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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Eisengiesserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
der einen Seite auf einem Lager ruhte, mit dem anderen Ende mit
dem Zapfen der Radwelle fest verbunden war. Parallel mit dieser
Welle bewegt sich die Kanone auf einem Art Schlitten auf und nieder
und rückwärts und vorwärts. Es war also eine grosse Kreissäge,
welche die Kanone durchschnitt, indem sich diese nach unten be-
wegte.

Eiserne Geschütze bildeten einen wichtigen Ausfuhrartikel Schwe-
dens. Die Hochöfen waren durchgehends Privateigentum und ur-
sprünglich nur auf Giesserei eingerichtet, und der Geschützguss stand
jedem anderen Guss vor. Der Staat legte solchen Wert darauf, dass
er den betreffenden Hochofenbesitzern seit 1740 verbot, neben der
Kanonengiesserei Frischereibetrieb zu führen, damit ihr ganzes Inter-
esse auf den für den Staat so wichtigen Artikel des Geschützgusses
gerichtet bliebe. Dadurch bildeten sich eine ganz feststehende Routine
und ganz bestimmte Erzgattierungen aus, wodurch denn auch ein
vorzügliches Produkt erzielt wurde.

Während man auf dem Kontinent von Europa fast alle Guss-
waren aus dem Hochofen goss, höchstens für Feinguss sich der
beschriebenen kleinen Öfchen bediente, goss man in England bereits
vielfach aus dem Flammofen, in dem man das Roheisen um-
schmolz. Das Bedürfnis, grosse Gussstäbe, wie z. B. die gewaltigen
Cylinder von beinahe 2 m Durchmesser für die Feuermaschinen,
grosse Schiffskanonen u. s. w. zu giessen, hatte zu diesem Verfahren
geführt. Scheinbar lag dieses Schmelzverfahren nahe, da man schon
seit Jahrhunderten die Bronze zum Glockenguss in Flammöfen
geschmolzen hatte. Dass es aber trotzdem beim Eisenguss bis dahin
keine Anwendung gefunden hatte, war darin begründet, dass man
mit Holz nicht die nötige Hitze im Flammofen erzeugen konnte,
um Eisen zu schmelzen. Wohl war dies aber mit Steinkohlen
möglich und deshalb verfiel man zuerst in England, wo man die
Steinkohlen in allen Zweigen der Industrie benutzte, auf dieses
Verfahren. Wann und wie es erfunden wurde, ist unbekannt. Im
17. Jahrhundert hatte man wiederholt Versuche gemacht, Erze im
Flammofen mit Steinkohlen zu schmelzen. Nachdem man nämlich
die nachteilige Einwirkung der schwefelhaltigen Steinkohlen auf das
Eisen bei den Versuchen, die Erze in Berührung mit roher Stein-
kohle im Hochofen zu schmelzen, kennen gelernt hatte, suchte man
die Lösung des Problems der Eisenerzeugung mit Steinkohle in der
getrennten Feuerung, bei welcher nur die Flamme mit dem Schmelz-
gut in Berührung kam. Hatten diese Versuche, die wir bereits erwähnt

Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
der einen Seite auf einem Lager ruhte, mit dem anderen Ende mit
dem Zapfen der Radwelle fest verbunden war. Parallel mit dieser
Welle bewegt sich die Kanone auf einem Art Schlitten auf und nieder
und rückwärts und vorwärts. Es war also eine groſse Kreissäge,
welche die Kanone durchschnitt, indem sich diese nach unten be-
wegte.

Eiserne Geschütze bildeten einen wichtigen Ausfuhrartikel Schwe-
dens. Die Hochöfen waren durchgehends Privateigentum und ur-
sprünglich nur auf Gieſserei eingerichtet, und der Geschützguſs stand
jedem anderen Guſs vor. Der Staat legte solchen Wert darauf, daſs
er den betreffenden Hochofenbesitzern seit 1740 verbot, neben der
Kanonengieſserei Frischereibetrieb zu führen, damit ihr ganzes Inter-
esse auf den für den Staat so wichtigen Artikel des Geschützgusses
gerichtet bliebe. Dadurch bildeten sich eine ganz feststehende Routine
und ganz bestimmte Erzgattierungen aus, wodurch denn auch ein
vorzügliches Produkt erzielt wurde.

