Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Litteratur im 18. Jahrhundert.
so fasste auch schon Justi, in voller Würdigung der hohen Bedeutung
derselben, den Plan, eine deutsche Übersetzung davon herauszugeben.
Leider ist dieselbe aber so schlecht ausgefallen wie nur möglich. Die
ersten Abschnitte der Abhandlung von Courtivron und Bouchu,
die er im zweiten Bande des Schauplatzes in eigener Übersetzung
veröffentlichte, sind recht mangelhaft, der Hauptteil des Werkes
aber, den er in der Übersetzung eines Gehülfen im dritten Bande
erscheinen liess, ist geradezu abscheulich, vieles ganz unverständlich,
vieles falsch und dabei ein Deutsch, dass man glauben muss, der Über-
setzer habe weder die französische noch die deutsche Sprache gekannt.
Dass Justi uns die Übersetzung des Werkes von Swedenborg,
welches den grössten Teil der französischen Abhandlung ausmacht,
erlassen hat, weil sie, wie er in charakteristischem Dünkel schreibt,
"für Teutschland, wo man in den metallurgischen Wissenschaften viel
weiter gekommen ist, als in Frankreich, nicht wichtig sei", müssen
wir unter diesen Umständen ihm fast dankbar anerkennen, um so
mehr, da er an deren Stelle einen recht verdienstlichen Aufsatz des
Grafen Johann Christian zu Solms-Baruth über das Eisen-
hüttenwerk in Baruth veröffentlicht hat.

Die Abhandlung von v. Courtivron und Bouchu erlangte
grosse Anerkennung und Bedeutung namentlich in Frankreich, wo
sie das Fundamentalwerk der Eisenhüttenkunde blieb bis zum Er-
scheinen der "Siderstechnie" von Hassenfratz im Jahre 1810. Auch
die mit vielen Abbildungen ausgestattete Abhandlung "Forges ou art
du fer" von Grignon in der "Encyclopedie Methodique" ist im
Wesentlichen nur eine Bearbeitung der Schrift von v. Courtivron
und Bouchu.

Einige biographische Notizen über die erwähnten Schriftsteller
dürften deshalb von Interesse sein. Gaspard le Compasseur de
Crequi-Montfort, Marquis de Courtivron
, war ebenso berühmt
als Feldherr, wie als Gelehrter. Er wurde geboren im Jahre 1715.
Von seiner Jugend und seinem Studiengang wissen wir nur wenig.
Wegen seiner grossen mathematischen und technischen Kenntnisse
wurde er 1744 zum Adjoint-mecanicien der Akademie der Wissen-
schaften ernannt.

Die Verwaltung seiner Güter hielt ihn später viel von Paris
entfernt, die Akademie ehrte ihn aber, indem sie ihm den Titel
Pensionaire veteran erteilte. Da er auf seinen Gütern Eisenbergwerke
und Hütten besass, so beschäftigte er sich mit Vorliebe mit dem
Eisenhüttenwesen und veröffentlichte 1747 eine Abhandlung über die

Beck, Geschichte des Eisens. 3

Litteratur im 18. Jahrhundert.
so faſste auch schon Justi, in voller Würdigung der hohen Bedeutung
derselben, den Plan, eine deutsche Übersetzung davon herauszugeben.
Leider ist dieselbe aber so schlecht ausgefallen wie nur möglich. Die
ersten Abschnitte der Abhandlung von Courtivron und Bouchu,
die er im zweiten Bande des Schauplatzes in eigener Übersetzung
veröffentlichte, sind recht mangelhaft, der Hauptteil des Werkes
aber, den er in der Übersetzung eines Gehülfen im dritten Bande
erscheinen lieſs, ist geradezu abscheulich, vieles ganz unverständlich,
vieles falsch und dabei ein Deutsch, daſs man glauben muſs, der Über-
setzer habe weder die französische noch die deutsche Sprache gekannt.
Daſs Justi uns die Übersetzung des Werkes von Swedenborg,
welches den gröſsten Teil der französischen Abhandlung ausmacht,
erlassen hat, weil sie, wie er in charakteristischem Dünkel schreibt,
„für Teutschland, wo man in den metallurgischen Wissenschaften viel
weiter gekommen ist, als in Frankreich, nicht wichtig sei“, müssen
wir unter diesen Umständen ihm fast dankbar anerkennen, um so
mehr, da er an deren Stelle einen recht verdienstlichen Aufsatz des
Grafen Johann Christian zu Solms-Baruth über das Eisen-
hüttenwerk in Baruth veröffentlicht hat.

