Schauplatzes enthalten (Band I, Kohlenbrennen, Ankerschmiede, Nadelfabrikation, Band II und III, von den Eisenhämmern und hohen Öfen) und sind teils unter Reaumurs Namen erschienen, teils sind hinterlassene Aufsätze von ihm zu Grunde gelegt; die umfassendste ist die von dem Marquis de Courtivron und Bouchu verfasste weitläufige Arbeit "Art de Forges et Fourneaux a fer".
Der Text ist von Bouchu unter ausgedehnter Benutzung der von Reaumur hinterlassenen Handschriften und Zeichnungen, sowie verschiedener Beiträge anderer Schriftsteller und einer Übersetzung des grössten Teiles von Swedenborgs Werk "De ferro" abgefasst. Der Marquis von Courtivron scheint hauptsächlich nur einige Tafeln Zeichnungen geliefert zu haben. Der Abschnitt über Eisengiesserei rührt grösstenteils von Duhamel her, dem noch ein besonderer Aufsatz von Deparcieux über Röhrenguss hinzugefügt ist. Das ganze Werk ist wenig einheitlich und in vieler Beziehung recht mangelhaft. Man versteht erst dieser Arbeit gegenüber Reaumurs Scheu, seine unvollendeten Schriften der Öffentlichkeit zu übergeben. Bouchu hat es gewagt, allerdings mit mehr Kühnheit als Verständnis. Seine weitläufigen theoretischen Erörterungen sind oft geradezu schwach, z. B. seine Betrachtungen über die Entstehung der Erzgänge, über das Feuer, über Zuschläge und Schlackenbildung. Das beste ist das, was nicht von Bouchu herrührt, besonders die Bruchstücke von Reaumur; aber auch Duhamels und Deparcieux' Aufsätze über die Giesserei sind sehr sachlich und gut. Die Beschreibung der Fabri- kation von Schmiedeisen und Stahl ist aus Swedenborg, "De ferro", übersetzt. Trotz aller Mängel verdienen die Verfasser unsere volle Anerkennung dafür, dass sie das Werk verfasst und herausgegeben haben. Trotz seiner Schwächen ist es die vollständigste Eisenhütten- kunde, welche bis dahin erschienen war und ist es bis auf Rinmans Geschichte des Eisens im vorigen Jahrhundert geblieben. Auch müssen wir den Verfassern dafür danken, dass sie viele Aufzeichnun- gen Reaumurs veröffentlicht und dadurch gerettet haben. Wäre es auch vielleicht wünschenswerter gewesen, wenn alle hinterlassenen Schriften Reaumurs über die Eisenindustrie unverkürzt heraus- gegeben worden wären, so war dies doch in jener Zeit kaum aus- führbar und wir müssen froh sein, dass auf diese Art wenigstens ein Teil der für die Geschichte des Eisenhüttenwesens so wichtigen Schriften erhalten worden sind. Was von Justis Übersetzung be- trifft, so beruht ihr Verdienst fast nur darin, dass sie so rasch er- schienen ist. Die ersten Hefte waren kaum im Druck veröffentlicht,
Litteratur im 18. Jahrhundert.
Schauplatzes enthalten (Band I, Kohlenbrennen, Ankerschmiede, Nadelfabrikation, Band II und III, von den Eisenhämmern und hohen Öfen) und sind teils unter Reaumurs Namen erschienen, teils sind hinterlassene Aufsätze von ihm zu Grunde gelegt; die umfassendste ist die von dem Marquis de Courtivron und Bouchu verfaſste weitläufige Arbeit „Art de Forges et Fourneaux à fer“.
