Am 22. Dezbr. 1582: Edit touchant la maniere de conquerir les mineraux extans dans le fond d'autruy.
Caesalpinus erwähnt 1596, dass man zu Lüttich die Steinkohlen zur Eisenbereitung verwende. Guicciardini sagt, man könne den übeln Geruch der Steinkohlen durch Einwerfen von Salz vertreiben.
1616 wurde im Wurmrevier das erste von einem Wasserrade getriebene Pumpwerk bei dem Dorfe Manbach im Wurmthal oberhalb Herzogenrat auf einer Kohlengrube der früheren Abtei Klosterrat auf- gestellt.
In einem alten Buche über Steinkohlen, Sylva Subterranea oder Vortreffliche Nutzbarkeit des unterirdischen Waldes der Steinkohlen von Joh. Phil. Bünting, Halle 1693, finden sich noch allerhand Curiosa. Der Verfasser berichtet, es gäbe zweierlei Meinungen über den Ursprung der Steinkohlen: 1. dass die Steinkohlen nach Erschaffung der Welt durch Kraft der Natur und Macht der Erde generiert und entstanden wären; 2. dass sie gleich anderer Kreatur mit dem Anfang der Welt erschaffen. Die erstere Ansicht sei ketzerisch und gänzlich zu verwerfen. Zwei Stellen der heiligen Schrift bringt Bünting direkt mit den Steinkohlen in Verbindung, nämlich Jesaias Kap. 60, V. 17: "Er wird Erz anstatt Holzes bringen", wo Erz = terra bituminosa, Steinkohle, sei und Hiob Kap. 28: "Man bringet auch Feuer unten aus der Erde, da doch oben Speise aufwächset", wo Feuer = materia inflammabilis vel combustibilis sei. Viele hielten auch die Steinkohlen für nutrimenta et excrementa metallorum, weil oft Erz mitbricht. Der Verfasser ist der Ansicht, dass die Steinkohlen mit der Welt erschaffen, aber mit besonderem Samen zu ihrer Fortpflanzung und Wachstum begabt seien. Er erzählt, Luther habe prophezeit, dass vor dem jüngsten Tage an drei Dingen Mangel sein werde: 1. an guten, aufrichtigen Freunden; 2. an tüchtiger, wichtiger Münz; 3. an wilden Holzungen. Dies sei Alles jetzt eingetroffen. Vielleicht könnten aber die Sylva subterranea noch helfen. Libavius sage (I. Singul. P. 3, c. q. p. 1045), die Steinkohlen sind gegrabene, schwarze und harzige oder Pechkohlen, hart wie Steine und sehr schwefelig, gar leichtlich aber anzubrennen, daher sie auch zum Einheizen und zu den Schmiedearbeiten sehr bequem und dienlich sind. Agricola sei der Meinung, dass die Steinkohlen ein fetter, harzigter mit einer schwefligen Materie vermischter Safft sei, der also in der Erde ver- härtet und zum Steine geworden sei. Cardanus sagte: Engelland ist so voll von schwarzem Judenpech, welches man bitumen nennt, dass man allda die Steine und Erde damit brennet. Encelius melde in
Das Brennmaterial.
Am 22. Dezbr. 1582: Edit touchant la manière de conquérir les mineraux extans dans le fond d’autruy.
Caesalpinus erwähnt 1596, daſs man zu Lüttich die Steinkohlen zur Eisenbereitung verwende. Guicciardini sagt, man könne den übeln Geruch der Steinkohlen durch Einwerfen von Salz vertreiben.
1616 wurde im Wurmrevier das erste von einem Wasserrade getriebene Pumpwerk bei dem Dorfe Manbach im Wurmthal oberhalb Herzogenrat auf einer Kohlengrube der früheren Abtei Klosterrat auf- gestellt.
