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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
libr. de lithantraco (1557), dass die Kohlen von Newcastle nicht bloss
nach England und Schottland, sondern auch nach Holland, Dänemark
und Hamburg zu verschiedenem Gebrauch verführt werden.

Kentmannus unterscheide 1. Bitumen Bohemicum, böhmische
Kohle; 2. Carbones bithuminosi et fossiles non procul Dresdae, weiche
Steinkohle; 3. Bituminosi cum pyrite aluminoso effosi, Steinkohlen mit
Alaun; 4. Bituminosi duri fossiles, gute Steinkohle, Pechkohle; 5. Bi-
tuminosi molles friabiles und 6. Steinkohle mit weissem Fluss. Er
sagt, an denjenigen Orten, an denen Holz teuer ist, gebrauche man
Steinkohlen zum Einheizen. Der Verfasser beschreibt dann einen
Steinkohlen-Stubenofen mit hohlem Untersatz und einem Rost aus
schmiedeeisernen Stäben, wie ein Bratrost. Er empfiehlt das An-
feuchten der Kohlen und rühmt die Steinkohlen als Stubenbrand.
Arme Leute könnten sich statt des eisernen Rostes eines Rostes von
Ziegelsteinen bedienen. Sehr vorteilhaft sei das Nachlegen von ovalen
Klumpen, die 1/4 Elle lang und 1/2 Elle dick, aus 2 Teilen kleiner
Kohlen, 1 Teil Steinkohlenasche und 1 Teil Lehm hergestellt und
getrocknet seien. Mit zwei bis drei Metzen könne man den ganzen
Tag über eine Stube damit warm halten. Das Mischen der Stein-
kohlen mit Lehm sei lütticher und brabanter Art.

Bezüglich der Verwendung in den Eisenschmieden bemerkt er,
Agricola habe schon gesagt, dass ein Schmied mit einem Scheffel
Steinkohlen mehr verschmieden könne, als mit fünf Scheffel Holz-
kohlen, was auch Libavius bekräftige und von den Zwickauer Stein-
kohlen melde, dass die Schmiede durch das ganze Meissner Land die-
selben zu ihrer Arbeit gebrauchten. Die Steinkohlen gewährten hierbei
wohl grosse Ersparnis, erforderten aber auch grössere Aufmerksamkeit.
Man müsse sie gut nässen, sonst würden sie durch den Schornstein
geblasen. Man verwendete sie ausserdem in Backöfen, zum Bierbrauen,
Kalkbrennen, Salzsieden u. s. w. Zum Erzschmelzen aber tauchten
sie nichts. In Newcastle seien sie so geschätzt, dass ein Bettler lieber
ein Stück Steinkohle nehme als ein Stück Brot.

In Newcastle kosteten 1536 die Steinkohlen 2 Schilling 6 Pfg. das
Cauldron 1), in London 5 Schilling. -- 1590 vereinigten sich die Gewerke
in Newcastle zu einer künstlichen Teuerung (der erste Kohlenring!),
infolge dessen stieg der Preis auf 9 Schilling das Cauldron.

1615 beschäftigte der Newcastler Steinkohlenhandel 400 Segel-
schiffe, davon dienten 200 für den Bedarf der Stadt London, 290 für

1) Alter Name für Chaldron.

Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
libr. de lithantraco (1557), daſs die Kohlen von Newcastle nicht bloſs
nach England und Schottland, sondern auch nach Holland, Dänemark
und Hamburg zu verschiedenem Gebrauch verführt werden.

Kentmannus unterscheide 1. Bitumen Bohemicum, böhmische
Kohle; 2. Carbones bithuminosi et fossiles non procul Dresdae, weiche
Steinkohle; 3. Bituminosi cum pyrite aluminoso effosi, Steinkohlen mit
Alaun; 4. Bituminosi duri fossiles, gute Steinkohle, Pechkohle; 5. Bi-
tuminosi molles friabiles und 6. Steinkohle mit weiſsem Fluſs. Er
sagt, an denjenigen Orten, an denen Holz teuer ist, gebrauche man
Steinkohlen zum Einheizen. Der Verfasser beschreibt dann einen
Steinkohlen-Stubenofen mit hohlem Untersatz und einem Rost aus
schmiedeeisernen Stäben, wie ein Bratrost. Er empfiehlt das An-
feuchten der Kohlen und rühmt die Steinkohlen als Stubenbrand.
Arme Leute könnten sich statt des eisernen Rostes eines Rostes von
Ziegelsteinen bedienen. Sehr vorteilhaft sei das Nachlegen von ovalen
Klumpen, die ¼ Elle lang und ½ Elle dick, aus 2 Teilen kleiner
Kohlen, 1 Teil Steinkohlenasche und 1 Teil Lehm hergestellt und
getrocknet seien. Mit zwei bis drei Metzen könne man den ganzen
Tag über eine Stube damit warm halten. Das Mischen der Stein-
kohlen mit Lehm sei lütticher und brabanter Art.

