach Beförderung. Er
hatte und bekannte die freiesten Ansichten über Regierung und
Staatswesen, hielt sich aber von Politik fern, indem er alles, selbst
die Religion, nur von dem Gesichtspunkte der Moral aus betrachtete.
Er lebte zumeist dem Studium und den Wissenschaften und hatte
die umfassendsten Kenntnisse in Mathematik, Astronomie, Physik,
Chemie, Mineralogie, Krystallographie, Metallurgie, Mechanik, Nautik
und Nationalökonomie, welche er unablässig zu erweitern bemüht
war. Unabhängig durch Vermögen und Charakter, ein Freund der
Thätigkeit, lieferte er, wie richtig von ihm gesagt wurde, die Arbeiten
einer ganzen Akademie und teilte sich selbst wissenschaftliche Preis-
aufgaben zu, wie es sonst Fürsten und Universitäten zu thun pflegten.
Nachdem er längere Zeit die Bergwerke Schwedens bereist und
studiert hatte, besuchte er die Bergwerke und Brüche der Nieder-
lande, Hannovers, Sachsens und des übrigen Deutschland während
15 Monaten in den Jahren 1721 bis 1722. Hierbei fand er an dem
Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig einen grossmütigen Gönner,
der ihm die sämtlichen Kosten seiner Reise bezahlte. Während dieser
Reise veröffentlichte er fünf Abhandlungen und vier Bände, darunter
das berühmte Buch "Prodromus principiorum rerum naturalium", in
welchem er die Erscheinungen der Chemie und Physik aus geometri-
schen Grundsätzen zu erklären suchte; ferner ein Buch über Schiffs-
bau, eins über eine neue Art der Meridianbestimmung und ein an-
deres "Miscellanea observata circa res naturales, praesertim mineralia,
ignem et montium strata"; alle reich an trefflichen Gedanken und
Beobachtungen. Erst nach seiner Rückkehr nahm er seinen Sitz im

Beck, Geschichte des Eisens. 2

Litteratur im 18. Jahrhundert.
1718 sechs Bände erschienen. Wegen seiner vorzüglichen Kenntnisse
in der Mechanik ernannte ihn Karl XII., der sein Genie erkannte,
1716 zum Assessor des Bergkollegiums. Er half damals nicht nur
dem Ingenieur Polhem bei der Ausführung verschiedener Konstruk-
tionen, sondern er leistete dem König einen auſserordentlichen Dienst,
indem er den Transport der zur Belagerung von Friedrichshall er-
forderlichen schweren Geschütze und des ganzen Belagerungsmate-
rials über das Gebirge bewerkstelligte. Nach Karls XII. Tode in den
Laufgräben dieser Festung erhob ihn die Königin Ulrike Eleonore
zum Dank für seine Verdienste am 3. Mai 1719 in den Adelstand
unter dem Namen von Svedenborg. Er hat von seinem Adel nie
Gebrauch gemacht, sondern nannte sich einfach immer nur Assessor
Svedenborg. Obgleich ein eifriges Mitglied der Landesvertretung,
der gewissenhafteste Beamte und sowohl bei Hof als bei seinen
Kollegen in hohem Ansehen, strebte er nie nach Beförderung. Er
hatte und bekannte die freiesten Ansichten über Regierung und
Staatswesen, hielt sich aber von Politik fern, indem er alles, selbst
die Religion, nur von dem Gesichtspunkte der Moral aus betrachtete.
Er lebte zumeist dem Studium und den Wissenschaften und hatte
die umfassendsten Kenntnisse in Mathematik, Astronomie, Physik,
Chemie, Mineralogie, Krystallographie, Metallurgie, Mechanik, Nautik
und Nationalökonomie, welche er unablässig zu erweitern bemüht
war. Unabhängig durch Vermögen und Charakter, ein Freund der
Thätigkeit, lieferte er, wie richtig von ihm gesagt wurde, die Arbeiten
einer ganzen Akademie und teilte sich selbst wissenschaftliche Preis-
aufgaben zu, wie es sonst Fürsten und Universitäten zu thun pflegten.
Nachdem er längere Zeit die Bergwerke Schwedens bereist und
studiert hatte, besuchte er die Bergwerke und Brüche der Nieder-
lande, Hannovers, Sachsens und des übrigen Deutschland während
15 Monaten in den Jahren 1721 bis 1722. Hierbei fand er an dem
Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig einen groſsmütigen Gönner,
der ihm die sämtlichen Kosten seiner Reise bezahlte. Während dieser
Reise veröffentlichte er fünf Abhandlungen und vier Bände, darunter
das berühmte Buch „Prodromus principiorum rerum naturalium“, in
welchem er die Erscheinungen der Chemie und Physik aus geometri-
schen Grundsätzen zu erklären suchte; ferner ein Buch über Schiffs-
bau, eins über eine neue Art der Meridianbestimmung und ein an-
deres „Miscellanea observata circa res naturales, praesertim mineralia,
ignem et montium strata“; alle reich an trefflichen Gedanken und
Beobachtungen. Erst nach seiner Rückkehr nahm er seinen Sitz im

