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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
stampfte. Er hielt sehr gut in der Rast, dagegen konnte man ihn
zur Herstellung des Gestelles nicht verwenden, weil er der flüssigen
Schmelzmasse nicht widerstand. Die Gestalt des Ofens war das
Ergebnis der Erfahrung. Theoretisch liess sie sich nicht begründen
und ist Reaumur vielmehr der Ansicht, dass theoretisch der runde
Ofenquerschnitt der richtigste sei; das Feuer würde bei diesem überall
auf gleiche Weise wirken und der Ofen an einem Platz nicht mehr
abgenutzt werden, als an einem andern. Besonders gilt dies von dem
Gestell, bei dem man allgemein an der viereckigen Gestalt festhielt.
[Abbildung] Fig. 65.
Reaumur ist aber der An-
sicht, dass die Form eines ab-
gestumpften Kegels von läng-
lich runder Form für Gestell
und Rast am geeignetsten wäre.
Der Grund, warum die Ofen-
meister an der viereckigen
Form festhielten, war nach
seiner Meinung nur ihre Unge-
schicklichkeit als Steinhauer.
Das Werk mit vier geraden
Seiten sei leichter für sie zu
machen. Die Öfen bei St.
Gervais in der Dauphine hätten
achteckigen Querschnitt im
Gestell und in der Franche-
Comte sollte es Öfen von ova-
ler Form geben, doch seien dies
seltene Ausnahmen. Die Hoch-
öfen im östlichen und nord-
östlichen Frankreich hatten
meist viereckigen Querschnitt.

Die Feuchtigkeit unter dem Bodenstein wurde durch einen ge-
wölbten Kanal Q (Fig. 61) abgezogen. Derselbe hatte an einer Seite
ein Abzugsrohr im Arbeitsgewölbe (Fig. 65 L), welches vor dem Ofen
mündet und aus dem, infolge der Hitze des Ofens, fortwährend
Dampf entweicht.

Das Rauhmauerwerk wurde mit drei oder vier starken Holzbindern,
Fig. 61 D D R R, zusammengehalten. Die Balken derselben waren 1 Fuss
stark, es lagen drei bis vier übereinander, unten lagen sie auf vorsprin-
genden Steinen auf. Der höchste lag in der Höhe der Gicht-Plattform.


Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
stampfte. Er hielt sehr gut in der Rast, dagegen konnte man ihn
zur Herstellung des Gestelles nicht verwenden, weil er der flüssigen
Schmelzmasse nicht widerstand. Die Gestalt des Ofens war das
Ergebnis der Erfahrung. Theoretisch lieſs sie sich nicht begründen
und ist Reaumur vielmehr der Ansicht, daſs theoretisch der runde
Ofenquerschnitt der richtigste sei; das Feuer würde bei diesem überall
auf gleiche Weise wirken und der Ofen an einem Platz nicht mehr
abgenutzt werden, als an einem andern. Besonders gilt dies von dem
Gestell, bei dem man allgemein an der viereckigen Gestalt festhielt.
[Abbildung] Fig. 65.
Reaumur ist aber der An-
sicht, daſs die Form eines ab-
gestumpften Kegels von läng-
lich runder Form für Gestell
und Rast am geeignetsten wäre.
Der Grund, warum die Ofen-
meister an der viereckigen
Form festhielten, war nach
seiner Meinung nur ihre Unge-
schicklichkeit als Steinhauer.
Das Werk mit vier geraden
Seiten sei leichter für sie zu
machen. Die Öfen bei St.
Gervais in der Dauphiné hätten
achteckigen Querschnitt im
Gestell und in der Franche-
Comté sollte es Öfen von ova-
ler Form geben, doch seien dies
seltene Ausnahmen. Die Hoch-
öfen im östlichen und nord-
östlichen Frankreich hatten
meist viereckigen Querschnitt.

Die Feuchtigkeit unter dem Bodenstein wurde durch einen ge-
wölbten Kanal Q (Fig. 61) abgezogen. Derselbe hatte an einer Seite
ein Abzugsrohr im Arbeitsgewölbe (Fig. 65 L), welches vor dem Ofen
mündet und aus dem, infolge der Hitze des Ofens, fortwährend
Dampf entweicht.

Das Rauhmauerwerk wurde mit drei oder vier starken Holzbindern,
Fig. 61 D D R R, zusammengehalten. Die Balken derselben waren 1 Fuſs
stark, es lagen drei bis vier übereinander, unten lagen sie auf vorsprin-
genden Steinen auf. Der höchste lag in der Höhe der Gicht-Plattform.


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[326/0340] Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts. stampfte. Er hielt sehr gut in der Rast, dagegen konnte man ihn zur Herstellung des Gestelles nicht verwenden, weil er der flüssigen Schmelzmasse nicht widerstand. Die Gestalt des Ofens war das Ergebnis der Erfahrung. Theoretisch lieſs sie sich nicht begründen und ist Reaumur vielmehr der Ansicht, daſs theoretisch der runde Ofenquerschnitt der richtigste sei; das Feuer würde bei diesem überall auf gleiche Weise wirken und der Ofen an einem Platz nicht mehr abgenutzt werden, als an einem andern. Besonders gilt dies von dem Gestell, bei dem man allgemein an der viereckigen Gestalt festhielt. [Abbildung Fig. 65.] Reaumur ist aber der An- sicht, daſs die Form eines ab- gestumpften Kegels von läng- lich runder Form für Gestell und Rast am geeignetsten wäre. Der Grund, warum die Ofen- meister an der viereckigen Form festhielten, war nach seiner Meinung nur ihre Unge- schicklichkeit als Steinhauer. Das Werk mit vier geraden Seiten sei leichter für sie zu machen. Die Öfen bei St. Gervais in der Dauphiné hätten achteckigen Querschnitt im Gestell und in der Franche- Comté sollte es Öfen von ova- ler Form geben, doch seien dies seltene Ausnahmen. Die Hoch- öfen im östlichen und nord- östlichen Frankreich hatten meist viereckigen Querschnitt. Die Feuchtigkeit unter dem Bodenstein wurde durch einen ge- wölbten Kanal Q (Fig. 61) abgezogen. Derselbe hatte an einer Seite ein Abzugsrohr im Arbeitsgewölbe (Fig. 65 L), welches vor dem Ofen mündet und aus dem, infolge der Hitze des Ofens, fortwährend Dampf entweicht. Das Rauhmauerwerk wurde mit drei oder vier starken Holzbindern, Fig. 61 D D R R, zusammengehalten. Die Balken derselben waren 1 Fuſs stark, es lagen drei bis vier übereinander, unten lagen sie auf vorsprin- genden Steinen auf. Der höchste lag in der Höhe der Gicht-Plattform.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/340>, abgerufen am 22.11.2024.