sind die Hüttentopographie, die Hüttenarchitektur und die Hütten- ökonomie, worunter die eigentliche Eisenhüttenkunde begriffen ist. Die Hüttenchemie ist ein weitläufiger Auszug aus dem Lehrbuche der Chemie von Fourcroy und geht weit über die Grenzen einer Hüttenchemie hinaus. Der Verfasser setzt bei dem Leser gar keine chemischen Kenntnisse voraus und will ihn in die Wissenschaft über- haupt einführen und beschränkt sich dabei nicht auf die Chemie der Metalle, sondern zieht sogar die organischen Säuren in seine Be- trachtungen mit ein. Die Docimasie bildet eine Unterabteilung des ersten Abschnittes und umfasst das Probieren der Eisenmineralien auf trockenem und nassem Wege, soweit letzterer damals bekannt war. Wie der erste Abschnitt ein Auszug aus Fourcroy ist, so ist der zweite ein Auszug aus der Mineralogie Werners, wobei der spezielle Teil sich allerdings auf die "Eisenminer" beschränkt. Die Topographie behandelt die örtliche Beschaffenheit des Eisenhüttenwerkes, Wahl des Platzes, Anlage der Hüttengräben u. s. w., und folgt hierin der Verfasser den Werken von Schlüter und Kramer. Die Hüttenarchi- tektur beschäftigt sich fast ausschliesslich mit dem Hochofenbau, wo- bei er sich auf Garney stützt. Diesem Abschnitt ist die Beschreibung und Berechnung der Gebläse hinzugefügt, wofür ihm Baader Ge- währsmann ist. Die Hüttenökonomie umfasst 1. die Betriebslehre, und zwar den Betrieb der Hochöfen, Frischfeuer, Blechhütten und Draht- hütten, 2. die Lehre von den Eigenschaften des Roheisens, Schmied- eisens und Stahls, 3. die Vorbereitung der Erze, Rösten und Ver- wittern, 4. die Lehre von den Brennmaterialien, die merkwürdiger Weise den Schluss bildet. Dem "Werke ist ein Entwurf einer hütten- männischen Litteratur", d. h. eine Übersicht der einschlägigen Druck- werke beigefügt.
Zum Schlusse erwähnen wir noch einige geschichtliche Werke, aus welchen manches für die Geschichte des Eisens zu entnehmen ist. Es sind dies J. von Sperges, Tyrolische Bergwerksgeschichte, 1765, J. F. Gmelin, Beiträge zur Geschichte des deutschen Berg- baues, 1783, und das bekannte Werk von J. Beckmann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen, 1797.
Der grössere Verkehr der Länder Europas untereinander, die Informationsreisen zu wissenschaftlichen und technischen Zwecken, die Zeitungs- und periodische Fachlitteratur trugen viel dazu bei, hüttenmännische Kenntnisse und Erfindungen zu verbreiten, dennoch müssen wir erstaunen, wie langsam die nützlichsten Erfindungen und selbst die Kenntnis derselben sich verbreiteten. Ein Beispiel dafür
Litteratur im 18. Jahrhundert.
sind die Hüttentopographie, die Hüttenarchitektur und die Hütten- ökonomie, worunter die eigentliche Eisenhüttenkunde begriffen ist. Die Hüttenchemie ist ein weitläufiger Auszug aus dem Lehrbuche der Chemie von Fourcroy und geht weit über die Grenzen einer Hüttenchemie hinaus. Der Verfasser setzt bei dem Leser gar keine chemischen Kenntnisse voraus und will ihn in die Wissenschaft über- haupt einführen und beschränkt sich dabei nicht auf die Chemie der Metalle, sondern zieht sogar die organischen Säuren in seine Be- trachtungen mit ein. Die Docimasie bildet eine Unterabteilung des ersten Abschnittes und umfaſst das Probieren der Eisenmineralien auf trockenem und nassem Wege, soweit letzterer damals bekannt war. Wie der erste Abschnitt ein Auszug aus Fourcroy ist, so ist der zweite ein Auszug aus der Mineralogie Werners, wobei der spezielle Teil sich allerdings auf die „Eisenminer“ beschränkt. Die Topographie behandelt die örtliche Beschaffenheit des Eisenhüttenwerkes, Wahl des Platzes, Anlage der Hüttengräben u. s. w., und folgt hierin der Verfasser den Werken von Schlüter und Kramer. Die Hüttenarchi- tektur beschäftigt sich fast ausschlieſslich mit dem Hochofenbau, wo- bei er sich auf Garney stützt. Diesem Abschnitt ist die Beschreibung und Berechnung der Gebläse hinzugefügt, wofür ihm Baader Ge- währsmann ist. Die Hüttenökonomie umfaſst 1. die Betriebslehre, und zwar den Betrieb der Hochöfen, Frischfeuer, Blechhütten und Draht- hütten, 2. die Lehre von den Eigenschaften des Roheisens, Schmied- eisens und Stahls, 3. die Vorbereitung der Erze, Rösten und Ver- wittern, 4. die Lehre von den Brennmaterialien, die merkwürdiger Weise den Schluſs bildet. Dem „Werke ist ein Entwurf einer hütten- männischen Litteratur“, d. h. eine Übersicht der einschlägigen Druck- werke beigefügt.