Beck, Geschichte des Eisens. 2
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[17/0031] Litteratur im 18. Jahrhundert. 1718 sechs Bände erschienen. Wegen seiner vorzüglichen Kenntnisse in der Mechanik ernannte ihn Karl XII., der sein Genie erkannte, 1716 zum Assessor des Bergkollegiums. Er half damals nicht nur dem Ingenieur Polhem bei der Ausführung verschiedener Konstruk- tionen, sondern er leistete dem König einen auſserordentlichen Dienst, indem er den Transport der zur Belagerung von Friedrichshall er- forderlichen schweren Geschütze und des ganzen Belagerungsmate- rials über das Gebirge bewerkstelligte. Nach Karls XII. Tode in den Laufgräben dieser Festung erhob ihn die Königin Ulrike Eleonore zum Dank für seine Verdienste am 3. Mai 1719 in den Adelstand unter dem Namen von Svedenborg. Er hat von seinem Adel nie Gebrauch gemacht, sondern nannte sich einfach immer nur Assessor Svedenborg. Obgleich ein eifriges Mitglied der Landesvertretung, der gewissenhafteste Beamte und sowohl bei Hof als bei seinen Kollegen in hohem Ansehen, strebte er nie nach Beförderung. Er hatte und bekannte die freiesten Ansichten über Regierung und Staatswesen, hielt sich aber von Politik fern, indem er alles, selbst die Religion, nur von dem Gesichtspunkte der Moral aus betrachtete. Er lebte zumeist dem Studium und den Wissenschaften und hatte die umfassendsten Kenntnisse in Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie, Mineralogie, Krystallographie, Metallurgie, Mechanik, Nautik und Nationalökonomie, welche er unablässig zu erweitern bemüht war. Unabhängig durch Vermögen und Charakter, ein Freund der Thätigkeit, lieferte er, wie richtig von ihm gesagt wurde, die Arbeiten einer ganzen Akademie und teilte sich selbst wissenschaftliche Preis- aufgaben zu, wie es sonst Fürsten und Universitäten zu thun pflegten. Nachdem er längere Zeit die Bergwerke Schwedens bereist und studiert hatte, besuchte er die Bergwerke und Brüche der Nieder- lande, Hannovers, Sachsens und des übrigen Deutschland während 15 Monaten in den Jahren 1721 bis 1722. Hierbei fand er an dem Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig einen groſsmütigen Gönner, der ihm die sämtlichen Kosten seiner Reise bezahlte. Während dieser Reise veröffentlichte er fünf Abhandlungen und vier Bände, darunter das berühmte Buch „Prodromus principiorum rerum naturalium“, in welchem er die Erscheinungen der Chemie und Physik aus geometri- schen Grundsätzen zu erklären suchte; ferner ein Buch über Schiffs- bau, eins über eine neue Art der Meridianbestimmung und ein an- deres „Miscellanea observata circa res naturales, praesertim mineralia, ignem et montium strata“; alle reich an trefflichen Gedanken und Beobachtungen. Erst nach seiner Rückkehr nahm er seinen Sitz im Beck, Geschichte des Eisens. 2

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/31>, abgerufen am 27.04.2024.