Verfügung hatte. In Deutschland hatte man nur in Schmalkalden ähnliche Öfen.
Der Schmelzbetrieb in der Herrschaft Schmalkalden erlitt in dieser Zeit eine Änderung durch die Einführung der hohen Blau- öfen. Es geschah dies auf Betreiben des später in preussische Dienste übergetretenen Geheimrats Waitz von Eschen im Jahre 1743 oder 1744. Vordem hatte man das weiche Eisen durch direkte Schmelzung in den sogenannten niedrigen Blauöfen, die 12 bis 16 Fuss (3,60 bis 4,80 m) hoch waren, erhalten 1). Das Rohstahleisen hatte man allerdings schon in den vorhergehenden Jahrhunderten in Öfen gewonnen, die den steierischen und kärntnerischen ähnlich waren. Die Reform in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bestand nur darin, dass man diese Öfen erhöhte und alles Erz, auch das für weiches
[Abbildung]
Fig. 75.
Eisen, in denselben auf Roheisen verschmolz. Die Abbildung eines Schmalkaldischen Roh- stahlschmelzofens (Fig. 75) haben wir schon im zweiten Bande, Fig. 57 bis 60, mitgeteilt. Quantz, dessen Beschreibung der Eisen- und Stahlmani- pulation in der Herr- schaft Schmalkalden von 1799 dieselbe entnom- men ist, bemerkt aus- drücklich, dass die Gestalt der hohen Blauöfen ganz damit überein- stimmt. Ihre Höhe ging von 19 bis 24 Fuss. Bei einem 20 Fuss 8 Zoll (6,20 m) hohen Ofen waren die übrigen Masse die folgenden: Der Durch- messer des Gestelles auf der Herdsohle 2 Fuss (0,60 m), von der Herd- sohle bis zur Form 1 Fuss (0,30 m). Bis zur Form waren die Wände senkrecht. Von da erweiterte sich der Schacht bis zum Anfang der Rast, welche 4 Fuss 3 Zoll (1,275 m) Durchmesser hatte. Die Höhe dieses Schachtes, welcher das Gestell bildete, betrug 8 Fuss 2 Zoll (2,50 m) und stellte einen umgekehrten Kegel vor. Die Höhe der auffallend niedrigen Rast betrug 9 Zoll (0,225 m), in der Böschung gemessen 10 Zoll (0,250 m), der Rastwinkel 55 Grad. Doch war derselbe
1) Vergl. Bd. II, S. 177.
Die Floſsöfen in Schmalkalden.
Verfügung hatte. In Deutschland hatte man nur in Schmalkalden ähnliche Öfen.
Der Schmelzbetrieb in der Herrschaft Schmalkalden erlitt in dieser Zeit eine Änderung durch die Einführung der hohen Blau- öfen. Es geschah dies auf Betreiben des später in preuſsische Dienste übergetretenen Geheimrats Waitz von Eschen im Jahre 1743 oder 1744. Vordem hatte man das weiche Eisen durch direkte Schmelzung in den sogenannten niedrigen Blauöfen, die 12 bis 16 Fuſs (3,60 bis 4,80 m) hoch waren, erhalten 1). Das Rohstahleisen hatte man allerdings schon in den vorhergehenden Jahrhunderten in Öfen gewonnen, die den steierischen und kärntnerischen ähnlich waren. Die Reform in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bestand nur darin, daſs man diese Öfen erhöhte und alles Erz, auch das für weiches
[Abbildung]
Fig. 75.
Eisen, in denselben auf Roheisen verschmolz. Die Abbildung eines Schmalkaldischen Roh- stahlschmelzofens (Fig. 75) haben wir schon im zweiten Bande, Fig. 57 bis 60, mitgeteilt. Quantz, dessen Beschreibung der Eisen- und Stahlmani- pulation in der Herr- schaft Schmalkalden von 1799 dieselbe entnom- men ist, bemerkt aus- drücklich, daſs die Gestalt der hohen Blauöfen ganz damit überein- stimmt. Ihre Höhe ging von 19 bis 24 Fuſs. Bei einem 20 Fuſs 8 Zoll (6,20 m) hohen Ofen waren die übrigen Maſse die folgenden: Der Durch- messer des Gestelles auf der Herdsohle 2 Fuſs (0,60 m), von der Herd- sohle bis zur Form 1 Fuſs (0,30 m). Bis zur Form waren die Wände senkrecht. Von da erweiterte sich der Schacht bis zum Anfang der Rast, welche 4 Fuſs 3 Zoll (1,275 m) Durchmesser hatte. Die Höhe dieses Schachtes, welcher das Gestell bildete, betrug 8 Fuſs 2 Zoll (2,50 m) und stellte einen umgekehrten Kegel vor. Die Höhe der auffallend niedrigen Rast betrug 9 Zoll (0,225 m), in der Böschung gemessen 10 Zoll (0,250 m), der Rastwinkel 55 Grad. Doch war derselbe
1) Vergl. Bd. II, S. 177.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0361"n="[347]"/><fwplace="top"type="header">Die Floſsöfen in Schmalkalden.</fw><lb/>
Verfügung hatte. In Deutschland hatte man nur in <hirendition="#g">Schmalkalden</hi><lb/>
ähnliche Öfen.</p><lb/><p>Der Schmelzbetrieb in der Herrschaft <hirendition="#g">Schmalkalden</hi> erlitt in<lb/>
