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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.
sondern mittels Rädern, Ketten, Seilen, Flügelstangen u. s. w. einen
getrennten Bewegungsapparat in Bewegung zu setzen bestimmt war.
In der Patentbeschreibung wird gesagt: "Die Feuermaschine selbst
arbeitet nach den neuesten Verbesserungen, aber statt durch Pumpen
Wasser zu ziehen oder zu pressen, ist an dem Ende des Balanciers
(working beam) eine Kette, Seil oder Stange befestigt, welche senk-
recht zu meiner neuen Erfindung oder Maschine niederkommt. Diese
befindet sich unter einem besondern von der Feuermaschine getrennten
Dach und besteht aus einer horizontalen Welle (shaft), an welcher
sich Räder bewegen, in der Weise, dass ein Rad mit eisernen Drillingen
(rounds) an der Welle fest ist, in welche eiserne Triebe (dogs) mit
Zähnen, welche in die erwähnten Drillinge eingreifen, die Welle halb
umdrehen und dann auslassen. Das zweite ist ein doppeltes Drehrad
(double tumbling wheel), an welchem die oben erwähnte Kette und
Triebe befestigt sind, und welches ebenfalls mit der Achse halb
umgedreht wird durch den senkrechten Hub der Feuermaschine und
dann wieder durch ein Gewicht an seine ursprüngliche Stelle zurück-
gebracht wird, während ein Schwungrad die erwähnte Welle in
Bewegung erhält, so dass sie sich im Kreise dreht.

Wenn sie aber für grosse, schwere Arbeit dienen soll, wie Aus-
platten (plating) oder Walzen von Kupfer, Eisen u. s. w., so arbeitet
sie dadurch, dass das gehobene Wasser auf ein oberschlächtiges Rad
fällt, das an der horizontalen Achse fest ist, wobei ein Wasserstrahl
von zwei Oxhoft so viel arbeitet, als sonst 1000 Oxhoft in der Stunde."

Im Jahre 1740 kamen als eine Neuheit gusseiserne Kurbeln
bei der Maschine der London-bridge-Waterworks in Anwendung.

Im Jahre 1757 gab Keane Fitzgerald gleichfalls Vorrichtungen
an, welche bezweckten, die Dampfmaschine auch für andere Zwecke als
zur Bewegung von Pumpen nutzbar zu machen und er schlug dabei
ein Schwungrad vor, um eine gleichartige Bewegung zu erhalten 1).
Einen Erfolg hatten aber diese Vorschläge nicht. Dagegen erzählt
Jars in seinem Reiseberichte von 1765 von einer Feuermaschine,
welche bei einem Kohlenbergwerk in der Gegend von Newcastle zur
Förderung verwendet wurde. "Ungefähr acht Meilen nordöstlich von
Newcastle", schreibt er, "unweit dem Dorfe Hartley, betreibt ein
grosser Gutsbesitzer, der zugleich mit dem Bergregal beliehen ist,
sehr viele Kohlengruben. Eine seiner Feuermaschinen ist sehr
beträchtlich; sie ist mit zwei grossen Kesseln versehen, welche den

1) Phil. Transactions I, p. 53 bis 157.

James Watt und die Dampfmaschine.
sondern mittels Rädern, Ketten, Seilen, Flügelstangen u. s. w. einen
getrennten Bewegungsapparat in Bewegung zu setzen bestimmt war.
In der Patentbeschreibung wird gesagt: „Die Feuermaschine selbst
arbeitet nach den neuesten Verbesserungen, aber statt durch Pumpen
Wasser zu ziehen oder zu pressen, ist an dem Ende des Balanciers
(working beam) eine Kette, Seil oder Stange befestigt, welche senk-
recht zu meiner neuen Erfindung oder Maschine niederkommt. Diese
befindet sich unter einem besondern von der Feuermaschine getrennten
Dach und besteht aus einer horizontalen Welle (shaft), an welcher
sich Räder bewegen, in der Weise, daſs ein Rad mit eisernen Drillingen
(rounds) an der Welle fest ist, in welche eiserne Triebe (dogs) mit
Zähnen, welche in die erwähnten Drillinge eingreifen, die Welle halb
umdrehen und dann auslassen. Das zweite ist ein doppeltes Drehrad
(double tumbling wheel), an welchem die oben erwähnte Kette und
Triebe befestigt sind, und welches ebenfalls mit der Achse halb
umgedreht wird durch den senkrechten Hub der Feuermaschine und
dann wieder durch ein Gewicht an seine ursprüngliche Stelle zurück-
gebracht wird, während ein Schwungrad die erwähnte Welle in
Bewegung erhält, so daſs sie sich im Kreise dreht.

