neben grossem Abbrand ein ganz unbrauchbares Eisen. Die Versuche mit den Erzen von der Dauphine fielen besser aus und gab v. Diedrich sein Urteil dahin ab, dass dieselben geeignet seien, um nach dem Verfahren von Foix verschmolzen zu werden, "wenn man sie richtig behandle" -- also auch nicht ohne Reserve. Den Veröffentlichungen von Baron v. Diedrich und Duhamel folgte dann 1787 die aus- führliche Abhandlung des Marquis de la Peyrouse, Traite sur les mines et les forges du Comte de Foix, welche ebenfalls die Vorzüge dieses Schmelzverfahrens anpreist. Den Misserfolg des Baron v. Died- rich mit den Erzen von Berri sucht er dadurch zu beseitigen, dass er annimmt, man habe besonders schlechte und schwefelhaltige Erze geschickt, während gewiss eher das Gegenteil der Fall war, da der Graf von Artois persönliches Interesse an dem günstigen Ausfall der Versuche hatte. Für die Dauphine will er das Verfahren sofort ein- geführt wissen. So gross das Interesse war, welches diese rasch auf- einander folgenden gut geschriebenen Veröffentlichungen in den fachmännischen Kreisen hervorriefen, welches sich unter anderm auch darin äussert, dass das Buch von Tronson du Coudray 1786 von Chr. L. A. Wille und das des Marquis de la Peyrouse 1789 von Gust. Karsten in das Deutsche übersetzt wurden, so war der prak- tische Erfolg doch nur gering. Den Theoretikern und dem gebildeten Publikum leuchteten die Vorschläge der genannten Schriftsteller wohl ein, vielleicht um so mehr, weil sie in die Zeit Rousseaus und der Schwärmerei für die Rückkehr zum alten und einfachen fielen, aber die Männer der Praxis wollten nichts davon wissen. Auch die schwe- dischen Metallurgen Rinman und Garney, die ebenfalls von dem Blendwerk des natürlichen Schmelzverfahrens etwas angesteckt waren, beschränkten sich auf einige billige Versuche.
Garney machte mit Raseneisensteinen, die im Hochofen ein Roheisen gaben, das sich nur zu einem kaum brauchbaren Schmiede- eisen verfrischen liess, Versuche im Luppenfeuer und erhielt ein gutes weiches Eisen. Ebenso gelang es ihm, aus braunsteinhaltigen Berg- erzen einen brauchbaren Rohstahl zu erhalten. Rinman zog hieraus den Schluss, dass es besser wäre, manche Erze direkt auf Schmiede- eisen, statt auf Roheisen, zu verschmelzen.
"Das Ausbringen aus den Erzen und der Zeitaufwand schienen freilich sehr unvorteilhaft und mit vielen Kosten verknüpft zu sein, allein der Schmelzprozess würde sich ohne Zweifel durch eine grössere Vorrichtung und durch ein stärkeres Gebläse ungemein verbessern lassen."
Luppenfeuer.
neben groſsem Abbrand ein ganz unbrauchbares Eisen. Die Versuche mit den Erzen von der Dauphiné fielen besser aus und gab v. Diedrich sein Urteil dahin ab, daſs dieselben geeignet seien, um nach dem Verfahren von Foix verschmolzen zu werden, „wenn man sie richtig behandle“ — also auch nicht ohne Reserve. Den Veröffentlichungen von Baron v. Diedrich und Duhamel folgte dann 1787 die aus- führliche Abhandlung des Marquis de la Peyrouse, Traité sur les mines et les forges du Comté de Foix, welche ebenfalls die Vorzüge dieses Schmelzverfahrens anpreist. Den Miſserfolg des Baron v. Died- rich mit den Erzen von Berri sucht er dadurch zu beseitigen, daſs er annimmt, man habe besonders schlechte und schwefelhaltige Erze geschickt, während gewiſs eher das Gegenteil der Fall war, da der Graf von Artois persönliches Interesse an dem günstigen Ausfall der Versuche hatte. Für die Dauphiné will er das Verfahren sofort ein- geführt wissen. So groſs das Interesse war, welches diese rasch auf- einander folgenden gut geschriebenen Veröffentlichungen in den fachmännischen Kreisen hervorriefen, welches sich unter anderm auch darin äuſsert, daſs das Buch von Tronson du Coudray 1786 von Chr. L. A. Wille und das des Marquis de la Peyrouse 1789 von Gust. Karsten in das Deutsche übersetzt wurden, so war der prak- tische Erfolg doch nur gering. Den Theoretikern und dem gebildeten Publikum leuchteten die Vorschläge der genannten Schriftsteller wohl ein, vielleicht um so mehr, weil sie in die Zeit Rousseaus und der Schwärmerei für die Rückkehr zum alten und einfachen fielen, aber die Männer der Praxis wollten nichts davon wissen. Auch die schwe- dischen Metallurgen Rinman und Garney, die ebenfalls von dem Blendwerk des natürlichen Schmelzverfahrens etwas angesteckt waren, beschränkten sich auf einige billige Versuche.
