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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Drahtzieherei. Nähnadelfabrikation.
Nähnadeln wurden in Weissblechbüchsen (tin cases) verpackt und
verschickt.

Man machte die englischen Nähnadeln nicht nur aus Eisendraht,
indem man sie nachher cementierte, sondern auch aus gewöhnlichem
Stahldraht und aus Gussstahldraht. Die Nadeln mussten bis zu ihrer
Vollendung durch mehr als 60 Prozesse gehen.

In Schwabach war der Gang der Fabrikation etwa folgender:
Der meist von den thüringischen Drahthütten bei Schmalkalden und
Steinback erhaltene Draht wurde auf dem Richtholz gerade gezogen,
mit der Schrotschere bündelweise in sogenannte Schaften oder
Schachten, von denen ein jeder zwei Nadellängen lang war, zerschnitten.
Die geschnittenen Schafte wurden zwischen zwei glatten eisernen
Platten gerichtet und dann zugespitzt. Das Zuspitzen oder Schleifen
der beiden Enden geschah ähnlich wie beim Spitzen der Nähnadeln,
nur wendete man meistens statt des Spitzringes runde, vom Wasser
bewegte Schleifsteine an. Dieses Schleifen geschah trocken. Der
Arbeiter erfasste, wie bei dem Schleifen der Stecknadeln, eine grössere
Anzahl Schafte und spitzte diese gleichzeitig unter fortwährendem
Drehen mit der Hand. Die zugespitzten Schafte wurden mit der
Schrotschere in der Mitte durchgeschroten. Das Öhrende wurde mit
einer krummen Feile befeilt und diesem Ende auf beiden Seiten des
Kopfes mit derselben Feile ein Strich gegeben. In diese mit der
Feile bezeichnete Stelle wurde mit einem feinen Drillbohrer ein Loch
gebohrt und die länglichen Augen mit der Filzfeile eingefilzt. Alle
diese Arbeiten geschahen noch mit der Hand. Die fertigen Nadeln
wurden dann in eine Beize von saurem Bier gelegt und wenn sie aus
derselben herausgenommen waren, scheuerte man sie zuerst mit Essig,
dann mit Wasser und trocknete sie mit Kleien oder Sägespänen in
einem beweglichen Fass, in welchem man sie schüttelte. In England
bediente man sich zum Scheuern der Nadeln einer besonderen
Maschine, welche durch eine horizontale Windmühle bewegt wurde.
Alsdann wurden die Nadeln wieder gehärtet, was auf verschiedene
Art geschah. Gewöhnlich wurden die Nähnadeln in grosse irdene
Töpfe geschüttet, und zwischen jede Lage zartgeschnittene spanische
Seife und Hornspäne gethan; der mit diesem Gemenge gefüllte Topf
wurde rotglühend gemacht, die glühenden Nadeln wurden in Härte-
wasser geschüttet, alsdann mit sehr feinem Sand gescheuert, hierauf
nach ihren verschiedenen Nummern und Sorten pfundweise in Packete
gepackt.

Die eckigen Nadeln erhielten ihre Gestalt in einem dreieckigen

Drahtzieherei. Nähnadelfabrikation.
Nähnadeln wurden in Weiſsblechbüchsen (tin cases) verpackt und
verschickt.

Man machte die englischen Nähnadeln nicht nur aus Eisendraht,
indem man sie nachher cementierte, sondern auch aus gewöhnlichem
Stahldraht und aus Guſsstahldraht. Die Nadeln muſsten bis zu ihrer
Vollendung durch mehr als 60 Prozesse gehen.