dieser Zeit eine Änderung durch die Einführung der <hirendition="#g">hohen Blau-<lb/>
öfen</hi>. Es geschah dies auf Betreiben des später in preuſsische<lb/>
Dienste übergetretenen Geheimrats <hirendition="#g">Waitz von Eschen</hi> im Jahre<lb/>
1743 oder 1744. Vordem hatte man das weiche Eisen durch direkte<lb/>
Schmelzung in den sogenannten niedrigen Blauöfen, die 12 bis 16 Fuſs<lb/>
(3,60 bis 4,80 m) hoch waren, erhalten <noteplace="foot"n="1)">Vergl. Bd. II, S. 177.</note>. Das Rohstahleisen hatte<lb/>
man allerdings schon in den vorhergehenden Jahrhunderten in Öfen<lb/>
gewonnen, die den steierischen und kärntnerischen ähnlich waren. Die<lb/>
Reform in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bestand nur darin,<lb/>
daſs man diese Öfen erhöhte und alles Erz, auch das für weiches<lb/><figure><head>Fig. 75.</head></figure><lb/>
Eisen, in denselben auf<lb/>
Roheisen verschmolz.<lb/>
Die Abbildung eines<lb/>
Schmalkaldischen Roh-<lb/>
stahlschmelzofens (Fig.<lb/>
75) haben wir schon im<lb/>
zweiten Bande, Fig. 57 bis<lb/>
60, mitgeteilt. <hirendition="#g">Quantz</hi>,<lb/>
dessen Beschreibung der<lb/>
Eisen- und Stahlmani-<lb/>
pulation in der Herr-<lb/>
schaft Schmalkalden von<lb/>
1799 dieselbe entnom-<lb/>
men ist, bemerkt aus-<lb/>
drücklich, daſs die Gestalt der hohen Blauöfen ganz damit überein-<lb/>
stimmt. Ihre Höhe ging von 19 bis 24 Fuſs. Bei einem 20 Fuſs 8 Zoll<lb/>
(6,20 m) hohen Ofen waren die übrigen Maſse die folgenden: Der Durch-<lb/>
messer des Gestelles auf der Herdsohle 2 Fuſs (0,60 m), von der Herd-<lb/>
sohle bis zur Form 1 Fuſs (0,30 m). Bis zur Form waren die Wände<lb/>
senkrecht. Von da erweiterte sich der Schacht bis zum Anfang der<lb/>
Rast, welche 4 Fuſs 3 Zoll (1,275 m) Durchmesser hatte. Die Höhe<lb/>
dieses Schachtes, welcher das Gestell bildete, betrug 8 Fuſs 2 Zoll<lb/>
(2,50 m) und stellte einen umgekehrten Kegel vor. Die Höhe der<lb/>
auffallend niedrigen Rast betrug 9 Zoll (0,225 m), in der Böschung<lb/>
gemessen 10 Zoll (0,250 m), der Rastwinkel 55 Grad. Doch war derselbe<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[[347]/0361]
Die Floſsöfen in Schmalkalden.
Verfügung hatte. In Deutschland hatte man nur in Schmalkalden
ähnliche Öfen.
Der Schmelzbetrieb in der Herrschaft Schmalkalden erlitt in
dieser Zeit eine Änderung durch die Einführung der hohen Blau-
öfen. Es geschah dies auf Betreiben des später in preuſsische
Dienste übergetretenen Geheimrats Waitz von Eschen im Jahre
1743 oder 1744. Vordem hatte man das weiche Eisen durch direkte
Schmelzung in den sogenannten niedrigen Blauöfen, die 12 bis 16 Fuſs
(3,60 bis 4,80 m) hoch waren, erhalten 1). Das Rohstahleisen hatte
man allerdings schon in den vorhergehenden Jahrhunderten in Öfen
gewonnen, die den steierischen und kärntnerischen ähnlich waren. Die
Reform in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bestand nur darin,
daſs man diese Öfen erhöhte und alles Erz, auch das für weiches
[Abbildung Fig. 75.]
Eisen, in denselben auf
Roheisen verschmolz.
Die Abbildung eines
Schmalkaldischen Roh-
stahlschmelzofens (Fig.
75) haben wir schon im
zweiten Bande, Fig. 57 bis
60, mitgeteilt. Quantz,
dessen Beschreibung der
Eisen- und Stahlmani-
pulation in der Herr-
schaft Schmalkalden von
1799 dieselbe entnom-
men ist, bemerkt aus-
drücklich, daſs die Gestalt der hohen Blauöfen ganz damit überein-
stimmt. Ihre Höhe ging von 19 bis 24 Fuſs. Bei einem 20 Fuſs 8 Zoll
(6,20 m) hohen Ofen waren die übrigen Maſse die folgenden: Der Durch-
messer des Gestelles auf der Herdsohle 2 Fuſs (0,60 m), von der Herd-
sohle bis zur Form 1 Fuſs (0,30 m). Bis zur Form waren die Wände
senkrecht. Von da erweiterte sich der Schacht bis zum Anfang der
Rast, welche 4 Fuſs 3 Zoll (1,275 m) Durchmesser hatte. Die Höhe
dieses Schachtes, welcher das Gestell bildete, betrug 8 Fuſs 2 Zoll
(2,50 m) und stellte einen umgekehrten Kegel vor. Die Höhe der
auffallend niedrigen Rast betrug 9 Zoll (0,225 m), in der Böschung
gemessen 10 Zoll (0,250 m), der Rastwinkel 55 Grad. Doch war derselbe
1) Vergl. Bd. II, S. 177.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. [347]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/361>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.