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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
heit geboten, seine Kenntnisse für den Staat und das öffentliche Wohl
zu verwerten. So wurde er 1776 an die Spitze der Verwaltung der
Salpeter- und Pulverfabrikation gestellt, welche er bis zu seinem Tode
vortrefflich und mit anerkanntem Erfolge leitete. Von der Republik
wurde er zu den meisten wissenschaftlichen Kommissionen zugezogen,
so wurde er beispielsweise 1790 Mitglied der Kommission für die
Regulierung des Mass- und Gewichtssystems. 1791 liess die kon-
stituierende Versammlung einen von ihm abgefassten Bericht über die
Steuererhebung unter dem Titel: "Traite sur la richesse territoriale
de la France" drucken. Aber weder seine wissenschaftlichen Ent-
deckungen, noch seine Verdienste für das Vaterland konnten ihn vor
der Guillotine retten, auf welche ihn der Neid und das Miss-
trauen Robespierres brachten. Unter nichtigem Vorwand wurde
ihm der Prozess gemacht, und als einer seiner Freunde den Mut
hatte, seine Verdienste um die Wissenschaft vor dem Schreckens-
tribunal aufzuzählen, antwortete der Gerichtspräsident mit der
unsterblichen Roheit: Nous n'avons plus besoin des savants! So
endete Lavoisier im 51. Jahre seines ruhmvollen Lebens auf dem
Schaffot.

Von den Arbeiten Lavoisiers können wir hier nur insofern
sprechen, als sie mit der grossen Reform der Chemie in Beziehung
stehen; sie zeichnen sich alle durch Originalität und Gründlichkeit
aus, was sie aber hoch erhebt über die einzelnen Grossthaten
anderer Chemiker, das ist der einheitliche Gedanke, der sie erfüllt,
der geniale Plan, dem sie alle dienen, nämlich der, der Chemie eine
neue, feste Grundlage zu geben durch eine neue, richtige Lehre von
der Verbrennung und Verkalkung und von der Rolle, welche der
Sauerstoff dabei spielt. Als Mittel zur Ausführung diente ihm die
Wage, indem ihm die Gewichtsbestimmungen das Beweismaterial
lieferten. In der Ermittelung der Gewichte ging er mit der Sorgfalt
und Genauigkeit zu Werke, wie sie die neue Chemie, die Kopp mit
Recht das Zeitalter der quantitativen Untersuchungen genannt hat,
erforderte.

Den grossen Feldzug gegen das Phlogiston begann Lavoisier
1772 mit einer Note, die er bei der Akademie deponierte und welche
in der ersten Hälfte des folgenden Jahres eröffnet und gelesen wurde.
Er erklärte darin, dass bei der Verkalkung von Metallen ebenso wie
bei der Verbrennung von Phosphor und Schwefel eine Gewichts-
zunahme
stattfindet, dass diese von der Absorption einer grossen
Menge Luft herrührt und dass bei der Reduktion von Metallkalken

Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
heit geboten, seine Kenntnisse für den Staat und das öffentliche Wohl
zu verwerten. So wurde er 1776 an die Spitze der Verwaltung der
Salpeter- und Pulverfabrikation gestellt, welche er bis zu seinem Tode
vortrefflich und mit anerkanntem Erfolge leitete. Von der Republik
wurde er zu den meisten wissenschaftlichen Kommissionen zugezogen,
so wurde er beispielsweise 1790 Mitglied der Kommission für die
Regulierung des Maſs- und Gewichtssystems. 1791 lieſs die kon-
stituierende Versammlung einen von ihm abgefaſsten Bericht über die
Steuererhebung unter dem Titel: „Traité sur la richesse territoriale
de la France“ drucken. Aber weder seine wissenschaftlichen Ent-
deckungen, noch seine Verdienste für das Vaterland konnten ihn vor
der Guillotine retten, auf welche ihn der Neid und das Miſs-
trauen Robespierres brachten. Unter nichtigem Vorwand wurde
ihm der Prozeſs gemacht, und als einer seiner Freunde den Mut
hatte, seine Verdienste um die Wissenschaft vor dem Schreckens-
tribunal aufzuzählen, antwortete der Gerichtspräsident mit der
unsterblichen Roheit: Nous n’avons plus besoin des savants! So
endete Lavoisier im 51. Jahre seines ruhmvollen Lebens auf dem
Schaffot.

