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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Litteratur im 18. Jahrhundert.
versehen, bei Pauli in Berlin neu aufgelegt. Der dritte Abschnitt
des zweiten Teils handelt von den Eisen- und Stahlfabriken. Nach
einer allgemeinen Einleitung über die volkswirtschaftliche Bedeutung
folgen nachstehende Hauptstücke: 1. Von den Eisenhütten und Giesse-
reien, 2. von Stab- und Blechhämmern, 3. von den Stahlhütten, 4. von
den Gewehrfabriken, und 5. von den Fabriken allerlei stählerner Gerät-
schaften. In gefälliger, verständlicher Darstellung enthält das Buch,
das mehr für den gebildeten Laien, als für den Fachmann bestimmt
ist, eine Schilderung des Eisengewerbes. Das Buch war lange Zeit
das einzige seiner Art. Dies war noch 1780 so, weshalb Beckmann
es neu bearbeitete. von Justi hat noch vielerlei über einzelne Gegen-
stände der Eisenhüttenkunde geschrieben und ist selbst aus einem
Professor ein praktischer Eisenhüttenmann geworden, wobei er aller-
dings nicht glücklich war. Johann Heinrich Gottlob Justi wurde
am 25. Dezember 1720 zu Brücken im Amt Sangerhausen, kur-
sächsischer Kreis Thüringen, geboren. Er studierte Jurisprudenz, trat
bei Ausbruch des schlesischen Krieges in preussischen Kriegsdienst,
machte den Feldzug mit und avancierte zum Regimentsquartier-
meister. 1747 nahm Justi seinen Abschied, studierte weiter und
machte sich als Schriftsteller bemerklich. 1750 erhielt er einen Ruf
an die theresianische Ritterakademie zu Wien, wo er Kameral-
wissenschaften vortrug. Er wurde der erste Schematiker der Staats-
und besonders der Polizei- und Kameralwissenschaft. Dabei suchte
Justi seine Theorieen immer praktisch anzuwenden; in diesem Sinne
beförderte er die Seidenzucht in Österreich und bereiste die Berg-
werke und Hütten. Er erhielt den Titel eines Finanz- und Bergrats
und den Adel. Durch ein verfehltes Unternehmen, aus Kalklagern bei
Annaberg in Nieder-Österreich Silber zu gewinnen, verlor er das Ver-
trauen, weshalb er 1754 seinen Abschied nahm und Österreich ver-
liess. Ohne festen Wohnsitz, führte er einige Zeit ein unstetes Leben,
bis er 1755 die Bekanntschaft des hannöverischen Ministers von
Münchhausen
machte, der ihm die Stelle eines Bergrats und Ober-
polizeikommissärs übertrug und ihn veranlasste, nach Göttingen zu
ziehen, wo er Vorlesungen über Staatsökonomie und Naturwissen-
schaften hielt. 1757 verliess er Göttingen, indem er einer Einladung
nach Kopenhagen folgte. Von da aus bereiste er im Auftrage des
Grafen Bernstorff Jütland, um Vorschläge über die Nutzbarmachung
der grossen Haiden zu machen. 1759 ging er nach Berlin in der
Hoffnung auf eine Staatsanstellung in Preussen. Hier widmete er
sich mit erstaunlichem Fleisse litterarischen Arbeiten. 1763 legte er

