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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Werkzeugmaschinen. Öfen.
war eine der wichtigsten Verbesserungen, welche an den Werkzeug-
maschinen gemacht worden sind. Der Arbeiter hatte nur noch seinen
Drehmeissel richtig einzuspannen und langsam, ohne alle Anstrengung,
den Schlüssel der Führungsschraube zu drehen; und auch dieser
letzteren Arbeit wurde er überhoben durch ein selbstthätiges Zahn-
getriebe.

Dieser unscheinbaren Erfindung verdanken wir grossenteils die
Zuverlässigkeit unserer Maschinen. Sie hat wesentlich zum Aufschwung
des Maschinenbaues beigetragen und während man früher nur kom-
plizierten Bohrmaschinen für gewisse ausserordentliche Leistungen in
grossen Werkstätten begegnete, wurde die Supportdrehbank in
allen Werkstätten heimisch, für grosse und kleine Arbeit angewendet
und nahm den Bohrmaschinen einen grossen Teil ihrer Arbeit ab.
Die Drehbank wurde seitdem das wichtigste Werkzeug der Metall-
bearbeitung.



Der Dampfhammer hat zwar im 18. Jahrhundert noch keine
Bedeutung erlangt, doch hatten Wilkinson und Watt seine
zukünftige Bedeutung bereits erkannt und die ersten Versuche zu
seiner Herstellung gemacht. Watt schrieb am 3. Mai an Boulton:
"Wilkinson
will grosse Schmiedestücke machen und braucht eine
Maschine, um einen Stempel von 15 Centner 30- bis 40 mal in der
Minute zu heben. Ph. Webb ist beauftragt, es mit einer kleinen
Maschine und einem Fallhammer (stamp-hammer) von 60 Pfund
Gewicht zu versuchen. Viele solche Rammen (battering rams) würden
gebraucht werden, wenn sie sich bewährten."

Ferner schreibt Watt am 26. Novbr. 1782 an Boulton: "Bei
Wilkinson treibt eine Dampfmaschine, die gleichzeitig eine Pumpe
bewegt, einen Schwanzhammer; doch entspricht er nicht ganz." So-
dann bemerkt er am 28. Novbr. über den damaligen Zustand: "Der
Dampfcylinder hat 15 Zoll Durchmesser und 4 Fuss Hub und macht
25 Wechsel in der Minute; der Hammer, der sechs Schläge für jeden
Wechsel macht, wiegt 120 Pfund, ist 18 Zoll breit, giebt einen guten
Schlag und schmiedet Eisen gut. Er beabsichtige den Hammer
11/2 Centner schwer zu machen und 250 bis 300 Schläge zu geben,
da Überschuss an Kraft da sei. -- Einige Tage später machte die
Dampfmaschine 28 Touren und der Hammer schmiedete mehr Eisen,
als der Schmied heizen konnte." -- Am 3. Dezember 1782 schreibt
er an Boulton: "Was sollen wir der kleinen Dampfmaschine zu thun

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Werkzeugmaschinen. Öfen.
war eine der wichtigsten Verbesserungen, welche an den Werkzeug-
maschinen gemacht worden sind. Der Arbeiter hatte nur noch seinen
Drehmeiſsel richtig einzuspannen und langsam, ohne alle Anstrengung,
den Schlüssel der Führungsschraube zu drehen; und auch dieser
letzteren Arbeit wurde er überhoben durch ein selbstthätiges Zahn-
getriebe.

Dieser unscheinbaren Erfindung verdanken wir groſsenteils die
Zuverlässigkeit unserer Maschinen. Sie hat wesentlich zum Aufschwung
des Maschinenbaues beigetragen und während man früher nur kom-
plizierten Bohrmaschinen für gewisse auſserordentliche Leistungen in
groſsen Werkstätten begegnete, wurde die Supportdrehbank in
allen Werkstätten heimisch, für groſse und kleine Arbeit angewendet
und nahm den Bohrmaschinen einen groſsen Teil ihrer Arbeit ab.
Die Drehbank wurde seitdem das wichtigste Werkzeug der Metall-
bearbeitung.



