Reckhämmer waren dagegen meist Schwanzhämmer, ebenso die Nagel- und Tiefhämmer.
Die Stirnhämmer (Fig. 148) zum Schmieden schwerer Luppen und Pakete kamen in England zuerst auf.
Wir haben bei der Beschreibung der Ankerschmieden kennen gelernt, dass man bei diesen, die in den grossen Seehäfen sich befanden, sich schwerer Hämmer bediente, die nicht durch Wasserkraft, sondern von Menschenhand bewegt wurden. Dieselben wurden durch Seile gezogen und in Schwingung versetzt. Der Schlag wurde durch Federn verstärkt. Die Abbildungen französischer Hämmer dieser Art finden sich in den Descriptions des arts et metiers 1). Die plumpe Fall- keule, Herkules genannt, haben wir ebenfalls bereits beschrieben 2). Compaguot brachte einen schweren Hammer von 500 bis 750 kg Gewicht mit Handbetrieb in Vorschlag 3), doch ist seine Erfindung
[Abbildung]
Fig. 148.
Besson entnom- men, in dessen Theatre des Instru- ments mathemati- ques et mecaniques er bereits 1569 ab- gebildet wurde.
Oberschläch- tige Hammer- räder hatten meist 3,20 m Durchmesser und 0,36 m Schaufelbreite. Man machte den Radkranz schwer und die Arme leicht, damit sie als Schwungrad wirken konnten.
Den Aufwerfhämmern gab man ein Gewicht von 4 bis 5 Centner und keine grössere Geschwindigkeit als 80 bis 90 Schläge in der Minute. Die höchste Hubhöhe betrug 0,60 bis 0,75 m.
Schwanzhämmer waren leichter, doch von sehr verschiedenem Gewicht; die schwersten, die man auch zum Verschmieden nicht zu schwerer Luppen verwendete, hatten 3 bis 31/2 Centner Gewicht, 0,47 bis 0,52 m Hubhöhe und machten 150 bis 180 Schläge in der Minute.
Das Schwanzhammergerüst war viel einfacher; es bestand in der Hauptsache nur aus zwei Büchsensäulen, welche mit dem Grundwerk fest verbunden waren.
1) S. Schauplatz der Künste und Handwerke, Bd. I, Tab. V, Fig. 1, 2 und 5.
2) Abbildung davon findet sich ebendaselbst Tab. V, Fig. 10.
3) Machines et inventions etc. de l'Academie, V, p. 101.
Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
Reckhämmer waren dagegen meist Schwanzhämmer, ebenso die Nagel- und Tiefhämmer.
Die Stirnhämmer (Fig. 148) zum Schmieden schwerer Luppen und Pakete kamen in England zuerst auf.
Wir haben bei der Beschreibung der Ankerschmieden kennen gelernt, daſs man bei diesen, die in den groſsen Seehäfen sich befanden, sich schwerer Hämmer bediente, die nicht durch Wasserkraft, sondern von Menschenhand bewegt wurden. Dieselben wurden durch Seile gezogen und in Schwingung versetzt. Der Schlag wurde durch Federn verstärkt. Die Abbildungen französischer Hämmer dieser Art finden sich in den Descriptions des arts et métiers 1). Die plumpe Fall- keule, Herkules genannt, haben wir ebenfalls bereits beschrieben 2). Compaguot brachte einen schweren Hammer von 500 bis 750 kg Gewicht mit Handbetrieb in Vorschlag 3), doch ist seine Erfindung
[Abbildung]
Fig. 148.
Besson entnom- men, in dessen Théâtre des Instru- ments mathemati- ques et mécaniques er bereits 1569 ab- gebildet wurde.
Oberschläch- tige Hammer- räder hatten meist 3,20 m Durchmesser und 0,36 m Schaufelbreite. Man machte den Radkranz schwer und die Arme leicht, damit sie als Schwungrad wirken konnten.
Den Aufwerfhämmern gab man ein Gewicht von 4 bis 5 Centner und keine gröſsere Geschwindigkeit als 80 bis 90 Schläge in der Minute. Die höchste Hubhöhe betrug 0,60 bis 0,75 m.
Schwanzhämmer waren leichter, doch von sehr verschiedenem Gewicht; die schwersten, die man auch zum Verschmieden nicht zu schwerer Luppen verwendete, hatten 3 bis 3½ Centner Gewicht, 0,47 bis 0,52 m Hubhöhe und machten 150 bis 180 Schläge in der Minute.
Das Schwanzhammergerüst war viel einfacher; es bestand in der Hauptsache nur aus zwei Büchsensäulen, welche mit dem Grundwerk fest verbunden waren.
1) S. Schauplatz der Künste und Handwerke, Bd. I, Tab. V, Fig. 1, 2 und 5.
2) Abbildung davon findet sich ebendaselbst Tab. V, Fig. 10.