Die Abhandlung von v. Courtivron und Bouchu erlangte
groſse Anerkennung und Bedeutung namentlich in Frankreich, wo
sie das Fundamentalwerk der Eisenhüttenkunde blieb bis zum Er-
scheinen der „Siderstechnie“ von Hassenfratz im Jahre 1810. Auch
die mit vielen Abbildungen ausgestattete Abhandlung „Forges ou art
du fer“ von Grignon in der „Encyclopédie Méthodique“ ist im
Wesentlichen nur eine Bearbeitung der Schrift von v. Courtivron
und Bouchu.

Einige biographische Notizen über die erwähnten Schriftsteller
dürften deshalb von Interesse sein. Gaspard le Compasseur de
Créqui-Montfort, Marquis de Courtivron
, war ebenso berühmt
als Feldherr, wie als Gelehrter. Er wurde geboren im Jahre 1715.
Von seiner Jugend und seinem Studiengang wissen wir nur wenig.
Wegen seiner groſsen mathematischen und technischen Kenntnisse
wurde er 1744 zum Adjoint-mécanicien der Akademie der Wissen-
schaften ernannt.

Die Verwaltung seiner Güter hielt ihn später viel von Paris
entfernt, die Akademie ehrte ihn aber, indem sie ihm den Titel
Pensionaire vétéran erteilte. Da er auf seinen Gütern Eisenbergwerke
und Hütten besaſs, so beschäftigte er sich mit Vorliebe mit dem
Eisenhüttenwesen und veröffentlichte 1747 eine Abhandlung über die

