Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
nationale oder provinzielle Typen von Hochofenformen aus, wie sie den Erzen der betreffenden Landschaften entsprachen und an denen die Hochofenmeister mit Zähigkeit festhielten. Diese landschaftlichen Hochofentypen entwickelten sich erst im Laufe dieses Jahrhunderts zu voller Schärfe. Deutschland hat davon eine Anzahl charakteristi- scher und durchaus voneinander abweichender aufzuweisen.
Die Flossöfen in Steiermark und Kärnten.
Am Erzberg in Steiermark hielt man bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts an dem alten Stückofenbetrieb fest. Der konser- vative Sinn der Plaameister klammerte sich an das Hergebrachte und wollte von der Einführung des Hochofenbetriebes nichts wissen, teils aus Bequemlichkeit, teils aus Furcht, dass die Qualität ihres Eisens und Stahls und damit das Renommee ihrer Ware dadurch leiden könnten. Als der Hüttenmeister Anthes im Jahre 1719 im Auftrage der französischen Regierung seinen Bericht schrieb, kannte man am Erzberg nur Stücköfen und ebenso war es, als Swedenborg 1734 sein Buch über das Eisen veröffentlichte. Sowohl in Eisenerz als in Vordernberg schmolz man noch alles Eisen in Stücköfen. Der grosse Kohlenverbrauch derselben zwang aber endlich doch die Radmeister dazu, den alten Betrieb aufzugeben und Flossöfen, wie in Kärnten, zu erbauen. Schon 1665 hatte Graf Schwarzenberg einen solchen er- baut gehabt. Derselbe stand aber nicht lange im Betriebe, angeb- lich, weil der Kohlenverbrauch für das Frischen des darin erblasenen Roheisens auf den Hammerwerken zu gross war. Später muss aber doch der Betrieb wieder aufgenommen worden sein, denn Reaumur erwähnt den Schwarzenbergischen Flossofen zu Turrach ("Durach") als den einzigen in Steiermark. Die Erbauung der ersten Flossöfen am Erzberg fällt um das Jahr 1750 1). Als Jars im Jahre 1758 Eisenerz besuchte, befanden sich bereits mehrere daselbst im Betriebe. Sie waren auffallend niedrig, nämlich nur 11 bis 12 Fuss (3,753 bis 3,898 m) hoch. Über dem Schmelzofen war ein gemauerter Kamin von gleicher Höhe aufgeführt (s. S. 133, Fig. 71 b c) .
Jars Zeichnungen stimmen mit seiner Schilderung nicht ganz überein. Nach dem beigefügten Massstabe wäre der gezeichnete Ofen im Lichten 15 Fuss
1) Siehe Ferber, Anhang zur Abhandlung über die Gebirge und Bergwerke in Ungarn, S. 273.
Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
nationale oder provinzielle Typen von Hochofenformen aus, wie sie den Erzen der betreffenden Landschaften entsprachen und an denen die Hochofenmeister mit Zähigkeit festhielten. Diese landschaftlichen Hochofentypen entwickelten sich erst im Laufe dieses Jahrhunderts zu voller Schärfe. Deutschland hat davon eine Anzahl charakteristi- scher und durchaus voneinander abweichender aufzuweisen.
Die Floſsöfen in Steiermark und Kärnten.