Während man auf dem Kontinent von Europa fast alle Guſs-
waren aus dem Hochofen goſs, höchstens für Feinguſs sich der
beschriebenen kleinen Öfchen bediente, goſs man in England bereits
vielfach aus dem Flammofen, in dem man das Roheisen um-
schmolz. Das Bedürfnis, groſse Guſsstäbe, wie z. B. die gewaltigen
Cylinder von beinahe 2 m Durchmesser für die Feuermaschinen,
groſse Schiffskanonen u. s. w. zu gieſsen, hatte zu diesem Verfahren
geführt. Scheinbar lag dieses Schmelzverfahren nahe, da man schon
seit Jahrhunderten die Bronze zum Glockenguſs in Flammöfen
geschmolzen hatte. Daſs es aber trotzdem beim Eisenguſs bis dahin
keine Anwendung gefunden hatte, war darin begründet, daſs man
mit Holz nicht die nötige Hitze im Flammofen erzeugen konnte,
um Eisen zu schmelzen. Wohl war dies aber mit Steinkohlen
möglich und deshalb verfiel man zuerst in England, wo man die
Steinkohlen in allen Zweigen der Industrie benutzte, auf dieses
Verfahren. Wann und wie es erfunden wurde, ist unbekannt. Im
17. Jahrhundert hatte man wiederholt Versuche gemacht, Erze im
Flammofen mit Steinkohlen zu schmelzen. Nachdem man nämlich
die nachteilige Einwirkung der schwefelhaltigen Steinkohlen auf das
Eisen bei den Versuchen, die Erze in Berührung mit roher Stein-
kohle im Hochofen zu schmelzen, kennen gelernt hatte, suchte man
die Lösung des Problems der Eisenerzeugung mit Steinkohle in der
getrennten Feuerung, bei welcher nur die Flamme mit dem Schmelz-
gut in Berührung kam. Hatten diese Versuche, die wir bereits erwähnt

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[380/0394] Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts. der einen Seite auf einem Lager ruhte, mit dem anderen Ende mit dem Zapfen der Radwelle fest verbunden war. Parallel mit dieser Welle bewegt sich die Kanone auf einem Art Schlitten auf und nieder und rückwärts und vorwärts. Es war also eine groſse Kreissäge, welche die Kanone durchschnitt, indem sich diese nach unten be- wegte. Eiserne Geschütze bildeten einen wichtigen Ausfuhrartikel Schwe- dens. Die Hochöfen waren durchgehends Privateigentum und ur- sprünglich nur auf Gieſserei eingerichtet, und der Geschützguſs stand jedem anderen Guſs vor. Der Staat legte solchen Wert darauf, daſs er den betreffenden Hochofenbesitzern seit 1740 verbot, neben der Kanonengieſserei Frischereibetrieb zu führen, damit ihr ganzes Inter- esse auf den für den Staat so wichtigen Artikel des Geschützgusses gerichtet bliebe. Dadurch bildeten sich eine ganz feststehende Routine und ganz bestimmte Erzgattierungen aus, wodurch denn auch ein vorzügliches Produkt erzielt wurde. Während man auf dem Kontinent von Europa fast alle Guſs- waren aus dem Hochofen goſs, höchstens für Feinguſs sich der beschriebenen kleinen Öfchen bediente, goſs man in England bereits vielfach aus dem Flammofen, in dem man das Roheisen um- schmolz. Das Bedürfnis, groſse Guſsstäbe, wie z. B. die gewaltigen Cylinder von beinahe 2 m Durchmesser für die Feuermaschinen, groſse Schiffskanonen u. s. w. zu gieſsen, hatte zu diesem Verfahren geführt. Scheinbar lag dieses Schmelzverfahren nahe, da man schon seit Jahrhunderten die Bronze zum Glockenguſs in Flammöfen geschmolzen hatte. Daſs es aber trotzdem beim Eisenguſs bis dahin keine Anwendung gefunden hatte, war darin begründet, daſs man mit Holz nicht die nötige Hitze im Flammofen erzeugen konnte, um Eisen zu schmelzen. Wohl war dies aber mit Steinkohlen möglich und deshalb verfiel man zuerst in England, wo man die Steinkohlen in allen Zweigen der Industrie benutzte, auf dieses Verfahren. Wann und wie es erfunden wurde, ist unbekannt. Im 17. Jahrhundert hatte man wiederholt Versuche gemacht, Erze im Flammofen mit Steinkohlen zu schmelzen. Nachdem man nämlich die nachteilige Einwirkung der schwefelhaltigen Steinkohlen auf das Eisen bei den Versuchen, die Erze in Berührung mit roher Stein- kohle im Hochofen zu schmelzen, kennen gelernt hatte, suchte man die Lösung des Problems der Eisenerzeugung mit Steinkohle in der getrennten Feuerung, bei welcher nur die Flamme mit dem Schmelz- gut in Berührung kam. Hatten diese Versuche, die wir bereits erwähnt

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/394>, abgerufen am 22.11.2024.