Die Eisengiesserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
zerbrochene Gusswaren, als Grapen, kleine Kanonen u. s. w. mit durchgesetzt.
Man rechnet, dass zum Verschmelzen der oben angeführten Quantität Gusseisen 22 bis 23 Centner Kohlen und noch darüber erfordert werden. Während der Zeit, dass der Ofen abgewärmt und das Gusseisen eingeschmolzen wird, werden die Formen nach der überall gebräuchlichen und verschiedentlich beschriebenen Art ange- fertigt. An dem Ende des Ofens, wo der Stich angebracht ist, be-
[Abbildung]
Fig. 108.
findet sich eine ziemlich grosse Dammgrube, in welche die Formen zu den grossen Stücken gesetzt werden und ich habe bei meiner Anwesenheit ein Rohr, welches 15 Fuss lang war, abgiessen sehen.
In diesem Ofen lassen sich nur Röhren, die nicht über 22 Zoll (0,451 m) weit sind, giessen, weil er zu klein ist, um die zu grösseren erforderliche Menge Roheisen zu fassen. Die Formen zu den grossen Stücken werden in der Dammgrube senk- recht aufgestellt. Zu dem Ende werden die Formen mit Sand stark eingedämmt, und damit die Hitze keinen Schaden dabei thun kann, wird die Form von oben mit eisernen Gewichten beschwert. Als- dann wird von dem Stich an ein Lauf gemacht, welcher dicht bei der Form in zwei Rinnen auseinandergeht. Wenn nun das Roheisen in voll- kommenen, zum Giessen hinlänglichen Fluss ge- bracht ist, wird vermit- telst einer eisernen Stange, die mit einem Hammer angetrieben wird, der Stich geöffnet und das Roheisen läuft dann in die Formen. Zwei Schmelzer halten dann in dem doppelten Lauf mit vorgesetzten hölzernen Schaufeln die mit dem Roh- eisen zugleich ausfliessenden Schlacken und Unreinigkeiten auf, damit sie nicht in die Form hineingehen. Wenn nun die Form sowohl als der Lauf vollgelaufen sind, so wird der Stich mit einem grossen Stück Thon wieder zugemacht. Das im Lauf befindliche Roheisen wird so- dann mit kleinen Holzkohlen bedeckt, dass es warm bleibt und das
Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
zerbrochene Guſswaren, als Grapen, kleine Kanonen u. s. w. mit durchgesetzt.
Man rechnet, daſs zum Verschmelzen der oben angeführten Quantität Guſseisen 22 bis 23 Centner Kohlen und noch darüber erfordert werden. Während der Zeit, daſs der Ofen abgewärmt und das Guſseisen eingeschmolzen wird, werden die Formen nach der überall gebräuchlichen und verschiedentlich beschriebenen Art ange- fertigt. An dem Ende des Ofens, wo der Stich angebracht ist, be-
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Fig. 108.
findet sich eine ziemlich groſse Dammgrube, in welche die Formen zu den groſsen Stücken gesetzt werden und ich habe bei meiner Anwesenheit ein Rohr, welches 15 Fuſs lang war, abgieſsen sehen.
In diesem Ofen lassen sich nur Röhren, die nicht über 22 Zoll (0,451 m) weit sind, gieſsen, weil er zu klein ist, um die zu gröſseren erforderliche Menge Roheisen zu fassen. Die Formen zu den groſsen Stücken werden in der Dammgrube senk- recht aufgestellt. Zu dem Ende werden die Formen mit Sand stark eingedämmt, und damit die Hitze keinen Schaden dabei thun kann, wird die Form von oben mit eisernen Gewichten beschwert. Als- dann wird von dem Stich an ein Lauf gemacht, welcher dicht bei der Form in zwei Rinnen auseinandergeht. Wenn nun das Roheisen in voll- kommenen, zum Gieſsen hinlänglichen Fluſs ge- bracht ist, wird vermit- telst einer eisernen Stange, die mit einem Hammer angetrieben wird, der Stich geöffnet und das Roheisen läuft dann in die Formen. Zwei Schmelzer halten dann in dem doppelten Lauf mit vorgesetzten hölzernen Schaufeln die mit dem Roh- eisen zugleich ausflieſsenden Schlacken und Unreinigkeiten auf, damit sie nicht in die Form hineingehen. Wenn nun die Form sowohl als der Lauf vollgelaufen sind, so wird der Stich mit einem groſsen Stück Thon wieder zugemacht. Das im Lauf befindliche Roheisen wird so- dann mit kleinen Holzkohlen bedeckt, daſs es warm bleibt und das
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Die Eisengieſserei um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
zerbrochene Guſswaren, als Grapen, kleine Kanonen u. s. w. mit
durchgesetzt.
Man rechnet, daſs zum Verschmelzen der oben angeführten
Quantität Guſseisen 22 bis 23 Centner Kohlen und noch darüber
erfordert werden. Während der Zeit, daſs der Ofen abgewärmt und
das Guſseisen eingeschmolzen wird, werden die Formen nach der
überall gebräuchlichen und verschiedentlich beschriebenen Art ange-
fertigt. An dem Ende des Ofens, wo der Stich angebracht ist, be-
[Abbildung Fig. 108.]
findet sich eine ziemlich groſse Dammgrube, in
welche die Formen zu den groſsen Stücken gesetzt
werden und ich habe bei meiner Anwesenheit ein
Rohr, welches 15 Fuſs lang war, abgieſsen sehen.
In diesem Ofen lassen sich nur Röhren, die
nicht über 22 Zoll (0,451 m) weit sind, gieſsen, weil
er zu klein ist, um die zu gröſseren erforderliche
Menge Roheisen zu fassen. Die Formen zu den
groſsen Stücken werden in der Dammgrube senk-
recht aufgestellt. Zu dem Ende werden die Formen
mit Sand stark eingedämmt, und damit die Hitze
keinen Schaden dabei thun kann, wird die Form
von oben mit eisernen Gewichten beschwert. Als-
dann wird von dem Stich an ein Lauf gemacht,
welcher dicht bei der
Form in zwei Rinnen
auseinandergeht. Wenn
nun das Roheisen in voll-
kommenen, zum Gieſsen
hinlänglichen Fluſs ge-
bracht ist, wird vermit-
telst einer eisernen Stange,
die mit einem Hammer
angetrieben wird, der
Stich geöffnet und das
Roheisen läuft dann in die Formen. Zwei Schmelzer halten dann in dem
doppelten Lauf mit vorgesetzten hölzernen Schaufeln die mit dem Roh-
eisen zugleich ausflieſsenden Schlacken und Unreinigkeiten auf, damit
sie nicht in die Form hineingehen. Wenn nun die Form sowohl als der
Lauf vollgelaufen sind, so wird der Stich mit einem groſsen Stück
Thon wieder zugemacht. Das im Lauf befindliche Roheisen wird so-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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