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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Ambossschmieden und Waffenfabriken.
welcher ebenfalls mit Wasserhämmern betrieben wurde, und zwar mit
Schwanzhämmern. Ein wichtiger Teil der Blankschmieden waren die
Schleifwerke. Jars sah zu Swallwell bei Newcastle ein gut ein-
gerichtetes Schleifwerk, in welchem ein Wasserrad durch eine Über-
setzung mit Stirnrad und Trilling eine lange Welle trieb, an der
sechs Schleifsteine befestigt waren. Es diente zum Schleifen von
Küchen- und Ackergeräten. In Schweden gehörten diese Eisenhämmer
zu den Feinschmieden, welche nicht, wie die Schwarzschmieden, unter
dem Bergkollegium, sondern unter dem Kommerzkollegium standen.

Die Blechschlägerarbeit war eine andere Art der Eisen-
veredelung, welche mit sogenannten Tiefhämmern ausgeführt wurde.
Diese Tiefhämmer waren lange spitzige Hämmer, welche wegen ihrer
Ähnlichkeit mit dem Schnabel eines Spechtes auch Spechtbecher
genannt wurden. Die Arbeit selbst hiess das Aus- oder Auftiefen.
Ein wichtiger Zweig desselben war das Pfannenschmieden. Der ganze
Betrieb war von den Messingwerken auf die Eisenhämmer übertragen.
Rinman sah solche Tiefhämmer bei Lüttich zum Schmieden tiefer
Kessel und Kasserolle, welche nachher verzinnt wurden, im Betrieb 1).

Jars hat 1765 in England noch verschiedene Fabriken, welche
Stahl verarbeiteten, gesehen und beschrieben, die hier ebenfalls
angeführt werden müssen. Dazu gehörte eine Sägefabrik zu New-
castle 2).

Man verwendete für die Sägeblätter den gemeinen Stahl (Cement-
stahl). Derselbe wurde mit Handhämmern ausgetrieben. Die Hämmer
wogen 4 bis 5 Pfund. Man liess den Stahl nur kirschrot werden und
trieb ihn mit kleinen Schlägen, wodurch er die nötige Härte (Feder-
härte) erhielt und nicht mehr im Wasser gehärtet werden durfte. --
Das geschmiedete Sägeblatt wurde alsdann in der Schleiferei geschliffen
und hierauf mittels eines gut gehärteten Haueisens die Zähne ein-
gehauen. Dieses Haueisen war ein Kaltmeissel, der genau die Form
des Zahnes hatte und in einer Führung ging. Nach jedem Hieb wurde
er durch eine Feder zurückgestossen, so dass der Arbeiter nichts zu
thun hatte, als die Säge fortzuschieben und mit dem Hammer zu
schlagen, was bei einiger Fertigkeit des Arbeiters sehr rasch ging.
Das Schärfen der Säge geschah mit der Feile. -- Gegen Ende des
Jahrhunderts machte man die Sägeblätter in England bereits aus-
schliesslich aus Gussstahl.


1) Rinman, Eisen- und Stahlveredelung, S. 336.
2) Jars, a. a. O., S. 379.

Amboſsschmieden und Waffenfabriken.
welcher ebenfalls mit Wasserhämmern betrieben wurde, und zwar mit
Schwanzhämmern. Ein wichtiger Teil der Blankschmieden waren die
Schleifwerke. Jars sah zu Swallwell bei Newcastle ein gut ein-
gerichtetes Schleifwerk, in welchem ein Wasserrad durch eine Über-
setzung mit Stirnrad und Trilling eine lange Welle trieb, an der
sechs Schleifsteine befestigt waren. Es diente zum Schleifen von
Küchen- und Ackergeräten. In Schweden gehörten diese Eisenhämmer
zu den Feinschmieden, welche nicht, wie die Schwarzschmieden, unter
dem Bergkollegium, sondern unter dem Kommerzkollegium standen.

Die Blechschlägerarbeit war eine andere Art der Eisen-
veredelung, welche mit sogenannten Tiefhämmern ausgeführt wurde.
Diese Tiefhämmer waren lange spitzige Hämmer, welche wegen ihrer
Ähnlichkeit mit dem Schnabel eines Spechtes auch Spechtbecher
genannt wurden. Die Arbeit selbst hieſs das Aus- oder Auftiefen.
Ein wichtiger Zweig desſelben war das Pfannenschmieden. Der ganze
Betrieb war von den Messingwerken auf die Eisenhämmer übertragen.
Rinman sah solche Tiefhämmer bei Lüttich zum Schmieden tiefer
Kessel und Kasserolle, welche nachher verzinnt wurden, im Betrieb 1).