3) Machines et inventions etc. de l’Academie, V, p. 101.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0589"n="575"/><fwplace="top"type="header">Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.</fw><lb/><hirendition="#g">Reckhämmer</hi> waren dagegen meist Schwanzhämmer, ebenso die<lb/><hirendition="#g">Nagel</hi>- und <hirendition="#g">Tiefhämmer</hi>.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Stirnhämmer</hi> (Fig. 148) zum Schmieden schwerer Luppen<lb/>
und Pakete kamen in England zuerst auf.</p><lb/><p>Wir haben bei der Beschreibung der Ankerschmieden kennen<lb/>
gelernt, daſs man bei diesen, die in den groſsen Seehäfen sich befanden,<lb/>
sich schwerer Hämmer bediente, die nicht durch Wasserkraft, sondern<lb/>
von Menschenhand bewegt wurden. Dieselben wurden durch Seile<lb/>
gezogen und in Schwingung versetzt. Der Schlag wurde durch Federn<lb/>
verstärkt. Die Abbildungen französischer Hämmer dieser Art finden<lb/>
sich in den Descriptions des arts et métiers <noteplace="foot"n="1)">S. Schauplatz der Künste und Handwerke, Bd. I, Tab. V, Fig. 1, 2 und 5.</note>. Die plumpe Fall-<lb/>
keule, Herkules genannt, haben wir ebenfalls bereits beschrieben <noteplace="foot"n="2)">Abbildung davon findet sich ebendaselbst Tab. V, Fig. 10.</note>.<lb/><hirendition="#g">Compaguot</hi> brachte einen schweren Hammer von 500 bis 750 kg<lb/>
Gewicht mit Handbetrieb in Vorschlag <noteplace="foot"n="3)">Machines et inventions etc. de l’Academie, V, p. 101.</note>, doch ist seine Erfindung<lb/><figure><head>Fig. 148.</head></figure><lb/><hirendition="#g">Besson</hi> entnom-<lb/>
men, in dessen<lb/>
Théâtre des Instru-<lb/>
ments mathemati-<lb/>
ques et mécaniques<lb/>
er bereits 1569 ab-<lb/>
gebildet wurde.</p><lb/><p><hirendition="#g">Oberschläch-<lb/>
tige Hammer-<lb/>
räder</hi> hatten meist 3,20 m Durchmesser und 0,36 m Schaufelbreite.<lb/>
Man machte den Radkranz schwer und die Arme leicht, damit sie als<lb/>
Schwungrad wirken konnten.</p><lb/><p>Den <hirendition="#g">Aufwerfhämmern</hi> gab man ein Gewicht von 4 bis 5 Centner<lb/>
und keine gröſsere Geschwindigkeit als 80 bis 90 Schläge in der<lb/>
Minute. Die höchste Hubhöhe betrug 0,60 bis 0,75 m.</p><lb/><p><hirendition="#g">Schwanzhämmer</hi> waren leichter, doch von sehr verschiedenem<lb/>
Gewicht; die schwersten, die man auch zum Verschmieden nicht zu<lb/>
schwerer Luppen verwendete, hatten 3 bis 3½ Centner Gewicht,<lb/>
0,47 bis 0,52 m Hubhöhe und machten 150 bis 180 Schläge in der<lb/>
Minute.</p><lb/><p>Das Schwanzhammergerüst war viel einfacher; es bestand in der<lb/>
Hauptsache nur aus zwei Büchsensäulen, welche mit dem Grundwerk<lb/>
fest verbunden waren.</p><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[575/0589]
Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
Reckhämmer waren dagegen meist Schwanzhämmer, ebenso die
Nagel- und Tiefhämmer.
Die Stirnhämmer (Fig. 148) zum Schmieden schwerer Luppen
und Pakete kamen in England zuerst auf.
Wir haben bei der Beschreibung der Ankerschmieden kennen
gelernt, daſs man bei diesen, die in den groſsen Seehäfen sich befanden,
sich schwerer Hämmer bediente, die nicht durch Wasserkraft, sondern
von Menschenhand bewegt wurden. Dieselben wurden durch Seile
gezogen und in Schwingung versetzt. Der Schlag wurde durch Federn
verstärkt. Die Abbildungen französischer Hämmer dieser Art finden
sich in den Descriptions des arts et métiers 1). Die plumpe Fall-
keule, Herkules genannt, haben wir ebenfalls bereits beschrieben 2).
Compaguot brachte einen schweren Hammer von 500 bis 750 kg
Gewicht mit Handbetrieb in Vorschlag 3), doch ist seine Erfindung
[Abbildung Fig. 148.]
Besson entnom-
men, in dessen
Théâtre des Instru-
ments mathemati-
ques et mécaniques
er bereits 1569 ab-
gebildet wurde.
Oberschläch-
tige Hammer-
räder hatten meist 3,20 m Durchmesser und 0,36 m Schaufelbreite.
Man machte den Radkranz schwer und die Arme leicht, damit sie als
Schwungrad wirken konnten.
Den Aufwerfhämmern gab man ein Gewicht von 4 bis 5 Centner
und keine gröſsere Geschwindigkeit als 80 bis 90 Schläge in der
Minute. Die höchste Hubhöhe betrug 0,60 bis 0,75 m.
Schwanzhämmer waren leichter, doch von sehr verschiedenem
Gewicht; die schwersten, die man auch zum Verschmieden nicht zu
schwerer Luppen verwendete, hatten 3 bis 3½ Centner Gewicht,
0,47 bis 0,52 m Hubhöhe und machten 150 bis 180 Schläge in der
Minute.
Das Schwanzhammergerüst war viel einfacher; es bestand in der
Hauptsache nur aus zwei Büchsensäulen, welche mit dem Grundwerk
fest verbunden waren.
1) S. Schauplatz der Künste und Handwerke, Bd. I, Tab. V, Fig. 1, 2 und 5.
2) Abbildung davon findet sich ebendaselbst Tab. V, Fig. 10.
3) Machines et inventions etc. de l’Academie, V, p. 101.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/589>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.