Bezüglich der Verwendung in den Eisenschmieden bemerkt er,
Agricola habe schon gesagt, daſs ein Schmied mit einem Scheffel
Steinkohlen mehr verschmieden könne, als mit fünf Scheffel Holz-
kohlen, was auch Libavius bekräftige und von den Zwickauer Stein-
kohlen melde, daſs die Schmiede durch das ganze Meiſsner Land die-
selben zu ihrer Arbeit gebrauchten. Die Steinkohlen gewährten hierbei
wohl groſse Ersparnis, erforderten aber auch gröſsere Aufmerksamkeit.
Man müsse sie gut nässen, sonst würden sie durch den Schornstein
geblasen. Man verwendete sie auſserdem in Backöfen, zum Bierbrauen,
Kalkbrennen, Salzsieden u. s. w. Zum Erzschmelzen aber tauchten
sie nichts. In Newcastle seien sie so geschätzt, daſs ein Bettler lieber
ein Stück Steinkohle nehme als ein Stück Brot.

In Newcastle kosteten 1536 die Steinkohlen 2 Schilling 6 Pfg. das
Cauldron 1), in London 5 Schilling. — 1590 vereinigten sich die Gewerke
in Newcastle zu einer künstlichen Teuerung (der erste Kohlenring!),
infolge dessen stieg der Preis auf 9 Schilling das Cauldron.

1615 beschäftigte der Newcastler Steinkohlenhandel 400 Segel-
schiffe, davon dienten 200 für den Bedarf der Stadt London, 290 für

1) Alter Name für Chaldron.
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[302/0316] Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts. libr. de lithantraco (1557), daſs die Kohlen von Newcastle nicht bloſs nach England und Schottland, sondern auch nach Holland, Dänemark und Hamburg zu verschiedenem Gebrauch verführt werden. Kentmannus unterscheide 1. Bitumen Bohemicum, böhmische Kohle; 2. Carbones bithuminosi et fossiles non procul Dresdae, weiche Steinkohle; 3. Bituminosi cum pyrite aluminoso effosi, Steinkohlen mit Alaun; 4. Bituminosi duri fossiles, gute Steinkohle, Pechkohle; 5. Bi- tuminosi molles friabiles und 6. Steinkohle mit weiſsem Fluſs. Er sagt, an denjenigen Orten, an denen Holz teuer ist, gebrauche man Steinkohlen zum Einheizen. Der Verfasser beschreibt dann einen Steinkohlen-Stubenofen mit hohlem Untersatz und einem Rost aus schmiedeeisernen Stäben, wie ein Bratrost. Er empfiehlt das An- feuchten der Kohlen und rühmt die Steinkohlen als Stubenbrand. Arme Leute könnten sich statt des eisernen Rostes eines Rostes von Ziegelsteinen bedienen. Sehr vorteilhaft sei das Nachlegen von ovalen Klumpen, die ¼ Elle lang und ½ Elle dick, aus 2 Teilen kleiner Kohlen, 1 Teil Steinkohlenasche und 1 Teil Lehm hergestellt und getrocknet seien. Mit zwei bis drei Metzen könne man den ganzen Tag über eine Stube damit warm halten. Das Mischen der Stein- kohlen mit Lehm sei lütticher und brabanter Art. Bezüglich der Verwendung in den Eisenschmieden bemerkt er, Agricola habe schon gesagt, daſs ein Schmied mit einem Scheffel Steinkohlen mehr verschmieden könne, als mit fünf Scheffel Holz- kohlen, was auch Libavius bekräftige und von den Zwickauer Stein- kohlen melde, daſs die Schmiede durch das ganze Meiſsner Land die- selben zu ihrer Arbeit gebrauchten. Die Steinkohlen gewährten hierbei wohl groſse Ersparnis, erforderten aber auch gröſsere Aufmerksamkeit. Man müsse sie gut nässen, sonst würden sie durch den Schornstein geblasen. Man verwendete sie auſserdem in Backöfen, zum Bierbrauen, Kalkbrennen, Salzsieden u. s. w. Zum Erzschmelzen aber tauchten sie nichts. In Newcastle seien sie so geschätzt, daſs ein Bettler lieber ein Stück Steinkohle nehme als ein Stück Brot. In Newcastle kosteten 1536 die Steinkohlen 2 Schilling 6 Pfg. das Cauldron 1), in London 5 Schilling. — 1590 vereinigten sich die Gewerke in Newcastle zu einer künstlichen Teuerung (der erste Kohlenring!), infolge dessen stieg der Preis auf 9 Schilling das Cauldron. 1615 beschäftigte der Newcastler Steinkohlenhandel 400 Segel- schiffe, davon dienten 200 für den Bedarf der Stadt London, 290 für 1) Alter Name für Chaldron.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/316>, abgerufen am 22.11.2024.