Jars hat 1765 in England noch verschiedene Fabriken, welche
Stahl verarbeiteten, gesehen und beschrieben, die hier ebenfalls
angeführt werden müssen. Dazu gehörte eine Sägefabrik zu New-
castle 2).

Man verwendete für die Sägeblätter den gemeinen Stahl (Cement-
stahl). Derselbe wurde mit Handhämmern ausgetrieben. Die Hämmer
wogen 4 bis 5 Pfund. Man lieſs den Stahl nur kirschrot werden und
trieb ihn mit kleinen Schlägen, wodurch er die nötige Härte (Feder-
härte) erhielt und nicht mehr im Wasser gehärtet werden durfte. —
Das geschmiedete Sägeblatt wurde alsdann in der Schleiferei geschliffen
und hierauf mittels eines gut gehärteten Haueisens die Zähne ein-
gehauen. Dieses Haueisen war ein Kaltmeiſsel, der genau die Form
des Zahnes hatte und in einer Führung ging. Nach jedem Hieb wurde
er durch eine Feder zurückgestoſsen, so daſs der Arbeiter nichts zu
thun hatte, als die Säge fortzuschieben und mit dem Hammer zu
schlagen, was bei einiger Fertigkeit des Arbeiters sehr rasch ging.
Das Schärfen der Säge geschah mit der Feile. — Gegen Ende des
Jahrhunderts machte man die Sägeblätter in England bereits aus-
schlieſslich aus Guſsstahl.


1) Rinman, Eisen- und Stahlveredelung, S. 336.
2) Jars, a. a. O., S. 379.
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[476/0490] Amboſsschmieden und Waffenfabriken. welcher ebenfalls mit Wasserhämmern betrieben wurde, und zwar mit Schwanzhämmern. Ein wichtiger Teil der Blankschmieden waren die Schleifwerke. Jars sah zu Swallwell bei Newcastle ein gut ein- gerichtetes Schleifwerk, in welchem ein Wasserrad durch eine Über- setzung mit Stirnrad und Trilling eine lange Welle trieb, an der sechs Schleifsteine befestigt waren. Es diente zum Schleifen von Küchen- und Ackergeräten. In Schweden gehörten diese Eisenhämmer zu den Feinschmieden, welche nicht, wie die Schwarzschmieden, unter dem Bergkollegium, sondern unter dem Kommerzkollegium standen. Die Blechschlägerarbeit war eine andere Art der Eisen- veredelung, welche mit sogenannten Tiefhämmern ausgeführt wurde. Diese Tiefhämmer waren lange spitzige Hämmer, welche wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Schnabel eines Spechtes auch Spechtbecher genannt wurden. Die Arbeit selbst hieſs das Aus- oder Auftiefen. Ein wichtiger Zweig desſelben war das Pfannenschmieden. Der ganze Betrieb war von den Messingwerken auf die Eisenhämmer übertragen. Rinman sah solche Tiefhämmer bei Lüttich zum Schmieden tiefer Kessel und Kasserolle, welche nachher verzinnt wurden, im Betrieb 1). Jars hat 1765 in England noch verschiedene Fabriken, welche Stahl verarbeiteten, gesehen und beschrieben, die hier ebenfalls angeführt werden müssen. Dazu gehörte eine Sägefabrik zu New- castle 2). Man verwendete für die Sägeblätter den gemeinen Stahl (Cement- stahl). Derselbe wurde mit Handhämmern ausgetrieben. Die Hämmer wogen 4 bis 5 Pfund. Man lieſs den Stahl nur kirschrot werden und trieb ihn mit kleinen Schlägen, wodurch er die nötige Härte (Feder- härte) erhielt und nicht mehr im Wasser gehärtet werden durfte. — Das geschmiedete Sägeblatt wurde alsdann in der Schleiferei geschliffen und hierauf mittels eines gut gehärteten Haueisens die Zähne ein- gehauen. Dieses Haueisen war ein Kaltmeiſsel, der genau die Form des Zahnes hatte und in einer Führung ging. Nach jedem Hieb wurde er durch eine Feder zurückgestoſsen, so daſs der Arbeiter nichts zu thun hatte, als die Säge fortzuschieben und mit dem Hammer zu schlagen, was bei einiger Fertigkeit des Arbeiters sehr rasch ging. Das Schärfen der Säge geschah mit der Feile. — Gegen Ende des Jahrhunderts machte man die Sägeblätter in England bereits aus- schlieſslich aus Guſsstahl. 1) Rinman, Eisen- und Stahlveredelung, S. 336. 2) Jars, a. a. O., S. 379.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/490>, abgerufen am 22.11.2024.