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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Litteratur im 18. Jahrhundert.
Bergwerkskollegium, für den er sich zuvor nicht würdig genug ge-
halten hatte, ein. 1724 bot ihm die Universität Upsala den Lehr-
stuhl für Mathematik an, aber trotz dringender Bitten lehnte er die
Ehre ab. Die Theorie allein befriedigte ihn nicht. 1729 wurde er
zum Mitglied der schwedischen Akademie der Wissenschaften er-
nannt. -- Seine Wissbegierde trieb ihn bald wieder in das Ausland.
"Sein geistiger Horizont kannte keine Grenzen, wie bald danach auch
sein religiöser." 1733 trat er seine Reise an, besuchte Preussen,
Sachsen und die Berg- und Hüttenwerke in Böhmen, darauf die in
Österreich, Steiermark und Ungarn. Den Winter brachte er in
Leipzig zu, mit der Abfassung eines grossen Werkes beschäftigt,
welches 1734 unter dem allgemeinen Titel "Opera philosophica et
mineralia" erschien und von dem das eingangs erwähnte Buch De
ferro einen Teil bildete. In dem ersten allgemeinen Teil des Werkes
stellte er sein System der Natur auf, eine Naturphilosophie. Der
zweite und dritte Band sind durchaus praktisch und beschäftigen
sich mit dem Eisen und dem Kupfer. Er wollte in gleicher Weise
auch die übrigen Metalle behandeln, dieser Plan kam aber nicht
zur Ausführung. Die Arbeiten für den ersten Band des Werkes
führten ihn auf den Weg, den verborgenen Geheimnissen der
Natur nachzuforschen. Er dehnte seine Theorie auf die Physio-
logie aus und schrieb über das Unendliche, über die letzten
Gründe und über den Zusammenhang zwischen Körper und Seele.
Der Ruhm Swedenborgs breitete sich in Europa aus, Wolff
und andere Gelehrten suchten seine Freundschaft und traten in
nähere Verbindung mit ihm. Den 17. Dezember 1734 ernannte ihn
die Akademie zu Petersburg zum korrespondierenden Mitgliede.
1736 unternahm er eine neue Studienreise. Von Holland ging er
nach Frankreich und verweilte 19 Monate in Paris. Von da ging
er nach Italien, wo er abwechselnd in Florenz, Venedig und Rom
verweilte. Hier gestattete er sich zum ersten und einzigen Male
einen freieren Lebensgenuss. Vier Jahre hatte diesmal sein Aufent-
halt im Auslande gedauert. Nach seiner Rückkehr beschäftigte
er sich hauptsächlich mit Physiologie und Anatomie und ver-
öffentlichte in dem grossen Werke "Oeconomia regni animalis" seine
Ansichten über das Tierreich, speciell über den homo sapiens.
Ganz besonders studierte er den Bau des Körpers und begründete
eine Geometrie und Mechanik desselben. 1745 begab er sich
nach London und veröffentlichte das merkwürdige Buch "De cultu
et amore Dei", das sich mit der Seele, der Erkenntnis und dem

