oder ich zuerst die Zusammensetzung des Wassers gefunden haben, die Hauptsache ist, dass sie gefunden wurde."
Wie gründlich Watt auch in das Wesen der Chemie eingedrungen war, geht daraus hervor, dass er Berthollets Entdeckung von der Bleichkraft des Chlors in die Praxis einführte, indem er zuerst in der Färberei seines Schwiegervaters Macgregor in Glasgow die Chlorbleicherei im grossen anwendete. Während Watt dieses Gebiet der Chemie mit Liebe betrieb, war Boulton ein ausgezeichneter Mineraloge und Geognost. 1785 besuchte ihn und die Mondschein- gesellschaft Faujas de St.-Fond.
Ein neues und grossartiges Geschäft begann Boulton mit der Ausprägung von Kupfergeld. Die Einrichtungen der alten Münzen waren so unvollkommen, dass ihre Leistungen ausserordentlich gering waren, sowohl in Bezug auf Qualität als auf Quantität. Boulton hatte für seine Knopffabrik schon bessere Stampf- und Prägwerke als die Münzstätten. In Verbindung mit der Dampfmaschine konnte er ihre Leistungsfähigkeit ausserordentlich steigern. Dazu kam, dass Boulton Liebhaberei an Münzen hatte, und sein Geschmack in Bezug auf Zeich- nung, Schnitt und Gravierung sehr geläutert war. Abgesehen von geprägten Knöpfen mit erhabener Verzierung, prägte er Spielmünzen. Das Ausprägen wirklicher Münzen lag ihm also als ein technischer Betrieb sehr nahe. Er hatte schon früher ab und zu solche geprägt. 1786 über- nahm er einen Kontrakt für 100 Tonnen Kupfermünzen für die Ostindische Gesellschaft, und um diesen rechtzeitig erfüllen zu können, legte er die neue Präganstalt mit Dampfbetrieb in Soho an. Diese wurde der Ausgangspunkt einer vollständigen Reform des ganzen Münzwesens. Boulton konstruierte nach und nach sämtliche Münzmaschinen neu und ihm gebührt das Verdienst der besseren Geldausprägung. Das Geldmünzen wurde ein bedeutender Zweig der Fabrik von Soho, dem Boulton in den letzten 20 Jahren seines Lebens sein hauptsäch- liches Interesse zuwendete. Es hatte für ihn noch den andern ungeheuren Vorteil, dass er dadurch den Wert seiner Kupferberg- werke in Cornwall erhöhte, denn Boulton wurde nun der grösste Käufer von Kupfer und dadurch wieder ein Wohlthäter für den ganzen Bergbau in Cornwall. Diese glänzenden Resultate erreichte er durch seinen Fleiss, seine Geschäftsgewandtheit, vor allem aber durch seine strenge Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit. Er führte Krieg gegen die übliche schlechte und unwichtige Prägung und ver- besserte dadurch das Geld überhaupt, was ein ungeheurer wirtschaft- licher Fortschritt war. Er prägte bald für alle Länder in grossartigem
James Watt und die Dampfmaschine.
oder ich zuerst die Zusammensetzung des Wassers gefunden haben, die Hauptsache ist, daſs sie gefunden wurde.“
Wie gründlich Watt auch in das Wesen der Chemie eingedrungen war, geht daraus hervor, daſs er Berthollets Entdeckung von der Bleichkraft des Chlors in die Praxis einführte, indem er zuerst in der Färberei seines Schwiegervaters Macgregor in Glasgow die Chlorbleicherei im groſsen anwendete. Während Watt dieses Gebiet der Chemie mit Liebe betrieb, war Boulton ein ausgezeichneter Mineraloge und Geognost. 1785 besuchte ihn und die Mondschein- gesellschaft Faujas de St.-Fond.