Garney machte mit Raseneisensteinen, die im Hochofen ein Roheisen gaben, das sich nur zu einem kaum brauchbaren Schmiede- eisen verfrischen lieſs, Versuche im Luppenfeuer und erhielt ein gutes weiches Eisen. Ebenso gelang es ihm, aus braunsteinhaltigen Berg- erzen einen brauchbaren Rohstahl zu erhalten. Rinman zog hieraus den Schluſs, daſs es besser wäre, manche Erze direkt auf Schmiede- eisen, statt auf Roheisen, zu verschmelzen.
„Das Ausbringen aus den Erzen und der Zeitaufwand schienen freilich sehr unvorteilhaft und mit vielen Kosten verknüpft zu sein, allein der Schmelzprozeſs würde sich ohne Zweifel durch eine gröſsere Vorrichtung und durch ein stärkeres Gebläse ungemein verbessern lassen.“
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Luppenfeuer.
neben groſsem Abbrand ein ganz unbrauchbares Eisen. Die Versuche
mit den Erzen von der Dauphiné fielen besser aus und gab v. Diedrich
sein Urteil dahin ab, daſs dieselben geeignet seien, um nach dem
Verfahren von Foix verschmolzen zu werden, „wenn man sie richtig
behandle“ — also auch nicht ohne Reserve. Den Veröffentlichungen
von Baron v. Diedrich und Duhamel folgte dann 1787 die aus-
führliche Abhandlung des Marquis de la Peyrouse, Traité sur les
mines et les forges du Comté de Foix, welche ebenfalls die Vorzüge
dieses Schmelzverfahrens anpreist. Den Miſserfolg des Baron v. Died-
rich mit den Erzen von Berri sucht er dadurch zu beseitigen, daſs
er annimmt, man habe besonders schlechte und schwefelhaltige Erze
geschickt, während gewiſs eher das Gegenteil der Fall war, da der
Graf von Artois persönliches Interesse an dem günstigen Ausfall der
Versuche hatte. Für die Dauphiné will er das Verfahren sofort ein-
geführt wissen. So groſs das Interesse war, welches diese rasch auf-
einander folgenden gut geschriebenen Veröffentlichungen in den
fachmännischen Kreisen hervorriefen, welches sich unter anderm auch
darin äuſsert, daſs das Buch von Tronson du Coudray 1786 von
Chr. L. A. Wille und das des Marquis de la Peyrouse 1789 von
Gust. Karsten in das Deutsche übersetzt wurden, so war der prak-
tische Erfolg doch nur gering. Den Theoretikern und dem gebildeten
Publikum leuchteten die Vorschläge der genannten Schriftsteller wohl
ein, vielleicht um so mehr, weil sie in die Zeit Rousseaus und der
Schwärmerei für die Rückkehr zum alten und einfachen fielen, aber
die Männer der Praxis wollten nichts davon wissen. Auch die schwe-
dischen Metallurgen Rinman und Garney, die ebenfalls von dem
Blendwerk des natürlichen Schmelzverfahrens etwas angesteckt waren,
beschränkten sich auf einige billige Versuche.
Garney machte mit Raseneisensteinen, die im Hochofen ein
Roheisen gaben, das sich nur zu einem kaum brauchbaren Schmiede-
eisen verfrischen lieſs, Versuche im Luppenfeuer und erhielt ein gutes
weiches Eisen. Ebenso gelang es ihm, aus braunsteinhaltigen Berg-
erzen einen brauchbaren Rohstahl zu erhalten. Rinman zog hieraus
den Schluſs, daſs es besser wäre, manche Erze direkt auf Schmiede-
eisen, statt auf Roheisen, zu verschmelzen.
„Das Ausbringen aus den Erzen und der Zeitaufwand schienen
freilich sehr unvorteilhaft und mit vielen Kosten verknüpft zu sein,
allein der Schmelzprozeſs würde sich ohne Zweifel durch eine gröſsere
Vorrichtung und durch ein stärkeres Gebläse ungemein verbessern
lassen.“
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/667>, abgerufen am 25.11.2024.
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