In Deutschland ist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts über das Eisenhüttenwesen fast gar nichts geschrieben worden. Dieser Zweig der Metallurgie wurde am wenigsten beachtet. Dies zeigt sich um so deutlicher, als die übrigen Zweige der Metallurgie in jenem Zeitabschnitte mit Eifer betrieben wurden. Die Metallhüttenkunde fand sogar eine ganz vortreffliche Bearbeitung in dem grossen Werke von Ch. A. Schlüter "Gründlicher Unterricht von den Hütten- werken", Braunschweig 1738. Das Eisen ist dabei gar nicht berück- sichtigt und hat das Werk für den Eisenhüttenmann höchstens da- durch ein Interesse, dass manche Schmelzöfen mit den beim Eisen- schmelzen gebräuchlichen Ähnlichkeit haben. In dieser Beziehung dürfte namentlich auf die Flammöfen hinzuweisen sein.
Noch früher (1727 bis 1730) erschien Franz Ernst Brück- manns Werk "Magnalia Dei in Subterraneis oder Unterirdische Schatz- kammer aller Königreiche und Länder", Helmstädt, 2 Bände, welches eine Geographie des Bergbaues genannt werden kann. Das originelle und sehr beachtenswerte Werk enthält aber ebenfalls nur wenig, was sich auf das Eisen bezieht. -- Ein mineralogisches Werk, aber von hüttenmännischem Interesse, ist Joh. Friedr. Henckels Pyritologie, welche 1725 herauskam.
Der nächsten Periode gehört der als Metallurge hervorragende Joh. Andreas Cramer an, welcher von 1743 bis 1773 braun- schweigischer Kammerrat für Berg- und Hüttenwesen in Blankenburg war. Er war viel gereist und hatte sich namentlich in Holland und England aufgehalten. 1739 erschienen zu Leyden seine "Elementa artis docimasticae", von denen 1744 eine zweite Auflage gedruckt wurde. Die Bedeutung der Schrift wird am besten dadurch illustriert, dass die- selbe 50 Jahre später 1794 in einer Bearbeitung von Göttling unter dem Titel "Anfangsgründe der Probierkunst" noch einmal veröffent- licht wurde. Cramers "Anfangsgründe der Metallurgie" erschienen zuerst 1744 bis 1747, wurden später ebenfalls in verbesserter Auflage in drei Bänden 1774 neu gedruckt. Auch in diesem Werke findet der Eisenhüttenmann nichts Neues.
Eine für seine Zeit vortreffliche Schrift waren C. E. Gellerts "Anfangsgründe zur metallurgischen Chemie", zwei Bände 1750.
Gellert, der Bruder des bekannten Dichters, war geboren am 11. August 1713 zu Hainichen bei Freiberg. Er wirkte von 1736/37 als Professor am Gymnasium in St. Petersburg und war dann bis 1746 oder 1747 Adjunkt der Akademie der Wissenschaften daselbst. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland hielt er die ersten metal-
Litteratur im 18. Jahrhundert.
In Deutschland ist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts über das Eisenhüttenwesen fast gar nichts geschrieben worden. Dieser Zweig der Metallurgie wurde am wenigsten beachtet. Dies zeigt sich um so deutlicher, als die übrigen Zweige der Metallurgie in jenem Zeitabschnitte mit Eifer betrieben wurden. Die Metallhüttenkunde fand sogar eine ganz vortreffliche Bearbeitung in dem groſsen Werke von Ch. A. Schlüter „Gründlicher Unterricht von den Hütten- werken“, Braunschweig 1738. Das Eisen ist dabei gar nicht berück- sichtigt und hat das Werk für den Eisenhüttenmann höchstens da- durch ein Interesse, daſs manche Schmelzöfen mit den beim Eisen- schmelzen gebräuchlichen Ähnlichkeit haben. In dieser Beziehung dürfte namentlich auf die Flammöfen hinzuweisen sein.
Noch früher (1727 bis 1730) erschien Franz Ernst Brück- manns Werk „Magnalia Dei in Subterraneis oder Unterirdische Schatz- kammer aller Königreiche und Länder“, Helmstädt, 2 Bände, welches eine Geographie des Bergbaues genannt werden kann. Das originelle und sehr beachtenswerte Werk enthält aber ebenfalls nur wenig, was sich auf das Eisen bezieht. — Ein mineralogisches Werk, aber von hüttenmännischem Interesse, ist Joh. Friedr. Henckels Pyritologie, welche 1725 herauskam.
