vorwärts, und zwar gerade so weit, als sie sich vorher zurückbewegt hatte, fasst den Draht, indem sie sich im Augenblick der Rückwärts- bewegung wieder schliesst, von neuem und zieht den Draht wie zuvor ein Stück durch das Zieheisen. So geht die Zange immer hin und her und reisst bei jedem Rückgange den Draht ein Stück durch das Zieheisen. Die hin- und hergehende Bewegung wird durch einen Hebel vermittelt, welcher durch Daumen oder Kammen an einer Welle
[Abbildung]
Fig. 122.
hin- und herbewegt wird. So sehen wir es schon in der Abbildung von Weigel (Bd. II, S. 976). Einen anderen Bewegungsmecha- nismus hat Sturm in seiner Mühlenbau- kunst 1718 vorgeschlagen (Fig. 122). Hier ist die Schere A mit einem Schlitten in Verbindung, welcher durch einen halben Trieb U, der in eine doppelte Zahnführung eingreift, vorwärts und rückwärts geschoben wird. Beim Ziehen schliesst sich die Zange A und fasst den Draht, während sie ihn beim Rückgange auslässt, wobei sich aber die Zange nicht mehr öffnen kann, als es die Hebel, welche bei C D an den Seiten- führungen H J und K L gleiten, gestatten. Obgleich nichts davon bekannt ist, dass diese Konstruktion in der Praxis Eingang ge- funden hat, so ist sie doch von historischem Interesse. Sturm schreibt, er habe zwar solche Drahtmühlen bei Nürnberg oft ge- sehen, doch habe er nie den Bewegungs- mechanismus der Zangen beobachten können. -- "In diesen Eisendrahtmühlen bei Nürn- berg sind grosse Zangen, welche durch eine Maschine hin und her getrieben werden, welche, nachdem die Stange ein wenig spitz gefeilt und durch ein Loch in einem Amboss (Zieheisen!) gesteckt worden, nach demselben zugeht, sich davor öffnet und das durchgesteckte Ende der Stange ergreift, sobald aber sich fester wieder zusammenthut und zurückgehend die Stange mit nach sich zieht und also dünner und länger machet; sobald die Zange ihren Rückgang absolvieret, thut sie sich auf und lässet die Stange an dem Ende, wo sie dieselbe gefasst hatte, los, ergreifet sie hingegen an dem Amboss und zieht sie weiter
Drahtzieherei. Nähnadelfabrikation.
vorwärts, und zwar gerade so weit, als sie sich vorher zurückbewegt hatte, faſst den Draht, indem sie sich im Augenblick der Rückwärts- bewegung wieder schlieſst, von neuem und zieht den Draht wie zuvor ein Stück durch das Zieheisen. So geht die Zange immer hin und her und reiſst bei jedem Rückgange den Draht ein Stück durch das Zieheisen. Die hin- und hergehende Bewegung wird durch einen Hebel vermittelt, welcher durch Daumen oder Kammen an einer Welle
[Abbildung]
Fig. 122.
hin- und herbewegt wird. So sehen wir es schon in der Abbildung von Weigel (Bd. II, S. 976). Einen anderen Bewegungsmecha- nismus hat Sturm in seiner Mühlenbau- kunst 1718 vorgeschlagen (Fig. 122). Hier ist die Schere A mit einem Schlitten in Verbindung, welcher durch einen halben Trieb U, der in eine doppelte Zahnführung eingreift, vorwärts und rückwärts geschoben wird. Beim Ziehen schlieſst sich die Zange A und faſst den Draht, während sie ihn beim Rückgange ausläſst, wobei sich aber die Zange nicht mehr öffnen kann, als es die Hebel, welche bei C D an den Seiten- führungen H J und K L gleiten, gestatten. Obgleich nichts davon bekannt ist, daſs diese Konstruktion in der Praxis Eingang ge- funden hat, so ist sie doch von historischem Interesse. Sturm schreibt, er habe zwar solche Drahtmühlen bei Nürnberg oft ge- sehen, doch habe er nie den Bewegungs- mechanismus der Zangen beobachten können. — „In diesen Eisendrahtmühlen bei Nürn- berg sind groſse Zangen, welche durch eine Maschine hin und her getrieben werden, welche, nachdem die Stange ein wenig spitz gefeilt und durch ein Loch in einem Amboſs (Zieheisen!) gesteckt worden, nach demselben zugeht, sich davor öffnet und das durchgesteckte Ende der Stange ergreift, sobald aber sich fester wieder zusammenthut und zurückgehend die Stange mit nach sich zieht und also dünner und länger machet; sobald die Zange ihren Rückgang absolvieret, thut sie sich auf und lässet die Stange an dem Ende, wo sie dieselbe gefaſst hatte, los, ergreifet sie hingegen an dem Amboſs und zieht sie weiter
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Drahtzieherei. Nähnadelfabrikation.
vorwärts, und zwar gerade so weit, als sie sich vorher zurückbewegt
hatte, faſst den Draht, indem sie sich im Augenblick der Rückwärts-
bewegung wieder schlieſst, von neuem und zieht den Draht wie zuvor
ein Stück durch das Zieheisen. So geht die Zange immer hin und
her und reiſst bei jedem Rückgange den Draht ein Stück durch das
Zieheisen. Die hin- und hergehende Bewegung wird durch einen
Hebel vermittelt, welcher durch Daumen oder Kammen an einer Welle
[Abbildung Fig. 122.]
hin- und herbewegt wird. So sehen wir es
schon in der Abbildung von Weigel (Bd. II,
S. 976). Einen anderen Bewegungsmecha-
nismus hat Sturm in seiner Mühlenbau-
kunst 1718 vorgeschlagen (Fig. 122). Hier
ist die Schere A mit einem Schlitten in
Verbindung, welcher durch einen halben
Trieb U, der in eine doppelte Zahnführung
eingreift, vorwärts und rückwärts geschoben
wird. Beim Ziehen schlieſst sich die Zange
A und faſst den Draht, während sie ihn
beim Rückgange ausläſst, wobei sich aber
die Zange nicht mehr öffnen kann, als es
die Hebel, welche bei C D an den Seiten-
führungen H J und K L gleiten, gestatten.
Obgleich nichts davon bekannt ist, daſs diese
Konstruktion in der Praxis Eingang ge-
funden hat, so ist sie doch von historischem
Interesse. Sturm schreibt, er habe zwar
solche Drahtmühlen bei Nürnberg oft ge-
sehen, doch habe er nie den Bewegungs-
mechanismus der Zangen beobachten können.
— „In diesen Eisendrahtmühlen bei Nürn-
berg sind groſse Zangen, welche durch eine
Maschine hin und her getrieben werden,
welche, nachdem die Stange ein wenig spitz
gefeilt und durch ein Loch in einem Amboſs (Zieheisen!) gesteckt worden,
nach demselben zugeht, sich davor öffnet und das durchgesteckte Ende
der Stange ergreift, sobald aber sich fester wieder zusammenthut und
zurückgehend die Stange mit nach sich zieht und also dünner und
länger machet; sobald die Zange ihren Rückgang absolvieret, thut sie
sich auf und lässet die Stange an dem Ende, wo sie dieselbe gefaſst
hatte, los, ergreifet sie hingegen an dem Amboſs und zieht sie weiter
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/472>, abgerufen am 22.11.2024.
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