Am Erzberg in Steiermark hielt man bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts an dem alten Stückofenbetrieb fest. Der konser- vative Sinn der Plaameister klammerte sich an das Hergebrachte und wollte von der Einführung des Hochofenbetriebes nichts wissen, teils aus Bequemlichkeit, teils aus Furcht, daſs die Qualität ihres Eisens und Stahls und damit das Renommee ihrer Ware dadurch leiden könnten. Als der Hüttenmeister Anthes im Jahre 1719 im Auftrage der französischen Regierung seinen Bericht schrieb, kannte man am Erzberg nur Stücköfen und ebenso war es, als Swedenborg 1734 sein Buch über das Eisen veröffentlichte. Sowohl in Eisenerz als in Vordernberg schmolz man noch alles Eisen in Stücköfen. Der groſse Kohlenverbrauch derselben zwang aber endlich doch die Radmeister dazu, den alten Betrieb aufzugeben und Floſsöfen, wie in Kärnten, zu erbauen. Schon 1665 hatte Graf Schwarzenberg einen solchen er- baut gehabt. Derselbe stand aber nicht lange im Betriebe, angeb- lich, weil der Kohlenverbrauch für das Frischen des darin erblasenen Roheisens auf den Hammerwerken zu groſs war. Später muſs aber doch der Betrieb wieder aufgenommen worden sein, denn Reaumur erwähnt den Schwarzenbergischen Floſsofen zu Turrach („Durach“) als den einzigen in Steiermark. Die Erbauung der ersten Floſsöfen am Erzberg fällt um das Jahr 1750 1). Als Jars im Jahre 1758 Eisenerz besuchte, befanden sich bereits mehrere daselbst im Betriebe. Sie waren auffallend niedrig, nämlich nur 11 bis 12 Fuſs (3,753 bis 3,898 m) hoch. Über dem Schmelzofen war ein gemauerter Kamin von gleicher Höhe aufgeführt (s. S. 133, Fig. 71 b c) .
Jars Zeichnungen stimmen mit seiner Schilderung nicht ganz überein. Nach dem beigefügten Maſsstabe wäre der gezeichnete Ofen im Lichten 15 Fuſs
1) Siehe Ferber, Anhang zur Abhandlung über die Gebirge und Bergwerke in Ungarn, S. 273.
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Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
nationale oder provinzielle Typen von Hochofenformen aus, wie sie
den Erzen der betreffenden Landschaften entsprachen und an denen
die Hochofenmeister mit Zähigkeit festhielten. Diese landschaftlichen
Hochofentypen entwickelten sich erst im Laufe dieses Jahrhunderts
zu voller Schärfe. Deutschland hat davon eine Anzahl charakteristi-
scher und durchaus voneinander abweichender aufzuweisen.
Die Floſsöfen in Steiermark und Kärnten.
Am Erzberg in Steiermark hielt man bis um die Mitte des
18. Jahrhunderts an dem alten Stückofenbetrieb fest. Der konser-
vative Sinn der Plaameister klammerte sich an das Hergebrachte und
wollte von der Einführung des Hochofenbetriebes nichts wissen, teils
aus Bequemlichkeit, teils aus Furcht, daſs die Qualität ihres Eisens
und Stahls und damit das Renommee ihrer Ware dadurch leiden
könnten. Als der Hüttenmeister Anthes im Jahre 1719 im Auftrage
der französischen Regierung seinen Bericht schrieb, kannte man am
Erzberg nur Stücköfen und ebenso war es, als Swedenborg 1734
sein Buch über das Eisen veröffentlichte. Sowohl in Eisenerz als in
Vordernberg schmolz man noch alles Eisen in Stücköfen. Der groſse
Kohlenverbrauch derselben zwang aber endlich doch die Radmeister
dazu, den alten Betrieb aufzugeben und Floſsöfen, wie in Kärnten, zu
erbauen. Schon 1665 hatte Graf Schwarzenberg einen solchen er-
baut gehabt. Derselbe stand aber nicht lange im Betriebe, angeb-
lich, weil der Kohlenverbrauch für das Frischen des darin erblasenen
Roheisens auf den Hammerwerken zu groſs war. Später muſs aber
doch der Betrieb wieder aufgenommen worden sein, denn Reaumur
erwähnt den Schwarzenbergischen Floſsofen zu Turrach („Durach“)
als den einzigen in Steiermark. Die Erbauung der ersten Floſsöfen
am Erzberg fällt um das Jahr 1750 1). Als Jars im Jahre 1758
Eisenerz besuchte, befanden sich bereits mehrere daselbst im Betriebe.
Sie waren auffallend niedrig, nämlich nur 11 bis 12 Fuſs (3,753 bis
3,898 m) hoch. Über dem Schmelzofen war ein gemauerter Kamin
von gleicher Höhe aufgeführt (s. S. 133, Fig. 71 b c) 2).
1) Siehe Ferber, Anhang zur Abhandlung über die Gebirge und Bergwerke
in Ungarn, S. 273.
2) Jars Zeichnungen stimmen mit seiner Schilderung nicht ganz überein.
Nach dem beigefügten Maſsstabe wäre der gezeichnete Ofen im Lichten 15 Fuſs
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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