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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Eisengiesserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
oder in einem Wärmeofen. Auch ein Umhüllen mit frisch abgestochenen,
glühenden Schlacken übte manchmal schon eine genügende Wirkung.

Die Hauptart des Formens war immer noch die Lehmformerei.
Obgleich die Sandformerei billiger war und rascher von statten ging,
hing man doch noch mit Vorliebe an dem älteren Verfahren. Die
Eisengiesserei verleugnete nicht ihre Abstammung von der uralten
Kunst der Metallgiesserei, welche sich im Mittelalter in der Glocken-
und Kanonengiesserei grossartig entwickelt hatte.

Über das Formen in Lehm und in Sand liefert Duhamel eine
sehr gute Beschreibung, die durch vortreffliche Zeichnungen noch ver-
ständlicher wird 1). Wir können nur das Wichtigste daraus mitteilen
und verweisen auf das Original.

Die Vorzüge des Lehmgusses bestanden darin, dass man dazu
keine Modelle brauchte, und dass, wenn man zarten Lehm nahm, die
Gussstücke sauberer und glatter wurden als die in Sand gegossenen.
Endlich waren die in getrockneten Lehmformen gegossenen Gusswaren
fester als die in feuchtem Sand gegossenen, in welchem das Eisen
immer etwas abgeschreckt wurde. Der Thon durfte nicht zu fett sein,
weil er sonst beim Trocknen Risse bekam; in dem Fall mischte man
feinen Sand bei. Das Reissen wurde auch verhindert durch Einmengen
von Asche, Pferde- und Kuhmist, Haaren, kleingeschnittenem Werg u. s. w.
Mochte die Erde von Natur noch so gut sein, es war immer nötig, sie
vor dem Gebrauch gehörig durchzuarbeiten, was durch Schlagen mit
dicken eisernen Stangen oder gewöhnlicher durch Treten mit den
nackten Füssen in Lehmgruben geschah. Hierbei wurden auch die
genannten Zusätze eingemengt.

Man bediente sich bei der Lehmformerei keiner Modelle, dagegen
soviel wie möglich der Schablonen. Erst stellte man den inneren
Teil des Gussstücks, den Kern, dar, auf diesen trug man mit Lehm
die Eisenstärke auf, welche später entfernt wurde. Über Kern und
Eisenstärke, auch "Hemd" genannt, formte man die äussere Form
oder den Mantel.

Zur Fertigstellung einer Lehmform macht man also 1) den Kern,
auf diesen trägt man 2) die Eisenstärke auf, hierüber formt man
3) den Mantel, 4) nimmt man den Mantel wieder fort, 5) löst man die
Eisenstärke oder das Hemd ab und entfernt es, worauf man 6) den
Mantel wieder darüber stülpt, wodurch die Hohlform hergestellt ist.


1) Descriptions des arts et metiers, T. II, p. 186; Schauplatz der Künste und
Handwerke, S. 88.

Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
oder in einem Wärmeofen. Auch ein Umhüllen mit frisch abgestochenen,
glühenden Schlacken übte manchmal schon eine genügende Wirkung.

Die Hauptart des Formens war immer noch die Lehmformerei.
Obgleich die Sandformerei billiger war und rascher von statten ging,
hing man doch noch mit Vorliebe an dem älteren Verfahren. Die
Eisengieſserei verleugnete nicht ihre Abstammung von der uralten
Kunst der Metallgieſserei, welche sich im Mittelalter in der Glocken-
und Kanonengieſserei groſsartig entwickelt hatte.

Über das Formen in Lehm und in Sand liefert Duhamel eine
sehr gute Beschreibung, die durch vortreffliche Zeichnungen noch ver-
ständlicher wird 1). Wir können nur das Wichtigste daraus mitteilen
und verweisen auf das Original.

Die Vorzüge des Lehmgusses bestanden darin, daſs man dazu
keine Modelle brauchte, und daſs, wenn man zarten Lehm nahm, die
Guſsstücke sauberer und glatter wurden als die in Sand gegossenen.
Endlich waren die in getrockneten Lehmformen gegossenen Guſswaren
fester als die in feuchtem Sand gegossenen, in welchem das Eisen
immer etwas abgeschreckt wurde. Der Thon durfte nicht zu fett sein,
weil er sonst beim Trocknen Risse bekam; in dem Fall mischte man
feinen Sand bei. Das Reiſsen wurde auch verhindert durch Einmengen
von Asche, Pferde- und Kuhmist, Haaren, kleingeschnittenem Werg u. s. w.
Mochte die Erde von Natur noch so gut sein, es war immer nötig, sie
vor dem Gebrauch gehörig durchzuarbeiten, was durch Schlagen mit
dicken eisernen Stangen oder gewöhnlicher durch Treten mit den
nackten Füſsen in Lehmgruben geschah. Hierbei wurden auch die
genannten Zusätze eingemengt.