Litteratur im 18. Jahrhundert.
versehen, bei Pauli in Berlin neu aufgelegt. Der dritte Abschnitt
des zweiten Teils handelt von den Eisen- und Stahlfabriken. Nach
einer allgemeinen Einleitung über die volkswirtschaftliche Bedeutung
folgen nachstehende Hauptstücke: 1. Von den Eisenhütten und Gieſse-
reien, 2. von Stab- und Blechhämmern, 3. von den Stahlhütten, 4. von
den Gewehrfabriken, und 5. von den Fabriken allerlei stählerner Gerät-
schaften. In gefälliger, verständlicher Darstellung enthält das Buch,
das mehr für den gebildeten Laien, als für den Fachmann bestimmt
ist, eine Schilderung des Eisengewerbes. Das Buch war lange Zeit
das einzige seiner Art. Dies war noch 1780 so, weshalb Beckmann
es neu bearbeitete. von Justi hat noch vielerlei über einzelne Gegen-
stände der Eisenhüttenkunde geschrieben und ist selbst aus einem
Professor ein praktischer Eisenhüttenmann geworden, wobei er aller-
dings nicht glücklich war. Johann Heinrich Gottlob Justi wurde
am 25. Dezember 1720 zu Brücken im Amt Sangerhausen, kur-
sächsischer Kreis Thüringen, geboren. Er studierte Jurisprudenz, trat
bei Ausbruch des schlesischen Krieges in preuſsischen Kriegsdienst,
machte den Feldzug mit und avancierte zum Regimentsquartier-
meister. 1747 nahm Justi seinen Abschied, studierte weiter und
machte sich als Schriftsteller bemerklich. 1750 erhielt er einen Ruf
an die theresianische Ritterakademie zu Wien, wo er Kameral-
wissenschaften vortrug. Er wurde der erste Schematiker der Staats-
und besonders der Polizei- und Kameralwissenschaft. Dabei suchte
Justi seine Theorieen immer praktisch anzuwenden; in diesem Sinne
beförderte er die Seidenzucht in Österreich und bereiste die Berg-
werke und Hütten. Er erhielt den Titel eines Finanz- und Bergrats
und den Adel. Durch ein verfehltes Unternehmen, aus Kalklagern bei
Annaberg in Nieder-Österreich Silber zu gewinnen, verlor er das Ver-
trauen, weshalb er 1754 seinen Abschied nahm und Österreich ver-
lieſs. Ohne festen Wohnsitz, führte er einige Zeit ein unstetes Leben,
bis er 1755 die Bekanntschaft des hannöverischen Ministers von
Münchhausen
machte, der ihm die Stelle eines Bergrats und Ober-
polizeikommissärs übertrug und ihn veranlaſste, nach Göttingen zu
ziehen, wo er Vorlesungen über Staatsökonomie und Naturwissen-
schaften hielt. 1757 verlieſs er Göttingen, indem er einer Einladung
nach Kopenhagen folgte. Von da aus bereiste er im Auftrage des
Grafen Bernstorff Jütland, um Vorschläge über die Nutzbarmachung
der groſsen Haiden zu machen. 1759 ging er nach Berlin in der
Hoffnung auf eine Staatsanstellung in Preuſsen. Hier widmete er
sich mit erstaunlichem Fleiſse litterarischen Arbeiten. 1763 legte er

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[50/0064] Litteratur im 18. Jahrhundert. versehen, bei Pauli in Berlin neu aufgelegt. Der dritte Abschnitt des zweiten Teils handelt von den Eisen- und Stahlfabriken. Nach einer allgemeinen Einleitung über die volkswirtschaftliche Bedeutung folgen nachstehende Hauptstücke: 1. Von den Eisenhütten und Gieſse- reien, 2. von Stab- und Blechhämmern, 3. von den Stahlhütten, 4. von den Gewehrfabriken, und 5. von den Fabriken allerlei stählerner Gerät- schaften. In gefälliger, verständlicher Darstellung enthält das Buch, das mehr für den gebildeten Laien, als für den Fachmann bestimmt ist, eine Schilderung des Eisengewerbes. Das Buch war lange Zeit das einzige seiner Art. Dies war noch 1780 so, weshalb Beckmann es neu bearbeitete. von Justi hat noch vielerlei über einzelne Gegen- stände der Eisenhüttenkunde geschrieben und ist selbst aus einem Professor ein praktischer Eisenhüttenmann geworden, wobei er aller- dings nicht glücklich war. Johann Heinrich Gottlob Justi wurde am 25. Dezember 1720 zu Brücken im Amt Sangerhausen, kur- sächsischer Kreis Thüringen, geboren. Er studierte Jurisprudenz, trat bei Ausbruch des schlesischen Krieges in preuſsischen Kriegsdienst, machte den Feldzug mit und avancierte zum Regimentsquartier- meister. 1747 nahm Justi seinen Abschied, studierte weiter und machte sich als Schriftsteller bemerklich. 1750 erhielt er einen Ruf an die theresianische Ritterakademie zu Wien, wo er Kameral- wissenschaften vortrug. Er wurde der erste Schematiker der Staats- und besonders der Polizei- und Kameralwissenschaft. Dabei suchte Justi seine Theorieen immer praktisch anzuwenden; in diesem Sinne beförderte er die Seidenzucht in Österreich und bereiste die Berg- werke und Hütten. Er erhielt den Titel eines Finanz- und Bergrats und den Adel. Durch ein verfehltes Unternehmen, aus Kalklagern bei Annaberg in Nieder-Österreich Silber zu gewinnen, verlor er das Ver- trauen, weshalb er 1754 seinen Abschied nahm und Österreich ver- lieſs. Ohne festen Wohnsitz, führte er einige Zeit ein unstetes Leben, bis er 1755 die Bekanntschaft des hannöverischen Ministers von Münchhausen machte, der ihm die Stelle eines Bergrats und Ober- polizeikommissärs übertrug und ihn veranlaſste, nach Göttingen zu ziehen, wo er Vorlesungen über Staatsökonomie und Naturwissen- schaften hielt. 1757 verlieſs er Göttingen, indem er einer Einladung nach Kopenhagen folgte. Von da aus bereiste er im Auftrage des Grafen Bernstorff Jütland, um Vorschläge über die Nutzbarmachung der groſsen Haiden zu machen. 1759 ging er nach Berlin in der Hoffnung auf eine Staatsanstellung in Preuſsen. Hier widmete er sich mit erstaunlichem Fleiſse litterarischen Arbeiten. 1763 legte er

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/64>, abgerufen am 11.05.2024.