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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Chemie des Eisens.

"Die Erzstücke hatten sich äusserlich mit einer dünnen Haut von
teils zähem, teils stahlartigem Eisen überzogen, welches sich kalt
biegen und schmieden liess; inwendig lagen aber die Erze noch wie
ein Kern in der Schale, in körniger Gestalt, völlig ungeschmolzen
und bloss stark blau gebrannt.

"Aus dieser Beobachtung scheint mir deutlich und unwidersprech-
lich hervorzugehen, dass das Eisen in dem ersten Grade der Schmelz-
hitze aus den Erzen, worin es sich im mineralisierten Zustande befindet,
als ein geschmeidiges Metall reduziert wird, oder dass es zuerst als
gefrischtes Eisen erscheint; worauf es in einer stärkeren Hitze und
durch Aufnahme von mehr Phlogiston zum zweitenmal in Schmelzung
gerät, als Roheisen zum Vorschein kommt, bei welcher zweiten
Schmelzung fast alles Eisen und selbst das, was sich beim ersten
Grade des Frischens etwa in Glühspan oder Schlacke verwandelt hat,
in Roheisen übergeht. -- Es folgt hieraus, dass sich die Erzeugung
oder Schmelzung des gefrischten Eisens in kleinen Blaseöfen, oder in
den Rennfeuern, auf den Eintritt des ersten Reduktionsgrades gründet."

Rinman hat durch Versuche nachgewiesen, dass Roheisen durch
fortgesetztes Glühen im Blechglühofen unter Abbrand von 26 Proz.
Eisen in vollkommen geschmeidiges Eisen verwandelt wird. Ein
Tümpeleisen, welches nach mehrwöchentlichem Betriebe eines Hoch-
ofens herausgenommen wurde, war zur Hälfte fortgeschmolzen, der
übrig gebliebene Teil war innen Stahl, aussen Schmiedeeisen. Abbrand
und Zeitaufwand sind aber zu gross, um dieses Verfahren praktisch
zu verwerten. Beschleunigt wird dieses Weichwerden des Roheisens
durch Glühen in gewissen Stoffen, wie dies Reaumur bewiesen hat.
Roheisen wird schon geschmeidig durch Schmelzen im offenen Feuer,
wobei es eine möglichst grosse Oberfläche haben muss. Durch
Umrühren und Durcharbeiten des geschmolzenen Eisens wird dieser
Vorgang beschleunigt. Hierauf beruhen die Frischprozesse.



Chemie des Eisens.

„Die Erzstücke hatten sich äuſserlich mit einer dünnen Haut von
teils zähem, teils stahlartigem Eisen überzogen, welches sich kalt
biegen und schmieden lieſs; inwendig lagen aber die Erze noch wie
ein Kern in der Schale, in körniger Gestalt, völlig ungeschmolzen
und bloſs stark blau gebrannt.

„Aus dieser Beobachtung scheint mir deutlich und unwidersprech-
lich hervorzugehen, daſs das Eisen in dem ersten Grade der Schmelz-
hitze aus den Erzen, worin es sich im mineralisierten Zustande befindet,
als ein geschmeidiges Metall reduziert wird, oder daſs es zuerst als
gefrischtes Eisen erscheint; worauf es in einer stärkeren Hitze und
durch Aufnahme von mehr Phlogiston zum zweitenmal in Schmelzung
gerät, als Roheisen zum Vorschein kommt, bei welcher zweiten
Schmelzung fast alles Eisen und selbst das, was sich beim ersten
Grade des Frischens etwa in Glühspan oder Schlacke verwandelt hat,
in Roheisen übergeht. — Es folgt hieraus, daſs sich die Erzeugung
oder Schmelzung des gefrischten Eisens in kleinen Blaseöfen, oder in
den Rennfeuern, auf den Eintritt des ersten Reduktionsgrades gründet.“

Rinman hat durch Versuche nachgewiesen, daſs Roheisen durch
fortgesetztes Glühen im Blechglühofen unter Abbrand von 26 Proz.
Eisen in vollkommen geschmeidiges Eisen verwandelt wird. Ein
Tümpeleisen, welches nach mehrwöchentlichem Betriebe eines Hoch-
ofens herausgenommen wurde, war zur Hälfte fortgeschmolzen, der
übrig gebliebene Teil war innen Stahl, auſsen Schmiedeeisen. Abbrand
und Zeitaufwand sind aber zu groſs, um dieses Verfahren praktisch
zu verwerten. Beschleunigt wird dieses Weichwerden des Roheisens
durch Glühen in gewissen Stoffen, wie dies Reaumur bewiesen hat.
Roheisen wird schon geschmeidig durch Schmelzen im offenen Feuer,
wobei es eine möglichst groſse Oberfläche haben muſs. Durch
Umrühren und Durcharbeiten des geschmolzenen Eisens wird dieser
Vorgang beschleunigt. Hierauf beruhen die Frischprozesse.



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[502/0516] Chemie des Eisens. „Die Erzstücke hatten sich äuſserlich mit einer dünnen Haut von teils zähem, teils stahlartigem Eisen überzogen, welches sich kalt biegen und schmieden lieſs; inwendig lagen aber die Erze noch wie ein Kern in der Schale, in körniger Gestalt, völlig ungeschmolzen und bloſs stark blau gebrannt. „Aus dieser Beobachtung scheint mir deutlich und unwidersprech- lich hervorzugehen, daſs das Eisen in dem ersten Grade der Schmelz- hitze aus den Erzen, worin es sich im mineralisierten Zustande befindet, als ein geschmeidiges Metall reduziert wird, oder daſs es zuerst als gefrischtes Eisen erscheint; worauf es in einer stärkeren Hitze und durch Aufnahme von mehr Phlogiston zum zweitenmal in Schmelzung gerät, als Roheisen zum Vorschein kommt, bei welcher zweiten Schmelzung fast alles Eisen und selbst das, was sich beim ersten Grade des Frischens etwa in Glühspan oder Schlacke verwandelt hat, in Roheisen übergeht. — Es folgt hieraus, daſs sich die Erzeugung oder Schmelzung des gefrischten Eisens in kleinen Blaseöfen, oder in den Rennfeuern, auf den Eintritt des ersten Reduktionsgrades gründet.“ Rinman hat durch Versuche nachgewiesen, daſs Roheisen durch fortgesetztes Glühen im Blechglühofen unter Abbrand von 26 Proz. Eisen in vollkommen geschmeidiges Eisen verwandelt wird. Ein Tümpeleisen, welches nach mehrwöchentlichem Betriebe eines Hoch- ofens herausgenommen wurde, war zur Hälfte fortgeschmolzen, der übrig gebliebene Teil war innen Stahl, auſsen Schmiedeeisen. Abbrand und Zeitaufwand sind aber zu groſs, um dieses Verfahren praktisch zu verwerten. Beschleunigt wird dieses Weichwerden des Roheisens durch Glühen in gewissen Stoffen, wie dies Reaumur bewiesen hat. Roheisen wird schon geschmeidig durch Schmelzen im offenen Feuer, wobei es eine möglichst groſse Oberfläche haben muſs. Durch Umrühren und Durcharbeiten des geschmolzenen Eisens wird dieser Vorgang beschleunigt. Hierauf beruhen die Frischprozesse.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/516>, abgerufen am 22.11.2024.