Man bediente sich bei der Lehmformerei keiner Modelle, dagegen
soviel wie möglich der Schablonen. Erst stellte man den inneren
Teil des Guſsstücks, den Kern, dar, auf diesen trug man mit Lehm
die Eisenstärke auf, welche später entfernt wurde. Über Kern und
Eisenstärke, auch „Hemd“ genannt, formte man die äuſsere Form
oder den Mantel.

Zur Fertigstellung einer Lehmform macht man also 1) den Kern,
auf diesen trägt man 2) die Eisenstärke auf, hierüber formt man
3) den Mantel, 4) nimmt man den Mantel wieder fort, 5) löst man die
Eisenstärke oder das Hemd ab und entfernt es, worauf man 6) den
Mantel wieder darüber stülpt, wodurch die Hohlform hergestellt ist.


1) Descriptions des arts et métiers, T. II, p. 186; Schauplatz der Künste und
Handwerke, S. 88.
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[368/0382] Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts. oder in einem Wärmeofen. Auch ein Umhüllen mit frisch abgestochenen, glühenden Schlacken übte manchmal schon eine genügende Wirkung. Die Hauptart des Formens war immer noch die Lehmformerei. Obgleich die Sandformerei billiger war und rascher von statten ging, hing man doch noch mit Vorliebe an dem älteren Verfahren. Die Eisengieſserei verleugnete nicht ihre Abstammung von der uralten Kunst der Metallgieſserei, welche sich im Mittelalter in der Glocken- und Kanonengieſserei groſsartig entwickelt hatte. Über das Formen in Lehm und in Sand liefert Duhamel eine sehr gute Beschreibung, die durch vortreffliche Zeichnungen noch ver- ständlicher wird 1). Wir können nur das Wichtigste daraus mitteilen und verweisen auf das Original. Die Vorzüge des Lehmgusses bestanden darin, daſs man dazu keine Modelle brauchte, und daſs, wenn man zarten Lehm nahm, die Guſsstücke sauberer und glatter wurden als die in Sand gegossenen. Endlich waren die in getrockneten Lehmformen gegossenen Guſswaren fester als die in feuchtem Sand gegossenen, in welchem das Eisen immer etwas abgeschreckt wurde. Der Thon durfte nicht zu fett sein, weil er sonst beim Trocknen Risse bekam; in dem Fall mischte man feinen Sand bei. Das Reiſsen wurde auch verhindert durch Einmengen von Asche, Pferde- und Kuhmist, Haaren, kleingeschnittenem Werg u. s. w. Mochte die Erde von Natur noch so gut sein, es war immer nötig, sie vor dem Gebrauch gehörig durchzuarbeiten, was durch Schlagen mit dicken eisernen Stangen oder gewöhnlicher durch Treten mit den nackten Füſsen in Lehmgruben geschah. Hierbei wurden auch die genannten Zusätze eingemengt. Man bediente sich bei der Lehmformerei keiner Modelle, dagegen soviel wie möglich der Schablonen. Erst stellte man den inneren Teil des Guſsstücks, den Kern, dar, auf diesen trug man mit Lehm die Eisenstärke auf, welche später entfernt wurde. Über Kern und Eisenstärke, auch „Hemd“ genannt, formte man die äuſsere Form oder den Mantel. Zur Fertigstellung einer Lehmform macht man also 1) den Kern, auf diesen trägt man 2) die Eisenstärke auf, hierüber formt man 3) den Mantel, 4) nimmt man den Mantel wieder fort, 5) löst man die Eisenstärke oder das Hemd ab und entfernt es, worauf man 6) den Mantel wieder darüber stülpt, wodurch die Hohlform hergestellt ist. 1) Descriptions des arts et métiers, T. II, p. 186; Schauplatz der Künste und Handwerke, S. 88.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/382>, abgerufen am 22.11.2024.