Der nächsten Periode gehört der als Metallurge hervorragende Joh. Andreas Cramer an, welcher von 1743 bis 1773 braun- schweigischer Kammerrat für Berg- und Hüttenwesen in Blankenburg war. Er war viel gereist und hatte sich namentlich in Holland und England aufgehalten. 1739 erschienen zu Leyden seine „Elementa artis docimasticae“, von denen 1744 eine zweite Auflage gedruckt wurde. Die Bedeutung der Schrift wird am besten dadurch illustriert, daſs die- selbe 50 Jahre später 1794 in einer Bearbeitung von Göttling unter dem Titel „Anfangsgründe der Probierkunst“ noch einmal veröffent- licht wurde. Cramers „Anfangsgründe der Metallurgie“ erschienen zuerst 1744 bis 1747, wurden später ebenfalls in verbesserter Auflage in drei Bänden 1774 neu gedruckt. Auch in diesem Werke findet der Eisenhüttenmann nichts Neues.
Eine für seine Zeit vortreffliche Schrift waren C. E. Gellerts „Anfangsgründe zur metallurgischen Chemie“, zwei Bände 1750.
Gellert, der Bruder des bekannten Dichters, war geboren am 11. August 1713 zu Hainichen bei Freiberg. Er wirkte von 1736/37 als Professor am Gymnasium in St. Petersburg und war dann bis 1746 oder 1747 Adjunkt der Akademie der Wissenschaften daselbst. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland hielt er die ersten metal-
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
In Deutschland ist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
über das Eisenhüttenwesen fast gar nichts geschrieben worden. Dieser
Zweig der Metallurgie wurde am wenigsten beachtet. Dies zeigt sich
um so deutlicher, als die übrigen Zweige der Metallurgie in jenem
Zeitabschnitte mit Eifer betrieben wurden. Die Metallhüttenkunde
fand sogar eine ganz vortreffliche Bearbeitung in dem groſsen Werke
von Ch. A. Schlüter „Gründlicher Unterricht von den Hütten-
werken“, Braunschweig 1738. Das Eisen ist dabei gar nicht berück-
sichtigt und hat das Werk für den Eisenhüttenmann höchstens da-
durch ein Interesse, daſs manche Schmelzöfen mit den beim Eisen-
schmelzen gebräuchlichen Ähnlichkeit haben. In dieser Beziehung
dürfte namentlich auf die Flammöfen hinzuweisen sein.
Noch früher (1727 bis 1730) erschien Franz Ernst Brück-
manns Werk „Magnalia Dei in Subterraneis oder Unterirdische Schatz-
kammer aller Königreiche und Länder“, Helmstädt, 2 Bände, welches
eine Geographie des Bergbaues genannt werden kann. Das originelle
und sehr beachtenswerte Werk enthält aber ebenfalls nur wenig, was
sich auf das Eisen bezieht. — Ein mineralogisches Werk, aber von
hüttenmännischem Interesse, ist Joh. Friedr. Henckels Pyritologie,
welche 1725 herauskam.
Der nächsten Periode gehört der als Metallurge hervorragende
Joh. Andreas Cramer an, welcher von 1743 bis 1773 braun-
schweigischer Kammerrat für Berg- und Hüttenwesen in Blankenburg
war. Er war viel gereist und hatte sich namentlich in Holland und
England aufgehalten. 1739 erschienen zu Leyden seine „Elementa artis
docimasticae“, von denen 1744 eine zweite Auflage gedruckt wurde.
Die Bedeutung der Schrift wird am besten dadurch illustriert, daſs die-
selbe 50 Jahre später 1794 in einer Bearbeitung von Göttling unter
dem Titel „Anfangsgründe der Probierkunst“ noch einmal veröffent-
licht wurde. Cramers „Anfangsgründe der Metallurgie“ erschienen
zuerst 1744 bis 1747, wurden später ebenfalls in verbesserter Auflage
in drei Bänden 1774 neu gedruckt. Auch in diesem Werke findet
der Eisenhüttenmann nichts Neues.
Eine für seine Zeit vortreffliche Schrift waren C. E. Gellerts
„Anfangsgründe zur metallurgischen Chemie“, zwei Bände 1750.
Gellert, der Bruder des bekannten Dichters, war geboren am
11. August 1713 zu Hainichen bei Freiberg. Er wirkte von 1736/37
als Professor am Gymnasium in St. Petersburg und war dann bis
1746 oder 1747 Adjunkt der Akademie der Wissenschaften daselbst.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland hielt er die ersten metal-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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