Ein neues und groſsartiges Geschäft begann Boulton mit der Ausprägung von Kupfergeld. Die Einrichtungen der alten Münzen waren so unvollkommen, daſs ihre Leistungen auſserordentlich gering waren, sowohl in Bezug auf Qualität als auf Quantität. Boulton hatte für seine Knopffabrik schon bessere Stampf- und Prägwerke als die Münzstätten. In Verbindung mit der Dampfmaschine konnte er ihre Leistungsfähigkeit auſserordentlich steigern. Dazu kam, daſs Boulton Liebhaberei an Münzen hatte, und sein Geschmack in Bezug auf Zeich- nung, Schnitt und Gravierung sehr geläutert war. Abgesehen von geprägten Knöpfen mit erhabener Verzierung, prägte er Spielmünzen. Das Ausprägen wirklicher Münzen lag ihm also als ein technischer Betrieb sehr nahe. Er hatte schon früher ab und zu solche geprägt. 1786 über- nahm er einen Kontrakt für 100 Tonnen Kupfermünzen für die Ostindische Gesellschaft, und um diesen rechtzeitig erfüllen zu können, legte er die neue Präganstalt mit Dampfbetrieb in Soho an. Diese wurde der Ausgangspunkt einer vollständigen Reform des ganzen Münzwesens. Boulton konstruierte nach und nach sämtliche Münzmaschinen neu und ihm gebührt das Verdienst der besseren Geldausprägung. Das Geldmünzen wurde ein bedeutender Zweig der Fabrik von Soho, dem Boulton in den letzten 20 Jahren seines Lebens sein hauptsäch- liches Interesse zuwendete. Es hatte für ihn noch den andern ungeheuren Vorteil, daſs er dadurch den Wert seiner Kupferberg- werke in Cornwall erhöhte, denn Boulton wurde nun der gröſste Käufer von Kupfer und dadurch wieder ein Wohlthäter für den ganzen Bergbau in Cornwall. Diese glänzenden Resultate erreichte er durch seinen Fleiſs, seine Geschäftsgewandtheit, vor allem aber durch seine strenge Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit. Er führte Krieg gegen die übliche schlechte und unwichtige Prägung und ver- besserte dadurch das Geld überhaupt, was ein ungeheurer wirtschaft- licher Fortschritt war. Er prägte bald für alle Länder in groſsartigem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0547"n="533"/><fwplace="top"type="header">James Watt und die Dampfmaschine.</fw><lb/>
oder ich zuerst die Zusammensetzung des Wassers gefunden haben,<lb/>
die Hauptsache ist, daſs sie gefunden wurde.“</p><lb/><p>Wie gründlich <hirendition="#g">Watt</hi> auch in das Wesen der Chemie eingedrungen<lb/>
war, geht daraus hervor, daſs er <hirendition="#g">Berthollets</hi> Entdeckung von der<lb/>
Bleichkraft des Chlors in die Praxis einführte, indem er zuerst in<lb/>
der Färberei seines Schwiegervaters <hirendition="#g">Macgregor</hi> in Glasgow die<lb/>
Chlorbleicherei im groſsen anwendete. Während <hirendition="#g">Watt</hi> dieses Gebiet<lb/>
der Chemie mit Liebe betrieb, war <hirendition="#g">Boulton</hi> ein ausgezeichneter<lb/>
Mineraloge und Geognost. 1785 besuchte ihn und die Mondschein-<lb/>
gesellschaft <hirendition="#g">Faujas de St.-Fond</hi>.</p><lb/><p>Ein neues und groſsartiges Geschäft begann <hirendition="#g">Boulton</hi> mit der<lb/>
Ausprägung von Kupfergeld. Die Einrichtungen der alten Münzen<lb/>
waren so unvollkommen, daſs ihre Leistungen auſserordentlich gering<lb/>
waren, sowohl in Bezug auf Qualität als auf Quantität. <hirendition="#g">Boulton</hi> hatte<lb/>
für seine Knopffabrik schon bessere Stampf- und Prägwerke als die<lb/>
Münzstätten. In Verbindung mit der Dampfmaschine konnte er ihre<lb/>
Leistungsfähigkeit auſserordentlich steigern. Dazu kam, daſs <hirendition="#g">Boulton</hi><lb/>
Liebhaberei an Münzen hatte, und sein Geschmack in Bezug auf Zeich-<lb/>
nung, Schnitt und Gravierung sehr geläutert war. Abgesehen von<lb/>
geprägten Knöpfen mit erhabener Verzierung, prägte er Spielmünzen.<lb/>
Das Ausprägen wirklicher Münzen lag ihm also als ein technischer Betrieb<lb/>
sehr nahe. Er hatte schon früher ab und zu solche geprägt. 1786 über-<lb/>
nahm er einen Kontrakt für 100 Tonnen Kupfermünzen für die Ostindische<lb/>
Gesellschaft, und um diesen rechtzeitig erfüllen zu können, legte er<lb/>
die neue Präganstalt mit Dampfbetrieb in Soho an. Diese wurde der<lb/>
Ausgangspunkt einer vollständigen Reform des ganzen Münzwesens.<lb/><hirendition="#g">Boulton</hi> konstruierte nach und nach sämtliche Münzmaschinen neu<lb/>
und ihm gebührt das Verdienst der besseren Geldausprägung. Das<lb/>
Geldmünzen wurde ein bedeutender Zweig der Fabrik von Soho, dem<lb/><hirendition="#g">Boulton</hi> in den letzten 20 Jahren seines Lebens sein hauptsäch-<lb/>
liches Interesse zuwendete. Es hatte für ihn noch den andern<lb/>
ungeheuren Vorteil, daſs er dadurch den Wert seiner Kupferberg-<lb/>
werke in Cornwall erhöhte, denn <hirendition="#g">Boulton</hi> wurde nun der gröſste<lb/>
Käufer von Kupfer und dadurch wieder ein Wohlthäter für den<lb/>
ganzen Bergbau in Cornwall. Diese glänzenden Resultate erreichte<lb/>
er durch seinen Fleiſs, seine Geschäftsgewandtheit, vor allem aber<lb/>
durch seine strenge Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit. Er führte<lb/>
Krieg gegen die übliche schlechte und unwichtige Prägung und ver-<lb/>
besserte dadurch das Geld überhaupt, was ein ungeheurer wirtschaft-<lb/>
licher Fortschritt war. Er prägte bald für alle Länder in groſsartigem<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[533/0547]
James Watt und die Dampfmaschine.