Zum Schlusse erwähnen wir noch einige geschichtliche Werke, aus welchen manches für die Geschichte des Eisens zu entnehmen ist. Es sind dies J. von Sperges, Tyrolische Bergwerksgeschichte, 1765, J. F. Gmelin, Beiträge zur Geschichte des deutschen Berg- baues, 1783, und das bekannte Werk von J. Beckmann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen, 1797.
Der gröſsere Verkehr der Länder Europas untereinander, die Informationsreisen zu wissenschaftlichen und technischen Zwecken, die Zeitungs- und periodische Fachlitteratur trugen viel dazu bei, hüttenmännische Kenntnisse und Erfindungen zu verbreiten, dennoch müssen wir erstaunen, wie langsam die nützlichsten Erfindungen und selbst die Kenntnis derselben sich verbreiteten. Ein Beispiel dafür
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
sind die Hüttentopographie, die Hüttenarchitektur und die Hütten-
ökonomie, worunter die eigentliche Eisenhüttenkunde begriffen ist.
Die Hüttenchemie ist ein weitläufiger Auszug aus dem Lehrbuche
der Chemie von Fourcroy und geht weit über die Grenzen einer
Hüttenchemie hinaus. Der Verfasser setzt bei dem Leser gar keine
chemischen Kenntnisse voraus und will ihn in die Wissenschaft über-
haupt einführen und beschränkt sich dabei nicht auf die Chemie der
Metalle, sondern zieht sogar die organischen Säuren in seine Be-
trachtungen mit ein. Die Docimasie bildet eine Unterabteilung des
ersten Abschnittes und umfaſst das Probieren der Eisenmineralien auf
trockenem und nassem Wege, soweit letzterer damals bekannt war.
Wie der erste Abschnitt ein Auszug aus Fourcroy ist, so ist der
zweite ein Auszug aus der Mineralogie Werners, wobei der spezielle
Teil sich allerdings auf die „Eisenminer“ beschränkt. Die Topographie
behandelt die örtliche Beschaffenheit des Eisenhüttenwerkes, Wahl
des Platzes, Anlage der Hüttengräben u. s. w., und folgt hierin der
Verfasser den Werken von Schlüter und Kramer. Die Hüttenarchi-
tektur beschäftigt sich fast ausschlieſslich mit dem Hochofenbau, wo-
bei er sich auf Garney stützt. Diesem Abschnitt ist die Beschreibung
und Berechnung der Gebläse hinzugefügt, wofür ihm Baader Ge-
währsmann ist. Die Hüttenökonomie umfaſst 1. die Betriebslehre, und
zwar den Betrieb der Hochöfen, Frischfeuer, Blechhütten und Draht-
hütten, 2. die Lehre von den Eigenschaften des Roheisens, Schmied-
eisens und Stahls, 3. die Vorbereitung der Erze, Rösten und Ver-
wittern, 4. die Lehre von den Brennmaterialien, die merkwürdiger
Weise den Schluſs bildet. Dem „Werke ist ein Entwurf einer hütten-
männischen Litteratur“, d. h. eine Übersicht der einschlägigen Druck-
werke beigefügt.
Zum Schlusse erwähnen wir noch einige geschichtliche Werke,
aus welchen manches für die Geschichte des Eisens zu entnehmen
ist. Es sind dies J. von Sperges, Tyrolische Bergwerksgeschichte,
1765, J. F. Gmelin, Beiträge zur Geschichte des deutschen Berg-
baues, 1783, und das bekannte Werk von J. Beckmann, Beiträge
zur Geschichte der Erfindungen, 1797.
Der gröſsere Verkehr der Länder Europas untereinander, die
Informationsreisen zu wissenschaftlichen und technischen Zwecken,
die Zeitungs- und periodische Fachlitteratur trugen viel dazu bei,
hüttenmännische Kenntnisse und Erfindungen zu verbreiten, dennoch
müssen wir erstaunen, wie langsam die nützlichsten Erfindungen und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/70>, abgerufen am 26.11.2024.
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