Der Dampfhammer hat zwar im 18. Jahrhundert noch keine
Bedeutung erlangt, doch hatten Wilkinson und Watt seine
zukünftige Bedeutung bereits erkannt und die ersten Versuche zu
seiner Herstellung gemacht. Watt schrieb am 3. Mai an Boulton:
„Wilkinson
will groſse Schmiedestücke machen und braucht eine
Maschine, um einen Stempel von 15 Centner 30- bis 40 mal in der
Minute zu heben. Ph. Webb ist beauftragt, es mit einer kleinen
Maschine und einem Fallhammer (stamp-hammer) von 60 Pfund
Gewicht zu versuchen. Viele solche Rammen (battering rams) würden
gebraucht werden, wenn sie sich bewährten.“

Ferner schreibt Watt am 26. Novbr. 1782 an Boulton: „Bei
Wilkinson treibt eine Dampfmaschine, die gleichzeitig eine Pumpe
bewegt, einen Schwanzhammer; doch entspricht er nicht ganz.“ So-
dann bemerkt er am 28. Novbr. über den damaligen Zustand: „Der
Dampfcylinder hat 15 Zoll Durchmesser und 4 Fuſs Hub und macht
25 Wechsel in der Minute; der Hammer, der sechs Schläge für jeden
Wechsel macht, wiegt 120 Pfund, ist 18 Zoll breit, giebt einen guten
Schlag und schmiedet Eisen gut. Er beabsichtige den Hammer
1½ Centner schwer zu machen und 250 bis 300 Schläge zu geben,
da Überschuſs an Kraft da sei. — Einige Tage später machte die
Dampfmaschine 28 Touren und der Hammer schmiedete mehr Eisen,
als der Schmied heizen konnte.“ — Am 3. Dezember 1782 schreibt
er an Boulton: „Was sollen wir der kleinen Dampfmaschine zu thun

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[611/0625] Werkzeugmaschinen. Öfen. war eine der wichtigsten Verbesserungen, welche an den Werkzeug- maschinen gemacht worden sind. Der Arbeiter hatte nur noch seinen Drehmeiſsel richtig einzuspannen und langsam, ohne alle Anstrengung, den Schlüssel der Führungsschraube zu drehen; und auch dieser letzteren Arbeit wurde er überhoben durch ein selbstthätiges Zahn- getriebe. Dieser unscheinbaren Erfindung verdanken wir groſsenteils die Zuverlässigkeit unserer Maschinen. Sie hat wesentlich zum Aufschwung des Maschinenbaues beigetragen und während man früher nur kom- plizierten Bohrmaschinen für gewisse auſserordentliche Leistungen in groſsen Werkstätten begegnete, wurde die Supportdrehbank in allen Werkstätten heimisch, für groſse und kleine Arbeit angewendet und nahm den Bohrmaschinen einen groſsen Teil ihrer Arbeit ab. Die Drehbank wurde seitdem das wichtigste Werkzeug der Metall- bearbeitung. Der Dampfhammer hat zwar im 18. Jahrhundert noch keine Bedeutung erlangt, doch hatten Wilkinson und Watt seine zukünftige Bedeutung bereits erkannt und die ersten Versuche zu seiner Herstellung gemacht. Watt schrieb am 3. Mai an Boulton: „Wilkinson will groſse Schmiedestücke machen und braucht eine Maschine, um einen Stempel von 15 Centner 30- bis 40 mal in der Minute zu heben. Ph. Webb ist beauftragt, es mit einer kleinen Maschine und einem Fallhammer (stamp-hammer) von 60 Pfund Gewicht zu versuchen. Viele solche Rammen (battering rams) würden gebraucht werden, wenn sie sich bewährten.“ Ferner schreibt Watt am 26. Novbr. 1782 an Boulton: „Bei Wilkinson treibt eine Dampfmaschine, die gleichzeitig eine Pumpe bewegt, einen Schwanzhammer; doch entspricht er nicht ganz.“ So- dann bemerkt er am 28. Novbr. über den damaligen Zustand: „Der Dampfcylinder hat 15 Zoll Durchmesser und 4 Fuſs Hub und macht 25 Wechsel in der Minute; der Hammer, der sechs Schläge für jeden Wechsel macht, wiegt 120 Pfund, ist 18 Zoll breit, giebt einen guten Schlag und schmiedet Eisen gut. Er beabsichtige den Hammer 1½ Centner schwer zu machen und 250 bis 300 Schläge zu geben, da Überschuſs an Kraft da sei. — Einige Tage später machte die Dampfmaschine 28 Touren und der Hammer schmiedete mehr Eisen, als der Schmied heizen konnte.“ — Am 3. Dezember 1782 schreibt er an Boulton: „Was sollen wir der kleinen Dampfmaschine zu thun 39*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/625>, abgerufen am 22.11.2024.