In Schwabach war der Gang der Fabrikation etwa folgender:
Der meist von den thüringischen Drahthütten bei Schmalkalden und
Steinback erhaltene Draht wurde auf dem Richtholz gerade gezogen,
mit der Schrotschere bündelweise in sogenannte Schaften oder
Schachten, von denen ein jeder zwei Nadellängen lang war, zerschnitten.
Die geschnittenen Schafte wurden zwischen zwei glatten eisernen
Platten gerichtet und dann zugespitzt. Das Zuspitzen oder Schleifen
der beiden Enden geschah ähnlich wie beim Spitzen der Nähnadeln,
nur wendete man meistens statt des Spitzringes runde, vom Wasser
bewegte Schleifsteine an. Dieses Schleifen geschah trocken. Der
Arbeiter erfaſste, wie bei dem Schleifen der Stecknadeln, eine gröſsere
Anzahl Schafte und spitzte diese gleichzeitig unter fortwährendem
Drehen mit der Hand. Die zugespitzten Schafte wurden mit der
Schrotschere in der Mitte durchgeschroten. Das Öhrende wurde mit
einer krummen Feile befeilt und diesem Ende auf beiden Seiten des
Kopfes mit derselben Feile ein Strich gegeben. In diese mit der
Feile bezeichnete Stelle wurde mit einem feinen Drillbohrer ein Loch
gebohrt und die länglichen Augen mit der Filzfeile eingefilzt. Alle
diese Arbeiten geschahen noch mit der Hand. Die fertigen Nadeln
wurden dann in eine Beize von saurem Bier gelegt und wenn sie aus
derselben herausgenommen waren, scheuerte man sie zuerst mit Essig,
dann mit Wasser und trocknete sie mit Kleien oder Sägespänen in
einem beweglichen Faſs, in welchem man sie schüttelte. In England
bediente man sich zum Scheuern der Nadeln einer besonderen
Maschine, welche durch eine horizontale Windmühle bewegt wurde.
Alsdann wurden die Nadeln wieder gehärtet, was auf verschiedene
Art geschah. Gewöhnlich wurden die Nähnadeln in groſse irdene
Töpfe geschüttet, und zwischen jede Lage zartgeschnittene spanische
Seife und Hornspäne gethan; der mit diesem Gemenge gefüllte Topf
wurde rotglühend gemacht, die glühenden Nadeln wurden in Härte-
wasser geschüttet, alsdann mit sehr feinem Sand gescheuert, hierauf
nach ihren verschiedenen Nummern und Sorten pfundweise in Packete
gepackt.

Die eckigen Nadeln erhielten ihre Gestalt in einem dreieckigen

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[471/0485] Drahtzieherei. Nähnadelfabrikation. Nähnadeln wurden in Weiſsblechbüchsen (tin cases) verpackt und verschickt. Man machte die englischen Nähnadeln nicht nur aus Eisendraht, indem man sie nachher cementierte, sondern auch aus gewöhnlichem Stahldraht und aus Guſsstahldraht. Die Nadeln muſsten bis zu ihrer Vollendung durch mehr als 60 Prozesse gehen. In Schwabach war der Gang der Fabrikation etwa folgender: Der meist von den thüringischen Drahthütten bei Schmalkalden und Steinback erhaltene Draht wurde auf dem Richtholz gerade gezogen, mit der Schrotschere bündelweise in sogenannte Schaften oder Schachten, von denen ein jeder zwei Nadellängen lang war, zerschnitten. Die geschnittenen Schafte wurden zwischen zwei glatten eisernen Platten gerichtet und dann zugespitzt. Das Zuspitzen oder Schleifen der beiden Enden geschah ähnlich wie beim Spitzen der Nähnadeln, nur wendete man meistens statt des Spitzringes runde, vom Wasser bewegte Schleifsteine an. Dieses Schleifen geschah trocken. Der Arbeiter erfaſste, wie bei dem Schleifen der Stecknadeln, eine gröſsere Anzahl Schafte und spitzte diese gleichzeitig unter fortwährendem Drehen mit der Hand. Die zugespitzten Schafte wurden mit der Schrotschere in der Mitte durchgeschroten. Das Öhrende wurde mit einer krummen Feile befeilt und diesem Ende auf beiden Seiten des Kopfes mit derselben Feile ein Strich gegeben. In diese mit der Feile bezeichnete Stelle wurde mit einem feinen Drillbohrer ein Loch gebohrt und die länglichen Augen mit der Filzfeile eingefilzt. Alle diese Arbeiten geschahen noch mit der Hand. Die fertigen Nadeln wurden dann in eine Beize von saurem Bier gelegt und wenn sie aus derselben herausgenommen waren, scheuerte man sie zuerst mit Essig, dann mit Wasser und trocknete sie mit Kleien oder Sägespänen in einem beweglichen Faſs, in welchem man sie schüttelte. In England bediente man sich zum Scheuern der Nadeln einer besonderen Maschine, welche durch eine horizontale Windmühle bewegt wurde. Alsdann wurden die Nadeln wieder gehärtet, was auf verschiedene Art geschah. Gewöhnlich wurden die Nähnadeln in groſse irdene Töpfe geschüttet, und zwischen jede Lage zartgeschnittene spanische Seife und Hornspäne gethan; der mit diesem Gemenge gefüllte Topf wurde rotglühend gemacht, die glühenden Nadeln wurden in Härte- wasser geschüttet, alsdann mit sehr feinem Sand gescheuert, hierauf nach ihren verschiedenen Nummern und Sorten pfundweise in Packete gepackt. Die eckigen Nadeln erhielten ihre Gestalt in einem dreieckigen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/485>, abgerufen am 22.11.2024.