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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Ambossschmieden und Waffenfabriken.
Hitzen wurde ein ganzes Rohr geschweisst. War aber das Eisen
schlecht, namentlich rotbrüchig, so ging die Arbeit, besonders das
Schweissen, schlechter von statten als bei den Handhämmern, weil
der schwerere Hammerschlag zahlreiche Risse an den Schweissstellen
veranlasste. Der Rohrschweisser war der wichtigste Arbeiter bei der
Rohrschmiede; ihn machte der Meister für alle Mängel der geschmiedeten
Rohre verantwortlich.

Die ordinären Rohre wurden der Länge nach zusammen-
geschweisst, man machte aber auch gewundene, gedrehte und damas-
zierte Rohre.

Die gewundenen oder Bandrohre (canon a ruban) wurden in
der Weise hergestellt, dass man über ein dünnes gewöhnliches Rohr
einen 1 Zoll breiten Eisenstab schraubenförmig so aufwand, dass sich
die schmalen Seiten desselben berührten. Es wurde dann stückweise
schweisswarm gemacht und unter fortwährendem Umdrehen geschweisst,
und dabei öfter auf einer Eisenplatte gestaucht. Gewöhnlich wurde
dann die ganze innere Hülse herausgebohrt.

Die gedrehten Rohre (canon tortu) wurden über einem Dorn
geschweisst.

Die damaszierten oder türkischen Flintenrohre waren in
der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sehr in Aufnahme
gekommen. Die Stäbe, aus welchen diese gewunden wurden, waren
aus abwechselnden Lagen von Eisen und Stahl zusammengeschweisst
P. Wäsström hat darüber 1773 einen Aufsatz veröffentlicht 1).
Er empfiehlt darin diese Fabrikation für Schweden und schlägt
folgendes Verfahren vor. Man wähle Stäbe von gutem, weichem
Eisen und von hartem Brennstahl und schmiede sie bis auf 1/4 Zoll
aus. Von diesen schweisst man sieben Schienen abwechselnd von Eisen
und Stahl, doch so, dass die erste und die letzte Eisen sind, zusammen
und schmiedet sie zu Flachstäben von 1 Zoll Breite aus. Diese haut
man in der halben Länge durch, schlägt sie um und schweisst die
beiden Hälften wieder zusammen, worauf man sie wieder auf dieselbe
Dicke und 1 Zoll Breite ausschmiedet. Diese Stäbe kann man so ver-
wenden; will man sie aber noch feiner haben, so kann man das Um-
schlagen u. s. w. noch ein- oder mehreremal wiederholen. Man schmiedet
die Stäbe in der Weise, dass sie an dem einen Ende, woraus man
die Pulverkammer macht, 1/6 Zoll, am andern Ende, den der Mündung,
1/8 Zoll dick macht. Dann rollt man sie schraubenförmig über ein

1) Siehe Abhandl. der Königl. Schwed. Akademie 1773, S. 290.

Amboſsschmieden und Waffenfabriken.
Hitzen wurde ein ganzes Rohr geschweiſst. War aber das Eisen
schlecht, namentlich rotbrüchig, so ging die Arbeit, besonders das
Schweiſsen, schlechter von statten als bei den Handhämmern, weil
der schwerere Hammerschlag zahlreiche Risse an den Schweiſsstellen
veranlaſste. Der Rohrschweiſser war der wichtigste Arbeiter bei der
Rohrschmiede; ihn machte der Meister für alle Mängel der geschmiedeten
Rohre verantwortlich.

Die ordinären Rohre wurden der Länge nach zusammen-
geschweiſst, man machte aber auch gewundene, gedrehte und damas-
zierte Rohre.

Die gewundenen oder Bandrohre (canon à ruban) wurden in
der Weise hergestellt, daſs man über ein dünnes gewöhnliches Rohr
einen 1 Zoll breiten Eisenstab schraubenförmig so aufwand, daſs sich
die schmalen Seiten desſelben berührten. Es wurde dann stückweise
schweiſswarm gemacht und unter fortwährendem Umdrehen geschweiſst,
und dabei öfter auf einer Eisenplatte gestaucht. Gewöhnlich wurde
dann die ganze innere Hülse herausgebohrt.

Die gedrehten Rohre (canon tortu) wurden über einem Dorn
geschweiſst.