Wenn sie aber für groſse, schwere Arbeit dienen soll, wie Aus-
platten (plating) oder Walzen von Kupfer, Eisen u. s. w., so arbeitet
sie dadurch, daſs das gehobene Wasser auf ein oberschlächtiges Rad
fällt, das an der horizontalen Achse fest ist, wobei ein Wasserstrahl
von zwei Oxhoft so viel arbeitet, als sonst 1000 Oxhoft in der Stunde.“

Im Jahre 1740 kamen als eine Neuheit guſseiserne Kurbeln
bei der Maschine der London-bridge-Waterworks in Anwendung.

Im Jahre 1757 gab Keane Fitzgerald gleichfalls Vorrichtungen
an, welche bezweckten, die Dampfmaschine auch für andere Zwecke als
zur Bewegung von Pumpen nutzbar zu machen und er schlug dabei
ein Schwungrad vor, um eine gleichartige Bewegung zu erhalten 1).
Einen Erfolg hatten aber diese Vorschläge nicht. Dagegen erzählt
Jars in seinem Reiseberichte von 1765 von einer Feuermaschine,
welche bei einem Kohlenbergwerk in der Gegend von Newcastle zur
Förderung verwendet wurde. „Ungefähr acht Meilen nordöstlich von
Newcastle“, schreibt er, „unweit dem Dorfe Hartley, betreibt ein
groſser Gutsbesitzer, der zugleich mit dem Bergregal beliehen ist,
sehr viele Kohlengruben. Eine seiner Feuermaschinen ist sehr
beträchtlich; sie ist mit zwei groſsen Kesseln versehen, welche den

1) Phil. Transactions I, p. 53 bis 157.
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[504/0518] James Watt und die Dampfmaschine. sondern mittels Rädern, Ketten, Seilen, Flügelstangen u. s. w. einen getrennten Bewegungsapparat in Bewegung zu setzen bestimmt war. In der Patentbeschreibung wird gesagt: „Die Feuermaschine selbst arbeitet nach den neuesten Verbesserungen, aber statt durch Pumpen Wasser zu ziehen oder zu pressen, ist an dem Ende des Balanciers (working beam) eine Kette, Seil oder Stange befestigt, welche senk- recht zu meiner neuen Erfindung oder Maschine niederkommt. Diese befindet sich unter einem besondern von der Feuermaschine getrennten Dach und besteht aus einer horizontalen Welle (shaft), an welcher sich Räder bewegen, in der Weise, daſs ein Rad mit eisernen Drillingen (rounds) an der Welle fest ist, in welche eiserne Triebe (dogs) mit Zähnen, welche in die erwähnten Drillinge eingreifen, die Welle halb umdrehen und dann auslassen. Das zweite ist ein doppeltes Drehrad (double tumbling wheel), an welchem die oben erwähnte Kette und Triebe befestigt sind, und welches ebenfalls mit der Achse halb umgedreht wird durch den senkrechten Hub der Feuermaschine und dann wieder durch ein Gewicht an seine ursprüngliche Stelle zurück- gebracht wird, während ein Schwungrad die erwähnte Welle in Bewegung erhält, so daſs sie sich im Kreise dreht. Wenn sie aber für groſse, schwere Arbeit dienen soll, wie Aus- platten (plating) oder Walzen von Kupfer, Eisen u. s. w., so arbeitet sie dadurch, daſs das gehobene Wasser auf ein oberschlächtiges Rad fällt, das an der horizontalen Achse fest ist, wobei ein Wasserstrahl von zwei Oxhoft so viel arbeitet, als sonst 1000 Oxhoft in der Stunde.“ Im Jahre 1740 kamen als eine Neuheit guſseiserne Kurbeln bei der Maschine der London-bridge-Waterworks in Anwendung. Im Jahre 1757 gab Keane Fitzgerald gleichfalls Vorrichtungen an, welche bezweckten, die Dampfmaschine auch für andere Zwecke als zur Bewegung von Pumpen nutzbar zu machen und er schlug dabei ein Schwungrad vor, um eine gleichartige Bewegung zu erhalten 1). Einen Erfolg hatten aber diese Vorschläge nicht. Dagegen erzählt Jars in seinem Reiseberichte von 1765 von einer Feuermaschine, welche bei einem Kohlenbergwerk in der Gegend von Newcastle zur Förderung verwendet wurde. „Ungefähr acht Meilen nordöstlich von Newcastle“, schreibt er, „unweit dem Dorfe Hartley, betreibt ein groſser Gutsbesitzer, der zugleich mit dem Bergregal beliehen ist, sehr viele Kohlengruben. Eine seiner Feuermaschinen ist sehr beträchtlich; sie ist mit zwei groſsen Kesseln versehen, welche den 1) Phil. Transactions I, p. 53 bis 157.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/518>, abgerufen am 22.11.2024.