Litteratur im 18. Jahrhundert.
Bergwerkskollegium, für den er sich zuvor nicht würdig genug ge-
halten hatte, ein. 1724 bot ihm die Universität Upsala den Lehr-
stuhl für Mathematik an, aber trotz dringender Bitten lehnte er die
Ehre ab. Die Theorie allein befriedigte ihn nicht. 1729 wurde er
zum Mitglied der schwedischen Akademie der Wissenschaften er-
nannt. — Seine Wiſsbegierde trieb ihn bald wieder in das Ausland.
„Sein geistiger Horizont kannte keine Grenzen, wie bald danach auch
sein religiöser.“ 1733 trat er seine Reise an, besuchte Preuſsen,
Sachsen und die Berg- und Hüttenwerke in Böhmen, darauf die in
Österreich, Steiermark und Ungarn. Den Winter brachte er in
Leipzig zu, mit der Abfassung eines groſsen Werkes beschäftigt,
welches 1734 unter dem allgemeinen Titel „Opera philosophica et
mineralia“ erschien und von dem das eingangs erwähnte Buch De
ferro einen Teil bildete. In dem ersten allgemeinen Teil des Werkes
stellte er sein System der Natur auf, eine Naturphilosophie. Der
zweite und dritte Band sind durchaus praktisch und beschäftigen
sich mit dem Eisen und dem Kupfer. Er wollte in gleicher Weise
auch die übrigen Metalle behandeln, dieser Plan kam aber nicht
zur Ausführung. Die Arbeiten für den ersten Band des Werkes
führten ihn auf den Weg, den verborgenen Geheimnissen der
Natur nachzuforschen. Er dehnte seine Theorie auf die Physio-
logie aus und schrieb über das Unendliche, über die letzten
Gründe und über den Zusammenhang zwischen Körper und Seele.
Der Ruhm Swedenborgs breitete sich in Europa aus, Wolff
und andere Gelehrten suchten seine Freundschaft und traten in
nähere Verbindung mit ihm. Den 17. Dezember 1734 ernannte ihn
die Akademie zu Petersburg zum korrespondierenden Mitgliede.
1736 unternahm er eine neue Studienreise. Von Holland ging er
nach Frankreich und verweilte 19 Monate in Paris. Von da ging
er nach Italien, wo er abwechselnd in Florenz, Venedig und Rom
verweilte. Hier gestattete er sich zum ersten und einzigen Male
einen freieren Lebensgenuſs. Vier Jahre hatte diesmal sein Aufent-
halt im Auslande gedauert. Nach seiner Rückkehr beschäftigte
er sich hauptsächlich mit Physiologie und Anatomie und ver-
öffentlichte in dem groſsen Werke „Oeconomia regni animalis“ seine
Ansichten über das Tierreich, speciell über den homo sapiens.
Ganz besonders studierte er den Bau des Körpers und begründete
eine Geometrie und Mechanik desselben. 1745 begab er sich
nach London und veröffentlichte das merkwürdige Buch „De cultu
et amore Dei“, das sich mit der Seele, der Erkenntnis und dem

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[18/0032] Litteratur im 18. Jahrhundert. Bergwerkskollegium, für den er sich zuvor nicht würdig genug ge- halten hatte, ein. 1724 bot ihm die Universität Upsala den Lehr- stuhl für Mathematik an, aber trotz dringender Bitten lehnte er die Ehre ab. Die Theorie allein befriedigte ihn nicht. 1729 wurde er zum Mitglied der schwedischen Akademie der Wissenschaften er- nannt. — Seine Wiſsbegierde trieb ihn bald wieder in das Ausland. „Sein geistiger Horizont kannte keine Grenzen, wie bald danach auch sein religiöser.“ 1733 trat er seine Reise an, besuchte Preuſsen, Sachsen und die Berg- und Hüttenwerke in Böhmen, darauf die in Österreich, Steiermark und Ungarn. Den Winter brachte er in Leipzig zu, mit der Abfassung eines groſsen Werkes beschäftigt, welches 1734 unter dem allgemeinen Titel „Opera philosophica et mineralia“ erschien und von dem das eingangs erwähnte Buch De ferro einen Teil bildete. In dem ersten allgemeinen Teil des Werkes stellte er sein System der Natur auf, eine Naturphilosophie. Der zweite und dritte Band sind durchaus praktisch und beschäftigen sich mit dem Eisen und dem Kupfer. Er wollte in gleicher Weise auch die übrigen Metalle behandeln, dieser Plan kam aber nicht zur Ausführung. Die Arbeiten für den ersten Band des Werkes führten ihn auf den Weg, den verborgenen Geheimnissen der Natur nachzuforschen. Er dehnte seine Theorie auf die Physio- logie aus und schrieb über das Unendliche, über die letzten Gründe und über den Zusammenhang zwischen Körper und Seele. Der Ruhm Swedenborgs breitete sich in Europa aus, Wolff und andere Gelehrten suchten seine Freundschaft und traten in nähere Verbindung mit ihm. Den 17. Dezember 1734 ernannte ihn die Akademie zu Petersburg zum korrespondierenden Mitgliede. 1736 unternahm er eine neue Studienreise. Von Holland ging er nach Frankreich und verweilte 19 Monate in Paris. Von da ging er nach Italien, wo er abwechselnd in Florenz, Venedig und Rom verweilte. Hier gestattete er sich zum ersten und einzigen Male einen freieren Lebensgenuſs. Vier Jahre hatte diesmal sein Aufent- halt im Auslande gedauert. Nach seiner Rückkehr beschäftigte er sich hauptsächlich mit Physiologie und Anatomie und ver- öffentlichte in dem groſsen Werke „Oeconomia regni animalis“ seine Ansichten über das Tierreich, speciell über den homo sapiens. Ganz besonders studierte er den Bau des Körpers und begründete eine Geometrie und Mechanik desselben. 1745 begab er sich nach London und veröffentlichte das merkwürdige Buch „De cultu et amore Dei“, das sich mit der Seele, der Erkenntnis und dem

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/32>, abgerufen am 28.04.2024.