Die damaszierten oder türkischen Flintenrohre waren in
der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sehr in Aufnahme
gekommen. Die Stäbe, aus welchen diese gewunden wurden, waren
aus abwechselnden Lagen von Eisen und Stahl zusammengeschweiſst
P. Wäsström hat darüber 1773 einen Aufsatz veröffentlicht 1).
Er empfiehlt darin diese Fabrikation für Schweden und schlägt
folgendes Verfahren vor. Man wähle Stäbe von gutem, weichem
Eisen und von hartem Brennstahl und schmiede sie bis auf ¼ Zoll
aus. Von diesen schweiſst man sieben Schienen abwechselnd von Eisen
und Stahl, doch so, daſs die erste und die letzte Eisen sind, zusammen
und schmiedet sie zu Flachstäben von 1 Zoll Breite aus. Diese haut
man in der halben Länge durch, schlägt sie um und schweiſst die
beiden Hälften wieder zusammen, worauf man sie wieder auf dieselbe
Dicke und 1 Zoll Breite ausschmiedet. Diese Stäbe kann man so ver-
wenden; will man sie aber noch feiner haben, so kann man das Um-
schlagen u. s. w. noch ein- oder mehreremal wiederholen. Man schmiedet
die Stäbe in der Weise, daſs sie an dem einen Ende, woraus man
die Pulverkammer macht, ⅙ Zoll, am andern Ende, den der Mündung,
⅛ Zoll dick macht. Dann rollt man sie schraubenförmig über ein

1) Siehe Abhandl. der Königl. Schwed. Akademie 1773, S. 290.
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[474/0488] Amboſsschmieden und Waffenfabriken. Hitzen wurde ein ganzes Rohr geschweiſst. War aber das Eisen schlecht, namentlich rotbrüchig, so ging die Arbeit, besonders das Schweiſsen, schlechter von statten als bei den Handhämmern, weil der schwerere Hammerschlag zahlreiche Risse an den Schweiſsstellen veranlaſste. Der Rohrschweiſser war der wichtigste Arbeiter bei der Rohrschmiede; ihn machte der Meister für alle Mängel der geschmiedeten Rohre verantwortlich. Die ordinären Rohre wurden der Länge nach zusammen- geschweiſst, man machte aber auch gewundene, gedrehte und damas- zierte Rohre. Die gewundenen oder Bandrohre (canon à ruban) wurden in der Weise hergestellt, daſs man über ein dünnes gewöhnliches Rohr einen 1 Zoll breiten Eisenstab schraubenförmig so aufwand, daſs sich die schmalen Seiten desſelben berührten. Es wurde dann stückweise schweiſswarm gemacht und unter fortwährendem Umdrehen geschweiſst, und dabei öfter auf einer Eisenplatte gestaucht. Gewöhnlich wurde dann die ganze innere Hülse herausgebohrt. Die gedrehten Rohre (canon tortu) wurden über einem Dorn geschweiſst. Die damaszierten oder türkischen Flintenrohre waren in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sehr in Aufnahme gekommen. Die Stäbe, aus welchen diese gewunden wurden, waren aus abwechselnden Lagen von Eisen und Stahl zusammengeschweiſst P. Wäsström hat darüber 1773 einen Aufsatz veröffentlicht 1). Er empfiehlt darin diese Fabrikation für Schweden und schlägt folgendes Verfahren vor. Man wähle Stäbe von gutem, weichem Eisen und von hartem Brennstahl und schmiede sie bis auf ¼ Zoll aus. Von diesen schweiſst man sieben Schienen abwechselnd von Eisen und Stahl, doch so, daſs die erste und die letzte Eisen sind, zusammen und schmiedet sie zu Flachstäben von 1 Zoll Breite aus. Diese haut man in der halben Länge durch, schlägt sie um und schweiſst die beiden Hälften wieder zusammen, worauf man sie wieder auf dieselbe Dicke und 1 Zoll Breite ausschmiedet. Diese Stäbe kann man so ver- wenden; will man sie aber noch feiner haben, so kann man das Um- schlagen u. s. w. noch ein- oder mehreremal wiederholen. Man schmiedet die Stäbe in der Weise, daſs sie an dem einen Ende, woraus man die Pulverkammer macht, ⅙ Zoll, am andern Ende, den der Mündung, ⅛ Zoll dick macht. Dann rollt man sie schraubenförmig über ein 1) Siehe Abhandl. der Königl. Schwed. Akademie 1773, S. 290.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/488>, abgerufen am 22.11.2024.