Der Text ist von Bouchu unter ausgedehnter Benutzung der von Reaumur hinterlassenen Handschriften und Zeichnungen, sowie verschiedener Beiträge anderer Schriftsteller und einer Übersetzung des gröſsten Teiles von Swedenborgs Werk „De ferro“ abgefaſst. Der Marquis von Courtivron scheint hauptsächlich nur einige Tafeln Zeichnungen geliefert zu haben. Der Abschnitt über Eisengieſserei rührt gröſstenteils von Duhamel her, dem noch ein besonderer Aufsatz von Deparcieux über Röhrenguſs hinzugefügt ist. Das ganze Werk ist wenig einheitlich und in vieler Beziehung recht mangelhaft. Man versteht erst dieser Arbeit gegenüber Reaumurs Scheu, seine unvollendeten Schriften der Öffentlichkeit zu übergeben. Bouchu hat es gewagt, allerdings mit mehr Kühnheit als Verständnis. Seine weitläufigen theoretischen Erörterungen sind oft geradezu schwach, z. B. seine Betrachtungen über die Entstehung der Erzgänge, über das Feuer, über Zuschläge und Schlackenbildung. Das beste ist das, was nicht von Bouchu herrührt, besonders die Bruchstücke von Reaumur; aber auch Duhamels und Deparcieux’ Aufsätze über die Gieſserei sind sehr sachlich und gut. Die Beschreibung der Fabri- kation von Schmiedeisen und Stahl ist aus Swedenborg, „De ferro“, übersetzt. Trotz aller Mängel verdienen die Verfasser unsere volle Anerkennung dafür, daſs sie das Werk verfaſst und herausgegeben haben. Trotz seiner Schwächen ist es die vollständigste Eisenhütten- kunde, welche bis dahin erschienen war und ist es bis auf Rinmans Geschichte des Eisens im vorigen Jahrhundert geblieben. Auch müssen wir den Verfassern dafür danken, daſs sie viele Aufzeichnun- gen Reaumurs veröffentlicht und dadurch gerettet haben. Wäre es auch vielleicht wünschenswerter gewesen, wenn alle hinterlassenen Schriften Reaumurs über die Eisenindustrie unverkürzt heraus- gegeben worden wären, so war dies doch in jener Zeit kaum aus- führbar und wir müssen froh sein, daſs auf diese Art wenigstens ein Teil der für die Geschichte des Eisenhüttenwesens so wichtigen Schriften erhalten worden sind. Was von Justis Übersetzung be- trifft, so beruht ihr Verdienst fast nur darin, daſs sie so rasch er- schienen ist. Die ersten Hefte waren kaum im Druck veröffentlicht,
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
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Nadelfabrikation, Band II und III, von den Eisenhämmern und hohen
Öfen) und sind teils unter Reaumurs Namen erschienen, teils sind
hinterlassene Aufsätze von ihm zu Grunde gelegt; die umfassendste
ist die von dem Marquis de Courtivron und Bouchu verfaſste
weitläufige Arbeit „Art de Forges et Fourneaux à fer“.
Der Text ist von Bouchu unter ausgedehnter Benutzung der
von Reaumur hinterlassenen Handschriften und Zeichnungen, sowie
verschiedener Beiträge anderer Schriftsteller und einer Übersetzung des
gröſsten Teiles von Swedenborgs Werk „De ferro“ abgefaſst. Der
Marquis von Courtivron scheint hauptsächlich nur einige Tafeln
Zeichnungen geliefert zu haben. Der Abschnitt über Eisengieſserei
rührt gröſstenteils von Duhamel her, dem noch ein besonderer
Aufsatz von Deparcieux über Röhrenguſs hinzugefügt ist. Das ganze
Werk ist wenig einheitlich und in vieler Beziehung recht mangelhaft.
Man versteht erst dieser Arbeit gegenüber Reaumurs Scheu, seine
unvollendeten Schriften der Öffentlichkeit zu übergeben. Bouchu
hat es gewagt, allerdings mit mehr Kühnheit als Verständnis. Seine
weitläufigen theoretischen Erörterungen sind oft geradezu schwach,
z. B. seine Betrachtungen über die Entstehung der Erzgänge, über
das Feuer, über Zuschläge und Schlackenbildung. Das beste ist das,
was nicht von Bouchu herrührt, besonders die Bruchstücke von
Reaumur; aber auch Duhamels und Deparcieux’ Aufsätze über
die Gieſserei sind sehr sachlich und gut. Die Beschreibung der Fabri-
kation von Schmiedeisen und Stahl ist aus Swedenborg, „De ferro“,
übersetzt. Trotz aller Mängel verdienen die Verfasser unsere volle
Anerkennung dafür, daſs sie das Werk verfaſst und herausgegeben
haben. Trotz seiner Schwächen ist es die vollständigste Eisenhütten-
kunde, welche bis dahin erschienen war und ist es bis auf Rinmans
Geschichte des Eisens im vorigen Jahrhundert geblieben. Auch
müssen wir den Verfassern dafür danken, daſs sie viele Aufzeichnun-
gen Reaumurs veröffentlicht und dadurch gerettet haben. Wäre es
auch vielleicht wünschenswerter gewesen, wenn alle hinterlassenen
Schriften Reaumurs über die Eisenindustrie unverkürzt heraus-
gegeben worden wären, so war dies doch in jener Zeit kaum aus-
führbar und wir müssen froh sein, daſs auf diese Art wenigstens
ein Teil der für die Geschichte des Eisenhüttenwesens so wichtigen
Schriften erhalten worden sind. Was von Justis Übersetzung be-
trifft, so beruht ihr Verdienst fast nur darin, daſs sie so rasch er-
schienen ist. Die ersten Hefte waren kaum im Druck veröffentlicht,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/46>, abgerufen am 21.11.2024.
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