oder ich zuerst die Zusammensetzung des Wassers gefunden haben,
die Hauptsache ist, daſs sie gefunden wurde.“
Wie gründlich Watt auch in das Wesen der Chemie eingedrungen
war, geht daraus hervor, daſs er Berthollets Entdeckung von der
Bleichkraft des Chlors in die Praxis einführte, indem er zuerst in
der Färberei seines Schwiegervaters Macgregor in Glasgow die
Chlorbleicherei im groſsen anwendete. Während Watt dieses Gebiet
der Chemie mit Liebe betrieb, war Boulton ein ausgezeichneter
Mineraloge und Geognost. 1785 besuchte ihn und die Mondschein-
gesellschaft Faujas de St.-Fond.
Ein neues und groſsartiges Geschäft begann Boulton mit der
Ausprägung von Kupfergeld. Die Einrichtungen der alten Münzen
waren so unvollkommen, daſs ihre Leistungen auſserordentlich gering
waren, sowohl in Bezug auf Qualität als auf Quantität. Boulton hatte
für seine Knopffabrik schon bessere Stampf- und Prägwerke als die
Münzstätten. In Verbindung mit der Dampfmaschine konnte er ihre
Leistungsfähigkeit auſserordentlich steigern. Dazu kam, daſs Boulton
Liebhaberei an Münzen hatte, und sein Geschmack in Bezug auf Zeich-
nung, Schnitt und Gravierung sehr geläutert war. Abgesehen von
geprägten Knöpfen mit erhabener Verzierung, prägte er Spielmünzen.
Das Ausprägen wirklicher Münzen lag ihm also als ein technischer Betrieb
sehr nahe. Er hatte schon früher ab und zu solche geprägt. 1786 über-
nahm er einen Kontrakt für 100 Tonnen Kupfermünzen für die Ostindische
Gesellschaft, und um diesen rechtzeitig erfüllen zu können, legte er
die neue Präganstalt mit Dampfbetrieb in Soho an. Diese wurde der
Ausgangspunkt einer vollständigen Reform des ganzen Münzwesens.
Boulton konstruierte nach und nach sämtliche Münzmaschinen neu
und ihm gebührt das Verdienst der besseren Geldausprägung. Das
Geldmünzen wurde ein bedeutender Zweig der Fabrik von Soho, dem
Boulton in den letzten 20 Jahren seines Lebens sein hauptsäch-
liches Interesse zuwendete. Es hatte für ihn noch den andern
ungeheuren Vorteil, daſs er dadurch den Wert seiner Kupferberg-
werke in Cornwall erhöhte, denn Boulton wurde nun der gröſste
Käufer von Kupfer und dadurch wieder ein Wohlthäter für den
ganzen Bergbau in Cornwall. Diese glänzenden Resultate erreichte
er durch seinen Fleiſs, seine Geschäftsgewandtheit, vor allem aber
durch seine strenge Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit. Er führte
Krieg gegen die übliche schlechte und unwichtige Prägung und ver-
besserte dadurch das Geld überhaupt, was ein ungeheurer wirtschaft-
licher Fortschritt war. Er prägte bald für alle Länder in groſsartigem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/547>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.