In einem alten Buche über Steinkohlen, Sylva Subterranea oder Vortreffliche Nutzbarkeit des unterirdischen Waldes der Steinkohlen von Joh. Phil. Bünting, Halle 1693, finden sich noch allerhand Curiosa. Der Verfasser berichtet, es gäbe zweierlei Meinungen über den Ursprung der Steinkohlen: 1. daſs die Steinkohlen nach Erschaffung der Welt durch Kraft der Natur und Macht der Erde generiert und entstanden wären; 2. daſs sie gleich anderer Kreatur mit dem Anfang der Welt erschaffen. Die erstere Ansicht sei ketzerisch und gänzlich zu verwerfen. Zwei Stellen der heiligen Schrift bringt Bünting direkt mit den Steinkohlen in Verbindung, nämlich Jesaias Kap. 60, V. 17: „Er wird Erz anstatt Holzes bringen“, wo Erz = terra bituminosa, Steinkohle, sei und Hiob Kap. 28: „Man bringet auch Feuer unten aus der Erde, da doch oben Speise aufwächset“, wo Feuer = materia inflammabilis vel combustibilis sei. Viele hielten auch die Steinkohlen für nutrimenta et excrementa metallorum, weil oft Erz mitbricht. Der Verfasser ist der Ansicht, daſs die Steinkohlen mit der Welt erschaffen, aber mit besonderem Samen zu ihrer Fortpflanzung und Wachstum begabt seien. Er erzählt, Luther habe prophezeit, daſs vor dem jüngsten Tage an drei Dingen Mangel sein werde: 1. an guten, aufrichtigen Freunden; 2. an tüchtiger, wichtiger Münz; 3. an wilden Holzungen. Dies sei Alles jetzt eingetroffen. Vielleicht könnten aber die Sylva subterranea noch helfen. Libavius sage (I. Singul. P. 3, c. q. p. 1045), die Steinkohlen sind gegrabene, schwarze und harzige oder Pechkohlen, hart wie Steine und sehr schwefelig, gar leichtlich aber anzubrennen, daher sie auch zum Einheizen und zu den Schmiedearbeiten sehr bequem und dienlich sind. Agricola sei der Meinung, daſs die Steinkohlen ein fetter, harzigter mit einer schwefligen Materie vermischter Safft sei, der also in der Erde ver- härtet und zum Steine geworden sei. Cardanus sagte: Engelland ist so voll von schwarzem Judenpech, welches man bitumen nennt, daſs man allda die Steine und Erde damit brennet. Encelius melde in
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Am 22. Dezbr. 1582: Edit touchant la manière de conquérir les
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Caesalpinus erwähnt 1596, daſs man zu Lüttich die Steinkohlen
zur Eisenbereitung verwende. Guicciardini sagt, man könne den übeln
Geruch der Steinkohlen durch Einwerfen von Salz vertreiben.
1616 wurde im Wurmrevier das erste von einem Wasserrade
getriebene Pumpwerk bei dem Dorfe Manbach im Wurmthal oberhalb
Herzogenrat auf einer Kohlengrube der früheren Abtei Klosterrat auf-
gestellt.
In einem alten Buche über Steinkohlen, Sylva Subterranea oder
Vortreffliche Nutzbarkeit des unterirdischen Waldes der Steinkohlen
von Joh. Phil. Bünting, Halle 1693, finden sich noch allerhand Curiosa.
Der Verfasser berichtet, es gäbe zweierlei Meinungen über den
Ursprung der Steinkohlen: 1. daſs die Steinkohlen nach Erschaffung
der Welt durch Kraft der Natur und Macht der Erde generiert und
entstanden wären; 2. daſs sie gleich anderer Kreatur mit dem Anfang
der Welt erschaffen. Die erstere Ansicht sei ketzerisch und gänzlich
zu verwerfen. Zwei Stellen der heiligen Schrift bringt Bünting direkt
mit den Steinkohlen in Verbindung, nämlich Jesaias Kap. 60, V. 17:
„Er wird Erz anstatt Holzes bringen“, wo Erz = terra bituminosa,
Steinkohle, sei und Hiob Kap. 28: „Man bringet auch Feuer unten
aus der Erde, da doch oben Speise aufwächset“, wo Feuer = materia
inflammabilis vel combustibilis sei. Viele hielten auch die Steinkohlen
für nutrimenta et excrementa metallorum, weil oft Erz mitbricht.
Der Verfasser ist der Ansicht, daſs die Steinkohlen mit der Welt
erschaffen, aber mit besonderem Samen zu ihrer Fortpflanzung und
Wachstum begabt seien. Er erzählt, Luther habe prophezeit, daſs
vor dem jüngsten Tage an drei Dingen Mangel sein werde: 1. an
guten, aufrichtigen Freunden; 2. an tüchtiger, wichtiger Münz; 3. an
wilden Holzungen. Dies sei Alles jetzt eingetroffen. Vielleicht könnten
aber die Sylva subterranea noch helfen. Libavius sage (I. Singul.
P. 3, c. q. p. 1045), die Steinkohlen sind gegrabene, schwarze und
harzige oder Pechkohlen, hart wie Steine und sehr schwefelig, gar
leichtlich aber anzubrennen, daher sie auch zum Einheizen und zu
den Schmiedearbeiten sehr bequem und dienlich sind. Agricola sei
der Meinung, daſs die Steinkohlen ein fetter, harzigter mit einer
schwefligen Materie vermischter Safft sei, der also in der Erde ver-
härtet und zum Steine geworden sei. Cardanus sagte: Engelland ist
so voll von schwarzem Judenpech, welches man bitumen nennt, daſs
man allda die Steine und Erde damit brennet. Encelius melde in
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/315>, abgerufen am 22.11.2024.
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