Von den Arbeiten Lavoisiers können wir hier nur insofern
sprechen, als sie mit der groſsen Reform der Chemie in Beziehung
stehen; sie zeichnen sich alle durch Originalität und Gründlichkeit
aus, was sie aber hoch erhebt über die einzelnen Groſsthaten
anderer Chemiker, das ist der einheitliche Gedanke, der sie erfüllt,
der geniale Plan, dem sie alle dienen, nämlich der, der Chemie eine
neue, feste Grundlage zu geben durch eine neue, richtige Lehre von
der Verbrennung und Verkalkung und von der Rolle, welche der
Sauerstoff dabei spielt. Als Mittel zur Ausführung diente ihm die
Wage, indem ihm die Gewichtsbestimmungen das Beweismaterial
lieferten. In der Ermittelung der Gewichte ging er mit der Sorgfalt
und Genauigkeit zu Werke, wie sie die neue Chemie, die Kopp mit
Recht das Zeitalter der quantitativen Untersuchungen genannt hat,
erforderte.

Den groſsen Feldzug gegen das Phlogiston begann Lavoisier
1772 mit einer Note, die er bei der Akademie deponierte und welche
in der ersten Hälfte des folgenden Jahres eröffnet und gelesen wurde.
Er erklärte darin, daſs bei der Verkalkung von Metallen ebenso wie
bei der Verbrennung von Phosphor und Schwefel eine Gewichts-
zunahme
stattfindet, daſs diese von der Absorption einer groſsen
Menge Luft herrührt und daſs bei der Reduktion von Metallkalken

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[631/0645] Lavoisier und die antiphlogistische Chemie. heit geboten, seine Kenntnisse für den Staat und das öffentliche Wohl zu verwerten. So wurde er 1776 an die Spitze der Verwaltung der Salpeter- und Pulverfabrikation gestellt, welche er bis zu seinem Tode vortrefflich und mit anerkanntem Erfolge leitete. Von der Republik wurde er zu den meisten wissenschaftlichen Kommissionen zugezogen, so wurde er beispielsweise 1790 Mitglied der Kommission für die Regulierung des Maſs- und Gewichtssystems. 1791 lieſs die kon- stituierende Versammlung einen von ihm abgefaſsten Bericht über die Steuererhebung unter dem Titel: „Traité sur la richesse territoriale de la France“ drucken. Aber weder seine wissenschaftlichen Ent- deckungen, noch seine Verdienste für das Vaterland konnten ihn vor der Guillotine retten, auf welche ihn der Neid und das Miſs- trauen Robespierres brachten. Unter nichtigem Vorwand wurde ihm der Prozeſs gemacht, und als einer seiner Freunde den Mut hatte, seine Verdienste um die Wissenschaft vor dem Schreckens- tribunal aufzuzählen, antwortete der Gerichtspräsident mit der unsterblichen Roheit: Nous n’avons plus besoin des savants! So endete Lavoisier im 51. Jahre seines ruhmvollen Lebens auf dem Schaffot. Von den Arbeiten Lavoisiers können wir hier nur insofern sprechen, als sie mit der groſsen Reform der Chemie in Beziehung stehen; sie zeichnen sich alle durch Originalität und Gründlichkeit aus, was sie aber hoch erhebt über die einzelnen Groſsthaten anderer Chemiker, das ist der einheitliche Gedanke, der sie erfüllt, der geniale Plan, dem sie alle dienen, nämlich der, der Chemie eine neue, feste Grundlage zu geben durch eine neue, richtige Lehre von der Verbrennung und Verkalkung und von der Rolle, welche der Sauerstoff dabei spielt. Als Mittel zur Ausführung diente ihm die Wage, indem ihm die Gewichtsbestimmungen das Beweismaterial lieferten. In der Ermittelung der Gewichte ging er mit der Sorgfalt und Genauigkeit zu Werke, wie sie die neue Chemie, die Kopp mit Recht das Zeitalter der quantitativen Untersuchungen genannt hat, erforderte. Den groſsen Feldzug gegen das Phlogiston begann Lavoisier 1772 mit einer Note, die er bei der Akademie deponierte und welche in der ersten Hälfte des folgenden Jahres eröffnet und gelesen wurde. Er erklärte darin, daſs bei der Verkalkung von Metallen ebenso wie bei der Verbrennung von Phosphor und Schwefel eine Gewichts- zunahme stattfindet, daſs diese von der Absorption einer groſsen Menge Luft herrührt und daſs bei der Reduktion von Metallkalken

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/645>, abgerufen am 22.11.2024.