Beck, Geschichte des Eisens. 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0047" n="33"/><fw place="top" type="header">Litteratur im 18. Jahrhundert.</fw><lb/>
so fa&#x017F;ste auch schon <hi rendition="#g">Justi</hi>, in voller Würdigung der hohen Bedeutung<lb/>
derselben, den Plan, eine deutsche Übersetzung davon herauszugeben.<lb/>
Leider ist dieselbe aber so schlecht ausgefallen wie nur möglich. Die<lb/>
ersten Abschnitte der Abhandlung von <hi rendition="#g">Courtivron</hi> und <hi rendition="#g">Bouchu</hi>,<lb/>
die er im zweiten Bande des Schauplatzes in eigener Übersetzung<lb/>
veröffentlichte, sind recht mangelhaft, der Hauptteil des Werkes<lb/>
aber, den er in der Übersetzung eines Gehülfen im dritten Bande<lb/>
erscheinen lie&#x017F;s, ist geradezu abscheulich, vieles ganz unverständlich,<lb/>
vieles falsch und dabei ein Deutsch, da&#x017F;s man glauben mu&#x017F;s, der Über-<lb/>
setzer habe weder die französische noch die deutsche Sprache gekannt.<lb/>
Da&#x017F;s <hi rendition="#g">Justi</hi> uns die Übersetzung des Werkes von <hi rendition="#g">Swedenborg</hi>,<lb/>
welches den grö&#x017F;sten Teil der französischen Abhandlung ausmacht,<lb/>
erlassen hat, weil sie, wie er in charakteristischem Dünkel schreibt,<lb/>
&#x201E;für Teutschland, wo man in den metallurgischen Wissenschaften viel<lb/>
weiter gekommen ist, als in Frankreich, nicht wichtig sei&#x201C;, müssen<lb/>
wir unter diesen Umständen ihm fast dankbar anerkennen, um so<lb/>
mehr, da er an deren Stelle einen recht verdienstlichen Aufsatz des<lb/>
Grafen <hi rendition="#g">Johann Christian zu Solms-Baruth</hi> über das Eisen-<lb/>
hüttenwerk in Baruth veröffentlicht hat.</p><lb/>
            <p>Die Abhandlung von v. <hi rendition="#g">Courtivron</hi> und <hi rendition="#g">Bouchu</hi> erlangte<lb/>
gro&#x017F;se Anerkennung und Bedeutung namentlich in Frankreich, wo<lb/>
sie das Fundamentalwerk der Eisenhüttenkunde blieb bis zum Er-<lb/>
scheinen der &#x201E;Siderstechnie&#x201C; von Hassenfratz im Jahre 1810. Auch<lb/>
die mit vielen Abbildungen ausgestattete Abhandlung &#x201E;Forges ou art<lb/>
du fer&#x201C; von <hi rendition="#g">Grignon</hi> in der &#x201E;Encyclopédie Méthodique&#x201C; ist im<lb/>
Wesentlichen nur eine Bearbeitung der Schrift von v. <hi rendition="#g">Courtivron</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">Bouchu</hi>.</p><lb/>
            <p>Einige biographische Notizen über die erwähnten Schriftsteller<lb/>
dürften deshalb von Interesse sein. <hi rendition="#g">Gaspard le Compasseur de<lb/>
Créqui-Montfort, Marquis de Courtivron</hi>, war ebenso berühmt<lb/>
als Feldherr, wie als Gelehrter. Er wurde geboren im Jahre 1715.<lb/>
Von seiner Jugend und seinem Studiengang wissen wir nur wenig.<lb/>
Wegen seiner gro&#x017F;sen mathematischen und technischen Kenntnisse<lb/>
wurde er 1744 zum Adjoint-mécanicien der Akademie der Wissen-<lb/>
schaften ernannt.</p><lb/>
            <p>Die Verwaltung seiner Güter hielt ihn später viel von Paris<lb/>
entfernt, die Akademie ehrte ihn aber, indem sie ihm den Titel<lb/>
Pensionaire vétéran erteilte. Da er auf seinen Gütern Eisenbergwerke<lb/>
und Hütten besa&#x017F;s, so beschäftigte er sich mit Vorliebe mit dem<lb/>
Eisenhüttenwesen und veröffentlichte 1747 eine Abhandlung über die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 3</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0047] Litteratur im 18. Jahrhundert. so faſste auch schon Justi, in voller Würdigung der hohen Bedeutung derselben, den Plan, eine deutsche Übersetzung davon herauszugeben. Leider ist dieselbe aber so schlecht ausgefallen wie nur möglich. Die ersten Abschnitte der Abhandlung von Courtivron und Bouchu, die er im zweiten Bande des Schauplatzes in eigener Übersetzung veröffentlichte, sind recht mangelhaft, der Hauptteil des Werkes aber, den er in der Übersetzung eines Gehülfen im dritten Bande erscheinen lieſs, ist geradezu abscheulich, vieles ganz unverständlich, vieles falsch und dabei ein Deutsch, daſs man glauben muſs, der Über- setzer habe weder die französische noch die deutsche Sprache gekannt. Daſs Justi uns die Übersetzung des Werkes von Swedenborg, welches den gröſsten Teil der französischen Abhandlung ausmacht, erlassen hat, weil sie, wie er in charakteristischem Dünkel schreibt, „für Teutschland, wo man in den metallurgischen Wissenschaften viel weiter gekommen ist, als in Frankreich, nicht wichtig sei“, müssen wir unter diesen Umständen ihm fast dankbar anerkennen, um so mehr, da er an deren Stelle einen recht verdienstlichen Aufsatz des Grafen Johann Christian zu Solms-Baruth über das Eisen- hüttenwerk in Baruth veröffentlicht hat. Die Abhandlung von v. Courtivron und Bouchu erlangte groſse Anerkennung und Bedeutung namentlich in Frankreich, wo sie das Fundamentalwerk der Eisenhüttenkunde blieb bis zum Er- scheinen der „Siderstechnie“ von Hassenfratz im Jahre 1810. Auch die mit vielen Abbildungen ausgestattete Abhandlung „Forges ou art du fer“ von Grignon in der „Encyclopédie Méthodique“ ist im Wesentlichen nur eine Bearbeitung der Schrift von v. Courtivron und Bouchu. Einige biographische Notizen über die erwähnten Schriftsteller dürften deshalb von Interesse sein. Gaspard le Compasseur de Créqui-Montfort, Marquis de Courtivron, war ebenso berühmt als Feldherr, wie als Gelehrter. Er wurde geboren im Jahre 1715. Von seiner Jugend und seinem Studiengang wissen wir nur wenig. Wegen seiner groſsen mathematischen und technischen Kenntnisse wurde er 1744 zum Adjoint-mécanicien der Akademie der Wissen- schaften ernannt. Die Verwaltung seiner Güter hielt ihn später viel von Paris entfernt, die Akademie ehrte ihn aber, indem sie ihm den Titel Pensionaire vétéran erteilte. Da er auf seinen Gütern Eisenbergwerke und Hütten besaſs, so beschäftigte er sich mit Vorliebe mit dem Eisenhüttenwesen und veröffentlichte 1747 eine Abhandlung über die Beck, Geschichte des Eisens. 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/47
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/47>, abgerufen am 28.04.2024.